BLOG Müller unterwegs

Hallo!
In diesem Blog werde ich von meinen Reiseaktivitäten berichten. Fast alle meine Reisen mache ich mit dem Rad. Wer wissen möchte was Müller in seiner Abwesenheit so erlebt, sollte hier immer mal wieder vorbei schauen.

Hallo!
in this blog I will write about my traveling activities. I am doing most of my journeys by bicycle. Maybe you want to be up to date, knowing what Müller is doing when not at home. So this is the right address to be up to date...

31.07.2015 - Zehndenik - Tornow- Himmelpfort - Stargard: 75 Kilometer

Ich habe geschlafen wie ein Stein - vielleicht auch wie zwei Steine...
Als ich Morgens aus meinem Zelt schaute habe ich erst mal eine Entenfamilie in Panik versetzt - meine Schuhe waren noch da. in paar Meter weiter hatten Reisende ihre Schuhe vor der gemieteten Hütte stehen lassen - die waren jetzt über die Wiese verstreut - ein Werk von Evil Biever ;-)

Die Restauration und ension 'Alte Ziegelei' in Zehndenik


In der Annahme das ich heute weiter dem Kanal folgen würde machte ich mch auf die Socken. Schon bald sollte sich zeigen das ich die Havel vorerst das letzte mal gesehen habe. Mein Weg führte mich in hügeliges Gelände.
In Tornow machte ich einen kurzen Zwischenhalt.

die Dorfstraße in Tornow

Nicht, das der Ort irgendwas besonders Besonderes zu bieten gehabt hätte, aber die Ortsdurchfahrt wollte ich mal stellvertretend für viele andere Örtchen in dieser Gegend fotografiert haben.

die alte Dorfkirche in Tornow

Außerdem gab es dort eine nett verfallene Dorfkirche, die leider verschlossen war. Wenn einer von Euch mal in der Gegend ist und den Bau von drinnen sehen möchte: mail an: kirchetornow@aol.com
Über parallel zur Bundesstraße angelegte Radwege führte mich mein Weg von dort weiter nach Himmelpfort. Der Ortsname geht auf eine Klostergründung durch Zisterzienser im 14. Jahrhundert zurück. Geblieben ist davon heute unter anderem das Postamt des Weihnachtsmanns in dem er sitzt und alle Briefe beantwortet die man ihm so schreibt...

Ein Badesee bei Himmelpfort - dem Ort wo der Weinhachtsmann wohnt


Sie haben aber auch einen schönen Badessee und der Ort liegt an einer Draisinenstrecke auf der eine Menge Leute auf solchen Vehikeln unterwegs waren - ich blieb mal meinem Vehikel treu. Der Radweg führte durch dichten Fichtenwald und hatte das Zeug zur Berg- und Talbahn. Gefühlt aber eher eine Bergbahn...
Nach der Ortschaft Lychen, in der übrigens 1902 die Reisszwecke durch den Uhrmacher Johan Kirsten erfunden wurde, war Schluss mit netten Radwegen - es ging über Bundesstraße weiter. Der offizielle Radweg führte über nicht wirklich verschlafene, recht enge Straßen die zwar schön anzusehen sind aber ziemlich von LKW frequentiert werden.

Eigentlich hübsche Landstraßen in Mecklenburg

So sehr es mich auch freut das der Handel in der Gegend anscheinend floriert, die Anwesenheit von mir und meiner fahrbaren Schrankwand in der Gegend war für die Trucker eine ziemliche Herausforderung.

Immer und immer wieder hörte ich hinter mir die Druckluftbremsen dieser schweren Fahrzeuge zischen; einige Male dachte ich bei dem Geräusch das ich ein Loch im Reifen hätte. Es waren aber immer Sattelschlepper die geduldig hinter mir her krochen um auf ihre Chance zum Überholen zu hoffen. Es war mir in diesen Situationen meistens nicht möglich auf den Rand neben der Straße zu fahren da beim Ausbau der Strecke anscheinend viele Leitplanken dringend mal verbaut werden mussten. Die Landstraßen in der Gegend der Mecklenburgischen Seenplatte sind stramm eingehegt...
Bis heute ging ich in der Annahme das diese Gegend flach sei und tief gelegen ist - dem ist aber nicht so. Es ist vielmehr eine Hochebene die durch locker eingewürfelte Hügel bestimmt wird.

Viele Seen habe ich bisher übrigens noch nicht gesehen - ohne das Navi hätte ich von ihrer Existenz nichts gewusst denn sie sind meist hinter dichtem Baumbestand verborgen.
Ich hatte mir für heute vorgenommen tapfer in die Pedale zu treten, egal was kommt und erst ab 17:00 nach einem Platz für die Übernachtung zu suchen. Auf die Art und Weise konnte ich im endlosen Auf und Ab alle verfügbaren Gänge des Rades ausprobieren.

Ich war gerade in die Ortschat Stargard (nicht verwechseln mit dem von der Firma Scotch vertriebenen Schutzfilm Starguard®) eingerollte als ich ein Hinweisschild zu einer Jugendherberge las. Es war genau 17:00 - na, wenn das kein Zufall ist!
In der Herberge hatten sie noch genau ein Bettchen frei - das ist jetzt meins! Ich habe die Ehre in der ehemaligen Zivi-Stube zu nächtigen - lustig im Hochbett.
Nachdem ich mich geduscht un hergerichtet hatte wollte ich dann doch noch ein bisschen in Kultur machen und machte mich daran die Burg Stargard zu besuchen. Gut, das ich das zu Fuss tat und nicht mit dem Rad. Die Burg liegt - wie sollte es auch anders sein - auf einen hohen Berg der nur über einen steilen Weg bezwungen werden kann der mit einem Pflaster aus unterschiedlich dicken, tendentiell aber eher sehr dicken, Kieselsteinen belegt ist. Da werden sich die Pferde aber früher schön bedankt haben wenn sie da eine Kutsche hoch ziehen sollten. Die Burg ist teilweise eine Ruine und ihr Inneres wurde gerade für eine größere Festivität her gerichtet, Deswegen sind leider keine Bilder vom Inneren möglich - ich bin jetzt kein ausgewiesener Bierwagen-Fan...

Burg Startgard in, äh, Stargard


Die Anlage selbst ist die einzige erhaltene mittelalterliche Höhenburg in Norddeutschland. Ihr Bau wurde 1236 begonnen und sie ist seitdem unterschiedlichen Nutzungen unterworfen gewesen - unter anderem nach dem 2. Weltkrieg als Schule, dann als Jugendhergerge und jetzt noch als Hotel.
Nach einem Zwischenstopp bei einem arglos am Wegesrand herumlungernden Italiener bin ich in mein 'Hotel' um mich dem einen oder anderen Zivi-Traum hinzugeben - gute Nacht!

30.07.2015 - zehnter Tag - von Sachsenhausen an den Havelkanal bis nach Zehdenick - 50 Kilometer

Der Himmel begrüsste mich heute morgen grau - es war trocken. Vielleicht das richtige Wetter zum Besuchen der Gedenkstätte. Ich ließ meine Taschen im Zimmer und fuhr mit dem Rad herüber.

Das ehemalige Wohnhaus des Lagerverwalters - jetzt Begegnungsstätte und Jugendherberge

Wenn man in der Jugendherberge Sachsenhausen wohnt hat man das Privilleg durch ein Tor mit Zahlencode eine Abkürzung zur Gedenkstätte zu haben. Ich war so früh dort das noch so gut wie keine Leute unterwegs waren. Man kann sich mit oder ohne Audioguide auf dem Gelände frei bewegen und die verschiedenen Stationen anschauen.

Das Eingangsgebäude des Lager Sachsenhausen von der Lagerseite her gesehen

Ein Grossteil der Gebäude sind nicht mehr vorhanden. sie sind in dem Gelände durch geschotterte Felder gekennzeichnet. Man kann in den stehen gebliebenen und teilweise rekonstruierten Baracken Wissenswertes zur Entstehung und Geschichte des Lagers erfahren, die Bedingungen unter denen die Häflinge leben mussten, die Verflechtungen mit der Industrie, von den medizinischen Versuchen und von der Vernichtungsmaschinerie. Nicht zu vergessen auch die Geschichte des Lagers nach der Befreiung - wie alle Alliierten haben auch die Russen das Lager für ihre Zwecke zu nutzen gewusst.

Wansmalereien im Keller der Küchenbaracke des Lager Sachsenhausen

Aus der Zeit stammen auch die frisch restaurierten Wandmalereien im Keller der Küchenbaracke. Sie zeigen unter anderem Werke des Trickfilmzeichners Fischer-Kösen der als Mitarbeiter der UFA nach dem Krieg unter Verdacht geraten war. Sein Markenzeichen waren Gegenstände mit Gesichtern. Das Bild ganz rechts zeigt 'die Musterung der Mohrrüben' - es verbildlicht  die Untersuchung der Gefangenen darauf ob sie sich für den Arbeitseinsatz in den Lagern Sibiriens eignen
Man ist viel unterwegs wenn man das Lager erkundet. Die Anlage ist so weitläufig das man gut drei Stunden herumlaufen kann wenn man sich nicht zu tief mit den Themen befasst. Wenn man dann auf der Schautafel sieht das das Lager zu Ende des Krieges die dreifache Ausdehnung seiner heutigen Erscheinung hatte wird einem bewusst wie gross die Vernichtung an diesem Standort angelegt war.
Mich hat persönlich sehr betroffen das ein Grossteil der Menschen die hier medizinische Versuche aller Art an den Häftlichgen durchgeführt haben nach ihrem Unwesen dort recht unbehelligt und auch erfolgreich Karrieren in Medizin und Wirtschaft gemacht haben. Einige sind wohl angeklagt oder verurteilt worden - ihre Strafen sind, wenn sie überhaupt welche bekamen, nach kurzer Zeit wieder ausgesetzt worden.
Ich kam ziemlich erschlagen wieder in der Herberge an. Am liebsten hätte ich mich noch mal hin gelegt aber der Weg muss ja weiter gehen. Auch wenn ich die offizielle Zeit fürs Auschecken überschritten hatte musste ich keinen weiteren Tag Aufenthalt bezahlen - fein!

Also wieder die Schen and Rad geschnallt und in die Pedale getreten.

Um auf den Ostsee-Radweg zu gelangen musste ich von Sachsenhausen aus eine ganze Zeit lang in der Gegend herumgurken bis ich endlich wieder auf Kurs kam. Es gab in meiner Fahrrichtung anscheinend keine durchgehenden Straßen. Die Gegend nördlich von Oranienburg hat viele kleine, in den Fichtenwald eingebetteten Dörfchen deren Straßenverläufe  nicht unbedingt erkennen lassen wo es am besten wieder raus geht.

Als ich endlich auf den Ostsee-Radweg traf war das Landschaftsprogramm schlagartig ein anderes: er führt den Havelkanal entlang.

Der Havelkanal

Das Gelände ist flach und man hat die ganze Zeit Blickauf das beruhigende Gewässer und die Bötchen die darauf unterwegs sind. Der Radweg ist als Radstraße ausgebaut und es sind eine Menge Radfahrer auf ihm unterwegs. Ich traf sogar zwei Liegerad-Fahrer und auch eine Familie die ich tags zuvor noch in Sachsenhausen in der Herberge getroffen hatte.
Für heute endet meine Fahrt in Zehdenick, wo ich einen schönen Platz für mein Zelt direkt am Kanal gefunden habe.
Kleiner Tipp vom Besitzer der Wiese: keine Schuhe draussen stehen lassen weil sie sonst von den Bibern geklaut werden - Schuhfetischisten also...

29.07.2015 - Neunter Tag - Kleinkreuz bis Sachsenhausen: 70 Kilometer

Irgendwann muss alles Ausruhen ja mal ein Ende habe - heute geht es Weiter. Meine Reise soll mich jetzt an die Ostseeküste führen.

Die Sachen mussten wieder eingepackt  und ans Rad gebastelt werden. Zum Abschgied hat mich Andreas noch an den Badesee geführt  - den wollte er mir die ganze Zeit schon zeigen.

Ein Badesee bei Kleinkreuz

Dann gab's noch ein Abschiedsfoto und ich setzte mich in Bewegung. Ich wollte auf den Ostsee-Radwanderweg kommen der vom Alexanderplatz in Berlin Mitte über Stralsund bis auf Rügen führt. Ich hatte wenig Lust darauf mich mit meiner fahrbaren Schrankwand durch den Berliner Stadtverkehr zu quälen und entschloss mich zu einem Bogen außen herum.

Ich würde auf ihn in Liebenwalde treffen - um dort hin zu gelangen würde ich über Behnitz und Nauen fahren.
Auf dem Weg nach Behnitz wurde ich durch Wälder und Allen geführt die von Eichen dominiert sind. Zwischen den Bäumen war es eher kühl und der Wind machte es noch ein bisschen kälter. Für den Nachmittag war Gewitter und Sturm versprochen worden.
Für die aktuelle Route hatte ich den Radroutenplaner Brandenburg verwendet - die Route ist recht angenehm zu fahren - teilweise aut Radwegen neben der Bundesstraße, teilweise über Feld- und Wirtschaftswege. Eine Spezialität in Ostdeutschland sind Wirtschaftswege deren Fahrspuren aus Betonplatten gelegt sind - die haben deutliche Stoßkanten und vermitteln einem auf dem Rad das altbekannte Transitstrecken-Feeling...
Nach der Betonmplatten-Piste kam ich am Landsitz von Herrn Borsig in XXX vorbei. Abgesehen davon das es eben sein Ladsitz war hat er sich zu Zeiten des NS-Diktatur dort mehrfach mit Leuten aus dem Widerstand getroffen. Der Komplex ist aufwändig renoviert und ist mit seinen Parkanlagen Bestandteil der Brandenburger BuGa.

Der Landsitz des Industriellen Borsig in Behnitz


Nauen widerum beeindruckt durch ein paar herausstechende Gebäude - natürlich angemessen renoviert. Ich habe dort Rast gemacht und mich in einem Café mit einer Kundin an meinem Tisch darüber ausgetauscht - leider ist der Immobilienbestand in der zweiten Reihe nicht so umfasend aufgehübscht worden - sprich: es bröselt. Auch in dieser Gemeinde fehlt es an Menschen und dan Geld.

Das Rathaus in Nauen


Hinter Nauen kam ich durch ein Gebiet das extrem zahlreich mit Windrädern bestückt ist. Ich hatte bisher nie so viele von den Dingern auf einem Haufen gesehen - ob damit die 'Verspargelung' der Landschaft gemeint ist?

Windpark bei Nauen


Ab 15:00 zor es sich zusehends zu und der Wind wurde böiger. Eine zeit lang haben mich die Regenwolken in Ruhe gelassen, aber dann bin ich doch in einen Schauer geraten. Zum Glück konnte ich mich unter einem Vordach vor dem Wetter schützen. Als ich weiter fuhr hat es nur noch sanft genieselt - und wie der Zufall es wollte offerierte mir die Routenplanung einen jetzt sadig-schlammigen Feldweg als meine offizielle Route - Bei der hohen Radlast ein echter Spaß. Zum Glück ist das Rad nirgendwo abgerutscht oder eingesunken so das ich den Weg zwar langsamer aber sicher passieren konnte.
Nachdem es in Liebenwalde entgegen den Auskünften meiner Landkarte doch keine Jugendherberge geben sollte hatte ich mich bereits darauf eingestellt diese Nacht wieder im Zelt zu verbringen. Als ich gegen Abend Lebensmittel einkaufte merkte ich das mit der Regennässe auch die Kälte in meinen Körper kroch - vielleicht doch besser ein festes Dach über dem Kopf? Ich hatte unterwegs immer wieder Schilder gesehen die den Weg nach Oranienburg wiesen - die Dinstanz war inzwischen unter zehn Kilometern. Da habe ich noch mal in meinem Handy geschaut ob es nicht dort auch einen Herberge gäbe - und... Bingo!
Im Ortsteil Sachsenhausen gibt es neben der KZ-Gedenkstätte eine Jugendherberge und sie haben auch noch ein Bettchen für mich frei. Zügig machte ich mich auf den Weg dort hin. Ein Plätzchen war noch für mich noch frei. So fand ich in der ehemaligen Villa der Lagerleitung des KZ Sachsenhausen einen Schlafplatz. Wo ich sowieso schonmal da bin werde ich mir die Gedenkstätte morgen vor meiner Abfahrt ansehen.

 

26.07.2015 - sechster Tag - von kurz vor Burg bis Brandenburg: 63 Kilometer

Die Nacht war regnerisch, windig und ziemlich kühl - mein Standort war irgendwie ungeschcikt gewählt da die Fichten sich ordenbtlich im Wind hin und her gebogen haben. Zum Glück haben sie mein Zelt nur mit reichlich Tannenzapfen und nich mit Schlimmerem beworfen. Ich hätte aber auch keinen schlaueren Standort finden können - es gibt in der Gegend entweder Fichtenwald oder nichts - und im freien Feld währe bei den Windverhältnissen mindestens genau so dämlich gewesen, außerdem hätte man das Zelt in der flachen Landschaft meilenweit gesehen.

Sieben Uhr morgens wurde ich vom Meckern der Spechte wach - sie hatten mich als Fremdkörper entdeckt. Um ihnen zu beweisen das ich auf das Gezeter hin tatsächlich verschwinde packte ich meine Sachen aufs Rad und machte mich auf den Weg nach Brandenburg. Die ganze Gegend schlief noch. Ich hoffte das ich in Burg ein Frühstück finden würde - als ich eine Stunde später dort eintrudelte konnte ich feststellen das da noch alles schläft - also weiter Richtung Genthin...

Auch in der Gegend von Burg und Genthin ist die B1 weitgehend als Allee angelegt.

Auf der Strecke lagen reichlich Aststücke, Tannenzapfen und andere Dinge die Bäume schon mal fallen lassen können - anscheinend war das heute Nacht ein ziemlicher Sturm. Kurz vor Genthin hbe ich in einem Dorf ein Storchennest mit jungen Störchen gesehen - die haben den Sturm ganz gut überstanden. Sie sahen so derartig aus dem Ei gepellt aus das ich im ersten Moment dachte sie seien aus Plastik - bis einer von ihnen seinen Kopf drehte...

Junge Störche kurz von Gentin

Erst in Gentin sollte ich wirklich was zu Essen finden. Zuvor hatte ich in dem Ort aber noch einen Begegnung mit einer anderen Radreisenden die als Transportvariante gewählt hatte, ihre Sachen in einer Alukiste auf einem Anhänger zu transportieren. Wir fachsimpelten ein bisschen über die Vor- und Nachteile der verschiedenen Transportarten und über die zu fahrenden Strecken - sie war auf dem Weg nach Hamburg. Das besagte Frühstück war dann eine Mischung aus übrig gebliebenem Wurstbrötchen vom Morgenverkauf und einem Stückchen Kuchen in einer Bäckerei in Gentin - guten Kaffee gabs da auch.

Der Marktplatz von Gentin leidet hier unter einer leichten Laola-Welle - das kann mein Reisebegleiter nicht besser rechnen...

Frisch zu Kräften gekommen machte ich mich auf den Weg nach Brandenburg wo man mich eigentlich schon seit Tagen erwartete. Rechts und links der Strecke tauchten immer mehr oder minder große Gewässer auf und der Boden war jetzt deutlich sandig - weit konnte es nicht mehr sein.

Kurz vor Brandenburg - es gibt jetzt viel Gewässer

In Brandenburg selbst gab es einen interessanten Wechsel zwischen Betonplatten-Wegen und Kopfsteinpflaster - ja nachdem wie historisch der gefahrene Abschnitt gerade war. Außerdem hat Brandenburg eine Schmalspur-Straßenbahn mit derartig breiten Rinnen in der Spur das da auch locker ein Mountainbike-Reifen drin verschwinden kann - da war besondere Obacht geboten.

Im alten Zentrum von Brandenburg kam ich an einer Kirche vorbei die mich irgendwie doch sehr an Bremen erinnerte. Ich muss noch raus kriegen wie die heisst und wer der Herr neben dem Portal ist.

Von hier aus war es nur noch ein kurzer Weg nach Kleinkreuz, meinem heutigen Reiseziel und Verschnaufpunkt für die nächsten zwei Tage.
 Um zwei Uhr Nachmittags hatte ich es endlich da hin geschafft. Ich war froh jetzt mal meinen Beinen etwas Erholung geben zu können.

Hier eine kleine Galerie von meiner Ankunft - wie zerfleddert ich in der Einfahrt aussehe, Mein Zelt im Garten und wir abends beim Lagerfeuer. Es gab eine Menge zu Quatschen und wir sind erst spät ins Bett gekommen...

 

 

 

Fünfter Tag - Von Königslutter bis kurz vor Burg: 80 Kilometer

Für die Nacht war für Deutschland Unwetter und Sturm vorher gesagt worden. In der Tat wurde ich mitten in der Nacht auch von Blitz und Donner geweckt. Der Wind rauschte ordentlich im Nussbaum und es sah so aus als wenn es gleich ungemütlich würde. Es hat in der Folge aber nur ein bisschen geregnet. Die Unwetter sind anscheinend weit an meinem Standort vorbei gezogen - der Lärm des Donners hat aber auch schon gereicht um mich zu beeindrucken.

Ich wurde in der Früh von Zwitschern der Schwalben geweckt - die Kollegen waren also schon wieder bei der Arbeit. Ich habe mich dann auch daran gemacht meine Sachen wieder in die Taschen und ans Fahrrad zu bringen und das Zelt zusammen zu legen. Auf dem Hof selbst war noch alles still - wenn man mal von der Anlage absieht die die geerntete Gerste kühlt. Ich wollte mich gerade daran machen in den Tag aufzubrechen, da hatte mich mein Gastgeber entdeckt und bot mir noch einen Abschiedskaffee an - wer kann da schon 'nein' sagen...?

Es kam noch ein kleiner Plausch darüber auf wie man am schlauesten nach Helmstedt fährt und was ich mir drigend auf meinem Weg über die ehemalige Grenze anschauen solle.

Mit dem Wunsch, ich möge gut behütet unterwegs sein wurde ich in den Tag entlassen - das war bis jetzt der herzlichste Aufenthalt auf meiner Reise.

Die Universität in Helmstedt

Nachdem ich den Tipp dazu bekommen hatte wurde in Helmstedt natürlich die Universität besucht - ihres Zeiches die erste evangelische Universität Deutschlands angesehen. Sie hat in Lauf der Geschichte leider an Bedeutung verloren und dient heute als Volkshochschule - leider war sie zum Zeitpunkt meines Besuchs leider geschlossen.

Ich habe in dem Ort noch ein Frühstück/Mittag eingelegt und bin dann weiter zum ehemaligen Grenzübergang geradelt. Interessanterweise führt der Weg dahin über die Auffahrt zu A2 - es ist schon ein lustiges Gefühl mit einem Fahrrad auf einer Autobahnauffahrt Anlauf zu nehmen um dann kurz vor der Autobahn in die Einfahrt zum Zoll abzubiegen.

finde den Fehler im Bild ;-)

Das ist jedenfalls der Weg wenn man zum ehemaligen Grenzübergang kommen will - er führt direkt auf den Autobahn-Rastplatz Helmstedt. Heute machen da viele LKW Rast und erledigen ihre Zollformalitäten - die Fahrer haben mich und mein Rad die ganze Zeit neugierig beugt.

La voûte des mains

Man darf des Rastplatz Helmstedt nicht mit der Gedenkstätte Marienborn verwechseln. Auf dem Rastplatz steht heute zwischen den LKW das Kunstwerk 'La voûte des mains' (die Wölbung der Hände) des französischen Künstlers José Castell als Andenken an die Deutsch-Deutsche Wiedervereinigung. Sonst ist da eigentlich nichts was an die Vergangenheit erinnert.

Marienborn ist ein paar Kilometer weiter östlich, zwar direkt an der Autobahn gelegen, aber tatsächlich nur über eine Bundesstraße zu erreichen. Für mich bedeutete das: durch bemerkenswert hügeliges Gelände manövrieren bis ich endlich angekommen war. Man könnte fast den Eindruck bekommen das der Grenzübergang seinerzeit absichtlich in so unwegsames Gelände gelegt wurde.

An der Gedenkstätte Marienborn angekommen kann man sich auf der Anlage weitgehend frei bewegen. An den Gebäuden sind Tafeln mit Erklärungstexten zur ehemaligen Funktion der Stationen und kleine Texten dazu wie das damals in der Realität ausgesehen hat. Einige der Gebäude kann man auch begehen und in einem Haus ist auch eine permanente Ausstellung zur Entstehung der Grenze und der Entwicklung der Grenzsicherung und welche Blüten das alles getrieben hat, bewundern.

Die Passkontroll-Halle in Marienborn

Mich hat besonders die Halle berührt in der sich früher die Autos für der Personenkontrolle stauten - als junger Mensch habe ich unter diesem Dach ein paar bange Momente gehabt und auch Dinge gesehen die einem aus heutiger Sicht abstrus vorkommen.

In den Gebäudeh hängt immer noch der Geruch von braunkohlenbasierten Aromaten und Kunststoffprodukten - er ruft bei mir augenblicklich mulmige Erinnerungen wach. Es ist schon komisch wie dominant ein solcher Geruch nach über 25 Jahren noch immer in einem Gebäude stecken kann und welchen Einfluss er auf Erinnerungen aus einer längst vergangene Zeit hat.

Apfel- und Birmbaumallee entlang der B1

Nach dem Besuch in Marienborn ging's weiter nach Mageburg. Die B1 ist auf der Strecke viel von Alleen aus Obstbäumen gesäumt die aktuell ihr Obst lustig auf die Straße fallen lassen - sicher eine Auswirkung des nächtlichen Sturms denn die Äpfel und Birnen sind noch gar nicht reif. Überhaupt ist es heute sehr windig. Der Himmel ist voller dicker Wolken die ordentlich Regen versprechen aber sie ziehen alle um mich herum. Ich habe während des Tagen nur ein paar Spritzer abbekommen. Am wichtigsten aber: es ist Rückenwind! Der Weg fiel mir heute leichter als sonst.

Bis Brandenburg komme ich durch viele Orte in denen ein sonderbares Nebeneinander von völlig verfallenen und aufs hübscheste renovierten Häuser versammelt sind. Es sind wenig Leute auf der Straße. Außer Autos und ein paar Radfahrern habe ich niemanden gesehen.

Meine Einfahrt nach Magdeburg - das Wetter verschlechtert sich...

Bei meiner Einfahrt nach Magdeburg hatte sich der Himmel aber dann deutlich mehr zugezogen - es sah nach baldigem Regen aus. Ich steuerte das Stadtzentrum an um mich um eine Unterkunft zu kümmern. Leider hatte die Jugendherberge kein Bett mehr frei - und auch sonst gab sich die Stadt voll und ausgebucht. Also fuhr ich ohne Bleibe wieder aus der Stadt heraus.

Das ich keine Unterkunft fand hat mich schon ein bisschen gefuchst denn ich hätte mir die Stadt gerne noch ein bisschen angesehen. So aber entschied ich mich beim Discounter noch etwas Lebensmittel zu schießen, meine Getränkevorräte zu ergänzen und weiter in Richtung Burg zu radeln. Je mehr Kilometer ich heute mache desto eher bin ich morgen in Potsdam bei Andreas, einem Freund der mir für ein paar Tage Verschnaufgelegenheit bieten wird. Als es Dämmerte war ich etwa 10 Kilometer aus der Stadt heraus und schaute rechts un links der Straße nach einem Gehölz etwas von der Straße zurück gesetzt das ich gut mit meinem Rad erreichen konnte und in dem ich wahrscheinlich das Zelt aufschlagen kann. Ich fand eines in einem lichten Fichtenwäldchen. Schnell habe ich meine Unterkunft aufgebaut - es hatte sich mehr und mehr zugezogen undhatte sich schnell abgekühlt. Die Taschen in den Ecken des Zeltes ersparen mir die Heringe. Heute bleibt ie Küche kalt - der Waldboden ist überall von trockenem Material bedeckt das brennen würde wie Zunder wenn ich hier meinen Benzinkocher starte. Kurze Zeit später fing es an zu regnen - das hatte ich gerade noch mal rechtzeitig geschafft...






Vierter Tag - Hildesheim > Königslutter: 94 Kilometer

Wer denkt das man Zuglärm mit Ohrenstöpseln erfolgreich bekämfen kann befindet sich auf dem Holzweg. Die Bahnstrecke neben der sich mein Schlafplatz befand war nahezu minütlich von Zügen befahren und jedes mal wenn einer vorbei zog wackelte und vibrierte die Erde. so habe ich eine recht unruihige Nacht hinter mich gebracht und bin heute morgen sehr zeitig aufgebrochen. Frühstück fiel etwas spartanisch aus - ich hoffte das ich im nächsten Ort eine offene Bäckerei finde.

Schon nach wenigen Kilometern kam ich an Schloss Marienburg vorbei - und an einem Erdbeerstand dessen Personal mich nachdrücklich darauf hin wies das heute der letzte Verkaufstag währe - danach würde es hier nie wieder Erdbeeren geben...

Schloss Marienburg

So kam es das das heutige Frühstück eher frugal bestimmt war - es gab Erdbeeren satt denn schließlich sollten es ja die letzten auf diesem Erdball sein.

Dann folgte ich weiter dem Radweg Richtung Hildesheim. Niedersachsen hat genau wie NRW einen Online Radroutenplaner. Obwohl das Layout sich ähnlich wie bei dem für NRW gibt war ich anfänglich von der Site enttäuscht. man kann bei Niedersachsen nicht auswählen ob man über Radwege, durch schöne Landschaft oder eben auf kürzestem Weg über Straßen geführt werden will. Wenn man aber Zwischenziele eingibt die an Straßen liegen dann führt einen der Routenplaner Niedersachsen über eine Kompromiss-Strecke - in meinem Fall entlang der B1 und über Radwege die parallel zur B1 verlaufen. (die B1 ist teilweise als Schnellstraße ausgebaut und auf diesen Abschnitten für Radfahrer nicht befahrbar.) Die Meinungen dazu was ein Radweg ist lassen in Niedersachsen auch schon mal eine 20 Zentimeter breite Sandpiste Karriere machen aber in NRW bekommt man dafüt gern mal ne Treppe in seinen Kurs mit eingebaut - da tun sie sich alle nichts,,,

Gegen elf Uhr war ich in Hildesheim - die Erdbeeren hatten sich als nicht die optimalste Grundlage für einen Start in den Tag herausgestellt und ich war froh das just an meiner Strecke eine Gastronomie war die mit Frühstück warb und offen hatte. Die offizielle Frühstückszeit war zwar schon vorbei aber ich durfte mich an dem noch aufgebauten Rest-Buffet bedienen "sie dürfen alles aufessen was da noch steht..."

Dieses attraktive Angebot konnte ich leider nicht voll ausschöpfen :-( Ich habe mir noch ein Brötchen für Unterwegs geschmiert und die Gelegenheit genutzt meine Route bis Helmstedt weiter zu planen.

Die Landschaft entlang dieser Strecke ist hügelig und landwirtschaftlich geprägt - aber wirklich sehr schön wenn man sie einfach an sich vorüber ziehen lassen kann.

Als ich in Königslutter eintrudelte war es kurz vor sechs - kurz noch beim Supermarkt die Getränkevorräte ergänzt und einen Einheimischen nach Unterkünften gefragt. Campingplätze gibt es nicht in der näheren Umgebung, aber man habe wohl einige Hotels. Das Online-Buchungsportal beschied mir das aktuell die Preise für ein Zimmer in der Stadt bei 60€ anfängen - ich entschied mich das ich weiterradeln würde und in Hinterland nach einem Platz zum Schlafen suchen würde.

Gleich der nächste Ort, Rottdorf, versprach gute Chancen auf ein Plätzchen Wiese. Also kurvte ich durch den Ort und fragte bei Leuten an deren Grundstücke ein geeignetes Wiesenstück grenzt an ob ich dort für die Nacht mein Zelt aufschlagen könne. Die Ergebnisse dieser Anfragen waren eher frustran. DIe meisten wohnten zur Miete und konnten keine solche Entscheidung fällen. Der Rest hatte unverholen keine Lust auf ein Zelt in ihrem Vorgarten. mit teilweise offenem Mißtrauen wurde ich beobachtet ob ich denn nun auch wirklich wieder aus der Einfahrt verschwinde - eine eigenartige Stimmung...

Ein ANwohner gab mir einen Hinweis auf ein Wiesenstück auf dem immer wider Leute zelten würden - man müsse nur den Besitzer fragen. Alle Menschen die an die betreffende Wiese angrenzten waren aber nicht Besitzer der Wiese und als ich endlich dessen Wohnhaus fand war da niemand zuhause. Über eineinhalb Stunden hatte ich für nichts verplempert.

Ich radelte weiter, fest entschlossen mich ins nächste attraktive Gebüsch zu schlagen. Da kam ich an einem einzeln gelegenen Landgut vorbei - ich versuchte noch mal mein Glück - und dieses mal hatte ich welches! Der Besitzer des Hofs meinte das ich bei ihm mit einer solchen Frage genau richtig sei und das er mich heute mit meinem Rad auf der B1 gesehen hätte. Im Endefekt hatte ich einen hübschen Zeltplatz mitten auf dem Hof direkt unter einem schönen Nussbaum. Ich konnte ein Bad nutzen und in der Schlachtküche des Hof mein Essen kochen. Nach der langen Suche war das echt eine Erlösung. Ich war bald fest eingeschlafen.

 

 

23.7.2015 - dritter Tag - Horn > Hameln > Nordstemmen: 81 Kilometer

Nach einem guten Start in den Tag könnte ich feststellen das ich heute zwar wesentlich besserer Form bin als gestern, aber die Gegend ist in der Tat noch ziemlich hügelig. Ich konnte ausgiebig alle vorhandenen Gänge des Rades ausprobieren da es in einem fort rauf und runter ging. Die Landschaft hier ist - na klar - hügelig, landwirtschaftlich und recht sehenswert.

Von Hameln habe ich nicht mehr mit bekommen als die Brücke über die Weser und das große Stauwehr direkt darunter. Die Wegführung war irgendwie so geschickt das ich die Stadt schon wieder verlassen hatte bevor ich richtig drin war. Also bin ich weiter gefahren - es lief ja gerade so gut. Ein paar Kilometer hinter Hameln machte sich die Scheibenbremse durch aufdringliche Schleifgeräusche bemerkbar. Ich dachte erst das der Bremssattel justiert werden müsste, könnte dann aber fest stellen das die Scheibe durch ausgiebiges Bremsen verbogen war.

Man kann eine solche Scheibe wohl auch falsch herum einbauen - und genau das hatte ich getan! Mit dem festen Vorsatz den Fehler heute Abend zu beheben bin ich weiter gefahren. Bis zur Jugendherberge in Hildesheim sollte es nicht reichen. Bei 81 Kilometer Strecke bin ich bei Nordstemmen auf einem lauschigen Stück Wiese hängen geblieben und habe mich der technischen Probleme am Rad gewidmet. Es war ohnehin mal Zeit das mitgeführte Zelt auszuprobieren. Zum Abendessen gabs was mit Nudeln - Die Rezeptidee für Minderbegabte: Spagetti mit Tomatensauce aus der Packung. Geht auch toll auf dem Campingkocher...

Aufwachen in Horn

Es hat etwas wunderschönes nach einer traumlosen Nacht in einem Jugendherbergsbett aufzuwachen und sich nicht zu fühlen als hätte man in der Nacht seine eigene Mandeloperation verpasst. Das kann einem in Hirn nicht passieren den in der dortigen Jugendherberge haben sie richtige Kissen! Nach einem leckeren Frühstück mit der obligatorischen Orangeade und all den anderen üblichen Verdächtigen eines Herbergsbuffets in der netten Gesellschaft der anderen Gäste habe ich mich auf die Socken Richtung Hameln gemacht...

Von meiner IBM 72 gesendet

22.07.2015 - Zweiter Tag - Paderborn > Horn: 25 Kilometer / the second day Paderborn > Horn: 25 kilometers

I spent the night with a far too thick blanket and my head on a far too thin cushion. Thinking of the actual temperatures it would be better vice versa...

Before taking on my way to the east I made a stop at the 'education and culture'-department: I visited the Nixdorf-Museum, a place I always wanted to visit. I might appear a bit nerdy but over there they also have a big collection of historic typewriters - I've always been keen on such machines. Unfortunately these metal-mosters could not be touched. The collection gives under other things a detailed overview of the development of machine based calculation and writing up to the point where things began to be electronic. Somewhere between all the exhibits I also discovered a Typewriter that was developed in the former GDR for the Chinese market.

Die Nacht habe in mit dem Kopf auf einem viel zu dünnen Kissen unter einer viel zu dicken Decke verbracht - Anders herum wäre bei diesen Temperaturen irgendwie besser gewesen...

In der DDR entwickelt und bis 1992 in China produziert: die 'fliegende Taube' / Developed in the GDR and produced in China until 1992: the 'Flying Pidgeon'

Vor meiner Weiterfahrt war 'Bildung und Kultur' angesagt: es ging ins Nixdorf-Museum - da wollte ich immer schon mal hin. Zugegeben ist das ziemlich nerdig aber die haben dort eine große Schreibmaschinen-Sammlung - und Schreibmaschinen finde ich immer noch toll. Leider durfte man sie nicht anfassen. Die feste Sammlung des Museums gibt unter anderem einen guten Überblick über die Entwicklung mechanisierter Rechen- und Schreibarbeit bis zu dem Punkt wo die Elektronik Einzug hielt. aber immerhin konnte ich zwischen all den Metallmonstern einer längst vergangenen Schreibkultur doch tatsächlich eine Schreibmaschine entdecken die in der DDR für den Chinesichen Markt hergestellt wurde.

Of course also the electronic calculators were quite interesting for me. I met a lot of old friends I had in the last 25 years - unfortunately I couldn't cuddle with them because they were hidden in showcases ;-)

After a visit in the museums canteen I took on with my way to the east quite late - it was already 13:00.

Today I didn't drive far. I don't know if it because my legs still need time to get used to their actual duty or because it is really hot. Maybe it is also because my route is leading permanently upwards. In total I reached only 25 Kilometers until I stranded in Horn in the youth hostel.

On my route I made a stop-by at the 'Externsteine' a formation of stones I haven't yet visited. they are sitting in a small valley as if they have fallen from the sky. In Middle Ages and far before it was reported to be used as a cultic place. These stones have been given new meanings dependent on who was actually demanding them for his own. They still give a lot of fascination to the visitor.

Somehow it is going on hilly - a thing one should never forget about the Teutoburger forrest.

It was already six in the evening when I arrived in Horn. Somehow I feared that I wouldn't be able to find a sleeping place when driving on. So I asked a woman at a sales booth for strawberry of a hostel in the region and she happily informed me that theres a youth hostel directly at Horn. The building dates back to the Fifties and ist nearly originally furnished - it's charge took me immediately...

...rubbish! I was simply tired and would have even taken a shoebox as shelter if anybody offered it to me. Tomorrow I'll be making more kilometers - promised ;-)

Natürlich waren auch die elektronischen Rechner für mich sehr interessant. Ich habe viele alte Bekannte aus meinen vergangenen 25 Jahren wieder getroffen - leider konnte ich nicht mit ihnen kuscheln weil sie in Vitrinen eingesperrt waren ;-)

Nach einem Abstecher in die Kantine des Museums habe ich ich dann mit einiger Verspätung auf den Weg Richtung Osten gemacht - es war schon 13:00

Heute habe ich nicht so wirklich viel Strecke gemacht - ob es daran lag das sich meine Beine an ihre Arbeit wieder gewöhnen müssen oder das es so heiss war- oder vielleicht auch weil es permanent bergauf ging... Keine Ahnung - jedenfalls bin ich nicht so richtig vom Fleck gekommen. Insgesamt sollten es heute lediglich 25 Kilometer werden bis ich in Horn in der Jungendherberge gestrandet bin.

Auf dem Weg dort hin habe ich noch einen Abstecher zu den Externsteinen gemacht - auch sie wollte ich immer schon mal sehen.

Die Felsformation steht in einem kleinen Tal als währe sie vom Himmel gefallen - wirklich kurios. Als Kultstätte der Frühzeit bis ins Mittelalter hinein hat der Ort so einige Umdeutung und Umformungen erfahren, strahlt heute aber immer noch eine ziemliche Faszination aus.

Irgendwie scheint es so hügelig weiter zu gehen - man sollte nie die Rechnung ohne den Teutoburger Wald machen...

So war es schon sechs Uhr Abends als ich in Horn einrollte. Irgendwie hatte ich die Befürchtung das ich keine Schlafgelegenheit mehr finden würde wenn ich noch weiter Radeln würde. So habe ich eine Frau an einem Erdbeerstand nach einer Herberge gefragt und sie hat mir gerne weiter geholfen - in Horn gibt es eine Jugendherberge. Das Gebäude aus den Fünfzigern ist noch weitgehend original und gut gepflegt ausgestattet und strahlt einen Charme aus der mich sofort gefangen nahm...

...Quatsch! ich war einfach müde und hätte sicher auch in einem Schuhkarton Quartier bezogen wenn man ihn mir dafür angeboten hätte. morgen mache ich wieder mehr Kilometer - versprochen ;-)


Der Internationale Durchbruch ist nah :-)

Die Zeitungsredaktion hat mich dezent zehn Jahre älter gemacht. Ob das eine Sichtschätzung war oder ob sie sich einfach nur verhört haben ist jetzt nicht klar - ich überleg mir mal ob ich mein neues Alter einfach mal annehme und mich auf die baldige Rente freue ;-)

21.07.2015 - die Fahrt geht los / the journey begins

Ich habe überhaupt keine Ahnung wer diesen komische Radiowecker auf sechs Uhr morgens gestellt hat - aber wo ich schon mal die Morgenandacht von WDR2 hören darf, kann ich auch gleich aufstehen...

Obwohl ich gestern noch eine 'Anprobe' mit den Satteltaschen am Rad gemacht hatte war es bis heute Morgen irgendwie mehr geworden als beabsichtigt.

Als das Rad beladen war war ich schon ein mal durchgefeuchtet - es war sonderbar schwül-warm und hatte genieselt bis ich mit Aufladen fertig war.
Gleich darauf fiel mir auf das ich seit dem letzten Jahr völlig vergessen hatte wie ungeschmeidig sich das Liegerad verhält wenn es bepackt ist - fast wär ich beim Aufsteigen vor dem Haus mit dem ganzen Gerümpel umgekippt - gut das die Nachbarschaft noch nicht auf der Straße war.

Natürlich fährt es sich mit einem solchen Möbeltransporter auch nicht so schnell wie sonst - gerade rechtzeitig habe ich es für zehn Uhr zum Pflegedienst 'Lebensluft' in Unna geschafft. Wir hatten uns dort für einen Wink- und Verabschiedungstermin mit Foto verabredet. Hier sieht man mich im Kreise eines Teils der Leute um die ich mich schon mal nächtens kümmere und, nicht zu vergessen, meiner Kollegen.

Verabschiedungs- und Wink-Termin beim Pflegedienst 'Lebensluft' / 'wave hands and farewell date' at at the nursing service in Unna

Warum dieser Fototermin?

Also, das ist so...

Ich habe mir die Herausforderung ausgesucht eine Radreise nach und durch Ostdeutschland zu machen. Das ist natürlich ein selbst gewähltes Schicksal, das macht es aber nicht weniger anstrengend oder risikoärmer. Wr weiss was der Technik wieder einfällt um die Sache zu sabotieren oder wie gut ich durchhalte oder nicht.

Ihr könnt das Ganze in diesem Blog verfolgen und ich hoffe das es für Euch unterhaltsam und am Ende sogar spannend ist. Vielleicht sogar so spannend das der Eine oder Andere von Euch ein Projekt unterstützen möchte durch das Menschen die sich ihre Herausforderung nicht selbst aussuchen konnten ein wenig Erholung von ihrerm Leben bietet:

Die Bewohner der Langzeit-Beatmeten-WG in Unna würden gerne im nächsten Jahr Ferien an der See machen. So schön sich diese Idee liest, so kostspielig gestaltet sie sich auch. Pro Bewohner sind mit Kosten um 2500 € zu rechnen - ein Grossteil dieser Summe muss durch Spenden gewonnen werden da bei den Betroffenen meist keine finanziellen Mittel in ausreichender Menge vorhanden sind.

Eine Idee dazu ist meine Reise - Es haben sich schon ein paar Leute gefunden die mir pro Kilometer gefahrener Strecke einen kleinen Betrag auf das Spenden konto überweisen oder die einen Betrag ihrer Wahl für die Idee geben - vielleicht fühltja der eine oder andere von euch diese Idee auch gut.

Im Gegenzug dafür gibt es hier die mehr oder minder spannenden Geschichten von meiner Strampelei durch Ostdeutschland - natürlich könnt ihr das auch verfolgen ohne was an das Projekt zu geben ;-)

Ich habe jedenfalls Unna mit geschmackvollen, von den Kollegen gebastelten Applikationen für das Fahrrad verlassen. Jetzt habe ich einen Wimpel der auf die Spendentour hinweist und eine kleine Blumengirlande in Deutschland-Farben an meinem Rad - was doch stilvoller Schmuck so ausmacht...

Viel Spannendes ist auf der ersten Etappe nicht wirklich passiert. Ich habe ein waar wunderschöne Zementwerke in Anröchte gesehen während ich mich mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 17 Kilometern an Paderborn heran robbte. Um halb sechs Uhr Nachmittags hatte ich mein Ziel, die Jugendherberge, erreicht.

Mal sehen was es Morgen zu sehen gibt...

Mein Reisewimpel / my travel-pennant

I've got absolutely no idea who set this clock radio to six'o clock in the morning - anyway hearing the morning prayer on WDR2 is a good occasion to leave the bed...

Although I undertook the bicycle a fitting on with its saddle-bags it appears as if the load multiplied more than expected till todays morning.

As finally all things were stuck to the bike I was soaking wet for the first time this day - the weather is remarkably warm an humid and it rains while I load my stuff.

Ein gut beladener Killerwal... / A well loaded Orca

Shortly afterwards it came back to my mind how unsmooth the recumbent bike behaves when it is heavily loaded - I nearly tilted with all my stuff trying to get seated on the bicycle. Lucky me that no-one of my neighborhood was in the street.

Of course one can't drive as fast as unloaded with such a large load - right in time I arrived at ten 'o clock at the nursing service 'Lebensluft' in Unna. We have made an appointment for a 'wave hands an farewell date' with photo. On the picture I can be seen in the mid of some people I take care of from time to time and ,not to forget, my colleagues.

What's the picture about?

Well, how to tell...

I've chosen the challenge of making a bicycle-journey to and through eastern Germany. Of course that's a self-chosen destiny but this doesn't make it less exhausting or less risky. Who knows what technic is getting in it's mind to offer some sabotage to this project or how far my strength will carry me.

You may follow whole this in this blog and I hope that it will be enjoyable and - maybe - also exiting for you. Maybe that exiting that some of you want to sponsor a project that offers some recovery from live to people which had no opportunity to choose their challenge by their own:

The residents of the shared apartment of artificial respirated people in Unna would like to make a holiday by the sea next year. Maybe a nice idea but it is quite expensive as well. Per resident the assumed costs are about 2500 € - the main part of this needs to be raised by donations as most of the residents have left no sufficient money of their own.

One idea to raise some money is my journey - there are already some guys who would like to sponsor his project with a small amount on the account for donations per kilometer - maybe there's some more who thick that this may also be a good idea for himself.

In return I give you more or less thrilling stories about my cycling through eastern Germany - of course you may also read them without donating to the 'holiday project' ;-)

I, for one have been given an elegant applications for my bicycle tinkered by my colleagues. Now I own a pennant that informs about my tour and a small floral garland in Germanys colors - what a difference a stylish decoration makes...

Ein überladener Killerwal mit geschmackvollen Applikationen kurz vor Soest / an overloaded Orca with stylish applications close to Soest

To be franc, there's not much thrilling things happening on my first stage. I saw some beautiful cement plants in Anröchte while I crawled with an average speed of 17 kilometers per hour to Paderborn. At half past five I arrived at the youth hostel - let's see what's coming up by tomorrow...

Wo geht's eigentlich dieses Jahr hin?

Dieses Jahr beglücke ich kein Land mit Linksverkehr sondern es geht in des Osten Deutschlands.
Ich werde von Dortmund aus mit dem Rad entlang der alten B1 bis kurz vor Berlin fahren.
Dann geht es hoch nach Rostock, von wo aus ich der Ostseeküste Richtung Polen folge.
Kurz vor der Polnischen Küste biege ich dann nach Süden ab und folge dem Grenzverlauf auf der deutschen Seite bis ich etwa auf der Höhe von Leipzig bin.
Von da aus soll es zurück nach Dortmund gehen - insgesamt sind so etwa 2300 Kilometer zurückzulegen.
Wenn alles klappt wie ich es mir ausgedacht habe werde ich nicht nur die Strecke schaffen sondern unterwegs auch viele interessante Dinge sehen.
Wer möchte kann meine Reise in diesem Blog verfolgen und miterleben.

 

Auf zur Fähre

Es hat ja auch seine Vorteile wenn man sich am Abend zuvor in einer
fragwürdigen Kneipe die Birne voll gekippt hat: man kann morgens lange
schlafen. Das geht selbst im Hostel im Achtbett-Zimmer. Man sollte
allerdings nicht den Fehler machen, in der Nacht zum Pinkeln das
Zimmer zu verlassen. Wenn man danach versucht wieder ins Zimmer zu
kommen erschlägt einen das Gefühl, dringend schweres Atemgerät zu
benötigen... Natürlich bin ich zurück ins Bett gekommen - es ist alles nur eine
Frage der Körperbeherrschung. Irgendwann war dann natürlich die Nacht vorbei - ich habe meine Sachen
zusammen gepackt und das Bett abgezogen. Auf der Fähre sollte ab 14:15 eingecheckt werden können - ich hatte
mir vorgenommen so gegen 12:00 mit meinem Plunder aufzubrechen -
sollte auf den 14 Kilometern bis zum Anleger was kaputt gehen hätte
ich noch genug Zeit für Reparaturen oder um mir ein Taxi zu rufen. Der Weg zum Anleger bzw. Tynemouth folgt ab Zentrum dem Verlauf einer
alten Eisenbahnlinie - es ist gleichzeitig auch die Route entlang des
Hadrianswalls - auf dem Streckenabschnitt ist er allerdings nicht
sichtbar. Deutlich zu früh war ich am Anleger - ich durfte mich mit den
Autofahrern um die Wette langweilen bis der Eincheckvorgang begann.
Nach übernatürlichen Regeln wurden wir auf die Fähre eingewunken -
dieses mal steht mein Fahrrad in der klaustrophobischen Ecke. Übrigens wird dieses mal nicht die Prinzessin sonder der Prinz Seaways
schaukelnd übers Meer fahren. Auch hier ist es gelungen, die Kabinen
in einer irgendwie labyrinthischen Ordnung anzulegen. Meine Vorfreude
auf den Rost wurde leider nicht erfüllt - der Prinz hat vor kurzem ein
paar Eimer Farbe gesehen... Das Wetter zeigte sich heute von seiner besten Seite. Es gab zur
Abfahrt jede Menge Sonnenschein bis spät in den Abend. Natürlich traf
sich da alles, was eine Kamera hatte auf dem Hinterdeck zum
Sonnenuntergang. Angeblich sollte man vor dort auch Wale und Delphine sehen können -
ich habe aber nur eine Bohrinsel entdeckt - immerhin die Sonne ist wie
erwartet am Horizont untergegangen - immerhin auf sie kann man sich
verlassen. Ich hatte dieses mal einen späten Termin zum Dinnerbuffet ergattert -
es ging zu wie bei jedem 'all you can eat'-Buffet dieser Welt - nur
das es dazu das Vibrieren der Motoren und das dazu passende Klappern
der Deckenverkleidung gab - seit diese Fähre ins Wasser geworfen wurde
haben die Motoren der Inneneinrichtung so gut zugesetzt wie sie nur
konnten. Es gab zum Dinner etwas abseits auch ein Kinderbuffet -
Altersdurchschnitt der Leute die sich dabeherzt an Pommes, Ketchup
und Kinderkram bedienten: etwa 60 Jahre. Es ist schon putzig wenn man
Menschen mit offensichtlichen Gelenkproblemen dabei beobachten kann
wie sie vor dem deutlich niedriger gebauten Buffet in die Knie gehen
um an die Pommes oder den Ketchup zu kommen... Der Star am Kinderbuffet war aber die Softeis-Maschine - an ihr
bildeten sich regelrechte Schlangen - vielleicht sollte man von Seiten
des Caterers mal über einverändertes Konzept beim Layout des Buffets
nach denken... Meinbe kleine Gefängniszelle, äh Kabine bot mir vor dem Schlafengehen
noch kurzweil auf der Suche nach dem was da alles so klapperte.
Nachdem ich in die Badezimmertür ein Handtuch geklemmt und an eine
Deckenverkleidung etwas Pappe geklemmt hatte war endlich Ruhe in dem
Laden...

Newcastle bis die Füße qualmen

Es ist ein bisschen schade das ich nicht so wirklich viel Zeit für
Newcastle zur Verfügung hatte - für jemanden, der wie ich alten
Industriekram fotografiert ist hier jede Menge zu finden. Ich habe versuchte das Beste aus der Situation zu machen: heute war
Brückentag. In Newcastle gibt es davon genügend Modelle. Verschiedene
Eisenbahnbrücken, darunter eine die Stephenson (das ist der mit der
ersten Eisenbahn in England) konstruiert hat - die Highbridge. Sie
komplett aus Eisenguss-Formteilen verschraubt. Ich möchte nicht wissen
was das Eigengewicht der Brücke ist - die Komponenten sind aus
Vollguss! Sie hat zwei Etagen, die obere wird von der Eisenbahn genutzt, die
untere vom Autoverkehr und Fussgängern. Direkt dabeben gibt es eine Drehbrücke und nicht weit davon ist die
Millenium-Bridge. Alle Brücken sind so ausgeführt das darunter große Schiffe -
hochseetauglich und mit Segeln - durchfahren können. etwas
flussaufwärts von diesen Brücken liegt der offizielle Hafen von
Newcastle. Er kannaber eigentlich nicht mehr von Schiffen mit richtig
Tiefgang angefahren werden weil der Flusslauf durch
Sedimentablagerungen zu flach geworden ist - er wird nicht mehr
ausgebaggert.

An der Stelle vo früher der Hafen anfing habe ich Reste einer Rampe
entdeckt auf der zu Zeiten der Kohleförderung ganze Züge neben die
Schiffe in den Fluss gefahren sind und ihre Kohle abgekippt haben. Es
soll mehrere davon parallel zueinander im Fluss gegeben haben so das
die Schiffe von beiden Seiten beladen werden konnten. Die letzten
Kohleschiffe wurden hier in den Siebziger Jahren abgefertigt. Um 1990
wurde die letzte verbliebene Rampe noch mal für eine Gartenausstellung
genutzt. Inzwischen hat ihr ein Brand schwer zugesetzt und - na,ja,
sie zerfällt. Von dem Geruch werde ich anscheinend magisch angezogen... Um da hin zu kommen, aber auch insgesamt habe ich mir heute die Füße
platt gelaufen. Es war halt doch nicht alles so nah beieinander.

Im Zentrum der Stadt gibt es mehrere schon länger leer stehende
Theater und Kinos - schade das ich mich hier nicht ausreichend
auskenne um in so was rein zu kommen.

Jetzt sitze ich in einer Bar in Bahnhofsnähe und sehe an einem
Mittwoch Abend Menschen die fest dazu entschlossen sind sich mit
Karaoke zu amüsieren - mein letzter Abend auf Britischem Boden...

Morgen Abend bin ich wieder auf der lustig vor sich hin rostenden
Prinzessin die mich zurück nach Amsterdam schaukeln wird - na, ja,
irgendwann muss es ja auch mal vorbei sein.

Was hat's gebracht?

Von Zeit zu Zeit habe ich das dringende Gefühl das ich mit mir alleine
sein will - fünf Wochen mit dem Fahrrad unter Schafen, das kommt
dieser Vorstellung schon recht nahe. Auch wenn die Schotten die ich
getroffen habe doch erstaunlich redselig waren, kann man sich in
diesem Land in aller Ruhe alleine fühlen. Die Landschaft und das ganze
Grünzeug besorgen den Rest.

Wenn ich mit mir alleine bin habe ich Zeit für Gedanken für die im
normalen Tagesgeschäft keine Zeit ist - wobei ich nicht unbedingt im
Voraus wissen kann was für Gedanken da nun sein werden. Es ist ein bisschen so als wenn man in den Keller geht um nach einer
Sache suche n - in der Regel findet man eine Menge, aber nicht das
wonach man gesucht hat und schon gar nicht das womit man gerechnet
hätte... Ich hab so einiges gefunden und mir Gedanken drüber gemacht - was, das
verrat ich Euch besser mal nicht - geht doch in Euren eigenen Keller
wenn ihr Plunder haben wollt ;-)

Warum das mit dem Fahrrad? -nun, Fahrrad fahren macht mir einfach Spaß
und es hat sich herausgestellt das ich mit dem beladenen Rad genau die
richtige Geschwindigkeit habe um die Landschaft so wahr zu nehmen das
ich Motive für meine Fotografie entdecke. Es wird sich zeigen was so
alles in meiner Kamera gelandet ist - die Jungs von Blitzfoto werde
ich Samstag auf dem Weg zu Arbeit erst mal mit etwas über 30
Filmrollen bezaubern - dann könne sie wenigstens nicht sagen das das
zu wenig sei um den Prozessor anzuwerfen... Die Digitalpanoramen sind noch zusammen zu setzen - es wird sich
zeigen ob das Zeug alles zu zusammen zu setzen ist wie ich mir das
denke - die Bilder werden dann hier im Blog nachgeräumt.

Tja, und dann ist es auch mal gut wenn man sich in ein anderen Land
begibt und sieht wie dort alles funktioniert, wie die Menschen leben
und wie sie so aufgelegt sind. Schottland hat mir gut gefallen - nicht so sehr das da ziemlich wenig
Menschen für so viel Gegend sind sondern die diese Menschen so
unterwegs sind. Es gibt hier viele Individualisten die es geschafft
haben ihr Leben so zu organisieren das das Leben so Spaß macht wie sie
es gerne hätten und dabei nicht verhungern. Hier kann man auch mal in Ruhe vor aller Augen der Gesellschaft
entrückt sein ohne das das jemanden stört. Das gilt auch für den
komischen Radwanderer der sich da über die Straßen geschleppt hat -
das hat hier nimenaden gewundert - woanders währe ich dafür womöglich
eingesperrt worden...

Ich werde sicher noch mal in dieses Land zurück kommen - nicht nur,
weil ich einen Teil meiner Strecke nicht machen konnte, sondern auch
weil es mir hier wirklich gefallen hat.

Auf nach Hause - Inverness -> Newcastle by train

Heute geht's mit den Bahn zurück nach Newcastle. Ich habe ein Hostel
gefunden das sich ganz in Nähe des Bahnhofs befindet und bin
zuversichtlich das mein Gepäckträger und die guten Hoffnungen die ihn
zusammenhalten zumindest bis da hin zusammenhalten (man wird ja
bescheiden...) Der Aufbruch aus der Herberge in Inverness war erstaunlich schnell -
ich brauchte eine ganze Stunde weniger als ich für mich geplant hatte.
Das gab mir Zeit noch einen letzten Kaffee bei SO COCO zu genießen -
die haben da einen ordentlich starken Kaffee mit Milk - 'strong milky'
- der Kaffee funktioniert sogar bei mir. Außerdem ist dort und auf dem
Platz davor mehr Internet als sonstwo in Inverness - der Laden selbst,
Mc Donalds von schräg gegenüber, das Highland City Council und 'the
cloud' buhlen hier um die wifi-fähigen Geräte der Nation; so stark das
auch auf der Straße noch eine Menge Netz für alle übrig ist. Noch mal die mails auf die Rise gebracht und die letzten Postkarten
gedrechselt und in Gedanken Abschied von dieser Schottischen Metropole
genommen, dann ging's weiter zum Bahnhof. Auf dem Weg dahin habe ich sogar noch eine Postfiliale gefunden -
heute klappt alles... Der Bahnhof in INverness ist recht übersichtlich - etwa sechs Gleise.
So war meinZug schnell gefunden. Er wartete schon eine Stunde vor
Abfahrt auf seine Fahrgäste. Die Wagen für die Fahrradmitnahme sind
mit einem entsprechenden Symbol uf der Tür gekennzeichnet - ich hatte
eine Platzreservierung in dem Wagen woch oich auch mein Fahrrad
abstellen sollte. Die Dame vom Schalter hatte mir einen Sitzplatz in
der Vierer-Gruppe mit Tisch zugedacht. Übrigens bietet auch ScotsRail in den größeren Bahnhöfen freies
Internet. So kann man bei einem Halt seine mails verschicken oder mal
schnell den Fahrplan checken. Der Zug war eine Dieselkutsche - jeder der Wagen hat ein eigenes
Aggregat und die Motoren machen kein Geheimnis aus ihrer Arbeit. Der
Motor wohnt direkt unter der Vierer-Sitzgruppe, fühlt sich aber an als
wenn er darin wohnen würde. Das ist wohl der Preis für den Luxus eines
Tisches... Die Strecke nach Edinburgh Weverly ist in Teilen einspurig angelegt
und es gibt noch Abschnitte in denen die Schienen nicht nahtlos
verschweißt sind. Die modernen Wagen sind so gefedert das man das
nicht mehr merkt - bei meiner Fahrt vorgestern mit der Museumsbahn war
das deutlicher zu spüren - es hatte etwas von 'wir fahren mit der Bahn
Transit nach West Berlin auf der Zonenstrecke'. Nun muss man aber auch
sagen das die Streckenführung nicht für Hochgeschwindigkeitszüge
geeignet ist und jeglicher Schienenluxus daher hier auch wirklich nur
Luxus ist. Was die Fahrpläne an geht handelt man hier nach dem Motto 'never
change a running system' - die Züge verkehren Mittelstrecke in netter
Geschwindigkeit, man kann in Ruhe die schöne Landschaft bestaunen oder
gefahrlos in der Nase bohren oder as man sonst so auf einer Bahnreise
tun möchte - und man kommt gut am Ziel an. Die Anschlüsse passen -
toll! Es hat schon was Erholsamen es einem Land zu reisen das mit
seinen Verkehrsmitteln nicht auf 'hey, geil! Schnell!' macht sondern
auf 'klappt'. Der Zugwechsel in Edinburgh war entspannt - obwohl wir auf halber
Strecke 5 Minuten Verspätung eingefahren hatten erreichten wir meinen
Umsteigebahnhof fünf Minuten zu früh. Ich konnte mich entspannt auf
den Weg zu dem Gleis machen wo mein Anschluss abfahren würde. Aber wo
ist eigentlich Gleis 9e? Da war er dann doch plötzlich, der Zauberlehrling - das Gleich befand
sich hinter einer Mauer und ist für Normalsterblich unsichtbar, es
sein denn, sie fragen das Bahnhofspersonal. mit einem Lift ging es
rüber auf die andere Seite. Auch da stand schon mein Anschluss und
wartete geduldig auf mich. Dieses mal war's ein Schnellzug. Da sind
die Stellplätze ein bisschen kniffeliger. Es gelang mir mit etwas
sanfter Gewalt mein Schiff da rein zu knüllen und sicher anzubinden. Dieser Zug bietet sogar WIFI auf der ganzen Strecke - das allerdings
gegen Bezahlung... Auch diese Verbindung ist eine Dieselkutsche - nicht so rumpelig wie
die Erste - Schnellzug eben... So war ich dann auch ganz schnell in Newcastle angekommen (es ist die
Zeit der billigen Wortspiele) Das Backpackers Hostel ist sehr nah am Bahnhof und an einem Hang
gelegen - was habe ich das vermisst... Es ist das wohl süßeste Hostel das ich bisher besucht habe - wenn es
so sit wie der erste Eindruck, werde ich die kommenden zwei Tage eine
nette Zeit in Newcastle haben...

Was kann man denn da so machen?

Auch wenn sich der Eindruck breit gemacht haben sollte, Inverness ist
keine Stadt in der sich beim Besucher zwingend Langeweile breit machen
muss. Die Stadt hat einige schöne Gebäude - wie alle Städte die ich auf
meiner Reise besucht habe dominieren hier die Bauten aus dem
Industriellen Boom vor ca. 150 Jahren - jetzt hier und da auch schon
mal dezent angegammelt mit Moos und Bäumchen in den Ritzen. Wie in vielen anderen Städten Europas hatte man auch hier keine
Hemmungen, als modern geltende Architektur zur Auflockerung des
Stadtbilds neben historische Bauten zu zimmern. Man kann sich also
schnell heimisch fühlen. Die Fußgängerzone krankt ein bisschen darunter das sich direkt an der
Flanierstraße die Ketten eingenistet haben. Meist besiedeln sie nur
das Erdgeschoss - die anderen Etagen des Hauses stehen häufig leer.
Das wirkt auf mich wie Kulissen. Die interessanten Läden sind in den
Straßen neben der Fussgängerzone - und hier wirkt es dann auch wieder
lebendig. Der Bereich um dem Fluss Ness ist auch noch sehr schön
bebaut und geht zum Loch Ness hin in eine parkähnliche Anlage über in
der man laufen kann bis einem die Füße abfallen. Ansonsten geht die Stadt schnell in eher Industriegebiet-ähnliche
Strukturen über . das ist besonders deutlich an der Straße die zur
Brücke über den Meeresarm führt. Wer davor nicht zurück schreckt und die Brücke überquert wird mit
einem beeindruckenden Blick über den Meeresarm belohnt - man sieht die
Stadt, den Hafen und das gesamte Hinterland mit den verschiedenen
Wetterlagen die sich gerade lokal so austoben. Dort habe ich auch noch mal den NOrdseeküsten-Radwanderweg getroffen
- der Anblick der Shcilder weckte schon gewisse Sehnsüchte. Ich hoffe
mal das sie Schottland nicht in den nächsten zwei Jahren abreißen... Die Stadt beherbergt auch noch ein AUsstellungszentrum das sich
hauptsächlich mit fotografischer Kunst beschäftigt - die Ausstellungen
sind eine harmonische Mischung aus internationaler und regionaler
Kunst. Hier findet sich ein unkompliziertes Nebeneinander von XXX und
den Projekten lokaler Fotoclubs und Schulprojekten. Außerdem ist in Inverness auch das Highland Archive angesiedelt - es
biete Historische Informationen und umfassende Recherchemöglichkeiten. Ich musste also nicht fünf Tage im Biotop 'Youth Hostel' abhängen.
Wenn man die Leute sehen will die die Herberge bevölkern kann man sich
auch genau so gut irgendwo in die Stadt setzten - da rennen sie alle
herum... Auch wenn das Hostel gar nicht so groß ist seiht man viele
Gesichter von dort auch im Stadtbild wieder. Die Stadt liegt an einem
Knotenpunkt mehrerer Wander- und Radwanderrouten und wird von den
Leuten die sich auf solchen Wegen herum drücken zahlreich heimgesucht.

Auf den Spuren des Zauberlehrlings

Was macht man eigentlich wenn man etwas ganz Anderes vor hatte und nun
plötzlich in einer zwar irgendwie ganz hübschen, ansonsten aber nicht
so wirklich weltoffenen Stadt fest hängt? Ich hate gehört das ganz in der Nähe eine historische Eisenbahnroute
verkehrt - eines der dort verkehrenden Dampfrösser hat Berühmtheit als
der so genannte 'Hogwards-Express' erlangt. Ich habe eine Schwäche für Dampfmaschinen - ganz besonders für die,
die auf Schienen unterwegs sind - also habe ich mich danach erkundigt
wie man da mit fahren kann. Nun, 'ganz in der Nähe' ist wohl her relativ zu verstehen. Die
Bahnlinie verkehrt ab Fort William - da komme ich mit dem Rad schon
mal nicht so einfach hin. Ich war zu allem entschlossen und kaufte mir
ein Busticket dort hin und erstand über das INternet ein Ticket für
einen Bahnausflug im Zauberschloss-Express in der Holzklasse - vorn
beim Lockführer darf man anscheinend nicht mit fahren... Das hieß für mich am Sonntag früh aufstehen - um 7:45 musste ich den
Bus in Inverness Busbahnhof erwischen um rechtzeitig in Fort William
zu sein. Der Wecker hat mich nicht im Stick gelassen und zur passenden Zeit saß
ich mit einem Fresspaket bewaffnet an der Bushaltestelle zwischen den
Resten der Samstag Nacht - und das waren mal Reste! Wer Samstag Abend nach Inverness kommt um da mal so richtig Party zu
machen, der muss zu sehen das er die Zeit bis zum ersten Bus irgendwie
rum bekommt also lange und ausgiebig Party machen. Ein Sortiment auf
das diese Beschreibung passt hing in unterschiedlichen Ausführungen an
den Wartehäuschen herum. DIe Möwen - allgegenwärtig in der Stadt und
der festen Meinung, die Häuser seien alle nur für sie gebaut -
belauerten die Versammlung, ob nicht irgendeiner was Essbares fallen
ließ. Wahrend in unseren Städten darum gebeten wird das man nicht die
Tauben füttern soll kleben hier überall Hinweise das man den Möwen
nichts zu Essen geben soll - Tauben sind hier eher eine verschüchterte
Nischenerscheinung... Knapp zwei Stunden dauert die Fahrt mit dem Bus nach Fort William -
die Fahrt endet gleich neben dem Bahnhof aus dessen Gleisen eine
deutlich sichtbare Rauchfahne verrät wo denn wohl die Dampflock
abfahren wird. Ich Knauserbirne hatte mir ein zweiter Klasse Ticket
besorgt - hätte ich so fahren wolle wie Ron Wiesley und seine Freunde,
dann währe ein erster Klasse Ticket notwendig gewesen - ich war aber
weniger wegen des Cineastischen Nacherlebens gekommen (die Eule hat
nicht in den Koffer gepasst) sondern wegen der historischen Technik
und der Landschaft. Vor der Abfahrt hat man die Gelegenheit die Lokomotive am Bahnsteig zu
fotografieren und darf auch mal in den Führerstand klettern und die
Armaturen bestaunen. Die Leute auf dem Bock sind freundlich und
meistern die touristische Aufdringlichkeit wirklich routiniert. Fort
Williams und die Endstelle Mallaig sind übrigens die beiden Bahnhöfe
in denen man die Lokomotive richtig herum am richtigen Ende des Zuges
sehen kann. Alle anderen Halts auf der Strecke sind an Bahnhöfen die
einen zu kurzen Bahnsteig haben als das man bis zur Lok durch käme.
Wer (so wie ich) gerne ein Foto der Lokomotive mit kompletten Rädern
haben möchte sollte sich in Glenfinnan an einen der Mitarbeiter im Zug
ran schmeißen und ihm die Kamera mit geben damit er die Lokomotive für
einen fotografiert. Der Kollege den ich mit meiner Panoaramakiste los
geschickt habe war hellauf begeistert das da noch einer mit einem
Belichtungsmesser arbeitet - sowas hätte er seit Ewigkeiten nicht mehr
gesehen. Ich hoffe das er seine Sache gut gemacht hat - die
liebenswürdige Technik mit der ich arbeite wartet immer auf Leute die
sie veralbern kann. Der Kollege wird eine LMS BLack 5 4-6-0 sein -
man merkt das ich das nicht so genau auf dem Schirm habe, aber das
Modell für Harry Potter ist rot... In Glenfinnan gibt es auch ein kleines (wirklich kleines!) Museum das
man während des Halts besuchen kann. Die Zeit reicht dicke für die
Exponate aus. für 50 Pence bekommt man historische Dokumente über den
Bau der Linie und die Anfangsjahre des Eisenbahnbetriebs zu sehen. Wer gerne Dampflokomotiven Fotografiert sollte sich vielleicht besser
an der Strecke aufbauen und das gute Stück in der Vorbeifahrt
fotografieren - wer gern das Gefühl von Eisenbahnromantik erleben
möchte ist im Zug besser aufgehoben. Die Geräusche der Lokomotive sind
toll zu hören wenn man die Fenster öffnet und innerhalb kurzer Zeit
hat es ein halbes Pfund Ruß und Kohlenstaub ins Abteil geweht. Wenn
man in den Tunneln die Fenster offen hat drückt es den ganzen Rauch
ins Abteil - genau so was sucht man ja überall verzweifelt... Fotos von der Gegend kann man ganz gut aus den Fenstern auf dem Gang
machen - sie sind groß genug das man seinen Kopf/Oberkörper mit der
Kamera heraus strecken kann. Aber Vorsicht: Büsche und Felsen kommen
teilweise bis auf Tuchfühlung an den Zug heran! Außerdem bekommt man
den ganzen Ruß ins Gesicht und besonders die Augen. Ich habe mir sagen
lassen das sich Fotos von der Gegend besser aus einem der regulären
(modernen) Züge machen lassen weil die nicht so sehr schaukeln, aber
ich gebe mal die Hoffnung nicht auf das auch das das auch so was
geworden ist. Die Endstelle Mallaig beschert einem eineinhalb Stunden Aufenthalt -
die Lokomotive muss an die andere Seite des Zuges umgesetzt werden und
fährt dann rückwärts (Tender Voraus) zurück. Der Ort bietet auch genau
für die veranschlagte Zeit Attraktionen - ein Rudel Fischerboote und
ein paar Cafés und Fressbuden. Man kann sich in Ruhe ansehen wie das Zugpersonal die Lok an das
andere Ende des Zuges bugsiert und dann noch entspannt was essen
gehen... Der Zug hat auch einen Speisewagen und man wird auch am Platz verwöhnt
(wenn man das will). Die Fahrt ist ihr Geld wert und wenn man lang genug im Voraus plant
kann man die Fahrt mit der historischen Bahn auch gut in eine Reise
zur Ile of Sky einbinden - der Zug verkehrt auf einer regulären
Strecke und hält seinen Fahrplan strict ein weil er den regulären
Verkehr nicht behindern darf. Wer Harry Potter Fans in den Zug
schleifen will sollte in den (sauren) Apfel beissen und die Tickets
erster Klasse buchen (man sitzt dann im Film-Abteil). Es macht
vielleicht auch Sinn, sich zu erkundigen wann die Lokomotive fährt die
im Film verwendet wurde. Ich habe mir sagen lassen das mit dem Erscheinen der Romane bzw. des
Films von Harry Potter die Nachfrage auf der Strecke massiv
angestiegen sei - es freut mich für die Leute die ein solches
Museumsstück am leben halten. Ein Geheimnis der Fahrplangestaltung für Sonntags sorgte dafür das ich
zwei Stunden im Kundencafé von Morrisson verbringen durfte - kurz vor
vier bzw. kurz vor der Rückkunft des Zuges in Fort William fuhr noch
ein Bus - dann erst wieder um 18:15. Es hat ja auch sein gutes - ich
kann jetzt die englische Hitparade mitsingen und weiss das bensonders
an Kasse vier in dieser Filiale gerne Storno-Bons auflaufen... Nach zwei Stunden beeindruckend sportlicher Fahrt in einem Überlandbus
war ich wieder in meinem Bettchen in der Jugendherberge - die Koje da
ist übrigens ein guten Training wie es sich wohl in einem Sarg
anfühlt. Ich habe die obere Koje in einem Etagenbett belegt und trete
bei jedem Umdrehen die Platten der abgehängten Decke aus der
Halterung. Mehrfach in der Nacht schalte ich mit dem Ellenbogen
unwillkürlich das Leselicht ein. Es sind Aufkleber an den Betten das
man oben keine Kinder unter sieben Jahren schlafen lassen soll - aber
was soll den sonst da rein passen?

Der Ausflug nach Loch Ness - oder: Der Gefahrensucher unterwegs

Ich hatte mit mit dem Garmin-Programm eine Route zusammengebastelt die
mich zumindest zu einem Drittel des Weges nach Loch Ness entlang des
Caledonian Canals auf einem Radweg führte. Lieder sollte der Rest des
Weges entlang einer Landstraße führen. Der Radweg beginnt direkt in Inverness - der Fluss fließt ja auch
durch die Stadt. In regelmäßigen Abständen sind schon vor langer Zeit
Hängebrücken für Fussgänger über den Fluss gebaut worden.
Quietschende, wackelige Eisenkonstruktionen die ungeachtet dieser
Faktoren von den Leuten fleissig genutzt werden. Ich muss an irgendeiner Stelle des Radwegs den Anschluss verpasst
haben und fand mich schneller als ich es vor hatte auf der
Bundesstraße wieder die am Steilhang des Sees dem Ufer folgt (um
ehrlich zu sein, hat der See nur Steilhänge...) Es war wieder eine
dieser Straßen die für Autos gebaut wurden die es heute mehrheitlich
nicht mehr gibt und es gelang mir mit Leichtigkeit, mich als
Verkehrshinderniss zu betätigen. Die Leute hier haben einfach nicht so
den Trieb zum beherzten Überholen. Wenn einer der hinter mir hängenden
Fahrer seine Chance erkannte, ist er komplett in die Gegenspur
ausgeschert und hat mich so langsam es ging zu überholen versucht. Die
meisten hier schalten zum Überholen nicht zurück und geben mal ne
Runde ordentlich Gas damit sie schnell vorbei kommen. Man bleibt schön
im höchsten Gang und tritt vielleicht mal ein bisschen das Gaspedal
durch. Ob die anderen Autofahrer auch vorbei kommen ist dabei
natürlich auch völlig egal. Vonm Zeit zu Zeit sind entlang dieser
Straße Parkplätze an Aussichtspunkten eingerichtet - da bin ich dann
kurz eingeschert um die Schlange hinter mir passieren zu lassen. Die
einzigen die hier in diesem Land garantiert überholen können sind die
LKW- und Busfahrer -die ziehen schmerzfrei in die Gegenspur - gerade
so weit das Platz für mich bleibt und überholen. Das Training auf den
Straßen Dortmunds und des Ruhrgebiets hat mich ausreichend abgehärtet
um diese Situationen nicht als gefährlich wahrzunehmen und mich
routiniert auf den Sog den diese Fahrzeuge erzeugen einzustellen. Zwei
mal hatte ich allerdings auch die Situation das die Fahrer von SUV- Fahrzeugen hupend an mir vorbei zogen als wenn ich überhaupt nicht da
sei bzw. als wenn ich nicht als Verkehrsteilnehmer wahrgenommen werde.
Da habe ich mir einen Ganzkörperhelm gewünscht - die Typen haben noch
nichtmal zehn Zentimerter Abstand gehalten - bei den LKW konnte man
sich immerhin auf einen garantierten halben bis einen Meter verlassen... Ich erreichte Urquhart Castle ohne das ich mich in Hackfleisch
verwandelt hätte und befand mich unversehens an einem der
Schlüsselorte der Schottischen Geschichte und in einem Epizentrum der
Tourismusindustrie wieder. Das Gelände kann man nur betreten wenn man
eine Eintrittskarte kauft. Dann wird man pfiffig durch den Giftshop in
ein Kino geschleust wo man einen Abriss der Geschichte dieser Burg
bekommt um anschließend durch den Giftshop auf das Gelände zu gehen -
verlassen tut man den Ort übrigens auch noch mal durch - den Giftshop.
Das habe ich so in dieser Perfektion auch noch nie gesehen.
Erähnenswert sind vielleicht auch noch die Toiletten - dort kann man
zu stimmungsvoller Hochland-Dudelsackmusik sein Geschäft erledigen -
für dieses erhebende Erlebnis habe ich doch gerne den Eintritt von
7,90 Pfund bezahlt... Die Burg selbst ist hauptsächlich kaputt. Sie war im Grenzgebiet
zwischen Schottland und England hart umkämpft und wechselte in manchen
Abschnitten der Geschichte den Besitzer wie ein Knochen um den sich
zwei Hunde streiten. Teile der Anlage wurden immer wieder zerstört und
neu aufgebaut bis die letzten Besitzer der Burg bei einer Belagerung
durch die Jakobiter sich entschlossen, den ganzen Laden selbst in die
Luft zu sprengen. SIe zerstörten dadurch das Torhaus und die
angrenzenden Gebäude, was es unmöglich machte die nun zwar leicht
einzunehmende Burg irgendwie zu verteidigen oder als Burg zu
bezeichnen. So kann man sich nun also nur noch die so gut es geht
barrierefrei gestalteten Trümmer ansehen und dazu didaktisch sehr gut
gemachte Informationstafeln zu den Nutzungen der Gebäudeteile und zu
archäologischen Funden lesen. Ich hätts etwas heiler und mit weniger
bunt angezogenen Touristen besser gefunden, aber man kann ja nicht
alles haben.Jedenfalls habe ich die Ruine nicht mit dem Gefühl
verlassen das die Gefahren auf dem Weg da hin umsonst gewesen währen. Die Gefahren auf dem Heimweg waren es natürlich auch wert gewesen. Da
hatte ich die Horrorshow des Schottischen Landstraßenverkehrs noch ein
mal. Dieses mal achtete ich wie ein Luchs darauf das ich den Anfang
des Radweges von der anderen Seite nicht verpasste. Es ist etwas
knifflig zu finden - etwa nach zwei Dritteln des Weges sieht man auf
der Rechten Seite ein Hafenbecken mit Yachten - die Straße die einmal
dort hin führte ist durch ein paar Begrenzungssteine für den
Autoverkehr gesperrt. Dort fängt der Caledonian Canal an der parallel
zum River Ness verläuft. Es befindet sich dort eine Schleuse über
deren Schleusentor man als Fussgänger oder auch mit dem Rad zu dem
Rad-/Fussweg gelangt der auf dem Wall zwischen den beiden Wasserwegen
verläuft. Er ist reit genug das sich Fussgänger und Radfahrer nicht
ins Gehege kommen und so geschottert das man gut darauf fahren kann.
Nach dem Stress der Landstraße eine echte Erholung. Geradezu mühelos
gleitet man entlang des friedlichen Wassers in die Stadt zurück. Auch
die Speichen haben gehalten was der Superkleber versprach. Es sieht so
als wenn wenigstens der Heimweg unproblematisch werden könnte.

Mein erster Tag in Inverness

Auch wenn die Fahrt mit nahezu kontinuierlichen Pannenservice ziemlich
geschlaucht hat, habe ich mich heute morgen aus dem Bett gepellt - um
neun Uhr stolperte ich in das genau wie ich noch ziemlich verschlafene
Inverness. Mein erster Weg führte mich zum Bahnhof, eine Reservierung für mein
Fahrrad und Fahrkarten nach Newcastle kaufen. Es sollte sich
herausstellen das es gar nicht so einfach war für das kommende
Wochenende noch ein Plätzchen für uns beide zu finden. Es lief darauf
hinaus das es erst am Dienstag wieder eine Verbindung geben sollte auf
der ich auch mein Fahrrad mitnehmen kann. Die Frau auf der anderen
Seite des Schalters hat sich für mich an ihrem Computer ziemlich
abgemüht und bei der Verbindung für mich auch noch getrickst das ich
nicht so viel Bezahlen muss - mit 27 Pfund war ich dabei. So stellt sich also nun die Frage was ich die nächsten fünf Tage so in
Inverness unternehmen kann. Ich machte mich auf die Suche zu einem Laden wo ich ein Frühstück
bekomme - der war schnell gefunden, das Frühstück war Toll, Internet
war leider gerade schon ausverkauft... So begann also wieder die Suche nach dem heiss begehrten Wifi. Ich
wurde im Einkaufszentrum fündig - in einem der Foyers hat man Zugang
zur 'Cloud' - gesponsert von Marc&Spencer, die auch gleich noch mal
gerne alle intimen Details von mir wissen wollten obwohl ich das alles
schon bei der Registrierung bei diesem Dienst in Aberdeen abgegeben
hatte. Zum Glück lief der Zugang auch schon ohne das ich den
Fragebogen der Kaufhauskette beantwortete. Es waren nicht alle
Protokolle frei gegeben aber Mails verschicken und im Internet
recherchieren klappte so la la. Meine Recherche war eher ernüchternd - Inverness ist, na, sagen wir
mal, eher provinziell aufgestellt. Dementsprechend bunt gefächert ist
das Angebot - am Wochenende gibt es zum Beispiel eine Stuntshow mit
Motorrädern. Das ist ja ganz genau min Ding... Ich entschied mich dazu mich einfach noch mal in Bett zu legen - er
Kaffee im Foyer des Einkaufszentrums hatte mich müde gemacht
(irgendwas hat es mit diesem Schottischen Kaffee auf sich - er
funktioniert einfach nicht so wie ich es erwarte...) Auf dem Weg zur Herberge habe ich noch bei Morrison eingekauft - das
ist der Supermarkt bei dem die gesamte Herberge einkauft - in den
Stellfächern für die Lebensmittel in der Küche lachten mich von
überall her die Tüten dieser Kette an. Nahmittags habe ich ich dann doch noch mal zu Aktivitäten aufraffen
können - ich habe mich meiner Hinterrad-Felge angenommen. Bei Morrison
hatte ich eine Tube Superkleber erstanden - die sollte mir hoffentlich
Rettung bei den sich ständig lockernden Speichen bringen. Nachdem ich
alle Speichen wieder gleichmäßig fest angezogen hatte (sie hatten sich
natürlich alle schon wieder ordentlich gelöst) und das Rad annehmbar
zentriert war habe ich an jeden Speichennippel eine Tropfen
Superkleber gemacht. Wenn alles klappt, fließt er in das Gewinde
hinein und sorgt beim Aushärten dafür das sich nichts mehr lösen kann. Für morgen hatte ich mir eine Tour nach Loch Ness ausgedacht -
irgendwie musste ich ja meine Arbeit testen.