BLOG Müller unterwegs

Hallo!
In diesem Blog werde ich von meinen Reiseaktivitäten berichten. Fast alle meine Reisen mache ich mit dem Rad. Wer wissen möchte was Müller in seiner Abwesenheit so erlebt, sollte hier immer mal wieder vorbei schauen.

Hallo!
in this blog I will write about my traveling activities. I am doing most of my journeys by bicycle. Maybe you want to be up to date, knowing what Müller is doing when not at home. So this is the right address to be up to date...

22. bis 24.6.20: Heimfahrt

Auch wenn Google den attraktiven Vorschlag machte das ich doch einfach durch Taunus und Sauerland von Kelkheim nach Dortmund radeln könnte habe ich mich doch lieber für die Route entlang des Rheins entschieden - die hat wesentlich weniger Steigungen. Außerdem kenne ich den Weg schon vom vorletzten Jahr. Daher gibt es eigentlich auch wenig Neues zu berichten.

Googles sportlicher Vorschlag

…und was dann daraus wurde


Das Wetter ist sommerlich-schön und trocken und das Rad läuft gut. Die Erste Etappe nach Dortmund führte mich auch Bacharach auf einen Campingplatz namens ‚Sonnenstrand‘ - für den Namen ist es hier erstaunlich schattig. Dafür sind die Mücken hier sehr zutraulich und zahlreich - eine habe ich schon umgebracht. ich werde sie Burt nennen…

Überhaupt ist diese Rückreise ganz im Zeichen des Schlagers - meine alte Bekannte, Mary Roos habe ich auch wieder getroffen.

Ich und Mary

Es wird wärmer - und Müller knittert ein bisschen bei den Temperaturen - am zweiten Tag habe ich mich Nchmittags ne Runde in den Schatten zum Pennen legen müssen. In der Konsequenz habe ich mein Wunschziel, Köln, nicht erreichen können. Ich blieb in Remagen auf dem Campingplatz ‘Siebengebirgsblick’ hängen. Das Rad hat sich im Scharnier für die Hinterradschwinge ein hartnäckiges Knarzen zugelegt das sich abhängig vom Staßenbelag etwas variiert, im Großen und ganzenaber nervig ist. Ich hab versucht, das mit Schmieröl zu beseitigen. Als Dank wurde es auf der letzten Etappe noch lauter - das riecht nach einer Wartung.

Die Strecke zwischen Köln und Solingen ist im Prinzip gut zu fahren, besteht aber in weiten Zügen aus schattenloser Betonwüste: Straßen und Bebauung gepaart mit so gut wie keinen Schatten. Gut, das es so schön warm war. Da ich wusste was mir an Steigung bevorstand habe ich in Hahn eine Pause am Straßenrand eingelegt. Dort gab es endlich einen größeren Schattenfleck. Luftmatratze raus und entspannen…

Das ging aber nicht lange gut - ich lag da zu offensichtlich rum. Nachdem das sechste Auto angehalten hatte um mich zu fragen ob es mir gut ginge hab ich das Projekt ‘Pause’ in den Wind geschossen und mich wieder auf den Weg gemacht. Komisch, während der knapp 10 Kilometer Steigung bis Vohwinkel hat mich niemand gefragt ob alles in Ordnung ist - anscheinend konnte man meine Verfassung auch ohne Fragen gut erkennen. Das durfte ich aber gern allein durch stehen.

Auf der Nordbahntrasse in Wuppertal gab’s ne Käsebrotpause - und die Erkenntnis das Käse bei warmen Wetter zwar nicht verdirbt, wohl aber seine Erscheinungsform ändert - ich muss bei der nächsten Fahrt unbedingt daran denken das ich ihn die Packung waagrecht lagere.

Einst war es ein Käse…

Was gab es auf dieser Fahrt noch für Erkenntnisse? Nun, meine Tour war ja der Prototyp einer Vereinzelungs-Reise - und sie sollte es auch bleiben. Auf den Campingplätzen wo ein Mann mittleren Alters mit Fahrrad und Zelt willkommen war bewegte ich mich noch ziemlich vorsaisonal. Die Plätze waren mit Wohnwagen und -Mobilen belegt. Die haben ja eigene Sanitärzellen. Ich hätte bei Zeltkauf vielleicht auf so was achten sollen. Erst auf den letzten beiden Plätzen gab es mehrere Zelte neben meinem. Alles hielt Abstand und wir kommunizierten auf Distanz. Gemenschelt hat da nicht viel.

Jedenfalls haben die Platz-Betreiber die an Zeltübernachtungen interessiert waren den ganzen Hygienekram recht überzeugend gelöst und die Lösungen haben auch gut funktioniert bzw. wurden sie von den Gästen gut angenommen. Über die anderen Plätze kann ich aus verständlichen Gründen nichts sagen - außer das sie an Übernachtungen nicht interessiert waren, was an und für sich schon sonderbar ist.

Ich bin mal gespannt wie sich das bis zum Herbst einpendelt - scheint ja schon spannend zu bleiben…

Abends um 20:00 war ich in Dortmund - die Klebe-Reparatur hat für 1050 Kilometer überzeugend gehalten - das mit dem Knarzen wird demnächst mal untersucht.

20.06.20: ein Kurzehosentag

Ich wache auf und es sieht dafinitiv nach einem Tag mit Sonne aus - der Moment, die kurze Hose in Betrieb zu nehmen und das Regen-Equipment mal entschlossen weg zu packen.
Ich wollte dem Mainviereck folgend bis nach Mömlingen fahren, wo es einen Campingplatz geben soll. Die Kritiken im Netz lassen erkennen das sie dort auch Radwanderer aufnehmen und diese dort sehr glücklich sind.
Nach den Erfahrungen von Gestern habe ich gegen Mittag mal dort angerufen und: Volltreffer! ‚Nein, da man habe erst vor zwei Tagen erfahren das man jetzt auch Zelte aufnehmen dürfe und hätte sich nicht darauf einrichten können und außerdem bräuchte man von mir ja einen Gesundheitsnachweis… - ich sollte doch besser ins Hotel gehen oder mit ein Pensionszimmer nehmen…‘
Das mit der Gastfreundschaft in Corona-Zeiten treibt sonderbare Blüten - ist ja auch völlig überraschend für manche das mit der Ferienzeit die Regelungen für Campingplätze gelockert werden und man sich im Vorfeld um die Umsetzung Gedanken hätte machen können.
Ich beschloss, das das heute eine Gebüsch-Übernachtung werden sollte - die anderen Campingplätze im Bereich Großostheim lagen zu weit entfernt und ich hatte auch keine Lust mehr, mich mit solch sonderbaren Gesprächsverläufen zu beschäftigen.
In Miltenberg bot sich die Chance, nach Bremsbelägen für die Scheibenbremse zu suchen. Ich fragte an einer Tanke - die Person an der Theke kannte sich jetzt nicht so recht in der Stadt aus aber zwei Jungs die dort gerade Eis kauften wussten einen Fahrradladen und haben mir sogar den Weg gezeigt. Und es war genau der Händler den ich brauchte!. Das Angebot umfasste Bremsbeläge von Magura und Shimano - und es waren auch die passenden für meine Bremse dabei - nicht selbstverständlich da die ‚Luise‘ ja schon etwas älter ist. Die Bremse war schnell wieder fit und der Sicherheitsbereich am Rad wieder in dem Bereich wo ich mich gut fühle.


Wo ich schon mal da war machte ich eine Pizza-Pause in der Stadt und genoß ein bisschen die Stimmung - seit ich das letzte mal dort war hat es ein bisschen an Hochglanz gewonnen - allerdings hat sich auch viel Erfreuliches getan. Die Stadt hat die historische Altstadt für Radfahrer frei gegeben. Angesichts der Enge der Straßen eine ziemliches Wagnis, das zu aber zu sehr entspannten Verhältnissen geführt hat. Radfahrer und Fussgänger pflegen hier auf dem Kopfsteinpflaster einen sehr zivilisierten Umgang.
Nach der Pause folgte ich der beschilderten Strecke nach Aschaffenburg - ich konnte in der Ferne schon die gewaltigen Wolkenberge sehen die sich in meinem heutigen Zielgebiet auftürmten und aus denen es offensichtlich abzuregnen begann. Bei mir war noch alles trocken. An meiner Strecke kam ich auch an einer Werft vorbei - so etwas gibt es im Dortmunder Hafen nur noch als Ruine.
Kurz hinter Grosswallstadt hat mich das Wetter dann erreicht, gerade als ich einen geeigneten Platz für mein Zeit entdeckt hatte. Im Eiltempo baute ich es auf und warf mich und das Gepäck hinein. Gerade rechtzeitig, denn unmittelbar darauf brach ein ordentlicher Platzregen los.

Regen am Main




18.6.2020: Strecke 46

Die Nacht hatte hohen Unterhaltungswert - es regnete in allen Variationen - mit Sturm und Gewitter. Es war eine Gewährungsprobe für mein 2-Seconds-2. ALs ich es vor fünf Jahren in Betrieb nahm unkte ein Freund das das ja keine wirkliche Outdoor-Qualität sein könne. Bisher hat das Ding diese Unterstellung Lügen gestraft.
Ich dachte erst das ich auch noch den Vormittag im Regen verbringen müsse, aber um sieben Uhr Morgens war alles Wasser aus den Wolken raus. Der Wetterbericht versprach einen ganztägig Wolken-verhangenen Tag ohne Niederschlag.
Also los auf die Straße - es gibt das draußen verlassenen Autobahnbrücken die auf mich warten.

Eifel nach dem Unwetter


Bevor ich so ein Ding zu Gesicht bekam durfte ich noch die Bekanntschaft der einen oder anderen Steigung machen und hatte ein bisschen mit dem Umstand zu kämpfen das bei starker Bewölkung die Genauigkeit des Garmin nach lässt. Das hat dazu geführt das ich in einem Ort den falschen Abzweig erwischte und mich mit einem Mal auf der Falschen Seite eines Tals befand. Immerhin fuhr ich in die richtige Richtung und die Karte versprach Hoffnung das ich weiter hinten auf die richtige Seite wechseln könnte. Aus dem anfänglich geteerten Weg wurde mit der Zeit ein schlammiger Feldweg - klar, auch hier hatte es die ganze Nacht geschüttet.
Wusstet Ihr das es eine schlaue Idee ist wenn man auf einem parallel einem Hang verlaufenden Weg auf der Bergseite zu fahren? Ich hab es heute raus gefunden als ich das nicht tat. Das Rad kam auf einem schlammigen Stelle des Weges ins Rutschen. Als ich es abzufangen versuchte geriet mein Fuß auf die abschüssige Seite des Weges und ich bin mitsamt dem Rad zum Tal hin vom Weg gekippt. Wir kugelten uns zwei mal um die eigene Achse und kamen zwei Meter weiter untern neben einen Getreideacker zu liegen. Erstaunlicherweise hatte weder ich mir noch das Orca sich etwas getan. In voller Beladung war es aber zu schwer um es den Hang wieder hoch zu wuchten. Dafür musste alles Gepäck abmontiert und den auf den Weg hoch geworfen werden. Aus Gründen gibt es von diesem Moment keine Fotos - ich war emotional gerade ganz woanders.
Ich habe es dann erst mal vorgezogen, das Rad auf dem schwierigen Untergrund zu schieben. Die versprochene Verbindung zur anderen Talseite war zwar existent, es handelte sich aber um Wege über die schon lange kein Fahrzeug mehr gefahren war - und natürlich war der Weg sehr abschüssig. Ich konnte das Rad das Gefälle herunter führen - war ja sowieso schon am schieben. In der Talsohle erwartete mich dann eine wunderschöne Sumpflandschaft in der ein schmaler Trampelpfad zur anderen Seite erkennbar war. Ich ließ das Rad erst mal stehen und erkundete den Überweg - es sah schlimmer aus als es war - Der Trampelpfad war einigermaßen fest und trocken und es gab sogar eine Brücke über den Bach - und eine Furt durch einen zweiten Bach. Kurze Zeit später war ich mit nassen Füßen und das Rad mit frisch gewaschenen Reifen auf der anderen Seite auf der offiziellen Strecke. Die Talsohle wurde anscheinend von Bibern gestaltet. Überall liegen Baumstämme die vom Rand des Tals aus gefällt wurden. Das hat das Tal in eine schöne Feuchtlandschaft verwandelt.


Zwei Orte später traf ich dann endlich auf meine erste Autobahnbrücke.
Ich sollte heute Nachmittag noch weitere Autobahn-Bauwerke sehen die allesamt ziemlich sinnlos in der Landschaft stehen. Es handelt sich dabei um die Überbleibsel der sogenannten Strecke 46 zwischen Weißenbach-Rupboden und Gemünden-Karsbach. Einer Autobahnplanung aus dem Jahr 1933 die Fulda und Würzburg miteinander verbunden hätte wenn nicht die Umstände dazu geführt hätten das mit einem mal keine Arbeiter (weil im Krieg) und Material (weil alle) mehr da gewesen wären. Große Teile der Strecke war zu Beginn des zweiten Weltkriegs schon so weit fertiggestellt das man nur noch die Fahrdecke hätte auflegen müssen. Nach dem Krieg haben die Anwohner sich von der Trasse alles geholt was nur ansatzweise transportabel und als Baumaterial geeignet war. Zu guter letzt hat das Verkehrsministerium auch noch beschlossen das ein anderer Streckenverlauf sinnvoller sei. Damit waren die unter großem Arbeitsaufwand geschaffenen Bauwerke überflüssig und blieben ohne Sinn stehen. Man kann immer noch die aufgeschütteten Wälle erkennen die den geplanten Streckenverlauf markieren. Inzwischen hat sich die Natur fast alles wieder geholt was man ihr damals entrissen hatte. Den Abschluss der Bauwerke machte nach einer langen Gefällestrecke aus dem Spessart hinaus ein nicht fertiggestellter Brückenbau zur Überführung der fränkischen Saale. einer der knapp 17 Meter hohen Pfeiler steht noch verlassen in der Wiese. Um das Tal zu überspannen hätte man wesentlich höhere Pfeiler bauen müssen, das hätte allerdings wesentlich mehr Stahl und Beton in Anspruch genommen. Mit dieser Höhe wären Einschnitte in die umgebende Landschaft und Steigungen/Gefälle an beiden Enden der Brücke nötig gewesen. Die Bauwerke sind heute noch Zeugnis eines grandiosen Scheiterns - es ist ja nicht so als wenn man im dritten Reich nicht reichlich in Beton gemacht hätte - aber zu Kriegsbeginn war eine Nord-Süd Verbindung zur Bewegung von Kriegsgerät nicht notwendig - das ging es ja bekanntermaßen nach Osten.


Interessantes Detail für Radfahrer: Entlang der Trasse verläuft die ‚Höhenstraße‘, ein geschotterter Waldweg. Im Prinzip super ausgebaut und fast eben. Hier ist dieses Jahr reichlich Schotter der Steingröße ca 3 cm aufgelegt worden der das Rad nur schwer kontrollierbar macht. Es droht bei der leichtesten Schräglage seitlich weg zu rutschen da es auf dem Material geradezu schwimmt. Finde ich kurios für einen offiziell ausgeschilderten Radweg…
Sehr zufrieden darüber das ich doch noch so gut durch gekommen bin machte ich mich auf die Suche nach einem Campingplatz. Ich sollte auch einen entdecken. Der lag in Gemünden - als man mich dort mit meinem Rad ankommen sah rief man mir zu das man nur Wohnmobile und Wohnwagen auf den Platz lasse. Auf die Aufnahme von Übernachtungsgästen mit Zelt wäre man nicht vorbereitet. (Sie wissen schon, Corona und so…)
Als ich meinte das mir dann keine andere Gelegenheit bliebe als mich im Gebüsch breit zum machen gab es nur Schulterzucken. Ich suchte mir ne Pizzeria und ließ die Eindrücke sacken. Da hatte man in Bayern erst vor zwei Tagen die Beschränkungen für die Unterbringung auf Zeltplätzen gelockert und anscheinend hatten die Campingplätze in der kurzen Zeit keine Hygienepläne ausarbeiten können…
Während ich auf meine Pizza wartete checkte ich noch mal ob es noch andere Plätze in der Nähe gibt - gleich der erste Platz den ich anrief hatte, freut sich auf Radfahrer mit Zelt und war auch noch bis 21:00 besetzt. Nach dem Essen habe ich dann also den Platz in einer Randlage von Gemünden angesteuert und mich dort auf der Wiese breit gemacht. Beim Aufbauen des Zelts purzelten mir ein paar aufgebrachte Ohrenkrabbler aus Heubach entgegen - die können jetzt mal sehen was sie so in der neuen Umgebung anstellen.
Nach der langen Gefällestrecke hatte sich meine Scheibenbremse hinten verabschiedet - ich hab mal die Lage gecheckt - ein Bremsbelag ist zur Hälfte abgerissen - der andere so gut wie runter gebremst. Gut, das ich Zuhause souverän die falschen Beläge eingepackt habe. Also, erst mal wieder alles zusammen gebaut und mir fest vorgenommen, bis auf Weiteres die beiden anderen Bremsen zu verwenden.

Endlich! - die Röhn

Ich hätte nicht gedacht das ich das mal schreiben würde - aber ich konnte die Nacht schlecht schlafen da die Fische im Fluss beim Hüpfen so laut auf’s Wasser Klatschen.

Um sieben Uhr gefrühstückt und die Klamotten aufs Rad geladen - dann ging’s los Richtung Röhn - heute muss ich mal da ankommen! Auf dem Weg dort hin konnte ich ein paar schöne Impressionen einsammeln. Das Rad fährt so als wenn die Reparatur von gestern erfolgreich war - schön!

Nach einer Pause neben einem Klapperstorch-Nest begann der Ernst des Lebens: Es begann wieder zu regnen und die Zeit der schönen Wege ist anscheinend auch vorbei - in der Röhn gibt es exquisite Möglichkeiten, doch mal auf offiziellen Radwegen die Offroad-Eigenschaften seines Rades auszuprobieren.

Radwege and more - werde ein Freund der Röhn ;-)

Innerhalb kürzester Zeit wurde mir alles geboten was ich früher unter Highlights verbucht hätte: eine schlammige Strecke durch einen mit hohem Gras zugewachsenen Weg, eine Furt durch einen Bach (mit einem Pflaster im Wasser auf dem man sich auf jeden Fall auf die Fresse legt), ehemals befestigte Wege, die seit der letzten Währungsreform niemand mehr kontrolliert hat und, der Klassiker: geschotterte Wege, gern an Steigungen und Gefällen und gern mit so grobem Schotter das die Reifen auf keinen Fall greifen. Ich sehe kommen das in den kommenden Tagen meine Begeisterung überschäumt (vielleicht erwarte ich aber auch einfach zu viel von einem offiziellen Radweg - die Pisten die mir sonst Google unterzuschieben versucht können das Angebot des heutigen Tages jedenfalls so schnell nicht toppen)

Immerhin hatte sich der Regen wieder verzogen - ich machte mich daran von Niederkalbach über Mittelkalbach und Oberkalbach einen Höhenzug zu erklimmen der sich speziell nach Oberkalbach ordentlich gewaschen hatte. Die Trainingsabstinenz durch Corona macht sich unangenehm bemerkbar - die Beine würden gern mehr, es waren aber einige Pausen an der Steigung nötig bis ich endlich oben ankam. Immerhin konnte ich bei meinen Stops die Hummeln an der Böschung beobachten.

Übrigens hieß der Ort auf der Höhe der Steigung nicht ‘Alleroberstkalbach’ sondern Heubach.

Gewitter in der Röhn

Es hatte während meines Anstiegs in den benachbarten Tälern schon gedonnert und geblitzt. Der Anblick der sich mir dann bot brachte mich aber auf den Gedanken das ich vielleicht schon um 16:00 auf den zufällig im Ort gelegenen Campingplatz gehen sollte. Das Zelt war kaum aufgebaut, da brach auch schon ein Sturm los den ich nicht auf freier Strecke erlebt haben wollte. Davon gab es gleich mehrere.

Das der Campingplatz über einen beheizten Aufenthaltsraum mit zugänglichen Steckdosen, freies WLAN, Waschmaschine und Trockner verfügt, waren weitere, deutliche Argumente für einen Aufenthalt. Endlich mal wieder klar Schiff in meinem Gepäck machen!

Orca im Sturm…



16.06.'20 - ein Königreich für einen Campingplatz

Die Nacht über hatte ich das Ladegerät zusammen mit dem Laptop und der Kamera in die gefütterte Laptop-Tasche gesteckt. Die Kamera hatte gestern ein paar Spritzer Wasser auf das Objektiv bekommen und sich danach geweigert bei weiteren Fotos das Objektiv aus- oder einzufahren bzw. zu Zoomen. Anscheinend sind die einzelnen Segmente des Objektivs nach der letzten Reparatur an einigen Stellen so eng in Kontakt das Wasser in der Lage ist, sie aneinander haften zu lassen. Ich habe die Hoffnung das sie durch die Wärme des Ladergeräts wieder in Stimmung gebracht wird.
Nach dem Aufwachen checkte ich als erstes ob es was gebracht hat - und siehe da: die Kamera tut wieder wie sie soll. Ich find’s toll das ich bei den bevorstehenden Panorama-Aufnahmen nicht auch noch das Objektiv zur Arbeit tragen muss.
Nach Frühstück und Zusammenpacken war ich bereits um 8:30 auf der Straße. Die Strecke bot nichts Aufregendes - die meiste Zeit war’s eben und wenn es mal ne Steigung gab konnte ich mich immer auf ein ordentliches Gefälle freuen.

Mir fällt auf das das Rad sich bei schneller Fahrt schwammig verhält - anscheinend habe ich vergessen, den Stoßdämpfer hinten härter einzustellen. Es könnte auch sein das die Reifen zu wenig Luft haben - das würde auch erklären warum ich fühlbar mehr Mühe beim Trampeln aufwenden muss. Jetzt fehlt nur noch eine ordentliche Luftpumpe oder zumindest eine Tankstelle.
In Melsungen habe ich beides nicht gefunden - aber ein Spagetti-Eis- war irgendwie auch ne feine Sache.
Außerdem konnte ich noch mehr über den Hessischen Umgang mit Radfahrern lernen. Zum Beispiel wird an Radwegen auf Schildern häufig darauf hin gewiesen das sich Radfahrer gefälligst rücksichtsvoll gegenüber Passanten verhalten sollen (als wenn es die Regel sei, alles was auf Beinen läuft kategorisch umzunieten) und - das hat mir besonders gut gefallen: Radfahrer werden auf eine Bundesstraße mit Leitplankenbegrenzung auf der sich zwei Autos so gerade begegnen können genötigt obwohl es einen gut ausgebauten Weg gibt der parallel zur Straße läuft.

Nimmt Hessen eigentlich am Darwin-Award teil?
Der Nachmittag ließ dunkle Regenwolken aufziehen - ich versuchte dem drohenden Schauer durch einen strategischen Einkauf in einem Rewe aus dem Weg zu gehen. Ich hab auch noch nen Kaffee unter dem Vordach sitzend getrunken.

Kaffee mit Beilage

Dann war der Regen weg. In dem Ort gab es auch eine Tankstelle mit Druckluft - jetzt sind beide Reifen auf 6 bar gebracht und mit einem mal läuft das Fahrrad spürbar schneller. Da habe ich die vergangenen Tage völlig umsonst Phantasien über den Leistungsabbau im Alter nachgedacht - dabei klebte das Rad einfach an der Straße!
Die Idee vom strategischen Umgang mit Regen hat sich im weiteren zerschlagen - es gab noch einige Wolken mehr. Ich hab’s dann eben durch gestanden und bin weiter geradelt.
Nach Rotenburg bzw. Bad Hersfeld wurde es so langsam Abend. Ich halt Ausschau nach einem Campingplatz. Doof war nur das ich keinen entdecken konnte - und allwissend Google kligscheißerte das ich doch auch in Rotenburg auf einen hätte gehen können denn hier gäbe es keine - na toll!
Da Glück kam dann in Form eines ärgerlichen Unfalls. Ich fuhr ein geteertes Gefälle herunter aus dem an einer Stelle nasse Erde lag. Dort ist mir das Rad unter dem Hintern seitlich weg gerutscht. Rad und ich sind gute fünf Meter durch dem Schlamm gerutscht. Die zum Trocknen auf dem Gepäck drapierte Wäsche ist jetzt frisch mit Schlamm dekoriert.
Noch ärgerlicher ist allerdings das durch den Stoß von der Seite die Lenkstange sich so verbogen hat das Geradeaus-Fahrt nur schwer möglich ist. Außerdem ist die Lenkstange in der Halteschelle verrutscht so das sie keinen festen Halt mehr hat und sich bei der leichtesten Belastung zu verdrehen droht. Das riecht nach Arbeit.
Schlechter Stimmung fuhr ich vorsichtig weiter. Ich befand mich in einem abgelegenen Waldstück am Fluss und es war bereits 19:00 - vielleicht gibt es hier ja eine kleine Wiese die mich aufnimmt.
Dann ist gleich noch ein Kracher passiert - ein kurzes Aststück hat sich so in den Speichen verfangen das es an der Hinterradschwinge anschlug und das Rad blockierte - keine Ahnung wie so etwas zu schaffen ist. Das Holz war nur 15 cm lang. Mit der Stimmung gings dadurch auch nicht wirklich bergauf.
ein paar Meter weiter fand ich dann tatsächlich eine Wiese die sich super für’s Zelt eignete - immerhin ein Gutes!
Beim Abnehmen des Gepäcks fand ich heraus das das Holzstück die Befestigungen für’s Schutzblech abgerissen hat und eine der Halterungen anscheinend auf dem Waldweg liegen geblieben ist.
Ich taperte zurück um an der zweiten Unfallstelle nach dem Teil zu suchen - gut, das der Waldboden dunkel ist und das Ding aus schwarzem Plastik. Ich hatte wirklich Glück, es wieder zu finden.


Die Reparatur der Schäden ließ sich zu Glück ganz gut mit Bordwerkzeug durchführen - jetzt ist alles wieder einigermaßen so wie es sein soll. Als Belohnung fürs brave Still-Halten darf das Rad die Wäsche trocknen.
Noch was Abendessen und dann ins Zelt bevor mich noch mehr Mücken entdecken.
Heute habe ich es bis Niederaula geschafft - wie befürchtet bin ich damit auch endlich in der Gegend wo schnelles Handnetz nach wie vor eine Legende ist - ein trauriges ‚E‘ auf dem Display legt nahe das hier noch Platz nach oben ist…

...und noch ein nasser Tag

Wenn es nach dem Wetter ginge könnte ich heute glatt noch einen Tag bei Ariane und Claas dran hängen - aber ich habe nicht ewig Zeit. Also wird die Regenjacke aus dem Reisezeug raus gewühlt und alles regengeschützt ans Rad gebastelt. Vor der Abfahrt noch mal das Regenradar für den Raum Kassel gecheckt - bezeichnenderweise bewegen sich die Wolken in dem Radarfilm gar nicht aus dem Gebiet weg - das gibt Anlass zu kühnsten Hoffnungen.

Ich habe vor bis Fulda den Radwegen zu folgen die neben den Flüssen laufen - die Idee das es dort bestimmt keine unangenehmen Steigungen geben würde hat sich allerdings recht schnell als Illusion herausgestellt. Insgesamt sind die Wege in den meisten Abschnitten geteert - komisch ist allerdings das die inzwischen fröhlich vor sich hin rottenden Holzbrücken auf der Strecke lediglich mit dem Hinweis ‘Radfahrer Absteigen’ versehen werden - eine Notiz zur verbleibenden Tragfähigkeit der schon recht faulig wirkenden Fahrbahn fände ich interessanter. Ist vielleicht eine Hessische Idee mit Gefahren und Verfall umzugehen…

Gegen Mittag ließ der Regen nach und wurde durch hundert Prozent Luftfeuchtigkeit abgelöst - jetzt läuft es nicht mehr an mir herunter sondern zieht einfach überall rein. Das ist nicht schlimm so lange ich auf dem Rad in Bewegung bleibe - und es gab Einiges zu Bewegen.

Der Dampf der überall aus den Wäldern aufstieg war schon toll. Die Weser führt ordentlich Wasser und ist zu einem breiten Strom angeschwollen der kurz davor steht, auch die Uferwege zu fluten.
Bei Schwans gab es deutlich mehr Arbeit, ans Essen ran zu kommen - es sind schon elegante Vögel…


Meine Fahr endet heute kurz hinter Kassel auf einem Campingplatz - diese Fahrt ist geprägt durch eine erstaunlich hohe Quote ordentlicher Übernachtungen. Ich hab mich mit meinem Zelt mal nah an die Stromverteilung ran gerobbt und ne Kleinigkeit Elektrizität für meinen Laptop gezockt - der ist in meiner Reisegruppe das einzige Gerät das ich nicht durch mich mit dem Rad aufgeladen werden kann.

Ein nasser Tag

Heute war ein ausdauerndes Wohlfühlprogramm für die Fauna angesagt: Es regnet als wenn es Geld dafür gäbe.
Ich entschloss mich zu einem weiteren Tag in Bad Karl.
Trotz guter Niederschlagswerte ist es und gelungen einen Spaziergang in der verdächtig geschichts-schwangeren Umgebung des Orts zu machen - unser Weg führte mich an einen Stein der das Dreiländer-Eck Niedersachsen-Hessen-Nordrhein-Westfalen markiert. Der soll zu Kurfürst Karls Zeiten aufgestellt worden sein - und seitdem ist hier die Putzfrau dort auch nicht mehr vorbei gekommen ;-)

Habt Ihr gewußt das ein Namensvetter von mir sich um die touristische Erschließung der Bad Kalrshafener Gegend verdient gemacht hat - der Ludwig-Stein ist Ludwig Müller gewidmet :-)
Insgesamt ist die gesamte Umgebung des Orts mit Landmarken unterschiedlicher Art gespickt - leider finden sich aber keine Leute die diese in einem guten Zustand erhalten wollen oder sich um die dort hin führenden Wege kümmern. Bei dem feuchten Wetter geriet unser Ausflug zu einem kleinen Balancier-Akt auf rutschigen Steinen die auch schon mal geradere Zeiten gesehen hatten.
Bad Karlshafen macht sich gerade daran, den Zweiten Abschnitt der historischen Hafenmauer sanieren zu lassen - die Bauarbeiten sollen bis zu der Fotoaktion im Juli abgeschlossen sein. Durch die Absperrung des Bereichs vor der Mauer ist den Schwänen die im Hafenbecken ansässig sind leider in diesem Jahr die Möglichkeit zum Brüten genommen. Die extra als Brutmöglichkeit erbaute Insel aus Paletten mögen die Schwäne irgendwie nicht - anscheinend können sie nicht wenn alle Gucken…

12. Juni - die Fahrt des Misstrauens

Meine Tour wird ich in die Rhön/Taunus führen - auf dem Weg da hin komme ich zufällig über Bad Karlshafen - das soll meine erste Etappe sein. Dort kann ich entweder bei Ariane übernachten und dann weiter radeln - oder ich lass das Rad dort liegen falls die Reparatur doch nicht so toll sein sollte.

Dies ist der dritte Versuch, einen sinnvollen Weg zu Ariane zu finden - bisher bezauberten meine Fahrten durch eher gewagte Streckenführungen. Google hat eine geradezu schmerzhafte Neigung dazu, die eher abgelegenen Strecken zu wählen - das können danach schon mal völlig verschlammte oder zugewachsene Feldwege sein oder Wege auf denen seit gefühlt vierzig Jahren niemand mehr gewesen ist.
Die vorgeschlagenen Strecken sind daher unbedingt im Detail zu überprüfen.
Dieses mal versuche ich eine Strecke über Altenbeken - wenn’s klappt ist dort die einzige deutliche Erhebung auf dem Kurs - wenn man mal davon absieht das ab Altenbeken ein geradliniger Streckenvorschlag von Google mich konsequent über Forstwege geradlinig Über Berge und Täler führen wollte. Leider kann man den Algorithmus ‚mach die Strecke so kurz wie geht und bleib um Himmels Willen von den Bundesstraßen weg‘ nicht abschalten.
Ich habe jetzt den Vorschlag mit eigenem Blödsinn modifiziert und lass mich mal überraschen.

Die Knapp 170 Kilometer Strecke bieten nur einen ernst zu nehmende Steigung - eben die bei Altenbeken. Die bisher ausprobieten Strecken waren ware Berg- und Talfahrten.

Die Friedenseiche von Nateln (1871)



Die erste Etappe führt mich bis zur Baker Seenplatte - der Campingplatz liegt knapp auf der Hälfte der Strecke kurz vor Paderborn und einigermaßen nah am Kurs.
Eigentlich ein Platz mit reichlich Dauercampern gibt es hier eine Wiese auf der sich die Gelegenheitscamper versammeln können. Aufgrund der aktuellen Verhältnisse habe ich mich entgegen meiner Gewohnheit, einfach irgendwo aufzulaufen und nach einem Platz zu fragen, vorher angekündigt. Ich kann nicht damit rechnen das die Regel noch gilt das ein Fahrradfahrer immer immer Plätzchen bekommt.
Der Weg dort hin war von der Suche nach der Quelle von komischen Geräuschen gezeichnet - es gibt einen knarzenden Ton der sich relativ aufdringlich in Abhängigkeit von den Bewegungen der Hinterrad-Schwinge bemerkbar macht - die Quelle ist nicht ganz klar. Es stellte sich heraus das die eine oder andere Schraube, speziell bei der Drehmomentstütze und am Gepäckträger hätte fester sein können - das gab mir unterwegs die Gelegenheit von Pausen mit Werkzeug-Einsatz.
Auf dem Campingplatz angekommen habe ich dann noch mal alle Schrauben gecheckt und festgestellt das eine am Gepäckträger nicht mehr richtig greift - da werde ich eine Längere besorgen müssen. Außerdem scheint es so als wenn sich die Verschraubung der Drehmoment-Stütze durch die Bewegungen der Schwinge gelockert haben - erst mal alles fest gemacht so weit es geht und für morgen einen Stop bei einem Baumarkt eingeplant.

Die erste Nacht bei einer Tour ist traditionell immer der Moment wo ich mich frage warum ich Dinge ausgerechnet an einen bestimmte Stelle geräumt habe (an der ich sie dann nicht wieder finde).
Anscheinend habe ich mein Zelt nach der letzten Fahrt nicht wirklich sauber gemacht - so konnte ich nun unter einem Baum voller Tauben ein Zelt aufstellen das offensichtlich schon von Tauben dekoriert war - große Enttäuschung im Baum über mir…

Camping-Still-Leben mit Orca als Wäscheständer

Die Operation kann beginnen

Ich hab mich ne ganze Zeit mit Überlegungen rum gechlagen wie ich das Liegerad wohl reparieren soll. meine Schweiß-Skills sind sind eher Mitleid-erregend und Aluminium kann ich schon mal gar nicht schweißen. Außerdem war das abgerissene Teil durch die Belastungen so sehr verzogen, das es sich nicht mehr wirklich zu verläßlichen Weiterverwendung eignet. Also schaute ich was es sonst noch so an Möglichkeiten gibt mit denen sich Aluminum verbinden lässt. Ich stieß auf einen Epoxyd-Kleber von 3M der laut Hersteller höhere Festigkeit als Schweißen erreichen soll und im Flugzeug- und Karosseriebau Verwendung findet. Das Zeug heisst 3M™ Scotch-Weld™ DP 490 - damit wollte ich’s versuchen. Der Kleber wurde bestellt und die Vorarbeiten begonnen.

Das Teil an dem die Hinterrad-Schwinge befestigt war sollte von Innen und Außen mit beigelegten Alu-Blechen gestützt und stabilisiert werden. Wie man an der Galerie sehen kann geht es bei den Arbeiten recht rustikal zu. Eine Papp-Schablone gibt die Form für das Blech vor das von Außen stützen soll und zusätzlich Verbindungsfläche zum Rahmen herstellen soll.

Die Bleche werden mit einer in der Werkbank eingespannten Sticksäge kunstvoll ausgesägt und passen bei einer ‘Anprobe’ erstaunlich gut.

Das abgerissene Teil habe ich so gut es ging wieder winklig zurecht gebogen und gedengelt. Dann wurde ein Alublech so gebogen das es das Lager für die Schwinge von unten umfasst und sich innen in die ehemalige Halterung schmiegt. dazu passend habe ich zwei dreieckige Bleche für die Seiten angepasst das die kaputte Halterung von innen komplett gestützt wird. Zur Sicherheit werden die Bleche mit dünnen Schrauben in der Konstruktion fixiert.

Aluminium hat beim Kleben so seine Tücken: die Klebung sollte auf einer frisch angeschliffenen Fläche erfolgen. Das Zeug oxidiert allerdings so schnell das nach dem Schleifen ein Zeitfenster von 10 Minuten bleibt um den Kleber aufzubringen. Sonst entsteht eine Verklebung die nur so fest hält wie eben die Oxydschicht auf dem Alu haftet.

Der Kleber hat eine offene Verabrbeitungszeit von 90 Minuten. Also war die Strategie folgende: Fläche anschleifen und aufrauhen, dann sofort Klebstoff flächig auftragen um die Oxidation zu unterbinden und das Teil zur Seite legen um die anderen Flächen aufzurauhen.

Wenn alle Flächen vorbehandelt sind, werden die Teile zusammen gefügt und verschraubt. Der Klebstoff ist nach 24 Stunden fest, erreicht seine maximale Belastbarkeit bzw Festigkeit allerdings erst nach einer Woche - das nimmt für die weiteren Schritte die Geschwindigkeit aus der Sache.

Zwei Tage nach dem Einsetzen der Innenbleche habe ich das Werkstück so angepasst das es sich an seinen alten Platz am Rahmen anschmiegt. Hier sind die Kontaktflächen zu den noch am Rahmen angeschweißten Resten ziemlich klein - Verschraubungngeht hier jetzt nicht - also kommt für ein paar Tage die Schraubzwinge drauf. Das Ergebnis entpuppt sich als verdammt haltbar - ich bin positiv überrascht. Trotz allem möchte ich das Teil nicht so lassen - ich fühl mich besser wenn das Lager etwas mehr gestützt ist.

Das Teil an dem die Hinterradschwinge eingehängt ist hat ganz schön gelitten - die Messingbuchsen sind gebrochen und müssen ausgetauscht werden. Zum Glück hatte ich noch welche zu liegen die ich in das Lager einzwängen konnte - mangels besserem Werkzeug habe ich mich mit mit einer Gewindestange und unterschiedlich großen Muttern beholfen.

Das Blech für die Außenseite hat nach dem ersten Zusägen noch ein paar Veränderungen erfahren. Da das Lager hauptsächlich unter Zug steht (das Gewicht fängt der Stoßdämpfer ab) und beim Beschleunigen bzw. in die Pedale Treten nach vorn geschoben wird fand ich den Gedanken beruhigen das das Außenblech den Rahmen umfasst und eine möglichst flächige Verbindung zwischen Lager und Rahmen hergestellt wird. Die Sache ist in eine kleine Schrauben-Orgie ausgeufert und wie man auf den Bildern sehen kann hat das Eine oder Andere aus der Grabbelkiste mit nicht mehr benötigten Fahrrad-Teilen hier noch mal einen großen Moment bekommen. Es gibt sogar zwei Winkel-Teile die gelötet wurden - ganz fachmännisch am Gasherd ;-) - Hat geklappt und hält auch recht gut - das mit dem Kleben ist aber doch irgendwie eleganter. Das Ergebnis sieht ein bisschen nach Steampunk aus - zum Glück gibt es Metallschutz-Lack der alles angleicht…

Ein erste Beurteilung des Ergebnisses: das erste Mal seit ich das Rad besitze stimmt die Spur und eine erste Probefahrt über die Schlagloch-geschwängerten Strecken der Dortmunder Nordstadt ergab, das alles gut hält - da bewegt sich nix! Der Lack an der Reparaturstelle wird mir hoffentlich verraten wenn sich doch irgendwann etwas lockert - er wird dann Risse bekommen. Eigentlich hätte die Konstruktion nicht lackiert werden müssen aber dann würde mir nicht auffallen wenn sich etwas lockert.

Im Zuge der Reparatur ist die Aufnahme für den Unterlenker auch überarbeitet worden, der Gepäckträger ist jetzt so angepasst das er gerade hängt und die Elektronik ist vom kabelsalat-Faktor etwas gestrfft worden. Intwischen sieht das Rad fast schöner aus als vorher - aber da spricht wahrscheinlich der Stolz des Bastlers aus mir…

Es hat sich Aus-ge-Orcat

Letztens bin ich mit dem Orca auf dem Weg nach Unna. Alles ist wie immer. Der Gepäckträger knarzt ein wenig - vielleicht sollte ich mal nach den Verschraubungen sehen. Als ich nach einer Rotphase anfahren will sackt der Rahmen durch und das Hinterrad blockiert! Was zu Hölle ist da los?

Da ist was Wichtiges vom Rahmen abgerissen

Ich hätte ja mit allem gerechnet, aber das dieses Teil vom Rahmen abreißen würde hätte ich nicht erwartet. Es handelt sich um das Lager in dem die Hinterrad-Schwinge eingehängt ist. Ich hatte richtig Glück das es beim Anfahren passiert ist und nicht bei voller Fahrt.

Es verändert alles - ich habe mit einem Schlag keinen fahrbaren Untersatz mehr mit dem ich die Reisen machen kann auf denen ich meine Bilder machen kann. Es ist ziemlich verstörend wenn Dinge auf die man sich verläßt mit einem Schlag versagen.

Den Rest der Strecke habe ich das Rad getragen. Die Trümmer angeschlossen und mit der Bahn nach hause gefahren. Zwei Tage später hab ich den Kadaver mit Almuts Auto abgeholt.


ein verletzter Orca auf dem Weg ins Krankenhaus

Jetzt liegt der kranke Wal in meinem Atelier und schaut mich leidend an…

Unser letzter Tag

Irgendwann musste er ja kommen - der letzte Morgen ist angebrochen. Die Küche schickt uns drei Tüten mit gefühlt 100 Sanwiches, ein letztes mal die sagenhaften Müsli-Bären zum Frühstück - die Betten abziehen und zurück in ihre Pappkartons stopfen, die Zimmer sauber machen und die Habseligkeiten in die Koffer stopfen.

Tja, und dann bekam Eva Brechdurchfall! Mit einem mal war nicht wirklich an eine Busfahrt nach Budapest zu denken, geschweige denn an Koffer schleppen oder die Heimreise im Zug.

Was tun? - erst mal abwarten, bei der Apotheke an der Ecke hilfreiche Mittelchen besorgen und schauen ob sich der Zustand wenigstens so weit bessert das sie laufen kann.

Wir gingen in der Zwischenzeit nen Kaffee/Kakao/Limonade im Dorfbistro trinken und besprachen die Lage.

Ein paar von uns wollten noch ein paar Fotos auf der Margaretenbrücke schießen bevor der Zug nach Wien abfuhr. Der Rest wollte gern noch was vor der Abfahrt Essen. Es kam zu folgendem Plan: Alle Jugendlichen fahren zusammen mit Zita nach Budapest - Essen oder Fotos machen und wir treffen uns dann rechtzeitig bei der U-Bahnstation von der es aus weiter zum Bahnhof Keleti geht. Von dort soll unser Zug nach Wien abfahren.

Leider wollte es Eva im Lauf des Nachmittags nicht besser gehen - wir entschieden gemeinsam das ich sie in der Obhut der Schwestern ließ und machte mich allein auf den Weg nach Budapest.

Wie geplant vereinten wir uns an der Station Kalman Ter.

Ab hier hätte alles super und ohne Stress laufen können wenn nicht plötzlich die Idee aufgekommen wäre das so ein Fahrkartenautomat eine super Gelegenheit ist um das Münzgeld los zu werden. Der Versuch, so einen Apparat mit unserem Metallgeld zu überfüttern führte zu ‚gewissen‘ Verzögerungen die Bevökerung Budapests recht ungeduldig und mich ängstlich machte ob wir wohl unseren Zug überhaupt noch erreichen würden. Etwa zwei Kilo Münzgeld später standen wir - gerade noch rechtzeitig - in der U-Bahn Richtung Keleti.

Unser Zug wartete schon - wir mussten uns von Zita verabschieden und wuchteten unsere Koffer in den Waggon. Die reservierten Plätze waren flauschig und es gab Strom und WIFI. Eva schickte uns WhatsApp-Nachrichten über ihren nicht wirklich besseren Zustand - sie hofft das sie in zwei Tagen reisefähig sein wird.

Es gab auch Menschen die ihren Abschied von Ungarn mit landestypischen Lebensmitteln zelebrierten, ansonsten war die Stimmung im Abteil eher schweigend.

Umsteigen in Wien war, wie auch bei der Hinreise, total unkompliziert. Wir mussten nur aus dem Zug steigen und auf dem Bahnsteig warten bis der Nachtexpress einfuhr. Wien war die erste Station - es gab etwas Trubel beim Einsteigen. Zu unserer Unterhaltung hatte vor unserem Einstieg ein Kamerateam des ORF Position bezogen - es war an alles gedacht.

Im Nachtexpress gab es noch eine Menge zu bereden - die meisten von uns fanden erst gegen Mitternacht ihr Plätzchen auf der Liege.

Ab hier war bereits alles Routine - der Schaffner weckte uns morgens mit dem Frühstück, wir bauten unser Abteil um und warteten auf unsere Ankunft in Düsseldorf. Dort wartete bereits der Fahrdienst nach Bocholt. Ein letztes Foto, dann ging’s in alle möglichen Richtungen auseinander.

Budapest sehen und...

Liegt gut in der Kurve…

Sonntag - ein Ausflug nach Budapest steht an - aber vorher erst mal ausschlafen und geruhsam frühstücken. (das habe ich irgendwo anders auch schon mal geschrieben ;-)

Unser erster Stop in Budapest war die Synagoge und ein bisschen auch das jüdische Viertel. Die größte noch existierende Synagoge Europas sieht ziemlich beeindruckend aus - aus ihrer Geschickte zu hören ist weniger schön. Die Spuren des Mordens sind heute mit verschiedenen Mitteln der Erinnerungskultur deutlich gemacht. Im Hof der Synagoge, in dem früher ein großes Becken für die rituellen Waschungen war wurde zu Ende des Krieges die noch verbliebenden Bewohner des Ghettos erschossen. Aus dem becken wurde ein Massengrab - und später eine Gedenkstätte die zumindest die Namen der bekannten Toten zu benennen.

Hinter der Synagoge befindet sich der Baum der Erinnerung. Das ist eine Skulptur aus Metall die einer Trauerweide nach empfunden ist. Die Blätter tragen die Namen aller bisher bekannten Toten des Jüdischen Viertels. Der Baum wird regelmäßig mit neuen Ästen und Blättern ergänzt. So wird versucht, die zahlreichen Schicksale fassbar zu machen.

Da nach sind wir auf die Margareteninsel gefahren um zu Schwimmen - ist ja nicht so als wenn wir das nicht schon mal gemacht hätten. Aber natürlich noch nicht im Spaßbad auf der Margareteninsel: 30 Grad warmes Wasser, jede Menge Platz und Rutschen für den absoluten Geschwindigkeitsrausch. Wir hatten sogar richtig Glück - während wir im Wasser tobten zog haarscharf an uns eine ordentliche Gewitterfront vorbei - die hat dann Eva abgekommen als sie mit dem Bus vom Abgeben des ach so schönen Mietwagens vom Flughafen zurück fuhr.

Wir trafen uns danach in der Innenstadt um den Sonnenuntergang an der Donau zu erleben (muss Mensch einfach mal…) Die Letzten Fotos in Budapest zwischen all den anderen Touristen die aus ähnlich sentimentalen Gründen dort aus ihren Bussen gekippt wurden.

Armenspeisung

Noch mal Mittag Essen vor der Arbeit

Heute ist Samstag, der Tag der Armenspeisung. Wir treffen uns mit Schwester Katharina und Schwester Johanna um elf Uhr. Nicht, wie wir dachten, um schon mal die Sachen für die Ausgabe zu sortieren sondern um in einem Powerpoint-Vortrag etwas über die Lebensumstände derer zu erfahren die heute die Zuwendungen bekommen. Schwester Johanna hatte viel zu erzählen und das was sie zu erzählen hatte gab uns einen Einblick darin wie lang der Atem sein muss wenn man die Lebensumstände von Menschen nachhaltig ändern will. Einen Großteil der auf den Bildern zu sehenden Menschen kannte sie persönlich und konnte dazu eine Lebensgeschichte erzählen die oft genug keinen guten Verlauf nahm.

Wir hatten ordentlich Sachen zu wuchten bis alle Leute in der Schlange versorgt waren. Von 13:00 bis 16:15 stopften wir ununterbrochen nach den Anweisungen der Stamm-Mitarbeiter unterschiedliche Nahrungsmittel in Tüten. Es fühlte sich an als würde es kein Ende nehmen wollen.

Nach all dem Essen das durch unsere Hände ging hatten wir ordentlich Hunger - da haben wir nach einem Abstecher zur Limobude die örtliche Burgerschmiede überfallen die für jeden Geschmack was zu bieten hatte - sogar für die reichlich vorhandenen Mücken gab es richtig was zu naschen.



Auf zum Balaton

Eiin Fussballstadion für den lieben Prinz…

Heute gings zum Balaton - aber vorher erst mal ein bisschen Ausschlafen und noch ein Sprung auf den Markt. Dann machten wir uns mit zwei Autos auf den Weg. Auf der Strecke liegt eine Fussball-Akademie die der Staatspräsident seinem Sohn (und seinen Fussball spielenden Freunden) dort hin gesetzt hat. Wirkt etwas überdimensioniert an dem Ort.

Nach zwei Stunden Fahrt erreichten wir den Plattensee und dort auch ein schönes Bad in dem wir einen entspannten Tag verbrachten. Der See ist toll - er hat ein flaches Ufer das es ermöglicht bis weit in den See hinein zu stehen - oder sich zu döppen ;-)

Als wir Abends zurück kamen wartete ein lustiges Schnitzel auf uns - Verhungern ist während dieses Aufenthalts völlig ausgeschlossen!

Die Schnitzel, der Reis, die Brote, Müsli-Bärchen und alle Anderen…

Trip in die Vergangenheit

mit dem Motto ist man unsinkbar…

Wir hatten einen Termin mit dem Heimatmuseum von Zsambék - es gibt in der Stadt ein Schwabenhaus das so realistisch wie möglich eine Einrichtung zeigt wie sie vor 100 bis 150 Jahren üblich war. Der Besuch hat so Einiges klar gemacht: die Wohnverhältnisse waren beengt, dunkel und im Winter ziemlich kalt. Die Kinder mussten in einer Schublade schlafen die unter dem Bett der Eltern hervor gezogen wurde und überhaupt alle Mitglieder der Familie - meist drei Generationen - schliefen in einem Raum. die Ausnahme war die Hochzeitsnacht - da mussten alle Anderen sehen wohin sie sich verkrümeln…

es gab weder WIFI noch Fernsehen - so haben die Leute sich die Zeit mit viel handwerklichen Arbeiten und der Ausschmückung ihres Umfelds vertrieben. Uns wurde berichtet das das Leben unter diesen Verhältnissen schön gewesen sei - so behauptete zumindestens die Frau die uns geführt hat…

Im Anschluss gab es eine Rallye durch den Ort auf der es nach weiteren Spuren der Donauschwaben zu forschen galt. Überall gut versteckt lassen sich solche Hinweise finden.

Nachmittags ging es noch mal zum Seifenmachen bzw. Kerzenziehen.

Im Anschluss haben wir uns mit unseren ungarischen Begleitern über die kulturellen Unterschiede unterhalten die uns während unseres Aufenthalts aufgefallen sind.

Von Seife und Kerzen

Ein Held im Kräutergarten

Hier der zweite Blogeintrag der chronologisch zwei Tage durcheinander würfelt:

In der Rubrik ‘beschützendes Arbeitsumfeld’ gibt es noch zwei weitere Werkstätten in einer davon werden Seifen hergestellt. Die Basis dieser Seifen ist Olivenöl, Soda und etwas Wasser - und, je nach Sorte, Kräuter die hier im eigenen Garten gezüchtet werden. Wir wurden unter Anleitung der Seifenfachfrau heute selbst zu Seifenmachern, Mischten Soda in das warme Öl, verquirlten alles mit dem Zauberstab und mischten Blüten unter die Masse. Dann füllten wir die Majonaise-ähnliche Masse in die Holzmodel.

Übrigens braucht es nach dem Kochen eine Woche bis die Masse erstarrt ist und weitere sechs Wochen bis die Seife richtig getrocknet ist - ein Naturprodukt ohne Hilfsstoffe braucht seine Zeit. Daher haben wir uns aus der bereits fertig produzierten Palette was für Zuhause eingepackt.

Bevor ich’s vergesse - wir haben natürlich auch eine Führung durch den Kräutergarten bekommen - da war bei dem Sonnigen Wetter richtig was los: Kräuter-Schmetterlinge, mehrere Kräuterkatzen und auch ein Kräuterhund waren dort zu beobachten…

Ganz anders lief es beim Kerzen ziehen. Die Mitarbeiter dort gaben sich größte Mühe, uns in die Geheimnisse der Kerzenmacherei einzuführen - und wir gaben uns auch unsere größte Mühe - allerdings wichen die Ergebnisse nach teilweise frustrierend langer Anlaufzeit doch deutlich von den fertigen Kerzen der Profis ab. Mag sein das es eine Arbeit für Menschen ist die auf dem normalen Arbeitsmarkt keine Chance mehr haben, Geschick und Geduld erfordert sie trotzdem!

Weil es am Wachstopf zu Drängeleien gekommen wäre durften zwei von uns kleine Heiligen-Reliefs aus Gips effektvoll bemalen, Kreuze veredeln oder Wachsdekorationen in Model gießen. Die Stimmung dort war sehr gut und auch die Sprachbarriere war kein wirkliches Hinderniss dabei. Trotz der nun offen gelegten mangelhaften Eignung zum Kerzen ziehen gingen wir extrem gut gelaunt zurück.

…und dann war da noch die Sache mit dem Tanzen. Es gibt da in Ungarn jemanden Namens Gabor der es sich vorgenommen hat und in die Geheimnisse alter Ungarischer Tänze einzuweihen. Es war sicherlich nicht leicht, aber er hat es versucht und es ging ohne schwere Verletzungen. Einen Film könnte ich hier nur einfügen wenn ich ihn bei Youtube, Vimeo oder Ähnlichem hoch lade. daher gibt es hier eine Galerie wahrscheinlich ähnlich aussagefähiger Bilder ;-)








Schwimmen in Ungarn

Heute: mit der Drachenbändigerin ins Freibad

Heute war ein Ausflug ins Freibad geplant - zusammen mit Jugendlichen aus der Gegend bestiegen wir Morgens um neun zwei Busse und kurvten erst mal ein Stündchen durch die Landschaft bis wir bei dem Freibad ankamen. Leider wurde es aus dem Besuch nichts da ein Teil der Schwimmbecken unbenutzbar war.

Die Neigungsgruppe ‘Schwimmen’ kurz vor der Abfahrt

Also, wieder alle in die Busse und noch ein bisschen weiter durch die Gegend gegurkt bis wir zu einem Schwimmbad kamen wo mehr Schwimmbecken funktionierten. Dort verbrachten wir einen Tag mit Herumtollen im Wasser, der Erobern eines überlebens-großen, aufblasbaren Hai, Gammeln auf dem Handtuch und dem Konsum von Slush-Eis. Alles Tätigkeiten bei denen man leicht in Kontakt mit den Einheimischen kommen konnte - und auch kam. Gerade im Schwimmbecken gab es keinerlei Berührungsängste - es klappt auch ohne viele Worte…

Zum Abendbrot waren wir wieder Zuhause - ein Abend zur freien Verfügung und zwei Gruppenleiter in geheimer Mission: der Vorbereitung der Stadtrallye…

Die Basilika von Zsambék



Es wird Ernst - auf ins Altenheim oder in die Tonwerkstatt

Montag Morgen: nach dem Frühstück trafen wir uns mit Schwester Katharina und Schwester Johanna um über den Premonstratenser-Orden und das was er in Zsambék bewirkt zu sprechen.

An dieser Stelle muss ich noch einfügen wie viele Schwestern aktuell hier wirken.

Der Orden hat eigentlich nichts anderes gemacht als im Ort Bedürfnisse zu erkennen und versucht Hilfe zu schaffen. So entstanden seit 1995 eine Kindertagesstätte, eine Grundschule, weiterführende Schule bis zur Gynmasialreife und eine Berufsschule für die klassischen Handwerker-Tätigkeiten Maurer, Schlosser, Automechaniker, Schreiner, Zimmermann, aber auch Informatiker, Wirtschaftsinformatiker, Hebamme, Krankenschwester, Altenpflegerin, Schneider…

Neben den Bildungsangeboten übernimmt der Orden Bürgschaften für Familien die aufgrund der Verhältnisse sonst von der staatlichen Fürsorge auseinander gerissen würden. Außerdem kümmern sich die Schwestern um Wohnmöglichkeit für Menschen die sich aufgrund ihrer sozialen oder finanziellen Umstände keine eigene Bleibe leisten können. Es gibt auch eine tägliche Versorgung mit Lebensmitteln für die Ärmsten der Armen. Sie betreiben Werkstätten für Menschen die auf dem ersten und zweiten Arbeitsmarkt keine Chance haben…

Diese Liste erhebt keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit.

Bei der Schilderung von Schwester Katharina war deutlich zu merken wie sehr sie mit ihrem Herz an dem Projekt und dem Erfolg all der Maßnahmen hängt und mit wie viel Vertrauen in die Fügung sie sich indie damit verbundenen Risiken stürzt. Sicher hätte sie noch einiges länger berichten können aber ihr Handy rief und wir sollten heute ja auch noch ein paar der Einrichtungen kennenlernen.

Wir hatten zwei Gruppen gebildet, die an zwei Tagen wechselnd das Altenheim und die Tonwerkstatt besuchen wollten. Ich fasse die zwei Termine jetzt mal in einem Blog-Beitrag zusammen.

Zum Altenheim wurde die erste Gruppe von Schwester Johanna begleitet. Sie führte uns in der Einrichtung herum und stellte uns ein paar der dort wohnenden Damen vor - es handelte sich um deutsch-sprachige Leute die sich offensichtlich freuten mal wieder auf Menschen zu treffen mit denen sie sich in ihrer Muttersprache unterhalten konnten.

Kurze Zeit später fanden fanden wir uns in dem kleinen Park des Altenheims im Schatten eines großen Walnussbaums wieder und wurden zugetextet - auch gern von den Menschen die gar kein Deutsch konnten - Besuch ist halt Besuch! Ein paar von uns hätten sicherlich sofort als Enkelin oder Enkel anfangen können ;-)

Zur Mittagszeit haben wir auch noch bei der Verteilung des Essens mit geholfen - dann waren wir entlassen und durften selbst etwas essen.

Die Gruppe in der Tonwerkstatt wurde nach einer Führung durch die Einrichtung ein Arbeitsplatz zugewiesen wo wir uns bis Mittags dem lustigen Ton-Ausstanzen widmeten. Zahllose Schmetterline, Blümchen, Kleeblätter und Pilze wuchsen aus unseren Händen - fast wie Weihnachts-Bäckerei, nur das man die nicht essen kann…

Nach zwei Stunden extatischer Stanz- und Formarbeit wurden wir entlassen. vorher machten wir noch einen Abstecher in die Regale wo die fertigen Sachen aufbewahrt wurden. Hier fand so mancher noch ein hübsches Mitbringsel für Zuhause.

Nach dem Mittagessen gab’s Bildung: Bernadette machte mit uns einen Sparchkursus Ungarisch. Es war nur die ganz kleine Tüte Wörter aber die waren auch schon so kompliziert das wir daran sicher noch lange zu knabbern haben werden.

Kirchfest und Burgenviertel

Bären auf dem Teller

Der Morgen begrüßte uns bärig - Müsli-bärig. Diese Ungarische Variante einer Frühstücks-Cerealie sollte und also jetzt jeden Morgen anlachen. Generell lacht uns am Tisch so einiges an. Verhungern weren wir während unseres Aufenthalts auf jeden Fall nicht.

Heute ist auch Kirchfest. Wir sind herzlich eingeladen den dazu gehörigen Gottesdienst zu besuchen. Für den feierlichen Anlass war die kleine Barock-Kirche gut gefüllt und für die Messe wurde kein Detail ausgelassen - alle Altäre gesegnet, alles aufgefahren was an Würdenträgern zu bekommen war und natürlich jede Menge Weihrauch…

Nach der Messe besuchten wir den um die Kirche aufgebauten Markt. Es gab viel Kunsthandwerk, Naschzeug und selbst gemachte Sachen. Bei dem schönen Wetter war auch die Stimmung gut.


Noch schnell eine Gulasch(!)Suppe und dann in der brütenden Hitze zur Bushaltestelle. Wir wollen nach Budapest - es ruft das Tourismus-Programm. Der Bus ist klimatisiert und lädt zum Chillen ein.

Wir sind heute ins Burgenviertel gegangen. Hier hat alles was mal Herrscher in Ungarn war eine Burg, ein Schloss oder einen Anbau an eines dieser Gebäude hinterlassen. Grund genug für die Heerscharen von Touristen sich diesen Ort mal anzusehen. So auch wir. Zusammenfassend kann man sagen: sieht hübsch aus, das Eis ist okay und die Aussicht auf die Stadt ist einzigartig. Als wir unsere Köpfe ausreichend mit Touri-Kram voll gestopft hatten sind wir den Berg herunter gelaufen (um mit der Bahn zu fahren hätten wir ein paar Stunden anstehen müssen) und haben dann auf eigene Faust ein bisschen die Innenstadt erkundet.

Nach einer - äh - erfrischenden Busfahrt mit Schlafmöglicheit zurück nach Zsambeck wartete eine köstlich Chili con Carne auf uns…


Auf nach Zsambéck

Eine unverbrauchte Reisegruppe

28.06.2019, kurz vor neun Uhr Abends auf dem Düsseldorfer Hauptbahnhof: Eine hoffnungsvolle, aber ahnungslose Reisegruppe trifft sich im Halbdunkel des etwas abgelegenen Gleis 20 (ich hatte bis da hin gar keine Ahnung das es diese Gleis in Düsseldorf gibt)

Um uns herum sonderbare Menschen mit großen Rucksäcken oder Koffern, teilweise mit Kissen und Kuscheltieren unter dem Arm. Das ist das Gleis auf dem der Nachtzug nach Wien auf seine Fahrgäste wartet und wir haben für diese Nacht zwei Schlaf-Abteile gebucht denn wir wollen Morgen Nachmittag in Zsambék ankommen.

Was werden wir dort machen? In diesem Ort gibt es eine von Premonstratensern betriebene Mission die wir besuchen und erleben wollen. Wir, das sind acht Schüler des KAPU, Eva Olejok, die Schulseelsorgerin und meine Fragwürdigkeit (als Betreuer und Fototierchen gebucht). Ich schreibe in den folgenden Blogbeiträgen von dem was wir auf unserer Fahrt erlebten und sorge für die Bebilderung.

Unterstützt werden wir bei unserer Expedition durch einen grosszügigen Zuschuss des Jugend-Förderprogramms Go East und RENOVABIS.

Der Abfahrtzeitpunkt kam immer näher - wir stiegen in den Zug und versuchten uns in den Abteilen einzurichten, die, offen gesagt kaum unser Gepäck aufnehmen konnten. Hier sollten wir also zu sechs Leuten die Nacht verbringen. Bullenhitze, nicht nur auf dem Bahnsteig sondern auch um Zug - das versprach ja lustig zu werden.

Die Abfahrt zog sich hin - der Schlafwagenschaffner kam durch und erzählte was zur Klimaanlage und wollte wissen was wir Morgen frühstücken wollen. Wir wollten erst mal fahren und das ließ nach wie vor auf sich warten. Ab und zu rumpelte es im Zug - es wurden noch Wagen angekoppelt. Irgendwann kam dann auch mal die Lokomotive und versorgte den Zug mit Strom - die Klimaanlage erwachte zu Leben und das Licht ging an. Das wurde auch Zeit denn inzwischen dämmerte es bereits, es war kurz vor 22:00 und wir hatten uns immer noch nicht bewegt. Schlafwagen-Reisen haben offensichtlich wenig mit dem Rausch der Geschwindigkeit zu tun. Als das Teil endlich Fahrt aufnahm geschah das auch eher geruhsam - es bleibt spannend ob wir wohl pünktlich in Wien ankommen.
Teile von uns verbrachte den Beginn der Fahrt mit Karten spielen im Sitzabteil - erst so gegen halb zwölf versuchten wir alle uns irgendwie in unserer Koje einzurichten. Es passte wie reingeschossen und unter denen im obersten Stock machte sich die Sorge breit, sie könnten aus dem Bett heraus rollen und in die Tiefe stürzen. Nicht dergleichen geschah. Es war zwar ungewohnt in einem sich ständig bewegenden Bett zu schlafen aber so knittrig wie manche behaupteten waren wir bei unserer Ankunft in Wien gar nicht. Es gab sogar noch ein reichhaltiges Frühstück: zwei Brötchen, eine Packung Butter und eine Packung Marmelade und ein Getränk der Wahl. Wenn man den Aufstrich sorgfältig einmassiert reicht er sogar für beide Brötchen…

Umsteigen in Wien: fast wie neu, teilweise noch im Schlafanzug…

Die Zugfahrt nach Budapest bot uns eine sich langsam verändernde Landschaft - es sah irgendwie immer ungarischer aus. Auch unsere Mitreisenden brachten den Hauch den neuen in unser Leben - und wenn es auch teilweise nur der Hauch neuer, bisher in dieser Intensität ungekannter Zigarettenaromen war. Je näher wir an Ungarn heran kamen desto langsamer wurde das WIFI im Zug - sollte vielleicht ein Zeichen sein. Als wir um elf Uhr dreissig in Budapest Keleti einfuhren hatten wir jedenfalls erst mal genug von Zug fahren. Der Bahnhof war zwar ganz hübsch aber wir wollte weiter - mit der U-Bahn zum Busbahnhof und dann mit dem Überlandbus nach Zsambeck. Kurz nach zwei Uhr Mittag stiegen wir bei brütender Hitze (alte Bekannte) aus dem Bus und holperten mit unseren Koffern zu unserer Unterbringung.

Uns wurde ein herzlicher Empfang bereitet. Schwester Johanna brachte uns in die Räume der Kindertagesstätte, wo unser Essen auf uns wartete. Nockerln mit Gulasch (oder hieß es doch anders?) und Gurkensalat (göttlich). Dann legten wir uns erst mal ein bisschen in unseren Zimmern auf’s Ohr.

Abends machten wir mit Bernadette, die sich freundlicherweise für unseren Aufenthalt als Übersetzerin zur Verfügung gestellt hat, eine kleine Tour durch den Ort. An dem Abend spielte eine Blaskapelle auf dem Markt. Wir besuchten ein Denkmal das an die Pest erinnerte und die alte Basilika. Auf dem Rückweg blieben wir für eine Limonade in einer lauschigen Gastronomie hängen - es scheint hier nett zu sein…