BLOG Müller unterwegs

Hallo!
In diesem Blog werde ich von meinen Reiseaktivitäten berichten. Fast alle meine Reisen mache ich mit dem Rad. Wer wissen möchte was Müller in seiner Abwesenheit so erlebt, sollte hier immer mal wieder vorbei schauen.

Hallo!
in this blog I will write about my traveling activities. I am doing most of my journeys by bicycle. Maybe you want to be up to date, knowing what Müller is doing when not at home. So this is the right address to be up to date...

Laura und Oertelsbruch

KZ-Gedenkstätte Laura

Wer oder was ist eigentlich Laura? Laura ist der Name einer KZ-Gedenkstätte bei Lehesten. Hier wurden die Treibwerke der V2-Raketen in einem bis da hin als Steinbruch genutzten Schiefervorkommen, dem Oertelsbruch getestet. Der damalige Betreiber wurde 1943 für dieses Vorhaben zum Verkauf des damals sehr lukrativen Schieferbruchs überredet. Genauer: er wurde gezwungen den Schieferbruch zu einem Spottpreis zu verkaufen. Die Firma wurde in eine Scheingesellschaft überführt die formal vorgab weiter Schiefer abzubauen. Der Ort wurde gewählt weil man davon ausging das die weit von England entfernte Lage hilft, die Triebwerk-Tests zu verbergen. Man glaubte das der bei den Tests entstehende Lärm von der ansässigen Bevölkerung als Schiefer-Abbau verstanden wird. Damals wurde die Raketenforschung- und und der Bau aus Penemünde weiter von England weg und unter die Erde verlegt. Das Ganze wurde dezentralisiert angelegt. Sterförmig um das Lager ‘Mittelbau Dora’ gab es sternförmig angeordnet zuarbeitende Betriebe.

Der Oertelsbruch hatte große Höhlen auf mehreren Etagen im Berg hinterlassen. In diesen Höhlen wurden Anlagen zur Sauerstoffanreicherung und Lagerung des Brennstoffs geschaffen. Leitungen zum Kühlen der Treibwerke förderten Wasser aus den tieferen Lagen der Höhlen - eine umfangreiche Infrastruktur wurde von den KZ-Insassen geschaffen und erhalten. Das Lager wurde in dem ehemaligen Bauernhof des Oertelsbruchs eingerichtet. Der Hof liegt an einem Hang auf einem Absatz direkt neben dem Schieferbruch. Dort war der Lagerbetrieb nicht von Außen einsehbar und eine Flucht quasi unmöglich.

Unter den zu Spitzenzeiten etwa 1000 Inhaftierten befanden sich neben den Üblichen Insassen eines solchen Lagers auch ca 150 italienische Militärangehörige die nach dem Gesinnungswechsel Mussolinis sich unerwartet in Feindesland befanden. Das Aufsichtspersonal setze sich aus Menschen zusammen die in anderen Lagern bereits den ruf besonderer Brutalität errungen hatten. Bei den Anforderungen an die Häftlinge ein Paradox: für die zu verrichtenden Arbeit wurden zum größten Teil qualifizierte Spezialisten benötigt die man nicht an jeder Ecke findet. Diese Menschen unter Bedingungen zu internieren die zweifellos zu deren Tod führen würden ist keine kluge Idee und hat sich sehr schnell auch als solche herausgestellt. So gab es dann unterschiedliche Behandlungen je nach Wichtigkeit der Inhaftierten. Die Italiener waren weder der Zwangsarbeit, noch den klimatischen Bedingungen in Thüringen gewachsen - aus ihrer Gruppe gab es keine Überlebenden.

Mit dem steigenden Kriegsdruck auf das dritte Reich wurden die Lieferwege zwischen den unterschiedlichen Produktionsstätten zunehmend schwierig. So stapelten sich in Laura die getesteten Triebwerke da man sie nicht zurück nach Dora transportieren konnte. Es zeichnete sich ab das das Lager aufgelöst und die Internierten in andere Lager transportiert werden müssen. Die die den Transport überlebten wurden in den neuen Gefängnissen von den anderen Häftlingen getrennt da es sich um Geheimnisträger handelte und man befürchtete das ihr Wissen die Kriegsmoral gefährden könnte.

Mit Kriegsende geschah das was so an den Raktenproduktionstellen passierte: Die Amerikaner kamen und nahmen mit was sie tragen konnten, dann kamen die Russen und betrieben Resteverwertung, sprich: sie testeten die von den Amerikanern zurück gelassenen Triebwerke und transportierten danach alles nach Russland. Der Umstand das der Ort ein KZ war ist darüber aus den Augen verschwunden.

Eine LPG nutzte den Bauernhof für die landwirschaftliche Produktion und alles nahm seinen Gang als gäbe es die schlimme Vergangenheit nicht. Es ist Bewohnern auf dem Bauernhof zu verdanken das viele der heutigen Exponate noch existieren. Der Umgang mit dem Lager änderte sich erst als Überlebende des Lagers zum Gedenken an den Ort kamen und die Situation kritisierten. Von da an wurde der Ort als Gedenkstätte ausgebaut.

Die Wohnanalgen des ehemaligen Oertelsbruch sind heute ungenutzt - sie beschäftigen sich seit kurz nach dem Mauerfall mit ihrem eigenen Verfall. Die Ansiedlung verstrahlt eine zauberhafte Tristesse des Verfalls, ist aber auch ein Tummelplatz für Geo-Cacher und Leute die Eingänge zu dem Stollensystem im Schieferbruch suchen - Aus den Kellergeschossen der Häuser gab es direkte Eingänge dort hin - allerdings sind die betreffenden Häuser heute eher Müllhaufen als Orte die ich betreten würde.