BLOG Müller unterwegs

Hallo!
In diesem Blog werde ich von meinen Reiseaktivitäten berichten. Fast alle meine Reisen mache ich mit dem Rad. Wer wissen möchte was Müller in seiner Abwesenheit so erlebt, sollte hier immer mal wieder vorbei schauen.

Hallo!
in this blog I will write about my traveling activities. I am doing most of my journeys by bicycle. Maybe you want to be up to date, knowing what Müller is doing when not at home. So this is the right address to be up to date...

18.6.2020: Strecke 46

Die Nacht hatte hohen Unterhaltungswert - es regnete in allen Variationen - mit Sturm und Gewitter. Es war eine Gewährungsprobe für mein 2-Seconds-2. ALs ich es vor fünf Jahren in Betrieb nahm unkte ein Freund das das ja keine wirkliche Outdoor-Qualität sein könne. Bisher hat das Ding diese Unterstellung Lügen gestraft.
Ich dachte erst das ich auch noch den Vormittag im Regen verbringen müsse, aber um sieben Uhr Morgens war alles Wasser aus den Wolken raus. Der Wetterbericht versprach einen ganztägig Wolken-verhangenen Tag ohne Niederschlag.
Also los auf die Straße - es gibt das draußen verlassenen Autobahnbrücken die auf mich warten.

Eifel nach dem Unwetter


Bevor ich so ein Ding zu Gesicht bekam durfte ich noch die Bekanntschaft der einen oder anderen Steigung machen und hatte ein bisschen mit dem Umstand zu kämpfen das bei starker Bewölkung die Genauigkeit des Garmin nach lässt. Das hat dazu geführt das ich in einem Ort den falschen Abzweig erwischte und mich mit einem Mal auf der Falschen Seite eines Tals befand. Immerhin fuhr ich in die richtige Richtung und die Karte versprach Hoffnung das ich weiter hinten auf die richtige Seite wechseln könnte. Aus dem anfänglich geteerten Weg wurde mit der Zeit ein schlammiger Feldweg - klar, auch hier hatte es die ganze Nacht geschüttet.
Wusstet Ihr das es eine schlaue Idee ist wenn man auf einem parallel einem Hang verlaufenden Weg auf der Bergseite zu fahren? Ich hab es heute raus gefunden als ich das nicht tat. Das Rad kam auf einem schlammigen Stelle des Weges ins Rutschen. Als ich es abzufangen versuchte geriet mein Fuß auf die abschüssige Seite des Weges und ich bin mitsamt dem Rad zum Tal hin vom Weg gekippt. Wir kugelten uns zwei mal um die eigene Achse und kamen zwei Meter weiter untern neben einen Getreideacker zu liegen. Erstaunlicherweise hatte weder ich mir noch das Orca sich etwas getan. In voller Beladung war es aber zu schwer um es den Hang wieder hoch zu wuchten. Dafür musste alles Gepäck abmontiert und den auf den Weg hoch geworfen werden. Aus Gründen gibt es von diesem Moment keine Fotos - ich war emotional gerade ganz woanders.
Ich habe es dann erst mal vorgezogen, das Rad auf dem schwierigen Untergrund zu schieben. Die versprochene Verbindung zur anderen Talseite war zwar existent, es handelte sich aber um Wege über die schon lange kein Fahrzeug mehr gefahren war - und natürlich war der Weg sehr abschüssig. Ich konnte das Rad das Gefälle herunter führen - war ja sowieso schon am schieben. In der Talsohle erwartete mich dann eine wunderschöne Sumpflandschaft in der ein schmaler Trampelpfad zur anderen Seite erkennbar war. Ich ließ das Rad erst mal stehen und erkundete den Überweg - es sah schlimmer aus als es war - Der Trampelpfad war einigermaßen fest und trocken und es gab sogar eine Brücke über den Bach - und eine Furt durch einen zweiten Bach. Kurze Zeit später war ich mit nassen Füßen und das Rad mit frisch gewaschenen Reifen auf der anderen Seite auf der offiziellen Strecke. Die Talsohle wurde anscheinend von Bibern gestaltet. Überall liegen Baumstämme die vom Rand des Tals aus gefällt wurden. Das hat das Tal in eine schöne Feuchtlandschaft verwandelt.


Zwei Orte später traf ich dann endlich auf meine erste Autobahnbrücke.
Ich sollte heute Nachmittag noch weitere Autobahn-Bauwerke sehen die allesamt ziemlich sinnlos in der Landschaft stehen. Es handelt sich dabei um die Überbleibsel der sogenannten Strecke 46 zwischen Weißenbach-Rupboden und Gemünden-Karsbach. Einer Autobahnplanung aus dem Jahr 1933 die Fulda und Würzburg miteinander verbunden hätte wenn nicht die Umstände dazu geführt hätten das mit einem mal keine Arbeiter (weil im Krieg) und Material (weil alle) mehr da gewesen wären. Große Teile der Strecke war zu Beginn des zweiten Weltkriegs schon so weit fertiggestellt das man nur noch die Fahrdecke hätte auflegen müssen. Nach dem Krieg haben die Anwohner sich von der Trasse alles geholt was nur ansatzweise transportabel und als Baumaterial geeignet war. Zu guter letzt hat das Verkehrsministerium auch noch beschlossen das ein anderer Streckenverlauf sinnvoller sei. Damit waren die unter großem Arbeitsaufwand geschaffenen Bauwerke überflüssig und blieben ohne Sinn stehen. Man kann immer noch die aufgeschütteten Wälle erkennen die den geplanten Streckenverlauf markieren. Inzwischen hat sich die Natur fast alles wieder geholt was man ihr damals entrissen hatte. Den Abschluss der Bauwerke machte nach einer langen Gefällestrecke aus dem Spessart hinaus ein nicht fertiggestellter Brückenbau zur Überführung der fränkischen Saale. einer der knapp 17 Meter hohen Pfeiler steht noch verlassen in der Wiese. Um das Tal zu überspannen hätte man wesentlich höhere Pfeiler bauen müssen, das hätte allerdings wesentlich mehr Stahl und Beton in Anspruch genommen. Mit dieser Höhe wären Einschnitte in die umgebende Landschaft und Steigungen/Gefälle an beiden Enden der Brücke nötig gewesen. Die Bauwerke sind heute noch Zeugnis eines grandiosen Scheiterns - es ist ja nicht so als wenn man im dritten Reich nicht reichlich in Beton gemacht hätte - aber zu Kriegsbeginn war eine Nord-Süd Verbindung zur Bewegung von Kriegsgerät nicht notwendig - das ging es ja bekanntermaßen nach Osten.


Interessantes Detail für Radfahrer: Entlang der Trasse verläuft die ‚Höhenstraße‘, ein geschotterter Waldweg. Im Prinzip super ausgebaut und fast eben. Hier ist dieses Jahr reichlich Schotter der Steingröße ca 3 cm aufgelegt worden der das Rad nur schwer kontrollierbar macht. Es droht bei der leichtesten Schräglage seitlich weg zu rutschen da es auf dem Material geradezu schwimmt. Finde ich kurios für einen offiziell ausgeschilderten Radweg…
Sehr zufrieden darüber das ich doch noch so gut durch gekommen bin machte ich mich auf die Suche nach einem Campingplatz. Ich sollte auch einen entdecken. Der lag in Gemünden - als man mich dort mit meinem Rad ankommen sah rief man mir zu das man nur Wohnmobile und Wohnwagen auf den Platz lasse. Auf die Aufnahme von Übernachtungsgästen mit Zelt wäre man nicht vorbereitet. (Sie wissen schon, Corona und so…)
Als ich meinte das mir dann keine andere Gelegenheit bliebe als mich im Gebüsch breit zum machen gab es nur Schulterzucken. Ich suchte mir ne Pizzeria und ließ die Eindrücke sacken. Da hatte man in Bayern erst vor zwei Tagen die Beschränkungen für die Unterbringung auf Zeltplätzen gelockert und anscheinend hatten die Campingplätze in der kurzen Zeit keine Hygienepläne ausarbeiten können…
Während ich auf meine Pizza wartete checkte ich noch mal ob es noch andere Plätze in der Nähe gibt - gleich der erste Platz den ich anrief hatte, freut sich auf Radfahrer mit Zelt und war auch noch bis 21:00 besetzt. Nach dem Essen habe ich dann also den Platz in einer Randlage von Gemünden angesteuert und mich dort auf der Wiese breit gemacht. Beim Aufbauen des Zelts purzelten mir ein paar aufgebrachte Ohrenkrabbler aus Heubach entgegen - die können jetzt mal sehen was sie so in der neuen Umgebung anstellen.
Nach der langen Gefällestrecke hatte sich meine Scheibenbremse hinten verabschiedet - ich hab mal die Lage gecheckt - ein Bremsbelag ist zur Hälfte abgerissen - der andere so gut wie runter gebremst. Gut, das ich Zuhause souverän die falschen Beläge eingepackt habe. Also, erst mal wieder alles zusammen gebaut und mir fest vorgenommen, bis auf Weiteres die beiden anderen Bremsen zu verwenden.