BLOG Müller unterwegs

Hallo!
In diesem Blog werde ich von meinen Reiseaktivitäten berichten. Fast alle meine Reisen mache ich mit dem Rad. Wer wissen möchte was Müller in seiner Abwesenheit so erlebt, sollte hier immer mal wieder vorbei schauen.

Hallo!
in this blog I will write about my traveling activities. I am doing most of my journeys by bicycle. Maybe you want to be up to date, knowing what Müller is doing when not at home. So this is the right address to be up to date...

21.07.2015 - die Fahrt geht los / the journey begins

Ich habe überhaupt keine Ahnung wer diesen komische Radiowecker auf sechs Uhr morgens gestellt hat - aber wo ich schon mal die Morgenandacht von WDR2 hören darf, kann ich auch gleich aufstehen...

Obwohl ich gestern noch eine 'Anprobe' mit den Satteltaschen am Rad gemacht hatte war es bis heute Morgen irgendwie mehr geworden als beabsichtigt.

Als das Rad beladen war war ich schon ein mal durchgefeuchtet - es war sonderbar schwül-warm und hatte genieselt bis ich mit Aufladen fertig war.
Gleich darauf fiel mir auf das ich seit dem letzten Jahr völlig vergessen hatte wie ungeschmeidig sich das Liegerad verhält wenn es bepackt ist - fast wär ich beim Aufsteigen vor dem Haus mit dem ganzen Gerümpel umgekippt - gut das die Nachbarschaft noch nicht auf der Straße war.

Natürlich fährt es sich mit einem solchen Möbeltransporter auch nicht so schnell wie sonst - gerade rechtzeitig habe ich es für zehn Uhr zum Pflegedienst 'Lebensluft' in Unna geschafft. Wir hatten uns dort für einen Wink- und Verabschiedungstermin mit Foto verabredet. Hier sieht man mich im Kreise eines Teils der Leute um die ich mich schon mal nächtens kümmere und, nicht zu vergessen, meiner Kollegen.

Verabschiedungs- und Wink-Termin beim Pflegedienst 'Lebensluft' / 'wave hands and farewell date' at at the nursing service in Unna

Warum dieser Fototermin?

Also, das ist so...

Ich habe mir die Herausforderung ausgesucht eine Radreise nach und durch Ostdeutschland zu machen. Das ist natürlich ein selbst gewähltes Schicksal, das macht es aber nicht weniger anstrengend oder risikoärmer. Wr weiss was der Technik wieder einfällt um die Sache zu sabotieren oder wie gut ich durchhalte oder nicht.

Ihr könnt das Ganze in diesem Blog verfolgen und ich hoffe das es für Euch unterhaltsam und am Ende sogar spannend ist. Vielleicht sogar so spannend das der Eine oder Andere von Euch ein Projekt unterstützen möchte durch das Menschen die sich ihre Herausforderung nicht selbst aussuchen konnten ein wenig Erholung von ihrerm Leben bietet:

Die Bewohner der Langzeit-Beatmeten-WG in Unna würden gerne im nächsten Jahr Ferien an der See machen. So schön sich diese Idee liest, so kostspielig gestaltet sie sich auch. Pro Bewohner sind mit Kosten um 2500 € zu rechnen - ein Grossteil dieser Summe muss durch Spenden gewonnen werden da bei den Betroffenen meist keine finanziellen Mittel in ausreichender Menge vorhanden sind.

Eine Idee dazu ist meine Reise - Es haben sich schon ein paar Leute gefunden die mir pro Kilometer gefahrener Strecke einen kleinen Betrag auf das Spenden konto überweisen oder die einen Betrag ihrer Wahl für die Idee geben - vielleicht fühltja der eine oder andere von euch diese Idee auch gut.

Im Gegenzug dafür gibt es hier die mehr oder minder spannenden Geschichten von meiner Strampelei durch Ostdeutschland - natürlich könnt ihr das auch verfolgen ohne was an das Projekt zu geben ;-)

Ich habe jedenfalls Unna mit geschmackvollen, von den Kollegen gebastelten Applikationen für das Fahrrad verlassen. Jetzt habe ich einen Wimpel der auf die Spendentour hinweist und eine kleine Blumengirlande in Deutschland-Farben an meinem Rad - was doch stilvoller Schmuck so ausmacht...

Viel Spannendes ist auf der ersten Etappe nicht wirklich passiert. Ich habe ein waar wunderschöne Zementwerke in Anröchte gesehen während ich mich mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 17 Kilometern an Paderborn heran robbte. Um halb sechs Uhr Nachmittags hatte ich mein Ziel, die Jugendherberge, erreicht.

Mal sehen was es Morgen zu sehen gibt...

Mein Reisewimpel / my travel-pennant

I've got absolutely no idea who set this clock radio to six'o clock in the morning - anyway hearing the morning prayer on WDR2 is a good occasion to leave the bed...

Although I undertook the bicycle a fitting on with its saddle-bags it appears as if the load multiplied more than expected till todays morning.

As finally all things were stuck to the bike I was soaking wet for the first time this day - the weather is remarkably warm an humid and it rains while I load my stuff.

Ein gut beladener Killerwal... / A well loaded Orca

Shortly afterwards it came back to my mind how unsmooth the recumbent bike behaves when it is heavily loaded - I nearly tilted with all my stuff trying to get seated on the bicycle. Lucky me that no-one of my neighborhood was in the street.

Of course one can't drive as fast as unloaded with such a large load - right in time I arrived at ten 'o clock at the nursing service 'Lebensluft' in Unna. We have made an appointment for a 'wave hands an farewell date' with photo. On the picture I can be seen in the mid of some people I take care of from time to time and ,not to forget, my colleagues.

What's the picture about?

Well, how to tell...

I've chosen the challenge of making a bicycle-journey to and through eastern Germany. Of course that's a self-chosen destiny but this doesn't make it less exhausting or less risky. Who knows what technic is getting in it's mind to offer some sabotage to this project or how far my strength will carry me.

You may follow whole this in this blog and I hope that it will be enjoyable and - maybe - also exiting for you. Maybe that exiting that some of you want to sponsor a project that offers some recovery from live to people which had no opportunity to choose their challenge by their own:

The residents of the shared apartment of artificial respirated people in Unna would like to make a holiday by the sea next year. Maybe a nice idea but it is quite expensive as well. Per resident the assumed costs are about 2500 € - the main part of this needs to be raised by donations as most of the residents have left no sufficient money of their own.

One idea to raise some money is my journey - there are already some guys who would like to sponsor his project with a small amount on the account for donations per kilometer - maybe there's some more who thick that this may also be a good idea for himself.

In return I give you more or less thrilling stories about my cycling through eastern Germany - of course you may also read them without donating to the 'holiday project' ;-)

I, for one have been given an elegant applications for my bicycle tinkered by my colleagues. Now I own a pennant that informs about my tour and a small floral garland in Germanys colors - what a difference a stylish decoration makes...

Ein überladener Killerwal mit geschmackvollen Applikationen kurz vor Soest / an overloaded Orca with stylish applications close to Soest

To be franc, there's not much thrilling things happening on my first stage. I saw some beautiful cement plants in Anröchte while I crawled with an average speed of 17 kilometers per hour to Paderborn. At half past five I arrived at the youth hostel - let's see what's coming up by tomorrow...

Wo geht's eigentlich dieses Jahr hin?

Dieses Jahr beglücke ich kein Land mit Linksverkehr sondern es geht in des Osten Deutschlands.
Ich werde von Dortmund aus mit dem Rad entlang der alten B1 bis kurz vor Berlin fahren.
Dann geht es hoch nach Rostock, von wo aus ich der Ostseeküste Richtung Polen folge.
Kurz vor der Polnischen Küste biege ich dann nach Süden ab und folge dem Grenzverlauf auf der deutschen Seite bis ich etwa auf der Höhe von Leipzig bin.
Von da aus soll es zurück nach Dortmund gehen - insgesamt sind so etwa 2300 Kilometer zurückzulegen.
Wenn alles klappt wie ich es mir ausgedacht habe werde ich nicht nur die Strecke schaffen sondern unterwegs auch viele interessante Dinge sehen.
Wer möchte kann meine Reise in diesem Blog verfolgen und miterleben.

 

Auf zur Fähre

Es hat ja auch seine Vorteile wenn man sich am Abend zuvor in einer
fragwürdigen Kneipe die Birne voll gekippt hat: man kann morgens lange
schlafen. Das geht selbst im Hostel im Achtbett-Zimmer. Man sollte
allerdings nicht den Fehler machen, in der Nacht zum Pinkeln das
Zimmer zu verlassen. Wenn man danach versucht wieder ins Zimmer zu
kommen erschlägt einen das Gefühl, dringend schweres Atemgerät zu
benötigen... Natürlich bin ich zurück ins Bett gekommen - es ist alles nur eine
Frage der Körperbeherrschung. Irgendwann war dann natürlich die Nacht vorbei - ich habe meine Sachen
zusammen gepackt und das Bett abgezogen. Auf der Fähre sollte ab 14:15 eingecheckt werden können - ich hatte
mir vorgenommen so gegen 12:00 mit meinem Plunder aufzubrechen -
sollte auf den 14 Kilometern bis zum Anleger was kaputt gehen hätte
ich noch genug Zeit für Reparaturen oder um mir ein Taxi zu rufen. Der Weg zum Anleger bzw. Tynemouth folgt ab Zentrum dem Verlauf einer
alten Eisenbahnlinie - es ist gleichzeitig auch die Route entlang des
Hadrianswalls - auf dem Streckenabschnitt ist er allerdings nicht
sichtbar. Deutlich zu früh war ich am Anleger - ich durfte mich mit den
Autofahrern um die Wette langweilen bis der Eincheckvorgang begann.
Nach übernatürlichen Regeln wurden wir auf die Fähre eingewunken -
dieses mal steht mein Fahrrad in der klaustrophobischen Ecke. Übrigens wird dieses mal nicht die Prinzessin sonder der Prinz Seaways
schaukelnd übers Meer fahren. Auch hier ist es gelungen, die Kabinen
in einer irgendwie labyrinthischen Ordnung anzulegen. Meine Vorfreude
auf den Rost wurde leider nicht erfüllt - der Prinz hat vor kurzem ein
paar Eimer Farbe gesehen... Das Wetter zeigte sich heute von seiner besten Seite. Es gab zur
Abfahrt jede Menge Sonnenschein bis spät in den Abend. Natürlich traf
sich da alles, was eine Kamera hatte auf dem Hinterdeck zum
Sonnenuntergang. Angeblich sollte man vor dort auch Wale und Delphine sehen können -
ich habe aber nur eine Bohrinsel entdeckt - immerhin die Sonne ist wie
erwartet am Horizont untergegangen - immerhin auf sie kann man sich
verlassen. Ich hatte dieses mal einen späten Termin zum Dinnerbuffet ergattert -
es ging zu wie bei jedem 'all you can eat'-Buffet dieser Welt - nur
das es dazu das Vibrieren der Motoren und das dazu passende Klappern
der Deckenverkleidung gab - seit diese Fähre ins Wasser geworfen wurde
haben die Motoren der Inneneinrichtung so gut zugesetzt wie sie nur
konnten. Es gab zum Dinner etwas abseits auch ein Kinderbuffet -
Altersdurchschnitt der Leute die sich dabeherzt an Pommes, Ketchup
und Kinderkram bedienten: etwa 60 Jahre. Es ist schon putzig wenn man
Menschen mit offensichtlichen Gelenkproblemen dabei beobachten kann
wie sie vor dem deutlich niedriger gebauten Buffet in die Knie gehen
um an die Pommes oder den Ketchup zu kommen... Der Star am Kinderbuffet war aber die Softeis-Maschine - an ihr
bildeten sich regelrechte Schlangen - vielleicht sollte man von Seiten
des Caterers mal über einverändertes Konzept beim Layout des Buffets
nach denken... Meinbe kleine Gefängniszelle, äh Kabine bot mir vor dem Schlafengehen
noch kurzweil auf der Suche nach dem was da alles so klapperte.
Nachdem ich in die Badezimmertür ein Handtuch geklemmt und an eine
Deckenverkleidung etwas Pappe geklemmt hatte war endlich Ruhe in dem
Laden...

Newcastle bis die Füße qualmen

Es ist ein bisschen schade das ich nicht so wirklich viel Zeit für
Newcastle zur Verfügung hatte - für jemanden, der wie ich alten
Industriekram fotografiert ist hier jede Menge zu finden. Ich habe versuchte das Beste aus der Situation zu machen: heute war
Brückentag. In Newcastle gibt es davon genügend Modelle. Verschiedene
Eisenbahnbrücken, darunter eine die Stephenson (das ist der mit der
ersten Eisenbahn in England) konstruiert hat - die Highbridge. Sie
komplett aus Eisenguss-Formteilen verschraubt. Ich möchte nicht wissen
was das Eigengewicht der Brücke ist - die Komponenten sind aus
Vollguss! Sie hat zwei Etagen, die obere wird von der Eisenbahn genutzt, die
untere vom Autoverkehr und Fussgängern. Direkt dabeben gibt es eine Drehbrücke und nicht weit davon ist die
Millenium-Bridge. Alle Brücken sind so ausgeführt das darunter große Schiffe -
hochseetauglich und mit Segeln - durchfahren können. etwas
flussaufwärts von diesen Brücken liegt der offizielle Hafen von
Newcastle. Er kannaber eigentlich nicht mehr von Schiffen mit richtig
Tiefgang angefahren werden weil der Flusslauf durch
Sedimentablagerungen zu flach geworden ist - er wird nicht mehr
ausgebaggert.

An der Stelle vo früher der Hafen anfing habe ich Reste einer Rampe
entdeckt auf der zu Zeiten der Kohleförderung ganze Züge neben die
Schiffe in den Fluss gefahren sind und ihre Kohle abgekippt haben. Es
soll mehrere davon parallel zueinander im Fluss gegeben haben so das
die Schiffe von beiden Seiten beladen werden konnten. Die letzten
Kohleschiffe wurden hier in den Siebziger Jahren abgefertigt. Um 1990
wurde die letzte verbliebene Rampe noch mal für eine Gartenausstellung
genutzt. Inzwischen hat ihr ein Brand schwer zugesetzt und - na,ja,
sie zerfällt. Von dem Geruch werde ich anscheinend magisch angezogen... Um da hin zu kommen, aber auch insgesamt habe ich mir heute die Füße
platt gelaufen. Es war halt doch nicht alles so nah beieinander.

Im Zentrum der Stadt gibt es mehrere schon länger leer stehende
Theater und Kinos - schade das ich mich hier nicht ausreichend
auskenne um in so was rein zu kommen.

Jetzt sitze ich in einer Bar in Bahnhofsnähe und sehe an einem
Mittwoch Abend Menschen die fest dazu entschlossen sind sich mit
Karaoke zu amüsieren - mein letzter Abend auf Britischem Boden...

Morgen Abend bin ich wieder auf der lustig vor sich hin rostenden
Prinzessin die mich zurück nach Amsterdam schaukeln wird - na, ja,
irgendwann muss es ja auch mal vorbei sein.

Was hat's gebracht?

Von Zeit zu Zeit habe ich das dringende Gefühl das ich mit mir alleine
sein will - fünf Wochen mit dem Fahrrad unter Schafen, das kommt
dieser Vorstellung schon recht nahe. Auch wenn die Schotten die ich
getroffen habe doch erstaunlich redselig waren, kann man sich in
diesem Land in aller Ruhe alleine fühlen. Die Landschaft und das ganze
Grünzeug besorgen den Rest.

Wenn ich mit mir alleine bin habe ich Zeit für Gedanken für die im
normalen Tagesgeschäft keine Zeit ist - wobei ich nicht unbedingt im
Voraus wissen kann was für Gedanken da nun sein werden. Es ist ein bisschen so als wenn man in den Keller geht um nach einer
Sache suche n - in der Regel findet man eine Menge, aber nicht das
wonach man gesucht hat und schon gar nicht das womit man gerechnet
hätte... Ich hab so einiges gefunden und mir Gedanken drüber gemacht - was, das
verrat ich Euch besser mal nicht - geht doch in Euren eigenen Keller
wenn ihr Plunder haben wollt ;-)

Warum das mit dem Fahrrad? -nun, Fahrrad fahren macht mir einfach Spaß
und es hat sich herausgestellt das ich mit dem beladenen Rad genau die
richtige Geschwindigkeit habe um die Landschaft so wahr zu nehmen das
ich Motive für meine Fotografie entdecke. Es wird sich zeigen was so
alles in meiner Kamera gelandet ist - die Jungs von Blitzfoto werde
ich Samstag auf dem Weg zu Arbeit erst mal mit etwas über 30
Filmrollen bezaubern - dann könne sie wenigstens nicht sagen das das
zu wenig sei um den Prozessor anzuwerfen... Die Digitalpanoramen sind noch zusammen zu setzen - es wird sich
zeigen ob das Zeug alles zu zusammen zu setzen ist wie ich mir das
denke - die Bilder werden dann hier im Blog nachgeräumt.

Tja, und dann ist es auch mal gut wenn man sich in ein anderen Land
begibt und sieht wie dort alles funktioniert, wie die Menschen leben
und wie sie so aufgelegt sind. Schottland hat mir gut gefallen - nicht so sehr das da ziemlich wenig
Menschen für so viel Gegend sind sondern die diese Menschen so
unterwegs sind. Es gibt hier viele Individualisten die es geschafft
haben ihr Leben so zu organisieren das das Leben so Spaß macht wie sie
es gerne hätten und dabei nicht verhungern. Hier kann man auch mal in Ruhe vor aller Augen der Gesellschaft
entrückt sein ohne das das jemanden stört. Das gilt auch für den
komischen Radwanderer der sich da über die Straßen geschleppt hat -
das hat hier nimenaden gewundert - woanders währe ich dafür womöglich
eingesperrt worden...

Ich werde sicher noch mal in dieses Land zurück kommen - nicht nur,
weil ich einen Teil meiner Strecke nicht machen konnte, sondern auch
weil es mir hier wirklich gefallen hat.

Auf nach Hause - Inverness -> Newcastle by train

Heute geht's mit den Bahn zurück nach Newcastle. Ich habe ein Hostel
gefunden das sich ganz in Nähe des Bahnhofs befindet und bin
zuversichtlich das mein Gepäckträger und die guten Hoffnungen die ihn
zusammenhalten zumindest bis da hin zusammenhalten (man wird ja
bescheiden...) Der Aufbruch aus der Herberge in Inverness war erstaunlich schnell -
ich brauchte eine ganze Stunde weniger als ich für mich geplant hatte.
Das gab mir Zeit noch einen letzten Kaffee bei SO COCO zu genießen -
die haben da einen ordentlich starken Kaffee mit Milk - 'strong milky'
- der Kaffee funktioniert sogar bei mir. Außerdem ist dort und auf dem
Platz davor mehr Internet als sonstwo in Inverness - der Laden selbst,
Mc Donalds von schräg gegenüber, das Highland City Council und 'the
cloud' buhlen hier um die wifi-fähigen Geräte der Nation; so stark das
auch auf der Straße noch eine Menge Netz für alle übrig ist. Noch mal die mails auf die Rise gebracht und die letzten Postkarten
gedrechselt und in Gedanken Abschied von dieser Schottischen Metropole
genommen, dann ging's weiter zum Bahnhof. Auf dem Weg dahin habe ich sogar noch eine Postfiliale gefunden -
heute klappt alles... Der Bahnhof in INverness ist recht übersichtlich - etwa sechs Gleise.
So war meinZug schnell gefunden. Er wartete schon eine Stunde vor
Abfahrt auf seine Fahrgäste. Die Wagen für die Fahrradmitnahme sind
mit einem entsprechenden Symbol uf der Tür gekennzeichnet - ich hatte
eine Platzreservierung in dem Wagen woch oich auch mein Fahrrad
abstellen sollte. Die Dame vom Schalter hatte mir einen Sitzplatz in
der Vierer-Gruppe mit Tisch zugedacht. Übrigens bietet auch ScotsRail in den größeren Bahnhöfen freies
Internet. So kann man bei einem Halt seine mails verschicken oder mal
schnell den Fahrplan checken. Der Zug war eine Dieselkutsche - jeder der Wagen hat ein eigenes
Aggregat und die Motoren machen kein Geheimnis aus ihrer Arbeit. Der
Motor wohnt direkt unter der Vierer-Sitzgruppe, fühlt sich aber an als
wenn er darin wohnen würde. Das ist wohl der Preis für den Luxus eines
Tisches... Die Strecke nach Edinburgh Weverly ist in Teilen einspurig angelegt
und es gibt noch Abschnitte in denen die Schienen nicht nahtlos
verschweißt sind. Die modernen Wagen sind so gefedert das man das
nicht mehr merkt - bei meiner Fahrt vorgestern mit der Museumsbahn war
das deutlicher zu spüren - es hatte etwas von 'wir fahren mit der Bahn
Transit nach West Berlin auf der Zonenstrecke'. Nun muss man aber auch
sagen das die Streckenführung nicht für Hochgeschwindigkeitszüge
geeignet ist und jeglicher Schienenluxus daher hier auch wirklich nur
Luxus ist. Was die Fahrpläne an geht handelt man hier nach dem Motto 'never
change a running system' - die Züge verkehren Mittelstrecke in netter
Geschwindigkeit, man kann in Ruhe die schöne Landschaft bestaunen oder
gefahrlos in der Nase bohren oder as man sonst so auf einer Bahnreise
tun möchte - und man kommt gut am Ziel an. Die Anschlüsse passen -
toll! Es hat schon was Erholsamen es einem Land zu reisen das mit
seinen Verkehrsmitteln nicht auf 'hey, geil! Schnell!' macht sondern
auf 'klappt'. Der Zugwechsel in Edinburgh war entspannt - obwohl wir auf halber
Strecke 5 Minuten Verspätung eingefahren hatten erreichten wir meinen
Umsteigebahnhof fünf Minuten zu früh. Ich konnte mich entspannt auf
den Weg zu dem Gleis machen wo mein Anschluss abfahren würde. Aber wo
ist eigentlich Gleis 9e? Da war er dann doch plötzlich, der Zauberlehrling - das Gleich befand
sich hinter einer Mauer und ist für Normalsterblich unsichtbar, es
sein denn, sie fragen das Bahnhofspersonal. mit einem Lift ging es
rüber auf die andere Seite. Auch da stand schon mein Anschluss und
wartete geduldig auf mich. Dieses mal war's ein Schnellzug. Da sind
die Stellplätze ein bisschen kniffeliger. Es gelang mir mit etwas
sanfter Gewalt mein Schiff da rein zu knüllen und sicher anzubinden. Dieser Zug bietet sogar WIFI auf der ganzen Strecke - das allerdings
gegen Bezahlung... Auch diese Verbindung ist eine Dieselkutsche - nicht so rumpelig wie
die Erste - Schnellzug eben... So war ich dann auch ganz schnell in Newcastle angekommen (es ist die
Zeit der billigen Wortspiele) Das Backpackers Hostel ist sehr nah am Bahnhof und an einem Hang
gelegen - was habe ich das vermisst... Es ist das wohl süßeste Hostel das ich bisher besucht habe - wenn es
so sit wie der erste Eindruck, werde ich die kommenden zwei Tage eine
nette Zeit in Newcastle haben...

Was kann man denn da so machen?

Auch wenn sich der Eindruck breit gemacht haben sollte, Inverness ist
keine Stadt in der sich beim Besucher zwingend Langeweile breit machen
muss. Die Stadt hat einige schöne Gebäude - wie alle Städte die ich auf
meiner Reise besucht habe dominieren hier die Bauten aus dem
Industriellen Boom vor ca. 150 Jahren - jetzt hier und da auch schon
mal dezent angegammelt mit Moos und Bäumchen in den Ritzen. Wie in vielen anderen Städten Europas hatte man auch hier keine
Hemmungen, als modern geltende Architektur zur Auflockerung des
Stadtbilds neben historische Bauten zu zimmern. Man kann sich also
schnell heimisch fühlen. Die Fußgängerzone krankt ein bisschen darunter das sich direkt an der
Flanierstraße die Ketten eingenistet haben. Meist besiedeln sie nur
das Erdgeschoss - die anderen Etagen des Hauses stehen häufig leer.
Das wirkt auf mich wie Kulissen. Die interessanten Läden sind in den
Straßen neben der Fussgängerzone - und hier wirkt es dann auch wieder
lebendig. Der Bereich um dem Fluss Ness ist auch noch sehr schön
bebaut und geht zum Loch Ness hin in eine parkähnliche Anlage über in
der man laufen kann bis einem die Füße abfallen. Ansonsten geht die Stadt schnell in eher Industriegebiet-ähnliche
Strukturen über . das ist besonders deutlich an der Straße die zur
Brücke über den Meeresarm führt. Wer davor nicht zurück schreckt und die Brücke überquert wird mit
einem beeindruckenden Blick über den Meeresarm belohnt - man sieht die
Stadt, den Hafen und das gesamte Hinterland mit den verschiedenen
Wetterlagen die sich gerade lokal so austoben. Dort habe ich auch noch mal den NOrdseeküsten-Radwanderweg getroffen
- der Anblick der Shcilder weckte schon gewisse Sehnsüchte. Ich hoffe
mal das sie Schottland nicht in den nächsten zwei Jahren abreißen... Die Stadt beherbergt auch noch ein AUsstellungszentrum das sich
hauptsächlich mit fotografischer Kunst beschäftigt - die Ausstellungen
sind eine harmonische Mischung aus internationaler und regionaler
Kunst. Hier findet sich ein unkompliziertes Nebeneinander von XXX und
den Projekten lokaler Fotoclubs und Schulprojekten. Außerdem ist in Inverness auch das Highland Archive angesiedelt - es
biete Historische Informationen und umfassende Recherchemöglichkeiten. Ich musste also nicht fünf Tage im Biotop 'Youth Hostel' abhängen.
Wenn man die Leute sehen will die die Herberge bevölkern kann man sich
auch genau so gut irgendwo in die Stadt setzten - da rennen sie alle
herum... Auch wenn das Hostel gar nicht so groß ist seiht man viele
Gesichter von dort auch im Stadtbild wieder. Die Stadt liegt an einem
Knotenpunkt mehrerer Wander- und Radwanderrouten und wird von den
Leuten die sich auf solchen Wegen herum drücken zahlreich heimgesucht.

Auf den Spuren des Zauberlehrlings

Was macht man eigentlich wenn man etwas ganz Anderes vor hatte und nun
plötzlich in einer zwar irgendwie ganz hübschen, ansonsten aber nicht
so wirklich weltoffenen Stadt fest hängt? Ich hate gehört das ganz in der Nähe eine historische Eisenbahnroute
verkehrt - eines der dort verkehrenden Dampfrösser hat Berühmtheit als
der so genannte 'Hogwards-Express' erlangt. Ich habe eine Schwäche für Dampfmaschinen - ganz besonders für die,
die auf Schienen unterwegs sind - also habe ich mich danach erkundigt
wie man da mit fahren kann. Nun, 'ganz in der Nähe' ist wohl her relativ zu verstehen. Die
Bahnlinie verkehrt ab Fort William - da komme ich mit dem Rad schon
mal nicht so einfach hin. Ich war zu allem entschlossen und kaufte mir
ein Busticket dort hin und erstand über das INternet ein Ticket für
einen Bahnausflug im Zauberschloss-Express in der Holzklasse - vorn
beim Lockführer darf man anscheinend nicht mit fahren... Das hieß für mich am Sonntag früh aufstehen - um 7:45 musste ich den
Bus in Inverness Busbahnhof erwischen um rechtzeitig in Fort William
zu sein. Der Wecker hat mich nicht im Stick gelassen und zur passenden Zeit saß
ich mit einem Fresspaket bewaffnet an der Bushaltestelle zwischen den
Resten der Samstag Nacht - und das waren mal Reste! Wer Samstag Abend nach Inverness kommt um da mal so richtig Party zu
machen, der muss zu sehen das er die Zeit bis zum ersten Bus irgendwie
rum bekommt also lange und ausgiebig Party machen. Ein Sortiment auf
das diese Beschreibung passt hing in unterschiedlichen Ausführungen an
den Wartehäuschen herum. DIe Möwen - allgegenwärtig in der Stadt und
der festen Meinung, die Häuser seien alle nur für sie gebaut -
belauerten die Versammlung, ob nicht irgendeiner was Essbares fallen
ließ. Wahrend in unseren Städten darum gebeten wird das man nicht die
Tauben füttern soll kleben hier überall Hinweise das man den Möwen
nichts zu Essen geben soll - Tauben sind hier eher eine verschüchterte
Nischenerscheinung... Knapp zwei Stunden dauert die Fahrt mit dem Bus nach Fort William -
die Fahrt endet gleich neben dem Bahnhof aus dessen Gleisen eine
deutlich sichtbare Rauchfahne verrät wo denn wohl die Dampflock
abfahren wird. Ich Knauserbirne hatte mir ein zweiter Klasse Ticket
besorgt - hätte ich so fahren wolle wie Ron Wiesley und seine Freunde,
dann währe ein erster Klasse Ticket notwendig gewesen - ich war aber
weniger wegen des Cineastischen Nacherlebens gekommen (die Eule hat
nicht in den Koffer gepasst) sondern wegen der historischen Technik
und der Landschaft. Vor der Abfahrt hat man die Gelegenheit die Lokomotive am Bahnsteig zu
fotografieren und darf auch mal in den Führerstand klettern und die
Armaturen bestaunen. Die Leute auf dem Bock sind freundlich und
meistern die touristische Aufdringlichkeit wirklich routiniert. Fort
Williams und die Endstelle Mallaig sind übrigens die beiden Bahnhöfe
in denen man die Lokomotive richtig herum am richtigen Ende des Zuges
sehen kann. Alle anderen Halts auf der Strecke sind an Bahnhöfen die
einen zu kurzen Bahnsteig haben als das man bis zur Lok durch käme.
Wer (so wie ich) gerne ein Foto der Lokomotive mit kompletten Rädern
haben möchte sollte sich in Glenfinnan an einen der Mitarbeiter im Zug
ran schmeißen und ihm die Kamera mit geben damit er die Lokomotive für
einen fotografiert. Der Kollege den ich mit meiner Panoaramakiste los
geschickt habe war hellauf begeistert das da noch einer mit einem
Belichtungsmesser arbeitet - sowas hätte er seit Ewigkeiten nicht mehr
gesehen. Ich hoffe das er seine Sache gut gemacht hat - die
liebenswürdige Technik mit der ich arbeite wartet immer auf Leute die
sie veralbern kann. Der Kollege wird eine LMS BLack 5 4-6-0 sein -
man merkt das ich das nicht so genau auf dem Schirm habe, aber das
Modell für Harry Potter ist rot... In Glenfinnan gibt es auch ein kleines (wirklich kleines!) Museum das
man während des Halts besuchen kann. Die Zeit reicht dicke für die
Exponate aus. für 50 Pence bekommt man historische Dokumente über den
Bau der Linie und die Anfangsjahre des Eisenbahnbetriebs zu sehen. Wer gerne Dampflokomotiven Fotografiert sollte sich vielleicht besser
an der Strecke aufbauen und das gute Stück in der Vorbeifahrt
fotografieren - wer gern das Gefühl von Eisenbahnromantik erleben
möchte ist im Zug besser aufgehoben. Die Geräusche der Lokomotive sind
toll zu hören wenn man die Fenster öffnet und innerhalb kurzer Zeit
hat es ein halbes Pfund Ruß und Kohlenstaub ins Abteil geweht. Wenn
man in den Tunneln die Fenster offen hat drückt es den ganzen Rauch
ins Abteil - genau so was sucht man ja überall verzweifelt... Fotos von der Gegend kann man ganz gut aus den Fenstern auf dem Gang
machen - sie sind groß genug das man seinen Kopf/Oberkörper mit der
Kamera heraus strecken kann. Aber Vorsicht: Büsche und Felsen kommen
teilweise bis auf Tuchfühlung an den Zug heran! Außerdem bekommt man
den ganzen Ruß ins Gesicht und besonders die Augen. Ich habe mir sagen
lassen das sich Fotos von der Gegend besser aus einem der regulären
(modernen) Züge machen lassen weil die nicht so sehr schaukeln, aber
ich gebe mal die Hoffnung nicht auf das auch das das auch so was
geworden ist. Die Endstelle Mallaig beschert einem eineinhalb Stunden Aufenthalt -
die Lokomotive muss an die andere Seite des Zuges umgesetzt werden und
fährt dann rückwärts (Tender Voraus) zurück. Der Ort bietet auch genau
für die veranschlagte Zeit Attraktionen - ein Rudel Fischerboote und
ein paar Cafés und Fressbuden. Man kann sich in Ruhe ansehen wie das Zugpersonal die Lok an das
andere Ende des Zuges bugsiert und dann noch entspannt was essen
gehen... Der Zug hat auch einen Speisewagen und man wird auch am Platz verwöhnt
(wenn man das will). Die Fahrt ist ihr Geld wert und wenn man lang genug im Voraus plant
kann man die Fahrt mit der historischen Bahn auch gut in eine Reise
zur Ile of Sky einbinden - der Zug verkehrt auf einer regulären
Strecke und hält seinen Fahrplan strict ein weil er den regulären
Verkehr nicht behindern darf. Wer Harry Potter Fans in den Zug
schleifen will sollte in den (sauren) Apfel beissen und die Tickets
erster Klasse buchen (man sitzt dann im Film-Abteil). Es macht
vielleicht auch Sinn, sich zu erkundigen wann die Lokomotive fährt die
im Film verwendet wurde. Ich habe mir sagen lassen das mit dem Erscheinen der Romane bzw. des
Films von Harry Potter die Nachfrage auf der Strecke massiv
angestiegen sei - es freut mich für die Leute die ein solches
Museumsstück am leben halten. Ein Geheimnis der Fahrplangestaltung für Sonntags sorgte dafür das ich
zwei Stunden im Kundencafé von Morrisson verbringen durfte - kurz vor
vier bzw. kurz vor der Rückkunft des Zuges in Fort William fuhr noch
ein Bus - dann erst wieder um 18:15. Es hat ja auch sein gutes - ich
kann jetzt die englische Hitparade mitsingen und weiss das bensonders
an Kasse vier in dieser Filiale gerne Storno-Bons auflaufen... Nach zwei Stunden beeindruckend sportlicher Fahrt in einem Überlandbus
war ich wieder in meinem Bettchen in der Jugendherberge - die Koje da
ist übrigens ein guten Training wie es sich wohl in einem Sarg
anfühlt. Ich habe die obere Koje in einem Etagenbett belegt und trete
bei jedem Umdrehen die Platten der abgehängten Decke aus der
Halterung. Mehrfach in der Nacht schalte ich mit dem Ellenbogen
unwillkürlich das Leselicht ein. Es sind Aufkleber an den Betten das
man oben keine Kinder unter sieben Jahren schlafen lassen soll - aber
was soll den sonst da rein passen?

Der Ausflug nach Loch Ness - oder: Der Gefahrensucher unterwegs

Ich hatte mit mit dem Garmin-Programm eine Route zusammengebastelt die
mich zumindest zu einem Drittel des Weges nach Loch Ness entlang des
Caledonian Canals auf einem Radweg führte. Lieder sollte der Rest des
Weges entlang einer Landstraße führen. Der Radweg beginnt direkt in Inverness - der Fluss fließt ja auch
durch die Stadt. In regelmäßigen Abständen sind schon vor langer Zeit
Hängebrücken für Fussgänger über den Fluss gebaut worden.
Quietschende, wackelige Eisenkonstruktionen die ungeachtet dieser
Faktoren von den Leuten fleissig genutzt werden. Ich muss an irgendeiner Stelle des Radwegs den Anschluss verpasst
haben und fand mich schneller als ich es vor hatte auf der
Bundesstraße wieder die am Steilhang des Sees dem Ufer folgt (um
ehrlich zu sein, hat der See nur Steilhänge...) Es war wieder eine
dieser Straßen die für Autos gebaut wurden die es heute mehrheitlich
nicht mehr gibt und es gelang mir mit Leichtigkeit, mich als
Verkehrshinderniss zu betätigen. Die Leute hier haben einfach nicht so
den Trieb zum beherzten Überholen. Wenn einer der hinter mir hängenden
Fahrer seine Chance erkannte, ist er komplett in die Gegenspur
ausgeschert und hat mich so langsam es ging zu überholen versucht. Die
meisten hier schalten zum Überholen nicht zurück und geben mal ne
Runde ordentlich Gas damit sie schnell vorbei kommen. Man bleibt schön
im höchsten Gang und tritt vielleicht mal ein bisschen das Gaspedal
durch. Ob die anderen Autofahrer auch vorbei kommen ist dabei
natürlich auch völlig egal. Vonm Zeit zu Zeit sind entlang dieser
Straße Parkplätze an Aussichtspunkten eingerichtet - da bin ich dann
kurz eingeschert um die Schlange hinter mir passieren zu lassen. Die
einzigen die hier in diesem Land garantiert überholen können sind die
LKW- und Busfahrer -die ziehen schmerzfrei in die Gegenspur - gerade
so weit das Platz für mich bleibt und überholen. Das Training auf den
Straßen Dortmunds und des Ruhrgebiets hat mich ausreichend abgehärtet
um diese Situationen nicht als gefährlich wahrzunehmen und mich
routiniert auf den Sog den diese Fahrzeuge erzeugen einzustellen. Zwei
mal hatte ich allerdings auch die Situation das die Fahrer von SUV- Fahrzeugen hupend an mir vorbei zogen als wenn ich überhaupt nicht da
sei bzw. als wenn ich nicht als Verkehrsteilnehmer wahrgenommen werde.
Da habe ich mir einen Ganzkörperhelm gewünscht - die Typen haben noch
nichtmal zehn Zentimerter Abstand gehalten - bei den LKW konnte man
sich immerhin auf einen garantierten halben bis einen Meter verlassen... Ich erreichte Urquhart Castle ohne das ich mich in Hackfleisch
verwandelt hätte und befand mich unversehens an einem der
Schlüsselorte der Schottischen Geschichte und in einem Epizentrum der
Tourismusindustrie wieder. Das Gelände kann man nur betreten wenn man
eine Eintrittskarte kauft. Dann wird man pfiffig durch den Giftshop in
ein Kino geschleust wo man einen Abriss der Geschichte dieser Burg
bekommt um anschließend durch den Giftshop auf das Gelände zu gehen -
verlassen tut man den Ort übrigens auch noch mal durch - den Giftshop.
Das habe ich so in dieser Perfektion auch noch nie gesehen.
Erähnenswert sind vielleicht auch noch die Toiletten - dort kann man
zu stimmungsvoller Hochland-Dudelsackmusik sein Geschäft erledigen -
für dieses erhebende Erlebnis habe ich doch gerne den Eintritt von
7,90 Pfund bezahlt... Die Burg selbst ist hauptsächlich kaputt. Sie war im Grenzgebiet
zwischen Schottland und England hart umkämpft und wechselte in manchen
Abschnitten der Geschichte den Besitzer wie ein Knochen um den sich
zwei Hunde streiten. Teile der Anlage wurden immer wieder zerstört und
neu aufgebaut bis die letzten Besitzer der Burg bei einer Belagerung
durch die Jakobiter sich entschlossen, den ganzen Laden selbst in die
Luft zu sprengen. SIe zerstörten dadurch das Torhaus und die
angrenzenden Gebäude, was es unmöglich machte die nun zwar leicht
einzunehmende Burg irgendwie zu verteidigen oder als Burg zu
bezeichnen. So kann man sich nun also nur noch die so gut es geht
barrierefrei gestalteten Trümmer ansehen und dazu didaktisch sehr gut
gemachte Informationstafeln zu den Nutzungen der Gebäudeteile und zu
archäologischen Funden lesen. Ich hätts etwas heiler und mit weniger
bunt angezogenen Touristen besser gefunden, aber man kann ja nicht
alles haben.Jedenfalls habe ich die Ruine nicht mit dem Gefühl
verlassen das die Gefahren auf dem Weg da hin umsonst gewesen währen. Die Gefahren auf dem Heimweg waren es natürlich auch wert gewesen. Da
hatte ich die Horrorshow des Schottischen Landstraßenverkehrs noch ein
mal. Dieses mal achtete ich wie ein Luchs darauf das ich den Anfang
des Radweges von der anderen Seite nicht verpasste. Es ist etwas
knifflig zu finden - etwa nach zwei Dritteln des Weges sieht man auf
der Rechten Seite ein Hafenbecken mit Yachten - die Straße die einmal
dort hin führte ist durch ein paar Begrenzungssteine für den
Autoverkehr gesperrt. Dort fängt der Caledonian Canal an der parallel
zum River Ness verläuft. Es befindet sich dort eine Schleuse über
deren Schleusentor man als Fussgänger oder auch mit dem Rad zu dem
Rad-/Fussweg gelangt der auf dem Wall zwischen den beiden Wasserwegen
verläuft. Er ist reit genug das sich Fussgänger und Radfahrer nicht
ins Gehege kommen und so geschottert das man gut darauf fahren kann.
Nach dem Stress der Landstraße eine echte Erholung. Geradezu mühelos
gleitet man entlang des friedlichen Wassers in die Stadt zurück. Auch
die Speichen haben gehalten was der Superkleber versprach. Es sieht so
als wenn wenigstens der Heimweg unproblematisch werden könnte.

Mein erster Tag in Inverness

Auch wenn die Fahrt mit nahezu kontinuierlichen Pannenservice ziemlich
geschlaucht hat, habe ich mich heute morgen aus dem Bett gepellt - um
neun Uhr stolperte ich in das genau wie ich noch ziemlich verschlafene
Inverness. Mein erster Weg führte mich zum Bahnhof, eine Reservierung für mein
Fahrrad und Fahrkarten nach Newcastle kaufen. Es sollte sich
herausstellen das es gar nicht so einfach war für das kommende
Wochenende noch ein Plätzchen für uns beide zu finden. Es lief darauf
hinaus das es erst am Dienstag wieder eine Verbindung geben sollte auf
der ich auch mein Fahrrad mitnehmen kann. Die Frau auf der anderen
Seite des Schalters hat sich für mich an ihrem Computer ziemlich
abgemüht und bei der Verbindung für mich auch noch getrickst das ich
nicht so viel Bezahlen muss - mit 27 Pfund war ich dabei. So stellt sich also nun die Frage was ich die nächsten fünf Tage so in
Inverness unternehmen kann. Ich machte mich auf die Suche zu einem Laden wo ich ein Frühstück
bekomme - der war schnell gefunden, das Frühstück war Toll, Internet
war leider gerade schon ausverkauft... So begann also wieder die Suche nach dem heiss begehrten Wifi. Ich
wurde im Einkaufszentrum fündig - in einem der Foyers hat man Zugang
zur 'Cloud' - gesponsert von Marc&Spencer, die auch gleich noch mal
gerne alle intimen Details von mir wissen wollten obwohl ich das alles
schon bei der Registrierung bei diesem Dienst in Aberdeen abgegeben
hatte. Zum Glück lief der Zugang auch schon ohne das ich den
Fragebogen der Kaufhauskette beantwortete. Es waren nicht alle
Protokolle frei gegeben aber Mails verschicken und im Internet
recherchieren klappte so la la. Meine Recherche war eher ernüchternd - Inverness ist, na, sagen wir
mal, eher provinziell aufgestellt. Dementsprechend bunt gefächert ist
das Angebot - am Wochenende gibt es zum Beispiel eine Stuntshow mit
Motorrädern. Das ist ja ganz genau min Ding... Ich entschied mich dazu mich einfach noch mal in Bett zu legen - er
Kaffee im Foyer des Einkaufszentrums hatte mich müde gemacht
(irgendwas hat es mit diesem Schottischen Kaffee auf sich - er
funktioniert einfach nicht so wie ich es erwarte...) Auf dem Weg zur Herberge habe ich noch bei Morrison eingekauft - das
ist der Supermarkt bei dem die gesamte Herberge einkauft - in den
Stellfächern für die Lebensmittel in der Küche lachten mich von
überall her die Tüten dieser Kette an. Nahmittags habe ich ich dann doch noch mal zu Aktivitäten aufraffen
können - ich habe mich meiner Hinterrad-Felge angenommen. Bei Morrison
hatte ich eine Tube Superkleber erstanden - die sollte mir hoffentlich
Rettung bei den sich ständig lockernden Speichen bringen. Nachdem ich
alle Speichen wieder gleichmäßig fest angezogen hatte (sie hatten sich
natürlich alle schon wieder ordentlich gelöst) und das Rad annehmbar
zentriert war habe ich an jeden Speichennippel eine Tropfen
Superkleber gemacht. Wenn alles klappt, fließt er in das Gewinde
hinein und sorgt beim Aushärten dafür das sich nichts mehr lösen kann. Für morgen hatte ich mir eine Tour nach Loch Ness ausgedacht -
irgendwie musste ich ja meine Arbeit testen.

Kinloss -> -> Newcastle - ein schlechter Roadmovie

Eines der Hühner ist ein Junghahn - der hat heute Morgen ausdauernde
Kräh-Übungen gemacht - ein netter Typ, nur ein bisschen laut, ein
bisschen früh und ein bisschen ah an meinem Zelt. So'n Biowecker ist
toll wenn man mal wirklich früh wach werden will (also, wenn man
wirklich WILL!) Bei meinem Frühstück war ich nicht allein - Huhn saß mit am Tisch, war
dann aber doch zu schüchtern um sich selbst zu bedienen. Als ich meinen Plunder für die heutige Tour zusammen packte fragte
mich die Frau aus der Ferienwohnung nebenan ob ich nicht Lust auf
einen Kaffee oder Tee hätte. Damit war zwar der Traum vom Rausch der
Geschwindigkeit vorbei - aber einem Schwätzchen war ich bisher noch
nie abgeneigt gewesen. Außerdem konnte ich so einmal das Innere eines
solchen Camping-Schlosses in Augenschein nehmen. Das Innere erinnert
doch sehr viel mehr an ein richtiges Haus als an einen Wohnwagen - und
sie werden von ihren Besitzern als Ferienwohnungen - in der schönen
Jahreszeit aber auch schon mal als Dauerwohnsitz genutzt. Im Winter
sind sie wohl sehr schwer zu heizen, erzählte mir meine Gastgeberin
auf einen Nescafé. Bei strahlender Sonne und sommerlichen Temperaturen brach ich dann in
den Tag auf - Ich war vor meiner Reise ja vor einigen Gefahren
Schottlands gewarnt worden - vor der Sonne hatte mich aber niemand
gewarnt. Es wurde schnell ordentlichst warm und die Landschaft bietet
wenig Schatten. Durch mehrere Zusicherungen aus Gesprächen das auf dem
Weg nach Inverness alles flach sei konnte mich das Wetter aber nicht
schrecken - ich hatte die Rechnung ohne die Planer der Fahrradroute
gemacht. Es begann mit ein paar locker eingestreuten Hügelchen die ich
mit meiner Rudimentär-Schaltung noch gut bewältigen konnte. Dann kam
es zum ersten erzwungenen technischen Halt - mein Hinterrad hatte
angefangen zu schlingern - das Fahrrad ist schwer zu beherrschen wenn
das Hinterrad Schlangenlinien fährt. Wie sich herausstellen sollte
hatten sichj die Speichen gelockert - nicht ein bisschen, nein,
RICHTIG ordentlich. Ich konnte von Glück reden das sie noch in ihren
Schraubnippeln steckten. Ich zog die Speichen wieder an und setzte
meinen Weg fort - die Gegend wurde deutlich hügeliger. Nach fünf
Meilen der nächste erzwungene technische Halt - der Gepäckträger war
endgültig in sich zusammen gebrochen. Die Satteltaschen schleiften am
Boden - ich hätte sie genau so gut gleich auf der Straße hinter mir
her ziehen können. Also begann wieder die Bastelei mit Schnur und
Geduld. Es gelang mir leidlich die Halterung für die Taschen so weit
hoch zu kriegen das nichts auf dem Asphalt hing. Wo ich schon mal am
Basteln war konnte ich auch gleich noch mal die Speichen nach spannen
- sie hatten sich schon wieder komplett gelockert. Das musste alles in
gleißender Sonne statt finden weil es nirgendwo auch nur eine Hecke
oder einen Baum gab. Der Rest des Tages lässt sich eigentlich so zusammen fassen: alle
mindestens fünf Meilen wurde es erneut notwendig die Speichen zu
spannen da die Schraubnippel nicht vor hatten, sich auch nur im Ansatz
fest zu setzen wenn die Speichen gespannt waren. Man hätte Superkleber
mit nehmen sollen um sie zu Sichern - aber wer denkt denn an so was?
Der Gepäckträger gab sich alle Mühe, meine Reparaturversuche zu
sabotieren. Verschiedene Tricks kamen zum Einsatz - eine Zeit lang
wurden auch Stöckchen mit in des Konzept eingebunden - wobei es gar
nicht so leicht ist in Schottland Holz zu finden das nicht morsch ist.
Es bleib dabei - das Teil sackte hinten immer mehr in sich zusammen,
was mich kur von Inverness dazu veranlasste, ihn hinten an der
Sitzschale nach oben zu binden. Das wollte ich eigentlich verhindern
weil ich nicht weiss wie lange die Plastikschale einer solchen
Belastung stand halten wird, aber es war das letzte Mittel was zog.
Die sich lockernden Speichen hatten auch einen Trainingseffekt - ich
bin jetzt in er Lage an einem voll beladenen Fahrrad die Speichen
nachzuspannen und die Felge zu zentrieren - und das in 20 Minuten.
Nichts, was ich dringend erlernt haben wollte, aber die 37 Meilen ab
der ersten Panne zwangen mich häufig genug zu der Übung. Aus 'ich bin
am frühen Nachmittag in Inverness' war ein 'gottseidank habe ich es
dann doch um halb acht Uhr Abends geschafft' und aus meinen
ambitionierten Plänen, Thurso zu erreichen war Wohlgefallen geworden. Ich werde, auch wenn es mich fuchst, in Inverness meinen Treck
abbrechen müssen. Ich habe die ganze Zeit nach den ersten Ausfällen am
Gepäckträger darüber nach gedacht ob ich es mit dem Gepäck übertrieben
hatte. Es war sicher nicht wenig, aber vom Gewicht her doch eher eine
übliche Treckingbeladung. Die Gewichtsverteilung ist durch die
Konstruktion des Gepäckträgers eher ungünstig - das Gestänge muss die
gesamte Last tragen und alle Bewegungen der Federung kompensieren.
Nachdem sich jetzt das Gestänge an allen neuralgischen Punkten zerlegt
hat konnte ich eine unvermutet andere Ursache ausmachen: das gesamte
Rohr aus dem der Gepäckträger gefertigt war ist von innen heraus nach
allen Regeln der Kunst verrostet. Ich werde mir nach meiner Rückkehr
einen komplett neuen Gepäckträger bauen müssen - oder das Original für
(setzten sie hier einen Preis ihrer Wahl ein) in Amerika bestellen
müssen falls noch lieferbar... Im Youth-Hostel Inverness wartete wieder das Wunder des Schlafsaals
auf mich - sicher nicht so schillernd wie in Aberdeen - es sind nur
vier Betten...

Buckie -> Elgin -> Kinloss

Keine Ahnung wer die zynische Idee hatte, den Campingplatz in
Portknockie direkt ans Meer zu bauen - für mich hiess es jedenfalls
gleich nach dem Aufbruch mit dem Rad: Berg hochschieben! Gut, wenn
gerade keiner guckt... In Buckie habe ich festgestellt das ich vergessen hatte meine
Wasserflasche aufzufüllen. Ich machte bei einer Fish 'n Chips / Kaffee- Bude halt und fragte die Dame hinter er Theke ob ich meine Flasche auf
der Toilette auffüllen könne. An sich kein Problem, wenn nur nicht die
Wasserhähne so dicht am Waschbecken montiert währen. Ich kam nicht
dazu mir einen Trick zu überlegen wie ich das Wasser in die Flasche
bekäme, denn da guing die Toilettentür auf und der Chef des Hauses
stand in der Tür: 'gib mal her, ich mach dir da Wasser rein!' - und
füllte mir die Flasche in der Küche auf - super! Da habe ich dann noch gleich nen Kaffee genommen. Der Laden war in der
Mitte geteilt - eine Hälfte Imbissbude, eine Hälfte Kaffee - auch der
Kaffee-Seite saß ich dann mit ein paar Damen aus dem Dorf zusammen die
alle mit der weiblichen Bedienung bekannt zu sein schienen und sorgte
als einziger Kerl im Fester für Irritationen bei den Passanten. Ist
übrigens ein guter Tipp für alle die in den mittleren und kleineren
Städten Schottlands mal allein unter Frauen sein wollen - einfach in
ein Café gehen - da sind garantiert keine anderen Männer. Der Weg folgte noch eine ganze weile lang, soweit das ging, der alten
Bahnlinie. Es ging sogar über eine alte Stahlbrücke - die aber schon
sehr im Gehen begriffen ist. Da müsste wohl mehr als ein Eimerchen
Farbe her um auch weiterhin Fahrräder darüber fahren zu lassen. In Elgin habe ich Mittag gegessen - dieses mal gab es einen Traum aus
Pfannkuchen mit Schokoladensauce und Vanilleeis. Das Netbook hatte
einen Starbucks entdeckt. Zu sehen war davon nichts außer dem
Netzwerk. Endlich konnte ich die Beiträge der letzten Tage verschicken. Von da aus ging es durch die Felder bis nach Kinloss. Dort gibt es
einen immer noch in betrieb befindlichen Friedhof der sich auf dem
Gelände eines alten christlichen Klosters befindet das inzwischen
weitgehend eingestürzt bzw. abgetragen ist. Das Kloster bzw. sein
Personal ist während der Aufbauzeit oder dem Mittelalter wegen
ungebührlichem Betragens seiner Mitglieder und auch schon mal dem
einen oder anderen Mord beim Vatikan schlecht aufgefallen. Inzwischen
ist von alldem nicht mehr allzuviel übrig. Jetzt bin ich auf dem Campingplatz in der Nähe von Kinloss und
untersuche meine Optionen. Wenn ich morgen Inverness erreiche blieben
mir noch sechs Tage um den nördlichsten Punkt der von der Bahn
angefahren wird - Thurso - zu erreichen. Die offizielle Route folgt
einer Nebenstraße durch's Festland - auch wenn ich es gerne würd macht
es wenig Sinn an der Nordseeküste zu bleiben weil die einzige Straße
die an der Seite Schottlands nach Norden führt, eine Autobahn ist... Ichhabe meine Tagesleistung auf der Rote abgemessen - es sollte mir
tatsächlich möglich sein die Route in fünf Tagen zu schaffen - selbst
wenn ich trödle. Bei meinen Planungen schauten mir die Hühner des Campingplatzes
interessiert zu...

Macduff -> Banff -> Portsoy -> Fordyce ->Cullen ->Findochty

Es war sehr stürmisch in der Nacht - ich bin vom Rütteln des WIndes am
Zelt um fünf Uhr Morgens wach geworden und hätte eigentlich schon in
den Tag aufbrechen können. Wie heisst es so schön: 'der frohe Vogel
fängt den Wurm...' - so froh war ich nun auch wieder nicht und habe
mich noch mal eine Runde pennen gelegt. Um acht gab es einen zweiten Anlauf - dieses mal recht erfolgreich bis
ich feststellen konnte das sich nun auch die letzte existierende
Schraube des Gepäckträgers verabschiedet hat. Also musste nochmal das
Schnur-und-Knoten-Wunder ran. Bis die Bastelei überstanden war ist
noch mal gut eine Stunde ins Land gegangenen - unter den Bedingungen
würde ich auch heute nicht weit kommen. Da machte es auch nichts mehr
das ich beim Bezahlen meines Stellplatzes mit der Betreiberin des
Platzes ein bisschen ins Schwätzen kam. Sie erzählte mir das zwischen
der Küste hier und dem Nordpol nichts als Wasser liegt - wenn sich
also im Norden was zusammen braut, wird es sicher mit voller Wucht
hier ankommen. Daher auch der heftige und kalte Sturm. Im Winter
währen sie bei den ersten dabei wenn es darum geht, Schnee zu
schaufeln - na, da hatte ich ja noch mal richtig Glück gehabt mit dem
bisschen Wind. Ich bedankte mich noch für den schönen Aufenthalt und
erwähnte das ich ihre Hühner toll fände, wie sie den ganzen Platz
inspizierten - da hat mir die Frau noch sechs Eier geschenkt - toll! Dann ging es aber doch Richtung Macduff - das war auch gleich hinter
dem nächsten Hügel (hinter was auch sonst) Dort habe ich meine
Nahrungsvorräte ergänzt und mir den Hafen angeschaut. Der Leuchtturm
von Macduff ist der kleinste den ich bisher auf meiner Reise gesehen
habe - der wächst sicher noch... Ich schaue mir jetzt schon seit ein paar Tagen Häfen an und ich werde
sicher Probleme haben am Ende der Reise die Bilder den Passenden
Anlagen zuzuordnen, ich muss aber sagen, auch wenn die Dörfer hier
alle mehr oder minder gemeinsam haben da sie vom Fischfang leben, so
sind die Häfen und die darin befindlichen Boote total unterschiedlich.
Für jemanden der nur das Containerterminal es Dortmunder Hafens kennt
ist das schon ziemlich interessant. Auf dieses Thema kam das Gespräch auch in Banff als ich auf einer Bank
an der Kaimauer Pause machte. Ein Frau aus einem der angrenzenden
Häuser setzte sich it einer Tasse Tee zu mir und fing einen Plausch
an. Trotzdem das Leben so nah am Wasser auch mit ziemlichen Gefahren
verbunden ist - gerade im Winter droht das Meer, sich die Häuser zu
holen - liebt sie es hier zu wohnen - auch wenn sie es nicht ganz
versteht warum ich mir nicht die Westküste ansehe. Die sei im
Vergleich zur rauhen Ostküste geradezu traumhaft schön und da würden
alle Touristen hin fahren. Na, vielleicht ist ja genau das der Grund
warum ich die rauhe Küste vor gezogen habe... Sie legte dann verschmitzt hinterher das an der Westküste aber auch
die Midges seien - die habe man hier so gut wie gar nicht. Nur in
Inverness würde ich auf die kleinen Stechmücken treffen. SIe legte mir noch wärmstens den Besuch von Portsoy, dem ältesten
Hafen in der Gegend, und das Örtchen Fortyce ans Herz bevor sie sich
wieder ihrer Gartenarbeit zuwendete. Portsoy hat nicht nur einen sehr alten Hafen sondern auch eine sehr
tolle Eisbude - dort wird das Ein direkt vor Ort hergestellt und
ständig neue Kreationen in die Welt gesetzt. Ich setzte mich mit einem
Hörnchen mit 'Turkish Delight' und 'Salty Caramel' Eis in die Welt und
genoss den Sonnenschein, bevor ich dem Hafen einen Pflichtbesuch
abstattete. Fordyce liegt im Landesinneren auf einer Anhöhe und ist wegen seines
historischen Charakters interessant - in den letzten hundert Jahren
ist so gut wie kein neues Gebäude hinzu gekommen und der Ort datiert
bis weit in fünfzehnte Jahrhundert zurück. Es gibt dort einen wirklich
alten Friedhof/Kirchhof auf dem neben den Gräbern auch Ruinen von
Grüften und sakralen Bauten sind. Cullen sollte eigentlich auch mein Übernachtungsort werden - dann
sagten mit zwei Passanten das auf diesem Campingplatz nur stationäre
Camper seien - ich solle es einen Ort weiter, in Portknockie versuchen. Der Weg dort hin führte über eine alte Bahnstrecke mit Viadukten die
der Küstenlinie folgte. Nun, auch Portknockie hat einen Campingplatz
ausschließlich für Dauercamper - also musste ich wohl noch ein
bisschen weiter. Vorher musste ich mir aber noch in dem Ort die tolle
Bucht mit Steilfelsen ansehen, die die dortige Jungend zum Tauchen und
Kustsspringen und ich für Fotos nutze. Über einen Trampelpfad ging es der Küste entlang nach Findochty - und
dort gab es dann auch einen Campingplatz auch den auch Zelte dürfen -
der befindet sich ganz unten am Meer - ich freue mich schon aufs
Hochschieben Morgen früh... Der Platz ist für mich einer der teuersten bisher - mit 12 Pfund ein
fürstlicher Preis für direkt am Meer - der Betreiber ird mir morgen
ganz sicher nicht seine Eier schenken... Die Waschräume haben dann
alles wieder ausgeglichen - ein geschmacklicher Höhepunkt mit bunt
gemustertem Teppichboden - traumhaft! Hier fängt auch ein Küstenpfad an der an dramatischen Ansichten vorbei
führt - ich habe mir einen Teil davon nach dem Abendbrot angetan -
keine Ahnung was ich mit all den Bildern machen werde - aber es ist eben toll hier...

Peterhead -> Fraserburgh -> und ein bisschen weiter

Ich wurde von Gebrüll auf der Straße geweckt - beim Blick aus dem
Fenster sah ich einen Mann dem der Zug durch die Kneipen heute Nacht
wohl nicht ganz gut getan hatte und seine hilflos wirkende Freundin.
Er brüllte herum - keine Ahnung was sein Problem war. Begleitend
versuchte er einen Laternenmast umzutreten - als das nicht gelang warf
er sich über das Zäunchen vor dem gegenüber liegenden Hotel und
stemmte einen Bumentopf mit einem Buchsbaum drin. Einem Moment sah es
so aus als wolle er den durch Hotelfenster schmeißen, hat sich dann
aber umentschieden und ihn am Zaun zerdeppert. Eine der Scherben
steckgte er sich hinten hinter den Hosenbund und tanzte damit über die
Straße während er dazu 'we are the Champions...' gröhlte. Während die
restlichen Menschen auf der Straße das Geschehen ignorierten versuchte
seine Begleiterin ihn durch gutes Zureden da weg zu bekommen. Nett ist
es hier - fast wie Zuhause... Der Wetterbericht hatte für heute Wolken versprochen - und zwar nur
Wolken und nicht mehr! Ich hatte mich mal so richtig ausgeschlafen, mein Zelt und meine
Isomatte im Zimmer trocknen lassen und war fest entschlossen, heute
wieder weiter zu radeln. Es gelang mir mir Sack und Pack um neun Uhr
vor meiner Coma-Pension zu stehen - das Städtchen schlief noch (oder
endlich...) Auf der freien Strecke zeigte sich was 'Wolken' hier an der Küste
heisst: mag sein das das Wolken sind, die sind aber so niedrig
aufgehängt das sie als eine Kreuzung zwischen Nebel und Regen in
Bodennähe herumwabern. Gut, das mein Gepäck gerade wieder trocken ist. Bei dem Wetter liess es sich aber ganz gut radeln und die Gegend hat
auch ohne Fernsicht eine Menge Schönes zu bieten. Später sollte sich
heraus stellen das es nur im Inland so eigenartig feucht ist - direkt
an der Küste war es trocken und teilweise sogar sonnig. Ich hatte mir
in St. Combs den Strand angesehen und war überrascht das es dort nicht
regnete. ALs ich von dort der Straße landeinwärts folgte brauchte es
keine hundert Meter Abstand zur Küste und ich hatte meinen Niesel
wieder. Ein Abstecher nach Inveralochy - Sonnenschein und ein Strand mit Wrack
in der Brandung. Es soll dort vor acht Jahren wegen Nebel auf Grund
gelaufen sein - wie das dem Kapitän bei all der modernen Technik
heutzutage gelungen sein soll war dem Mann den ich am Strand nach dem
Wrack fragte ein Rätsel. Er vermutete das da jemand an Bord tief
geschlafen haben muss. Weiter ging es nach Fraserburgh - hier laufen die großen Kutter zum
Fischen aus. Im Hafen gibt es einen großen Betrieb zum Überholen
solcher Schiffe. Außerdem war im Stadtzentrum heute der 'Super
Samstag' - wie es scheint einen Maßnahme des dortigen Gewerbevereins
um Leute in die Stadt zu locken. Hüpfburg, Bühne mit Liveprogramm und
jede Menge Stände bemühten sich, in das etwas mitgenommen wirkende
Stadtzentrum Leben zu bringen. Es waren auch eine Menge Leute auf den
Beinen. Ich konnte mir dort die - wie es hiess - besten Fisch&Chips
der Welt kaufen und habe es auch getan. Ob es die besten waren kann
ich nicht beurteilen - jedenfalls waren sie wirklich sehr gut. Fraserurgh hat ein Leuchtturmuseum - das wollte ich mir nicht entgehen
lassen. Das Museum ist eine Offenbarung für alle Liebhaber von
Fresnellinsen und anderen Vorrichtungen zum Bündeln von Licht. Es gibt
aber auch einen guten Einblick über die Bemühungen Schottlands in den
vergangenen 300 Jahren die Küsten zu sichern und wie sich das Leben in
und um die Leuchttürme in den verschiednen Epochen organisierte. Die
Exponate sind zum größten Teil ausgemusterte Originale aus den
inzwischen deutlich modernisierten Leuchttürmen. Sie sind in einer
Weise präsentiert in der man ihre Funktion nachvollziehen kann -
Beleuchtungs- und SIcherheitstechnik zum Anfassen - fand ich toll... Ein bisschen außerhalb von Fraserburgh kam ich dann zufällig an einem
Camingplatz vorbei - dem Hobbit-Glamping. Ich fragte ob ich mein Zelt
dort aufstellen könne - die Betreiberin zögerte erst, weil dort nur
feste Behausungen vermietet werden und sie auch schon fest ausgebucht
waren. Dann fragte sie aber die Familie die bereits auf dem Gelände
war ob sie was dagegen hätten und damit war ich für die Nacht
untergebracht. Natürlich hätte ich ein paar Meter weiter auch wild
Campen können, aber so eine Dusche nach einem berschwitzten Tag ist
schon was Feines. Und die Sanitären Einrichtungen auf dem
Glampingplatz waren wirklich was Feines. Die Toilette hatte den Preis
der 'Toilette des Jahres 2013' gewonnen und das nicht ohne Grund! Hier
hatte jemand mit viel Erfindungsreichtum um Raffinesse ein uriges
Kleinod geschaffen. Wenn auf dem Gelände nicht gerade so ein blöder
Radtourist mit seinem Zeltchen herumlungert gibt es dort original zwei
Hütten zu mieten - eine für bis zu drei, eine für bis zu vier
Personen. Sie sind wie kleine Höhlen aus Holz geformt und innen
geschmackvoll eingerichtet - Vorausbuchung macht hier sehr viel Sinn... Ich wurde von meinen Nachbarn auf 'ein Würstchen' eingeladen und wir
haben uns dann nett fest gequatscht. Es sind die zufälligen Ereignisse
die dieser Reise überraschenden Reiz geben...

Stonebriggs ->Quarry Head ->Pennan -> Gardenstown -> kurz vor Mcduff

So langsam bin ich noch nie vorwärts gekommen - Wohlwollen 25
Kilometer Strecke habe ich heute zurück gelegt, fühle mich aber als
wenn es deutlich mehr gewesen sind. Das liegt zum einen an dem von mir
herausgearbeiteten Kurs entlang der Küste. Die wird jetzt nämlich
zunehmend eine Steilküste und hat dementsprechend Steigungen fr mich
zu bieten. Zum Anderen liegt es an den Sehenswürdigkeiten - den an die
Küste dran geklebten Fischerdörfern. zu ihnen führen von der
Küstenstraße aus unglaublich steile Straßen herunter. Ich habe mich
auf die Strategie verlegt das ich mein Fahrrad oben an der Straße
sehen ließ und gleich zu Fuss da runter gegangen bin. Die Steigungen
waren teilweise über 30% und wurden mit Hinweisen wie 'ungeeignet für
Wohnmobile und LKW' oder 'nur mit Allradantrieb befahrbar'
beschildert. Der Weg nach unten war es allemal wert, bedeutete aber
einen deutlichen Zeitverlust. Daher die kleine Strecke für heute. Diese Orte haben alle etwas ungemein pittoreskes wie sie sich da
zwischen Wasser und Steilhang hin quetschen - einem Wasser das
deutlich unverschämt an den Fundamenten nagt und einem Steilhang der
kein Geheimnis daraus macht das er jederzeit abrutschen kann. Es mag
irgendwie schön sein in diesen Orten zu leben - ich hätte allerdings
immer ein mulmiges Gefühl dabei. In Pennan ist eine der Hafenmauern so
schief und rissig das sie bei nächster Gelegenheit ins Meer zu kippen
wollen scheint und in Gardenstown hat quasi jede waagrechte
Betonfläche Risse und die Bruchstücke neigen sich Richtung Abhang.
Vielleicht war das hier ja schon immer so, auf mich macht es aber eher
den Eindruck als wenn die Effekte jünger sind. Na, ja, jetzt ist es ja
fotografiert, dann kann es ja alles abrutschen... ...Nein, Quatsch, hoffentlich bleibt das hier alles noch lange
erhalten. Ich habe den Eindruck das diesem Küsfenabschnitt weniger
Aufmerksamkeit gezollt wird als er verdient hat. Gardenstown hat übrigens eine öffentliche Toilette die in diesem Jahr
den Preis der Toilette des Jahres geholt hat - toll! Dazu sollte ich
vielleicht sagen das jeder schottische Ort eine öffentliche Toilette
vorzuweisen hat die - falls nicht an prominenter Stelle zu finden auch
ausgeschildert ist.

Peterhead

Ich hatte heute einen schlechten Start - letzten Endes ist es mir erst
um elf Uhr gelungen den Campingplatz mit meinem Gefährt zu verlassen.
Vermutlich hätte ich gestern Abend doch nicht so lang vor dem
Wäschetrockner herumlungern sollen - aber ich wollte ja nicht nur
saubere sondern auch trockene Wäsche haben. Die ehemalig Bahnstrecke nach Peterhead ist toll zu fahren und führt
geradewegs in der Ort hinein - die Strecke endete damals am Hafen. Für
mich endete sie bei einem Supermarkt wo ich erst mal Einkäufe tätigte. Eigentlich hätte ich jetzt noch schön weiter radeln sollen, war mir
aber über die Strecke nicht so ganz im klaren. außerdem hatte sich ein
ungemütlicher Nieselregen breit gemacht der zusammen mit dem kalten
Wind unangenehm in die Kleidung kroch - in meinem Kopf reifte der
Gedanke nach B&B. Auf meinem Weg vom Supermarkt ins Zentrum fand ich
schnell ein Guesthouse namens 'Al Coma' - der Name überzeugte mich und
sie hatten auch noch ein Zimmer frei. Es war erst ein Uhr Mittags aber die Sogwirkung dieses Bettes war so
enorm das ich mich erst mal pennen lagen musste - anscheinend gab es
nach meiner durchgemachten Nacht in Aberdeen immer noch ein
unbewältigtes Schlafdefizit. Gegen 16:00 konnte ich mich dann doch zu einer Erkundungstour durch
den Ort aufmachen. offiziell, weil ich was zu Essen besorgen musste,
aber auch, weil ich den Ort mal etwas genauer sehen wollte. Alo, verlaufen kann man sich in dem Ort nicht - er dürfte sowas um
20.000 Einwohner haben und die größten Arbeitgeber sind der Fischfang
und die Ölindustrie. Der Hafen ist in zwei Hälften geteilt von denen
jede einer dieser Zweige zugeordnet ist. So ist das Angebot an Läden
und Freizeitangeboten auf die Bedürfnisse dieser Industrie
zugeschnitten: viele Herrenfriseure, verschiedene Seemannsmissionen
(je nach Nationalität), Imbissbuden und Vergnügungsläden die irgendwas
mit Frauen zu tun haben sind in der Mehrzahl. Was fällt noch auf? Nun,
es gibt verhältnismäßig viel Leerstand von der Sorte wo
sicherheitshalber schon mal die Fenster zugemauert wurden und es
scheint auch eine Menge Arbeitslosigkeit zu geben - zumindest nach dem
zu urteilen was so auf der Straße herum steht... Nach meiner Footour durch die Stadt habe ich mir eine echt schottische
Döner geschossen, beider Gelegenheit noch viel über die
Zubereitungsunterschiede zum entsprechenden heimischen Produkt gelernt
(man muss das Fleisch gar nicht von dem Spieß abschneiden, man kann es
auch einfach aus einem Warmhaltegefäß holen...) Und mich mit meiner
Beute in mein Zimmer zurück gezogen. Die ersten standen betrunken vor
dem Pub um die Ecke und johlten - ein LKW mit einer Ladefläche voller
lärmender Männer in Arbeitskleidung fuhr an meiner Pension vorbei - es
ist tatsächlich etwas rustikaler hier. Da machte sich aber schon wieder der Name meiner Unterbringung geltend
und ich bin fest eingeschlafen. Okay, vorher habe ich mit dem Garmin-Programm eine Route
zusammengezimmert die mich auf Nebenstraßen entlang der Küste führt -
schön das ich nun auch weiss wie das geht...

Über den Sinn von Hinterrädern

Deutlich übernächtigt bin ich um sieben Uhr Morgens aus der Lobby des
Hotels herausgestolpert um mir ein Frühstück zu schießen. Meine Wahl,
weil schon offen und nicht nur süßes Zeug, fiel auf einen Laden der
damit warb das alle Produkte vor Ort frisch und ohne
Konservierungsstoffe zubereitet werden. Ich hatte die Gelegenheit
dieses Konzept näher zu beobachten weil ich noch etwas Zeit bis zu den
Ladenöffnungszeiten zu überbrücken hatte. Männer in Strumpfmasken (sie hatten tatsächlich statt eines
Mundschutzes etwas vor dem Mund das stark an Muttis alte Strumpfhosen
erinnert) kamen regelmäßig mit Tabletts durch eine Tür und räumten
Dinge in die Verkaufsregale die von der Menge her tatsächlich frisch
zubereitet sein konnten. Allerdings hatten diese Dinge dann wieder
große Ähnlichkeit mit genau den Artikeln die man woanders fabrikmäßig
abgepackt genau so bekommt. Wahrscheinlich lassen sich die Sachen
nicht offen verkaufen bzw. werden von den Kunden, die eine bestimmte
Erscheinung der Produkte gewohnt sind, sonst nicht angenommen. Fruchtsalate und Salate wurden vom Personal aus bis dahin
verschlossenen Pappkartons in ihren verschweissten Klarsichtschalen
frisch ins Regal geräumt - die Klamotten sind bombensicher nicht
frisch vor Ort zubereitet worden - also zumindest nicht an diesem Ort... Ich hatte mit inzwischen aus dem Netz ein paar Fahrradhändler
herausgesucht und mir vor genommen sie nach Öffnungszeit sortiert
aufzusuchen. Der erste winkte gleich ab - er könne vor dem fünften
Juli keine Reparaturaufträge annehmen. Zum Glück wollte ich von ihm ja
nur eine Einschätzung ob es in Schottland für meine Schaltnabe
überhaupt Ersatzteile geben würde. Das darauf folgende Gespräch hatte
einen etwas bizarren Verlauf. Er ging felsenfest davon aus das ich auf
jeden Fall mit meiner Schaltnabe weiter fahren bzw. sie repariert
haben wolle - es gelang mir erst am Ende ihn nach mehreren Anläufen
auf den Dreh zu bringen das ich eine schnelle Lösung brauchte um so
bald wie möglich weiterzufahren. Süß war in dem Zusammenhang seine
Idee, ich solle mir doch das benötigte Teil im Internet bestellen und
bis zum folgenden Tag an meine Adresse schicken lassen - wie jetzt? In
Aberdeen? Ich hatte ja noch nicht mal ein Bett, geschweige denn, eine
Adresse... Ich hatte schon geahnt das das gute alte Stück von Sachs in Schottland
unbekannt sein dürfte. Außerdem hatte sich dieser Händler auf
Rennräder mit 28 Zoll Laufrädern und größer spezialisiert. Er schickte
mich zu einem Laden der mit Sicherheit Räder in den von mir benötigten
Maßen herumhängen hatte - - war zwar ein bisschen weiter draußen, aber
sie hatten tatsächlich das von mir Gesuchte da - ein Laufrad für die
Aufnahme eines Zahnkranzes mit sieben Ritzeln. und sie hatten sogar
noch ein Ritzel mit einer größeren Spreizung als das meine im
Geschäft. So verließ ich kurze Zeit später den Laden mit einem fertig
montierten Hinterrad mit meinem Reifen aufgezogen. Das kapute Teil
habe ich dort zurück gelassen - sicher ein Frevel, aber es kam mir zu
schwer bzw. zu kostspielig vor es wahlweise mit mir weiter auf der
Reise mit zu nehmen oder es mit der Post nach Hause zu schicken. Mit dem Bus wieder in die Stadt, das Gepäck beim Bahnhof
eingeschlossen und nur noch mit dem Rad am langen Arm zu Starbucks.
Dort hatte ich dann auch wieder Zugang zu Christophs Nachrichten, der
mit der Hilfe von Bruder Bimbo versucht hatte eine Unterbringung für
mich zu eruieren. Leider war die potentielle Kontaktperson in Aberdeen
aus der Stadt verzogen. Ich versuchte es noch mal bei den Hostels und
hatte diesmal Glück - in einem der Hostels gab es noch einen Platz in
einem lauschigen Schlafsaal - ich reservierte ihn für den Abend und
machte mich mit meinem Rad auf den Weg nach Belhalvie - das nötige
Werkzeug hatte ich ja dort zurück gelassen. Der Bus fuhr nur bis
Potterton - ab da machte ich mich zu Fuß auf den Weg. Okay, es hätte
auch einen Buch nach Belhalvie gegeben, aber auf den hätte ich nicht
nur 45 Minuten sondern eineinhalb Stunden warten müssen. Das kurze
Stück könnte ich ja auch laufen... Wie schon in der Nacht zuvor hatte auch das neue Hinterrad eine
gesprächsfördernde Wirkung. Die Frage ist zu Anfang immer dieselbe: wo
ist denn der Rest? So geriet ich an der Bushaltestelle mit einem alten
Mann in eine Konversation über die Probleme Aberdeens mit der
Arbeitslosigkeit und dem Sinn oder Unsinn des Refrendums über die
Unabhängigkeit Schottlands. Es sollte sich zeigen das ich mich in der Gegend dann dann doch
weniger gut auskannte als es nötig gewesen währe um mein Ziel zu
finden. gut, das ich unterwegs eine Frau traf die mir entlang der
Straße entgegenkam. Als ich von ihr wissen wollte wie weit es denn
nach Belhalvie sei gab sie mir erst mal als Antwort das ich in der
falschen Richtung laufe... Sie hatte ganz in der Nähe ihr Auto geparkt und hat mich dann zu
meinem Ziel gefahren. Meine 'Retter' waren nicht zuhause, aber an das
Fahrrad kam ich ja so ran und jemand war so schau gewesen in der Tür
des Schuppens die Schlüssel stecken zu lassen. So konnte ich eine halbe Stunde wenn auch ein bisschen übernächtigt,
aber doch bester Laune, nach Aberdeen zurück fahren. Meine Vorfreude
auf baldige Bettruhe sollte aber nicht lange anhalten - keine zwei
Meilen nach der Abfahrt hatte ich schon den ersten Platten - nach der
Form des Lochs zu urteilen war der Schlauch wohl zwischen Mantel und
Felge eingeklemmt gewesen. Das kann ja jedem mal passieren - ich
setzte einen Flicken auf und setzte meine Fahrt fort um nicht ganz
eine Meile später wieder einen Platten zu haben. Dieses mal waren es
gleich mehrere Löcher wie auf einer Perlenschnur auf dem Schlauch
aufgereiht - was war geschehen? Nun, im Fahrradladen hatte der
Mitarbeiter vergessen ein Felgenband auf die Felge zu machen: die
Löcher waren genau an den Stellen wo in der Felge die Löcher für die
Speichen sind. dieses mal waren es gleich vier Löcher, die ich
fluchend flickte - und bei der Gelegenheit mehrere Lagen Isolierband
auf die Felge aufbrachte. Leider hat es auch das nicht gebracht - nur 300 Meter später der
nächste Platten - einer meiner Flicken wollte nicht richtig halten -
mir geht so langsam das Material aus... Letzten Endes hat mich der Weg nach Aberdeen hinein drei Stunden
gekostet - hinaus hat es übrigens nur eine Stunde gedauert. Bei einem
Fahrradladen am Wegesrand habe ich kurz vor Ladenschluss noch einen
Ersatzschlauch gekauft, den ich auch gleich einziehen konnte da genau
in dem Moment als ich den Laden verließ, der Schlauch ein viertes mal
nach gab. Ich war froh als ich meine Klamotten am Bahnhof ausgelöst hatte und
endlich beim Hostel ankam. Einchecken, Duschen und ins Bett - und
quasi sofort Einpennen. Das war der Plan - und der wurde gnadenlos
umgesetzt.

Meine Flucht aus Aberdeen

Das Hostel atmet die Victorianische Zeit - Atrium-Treppenhaus,
ordendlich Stuck unter der Decke und in der Nacht jede Menge SMS-Töne... Ich schlief in einem Saal mit 15 anderen Typen und - das hätte ich mir
ja denken können - seit meinem letzten Hostel-Aufenthalt vor 20 Jahren
hat natürlich jetzt die moderne Technik das Sagen. Ein paar meiner
Zimmergenossen lebten auf dem Standpunkt, das man auch durchaus in
einem voll besetzten Schlafsaal so tun könne als sei man allein
zuhause. Mein Bettnachbar wusste mir am anderen Morgen zu erzählen das
er mitten in der Nacht wach geworden sei weil einer der Mitschläfer
erst mal gediegen ne Dose Bier auf gemacht hätte um dann noch per SMS
seine Liebschaften zu pflegen - natürlich nicht stumm geschaltet... Das wusste mit mein Nachbar von unten (wir haben Etagenbetten) beim
Frühstück zu erzählen. Er und seine Freundin waren in Aberdeen genau
so wie ich vom Bettenmangel während der Woche überrascht worden. Sie
wusste zu erzählen das in ihrem Schlafsaal eine Frau mitten in der
Nacht laut knuspernd eine Tüte Chips verdrückt hatte... Das Hostel hat eine Große Küche und zwei Speisesäle, das Frühstück
wird aber in einem kleinen, davon völlig abgeschlossenen Bereich
serviert. Nach vorheriger Anmeldung und Bezahlung darf man in diesen
Bereich gepflegten Luxus eintauchen und trifft dort auf Menschen die
unsere Irritationen weitgehend teilen. Vielleicht ist das ja alles nur
eine Frage wo man Normalität verortet... Ich machte mich nach dem Frühstück daran, meine Sachen wieder zusammen
zu packen und das Rad zu beladen. Nach den Erfahrungen der letzten
Tage entschloss ich mich, dem ursprünglichen Verlauf des Radwanderwegs
zu folgen. So toll sind die Fernstraßen in Schottland nun auch nicht,
das man sich drauf mit einem Rad herumdrücken sollte. Mein Weg aus Aberdeen war von kleinen Hindernissen gekennzeichnet - Im
Verlauf des Weges waren umfangreiche Staßenarbeiten begonnen worden
die mich teils zu Umwegen, teils zu Geschicklichkeitsparcous zwischen
Bauabsperrungen zwangen. Es ist wohl allein meinem Willen zur Freiheit
zu verdanken das ich nach zwei Stunden dann doch den Flughafen bzw.
die Ortschaft Dyce erreicht habe - nach eigenen Auskünften eine
blühende Ansiedlung. Dort fand sich auch ein Tesco, wo ich meine
Lebensmittelvorräte ergänzen konnte. Es ging dann noch ein bisschen über Straßen weiter, dann ging der
Radwanderweg auf die ehemalige Trasse einer Eisenbahn. Es ist toll auf
einer Strecke zu fahren die nicht mehr als 5% Steigung hat - speziell
wenn man so beladen ist wie ich. Leider blieb das nicht so - endlich
hatten mich die Schotischen Hügel und die lustig über sie hinweg
führenden Landstraßen wieder. Hier zeigten sich dann auch die
Schwächen einer Schaltung die sich lediglich auf sieben Ritzel am
Hinterrad beschränkt. An den Steigungen fehlte das entscheidende
bisschend as es mir ermöglicht hätte ohne Schieben hoch zu kommen,
dafür konnte ich mich an den Gefällestrecken nur rollen lassen statt,
wie sonst, noch zusätzlichen Schwung für die darauf zwangsläufig
folgende Steigung zu bekommen. Zum Glück komme ich ja nur ein mal in
diese Gegend - da können mich dann auch gerne alle mal leiden sehen. Später traf ich wieder auf eine ehemalige Bahnlinie und alles war
wieder schöner. Noch schöner war, das diese Trasse unter anderem auch
nach Peterhead, einem der Ziele auf meiner alternativen Strecke
führte. Ich beschloss, auf diesem Verlauf zu bleiben und fuhr durch
Hochmoor-artige Landschaft, die ihre Schönheit durch die deutlich
sichtbare Erosion erhält. Wenn man bedenkt das Schottland früher
einmal komplett bewaldet war. Kelso hatte mir erzählt das der
Baumbestand zugunsten der Schafzucht gerodet worden war. Da, wo ein
mal Schafe fressen kommt dann auch kein Baum mehr hoch. In manchen
Gegenden mache sich komplette Berghänge auf den Weg ins Tal - überall
im Hochland kann man Abbruchkanten sehen die das darunter liegende
Erdreich frei legen. Bäche und Flüsse schwellen nach Regenfällen
regelmäßig so an das die Ufer und daran liegende Häuser weg geschwemmt
werden. Auch an den Küsten konnte ich sehen das das Meer sich in
letzter Zeit mehr olen kommt als sonst bei den Stürmen. Überall werden
Felsbrocken aufgeschüttet und man kann sehen das die Flut Mauern
weggerissen hat die zum Küstenschutz aufgestellt wurden. Ich muss
zugeben das meine Fotos diese Schäden an der Landschaft irgendwie
verklärt wiedergeben - es ist schon paradox das eine schlimme Sache so
schön aussehen kann. Andersrum ist es aber auch paradox das eine schöne Sache so schlimm
sein kann. Zum Beispiel die Bahntrasse von Maud nach Peterhead - toll angelegt und geschottert, aber da wo es
Kreuzungen mit Straßen gibt sind Sperren abgebracht die die Radfahrer
verlangsamen sollen - in meinem Fall sogar so, das ich jedesmal das
Gepäck abnehmen musste um durch die Sperre zu kommen. Keine Ahnung was
die Dinger sollen. Wahrscheinlich brauche irgendeine Handwerksklasse
eine Aufgabe wie 'Rohre winklig zusammenschweißen' - die Dinger wirken
ganz stark wie das Ergebnis einer solchen Beschäftigungstherapie. Gibt
es in der Gegend eigentlich keine Spielplätze die man mit
Klettergerüsten ausstatten kann anstelle die Radfahrer zu quälen? Ich fand in Mintlaw einen Campingplatz - wie auf allen Campingplätzen
wird mir zusammen mit den anderen Leuten mit Zelt eine von der
Rezeption weit entfernte Stelle zugewiesen. Das beschert mir eine
kleine Wanderschaft zum Klo - aber das ist halt so und wird mir so
sicher auch noch ein paar mal passieren. Der Campingplatz ist sauber
und die sanitären Einrichtung sind gut. Ich nutze die Gelegenheit und
wasche meine Wäsche.

Mein neuer Reisebegleiter

Vorhin habe ich mich in einem Fahrradladen am Rand von Aberdeen, Halfords, Balnagask Road, Ecke Wellington Street, von meiner verendeten Schaltnabe getrennt. Es hätte weder Sinn gehabt hier nach einer Sram 3x7 zu suchen noch, sie irgendwo zu bestellen. Und die traurigen Reste mit zu Schleifen hatte ich auch keine Lust. Also habe ich mir eine Nabe für sieben Gang Kettenschaltung gesucht die die Gänge etwas weiter spreizt als es die alten sieben Ritzel taten. Das würd mir hoffentlich etwas von dem Spielraum geben den ich durch die drei fehlenden Gänge in der Nabe verloren habe. Ich setze in das Ding nicht allzu große Erwartungen. Mir reicht es schon wenn es die kommenden zwei Wochen durchhält. Das kleine Reisegepäck von gestern ist am Bahnhof im Schließfach und wird mit mir, wenn alles klappt, heute Abend mit allen anderen Sachen in ein B&B einziehen in dem ich mir ein Zimmer reserviert habe.

Dinge die man über Aberdeen wissen sollte

Die Nacht am Meeresufer habe ich unbeschadet überstanden - um acht Uhr
bin ich wach geworden weil ein Hund auf seinem Spaziergang das Zelt
untersuchen wollte und seine Besitzerin nach ihm rief. Ich habe dann
das Kunststück zu vollbringen versucht, meine Sachen im Zelt zusammen
zu packen während es draußen regnete. Leider konnte ich nicht das Zelt
selbst auch im Zelt zusammen packen - solche Kunststücke kann ich
leider nicht vollbringen. Also wartete ich bis eine Regenpause eintrat und habe es dann so
schnell wie möglich zusammengelegt und in die Tasche gepackt um mich
dann auf den Weg in die Stadt zu meinem Frühstück zu machen. Es sollte
sich herausstellen das die Stadt gleich hinter dem nächsten Hügel
anfing - wie dem auch sei, gestern Abend hätte ich mit Sicherheit kein
Zimmer mehr gefunden. Es fand sich ein italienisch angehauchter Kaffee-Laden im Zentrum der
Stadt in dem ich - natürlich - Kaffee, was zu Essen und WLAN fand. Gestern Abend waren ein paar meiner Sachen nass geworden und ein teil
meiner Bekleidung könnte sich auch durchaus mal eine Wachmaschine von
innen ansehen. Also war der Plan: eine Schlafgelegenheit in der Stadt
finden und anschließend nach einem Waschsalon suchen. Meine Suche nach B&B's im Gebiet der Stadt entpuppten sich als
unergiebig - alles ausgebucht. Ich habe gut und gerne 25 Adressen
ausprobiert. Bei jeder schön brav angerufen um immer dasselbe zu
hören. Ein mal habe ich gefragt warum das wohl so sei und bekam als
Antwort das die Ölgesellschaften während der Woche einen so hohen
Bedarf an Schlafmöglichkeiten haben das alles ausgebucht sei - das
währe schon seit 20 Jahren so... Ich machte noch einen Versuch bei den Hostels - die Telefonnummer die
ich anrief liess mich wissen das ich Informationen über verfügbare
Hostelplätze beim City Council im Marischial Bulding bekäme. Also machte ich mich auf den Weg dahin und fand mich unversehends in
einem bizarren Gespräch wieder in dem man mich drei mal fragte ob ich
obdachlos sei - von Vermittlung keine Spur. Da ich ja nun anscheinend
doch nicht obdachlos sei gab man mir die Nummer des Youth Hostel
Aberdeen - das sich als ausgebucht herausstellen sollte - was auch
sonst? Ich startete einen zweiten Versuch im Starbucks gleich um die Ecke -
erneut eine Stunde für Absagen verplempert. Inzwischen war es bereits
13:00. Also Strategieumstellung: ich machte mit dem voll beladenen Rad
Sightseeing in Aberden - gegen 16:00 habe ich dann das Stadtzentrum
verlassen und mich weiter auf den Weg in den Norden gemacht. Irgendwo
würde schon ein B&B auftauchen oder ich fände eben einen Platz zum
wild campen... Ich war gerade dabei die kleine Ortschaft Belhelvie zu verlassen als
mein Antrieb durchrutschte. Es ging mit dem Rad einfach nicht mehr
vorwärts. Ich stieg ab und sah das das Hinterrad auf der Achse extrem
viel spiel hatte - der Zahnradkranz wackelte richtig herum. Sollte
sich die Verschraubung der Nabe auf der Achse gelöst haben? Gleich auf
der anderen Straßenseite war ein Häuschen mit einer niedrigen
Begrenzungsmauer. Ich schob das Rad rüber, nahm die Gepäcktaschen ab
und konnte das Rad mit Hilfe des Mäuerchens auf den Kopf stellen.
Nachdem ich das Hinterrad ausgebaut hatte wurde das Drama in seiner
ganzen Größe sichtbar: die Hinterrad-Achse war gebrochen. Ich würde
erst mal überhaupt nicht mehr weiter fahren! Inzwischen war mir aufgefallen das in dem Häuschen jemand im
Halbdunkel saß der mich beobachtete - ich winkte nach drinnen und ein
alter Herr kam nach draußen. Ich erklärte mir meine missliche Lage und
nach ein wenig Hin- und Her-Verhandeln war er bereit das ich die
Trümmer meines Liegerrads neben seiner Garage abstellen und meine
nicht benötigten Gepäckstücke in seinem Schuppen einstellen durfte. Er
hatte mit Hilfe seiner Frau herausgefunden das es einen Ort weiter ein
B&B geben solle - mein Plan war, mich mit kleinem Gepäck dort
einzunisten und auf die Suche nach einem Fahrradhändler zu machen der
eine Ersatzachse für mich haben könnte. Es fand sich sogar eine Frau
die mich netterweise in ihrem Auto mit in den Nachbarort nahm. Das B&B war leider ausgebucht - die Betreiberin verwies mich auf eine
alternative Möglichkeit namens 'Avalon' die sich aber als nicht
existent herausstellen sollte - die Betreiberin hatte aufgegeben. Ich
liess ich beim Pub im Ort absetzen. Schliesslich hatte die Frau ja
ursprünglich etwas ganz anderes vor gehabt. Ich hoffte das man mir
dort weiter helfen könne - nun, versucht hat man es jedenfalls ganz
redlich, aber ein B&B liess sich wirklich nirgendwo in der Gegend
finden. So bekam ich die Beschreibung wie ich zu einer Bushaltestelle
finden kann von der aus ich nach Aberdeen fahren kann. Ich hoffte, dort einen Radhändler zu finden der mir weiter helfen
kann. Egal, wie, das würde er aber nicht mehr heute können - die
Geschäfte hatten bereits geschlossen. So begann in Aberdeen für mich erneut das Zimmer-Such-Spiel. In einem
Pub namens 'Brew Dog' Machte ich so lange fruchtlose Internet- Recherche bis die Batterien des Netbooks aufgaben - Dann begann ich
meine Wanderschaft durch die Stadt um die Hotels abzuklappern.
Vielleicht waren die Internetportale ja nicht auf dem aktuellsten
Stand oder jemand hatte kurzfristig noch eine Zimmerreservierung
abgesagt. Nach drei Stunden wusste ich das das leichte Gepäck doch
nicht ganz so leicht ist wie ursprünglich angenommen. Außerdem wusste
ich das es nirgendwo - und zwar wirklich nirgendwo - auch nur die
Anmutung eines Bettes für die Nacht geben würde. Ich eierte zurück in 'Brew Dog' und ot dem Thekenpersonal 100 Pfund
wenn sie mich zuhause auf ihrer Couch oder meinetwegen auch auf ihrem
Küchenfussboden schlafen liessen. Leider hatten die Leutchen dort
anscheinend keines von beidem. Stattdessen warf sich einer vom
Personal an den Rechner um seinerseits eine Recherche zu starten - mit
dem überraschenden Ergebnis das nirgendwo was frei war. Schade, ich
hätte mich gerne eine anderen belehren lassen. Ich habe dann noch ein paar Gäste angequatscht - es sollte doch wohl
möglich sein, fr 100 Pfund eine Couch in Aberdeen zu mieten, aber
nichts dergleichen. Ein par wollten mir mit ihrem Smartphone vorführen
wie leicht man ein Zimmer in Aberdeen bekommen kann (Ergebnis
bekannt), ein paar waren nicht aus der Stadt und der Rest wohnte noch
bei den Eltern, hatte keine Couch und/oder keinen Küchenfussboden. Der
Geruch von Verzweiflung lag in der Luft. Sollte mir als einzige Möglichkeit der Gang in ein Casino bleiben um
mir dort zwischen Glückspielautomaten die Nacht um die Ohren zu
schlagen? Ich trabte nochmals an verschiedenen Hotelrezeptionen vorbei - nein,
keine Stornierungen die mir zu einem Zimmer verholfen hätten.
Unterwegs zögerte ich nicht, Leute auf der Straße mit dem 100 Pfund- für-eine-Couch-Angebot zu konfrontieren. Erstaunlich, wie viele Leute
im fortgeschrittenen Alter bei ihren Eltern wohnen. Einer der
Befragten hatte gerade sein Haus verkaufen müssen und hatte selbst
keine Bleibe mehr - ein Anderer war schon länger ohne Dach über dem
Kopf. So latschte ich also mit meinen zwei Taschen und einem Hinterrad
weiter durch die Gegend. Zwei Taxifahrer witzelten wo denn der Rest
meines Rades sei. Als ich ihnen meine Geschichte erzählte wusste der
eine zu berichten das die Ölgesellschaften während der Woche immer die
verfügbaren Betten der Stadt in beschlag nähmen, morgen eine Konferenz
starten solle und außerdem am Flughafen ein Flug ausgefallen sei, was
die Sache noch schlimmer mache. Sie machten sich ungefragt daran mit
ihren Telefonen herumzufragen ob irgendwo noch was frei sei -
überraschenderweise fanden sie aber nichts Verfügbares. Ich hatte wenig Lust mit meiner Fotoausrüstung in der Nacht irgendwo
auf den Straßen von Aberdeen herumzusitzen und schlurfte weiter. Im
Park Inn hatte ich es noch nicht versucht - auch dort war alles voll.
Ich dürfe aber in der Lounge herumsitzen und eine Steckdose anzapfen -
und Internetzugang bekam ich auch. Vielleicht hätte ich ja Glück und
bis ein Uhr Morgens würde noch jemand seine Reservierung absagen. Um
Mitternacht stelle das Café in der Lounge der Service für Leute ein
die nicht im Hotel wohnen - Okay, dann eben nicht. Eine Zimmeroption
tat sich auch nicht mehr auf . Aberdeen sollte ausgebucht bleiben. Ich
durfte weiter in der Lobby sitzen bleiben - das war doch immerhin
etwas. Hier ist es allemal besser als in den Casinos, wo alles mit
Automaten voll gestopft ist und man bestenfalls einen Barhocker hat.
Jetzt muss es mir nur noch gelingen bis zum Morgen wach zu bleiben...

Ich will ja jetzt nicht meckern, aber das es nicht möglich ist in
dieser Stadt eine Unterkunft zu bekommen finde ich wirklich ein
starkes Stück. Überall im Stadtbild Läden auf Hochglanz poliert -
keine Fancy-Boutique fehlt, tolle Restaurants und Weinlokale - aber
eine Unterkunft finden? No Way! Die Leute mit denen ich heute zu tun hatte waren allesamt nach Kräften
hilfreich - aber hlefen konnten sie mir letzten Endes allesamt nicht.
Und die Idee, das irgendjemand einen nach Schweiß riechenden,
unrasierten Kerl mit Taschen behangen und einem Fahrrad-Hinterrad bei
sich übernachten lassen würde war ja sowieso eine Schnapsidee - da
hatte ich beim Schotten wohl zu viel Verrücktheit erwartet. Ich kann
froh sein das ich in der Hotellounge herumlungern darf. Wer jemals nach Aberdeen kommt sollte auf jeden Fall eine Buchung im
Voraus klar machen. Wenn nicht, schaut Euch die Stadt an und
verschwindet so schnell wie möglich wieder. Der Zustand ist den
Beteiligten bekannt, es hat sich in den vergangenen Jahren aber
anscheinend daran nichts geändert. Die sich selbst 'Öl-Metropole- Europas' nennende Stadt lebt von der Öl-Industrie und dem Geld das sie
in die Gegend bringt - es besteht keine größere Notwendigkeit, sich um
mehr zu kümmern. Übrigens war doch noch ein Hotelzimmer in Aberdeen frei - für die
Kleinigkeit von 260 Pfund pro Nacht hätte ich ein lauschiges
Schliessfach am Flughafen mieten können...

Montrose ->Aberdeen

Ich hatte lange geschlafen - dieses mal wurde ich nicht vom Lärm der
Vögel geweckt sondern von der Wärme im Zelt - die Sonne hatte bereits
alles mobilisiert als ich um acht Uhr in den Tag startete. Meine Unterschenkel sehen verheerend aus - bevor ich aufbrach fragte
ich bei der Betreiberin des Campingplatzes nach ob sie nicht
vielleicht Sonnencreme im Shop haben. Sie war sich nicht sicher - so
zogen wir zusammen os damit sie mal nachsehen konnte. Tatsächlich
hatte sie eine Flasche Sonnenmilch mit Faktor 40 im Regal stehen. Die
habe ich dann mit besten Hoffnungen gekauft. Ich erfuhr das es
normalerweise nicht so sonnig und warm in der Gegend sei - ich habe
wirklich Glück mit meiner Reise. Vor meinem Aufbruch habe ich mich zu
allererst darum gekümmert das meine Beine auch mal Glück mit dem
Urlaub haben. Die Creme macht die roten Unterschenkel wieder weiss wie
Schnee - egal, Hauptsache die Haut kann sich von der Sonne erholen. Mein Weg nach Aberdeen hatte eine eher durchwachsene Qualität - ich
bewegte mich auf einer Mischung aus Hauptverkehrsstraßen und
Nebenstraßen - alle hatten gemeinsam das sie stark von Autos
frequentiert waren - am liebsten von Fahrzeugen die für diese Straßen
zu breit waren. Auf den Hauptverkehrsstraßen sind in der Gegend viel
Sattelschlepper mit schwerer Ladung unterwegs - wenn sich zwei von den
Teilen begegnen ist auf der Straße kein Platz für irgendwas anderes
mehr. So war ich mir meinem fahrbaren Verkehrshinderniss
verständlicherweise sehr beliebt bei den Brummifahrern. Auf den
Nebenstraßen wurde meine Situation aber nicht wirklich besser. Dort
ist die Menschheit gern mit SUV-ähnlichen Fahrzeugen unterwegs die nun
allein die gesamte Fahrbahn ausfüllen. Meine vergleichbar niedrige
Sitzposition macht es mit schwer den entgegenkommenden Verkehr zu
sehen - die Straßen sind kurvig und meist von Mauern oder Hecken
begrenzt. Also hilft nur das Gehör weiter. Ich hatte heute auf solchen
Straßen Begegnungen mit beherzten Fahrern denen nach Geschwindigkeit
und Größe ihres Wagens anscheinend nicht klar war das ihnen auch schon
mal Autos entgegen kommen könnten - Ich auf dem Fahrrad war da schon
Überraschung genug. Kurz vor Stronehaven führte mich die STrecke wieder an die Küste
zurück - dort gibt es auf einem Felsen an der Küste die Burgruine von
Dunnotar Castle. Diese Burg hat in früheren Zeiten mehrfach wichtige
Rollen in der Schottischen Geschichte gespielt - unter anderem wurden
in ihr erfolgreich die Schottischen Kronjuwelen vor den Engländern
geschützt. Als sich in der Burg schottische Abtrünnige verschanzt
hatten, die nicht die anglikanische Kirche anerkennen wollten, wurde
sie so lange angegriffen das sie anschließend nicht mehr benutzt
werden konnte. Erst im 18. Jahrhundert Beschloss Königin Victoria die
Burg zumindest teilweise wieder instand setzen zu lassen und zu
erhalten. Man muss schon sagen, das Teil ist in seiner Lage wirklich optimal
angelegt - sie muss zu den damaligen Zeiten quasi uneinnehmbar gewesen
sein. Abgesehen davon liegt sie auch landschaftlich sensationell. Auch der Ort Peterhead hat seine Reize: ein Werbebanner verkündet an
einer Imbissbude das hier der frittierte Marsriegel erfunden wurde -
ansonsten hat es hier einen wirklich hübschen Hafen... Von da ab sollte es ich wieder durch die Felder Richtung Aberdeen
führen. Die Orte trugen dort so klangvolle Namen wie 'Mud on Road'
oder 'Caution Children Playing'... Je mehr ich mich Aberdeen näherte, um so ordentlicher wurden die
Örtchen. In den Fenstern der Häuser stand mit einem mal kostspieliger
Designerkrams und wirklich dicke Autos drängten sich in den
Einfahrten. Mit einem mal hinge dort auch die 'Neighbourhood-Watch'- Schilder die mir vor zwanzig Jahren schon in London signalisierten das
jetzt Misstrauen und Angst regieren. Hier wohnen nicht mehr die Leute
die eine Bindung zu den Orten haben sondern Menschen die zu Geld
gekommen sind und sich ein hübsches Häuschen etwas außerhalb der Stadt
leisten können - ie Bringen die Angst der Städter vor Kriminalität mit
auf Land. Überflüssig, anzunehmen das ich dort ein B&B finden würde - der Himmel wurde wieder dunkler und Regen drohte. Erste
Siedlungsgebiete mit Reihenhaus- und Mietkasernenarchitektur der
Siebziger zeigte mir an das ich Aberdeen schon sehr nah war. Auch dot
gab es keine Unterkunft für mich - die räumlichen Verhältnisse dieser
Häuser lassen gar nicht die Idee an Zimmervermietung aufkommen. Ich hatte das eigentliche Aberdeen noch nicht erreicht, da wurde es
zunehmend so ungemütlich das mir die Lust am Radfahren endgültig
verging. Ich hielt nach einem Ort zum Zelten Ausschau und fand an
einem Küstenabschnitt ein Stück Wiese am Ufer das von der Küstenstraße
aus nicht einsehbar war. Daneben war ein Parkplatz, zu dem der Zutritt
aber durch dicke Felsbrocken behindert wurde - zumindest der Zutritt
für Autos. Mit dem Rad passte ich gut da durch und konnte mir ein
Plätzchen fürs Zelt suchen. War nicht ganz leicht, weil überall wie
zufällig dicke Steine in der Wiese verteilt waren - aber für ein so
kleines Schloss wie das meine habe ich dann doch noch was gefunden.
Schnell stand das Zelt und ich war mit meinen Klamotten drin. Die
Sachen ausgezogen, abgetrocknet und trockene Sachen angezogen - dann
habe ich mir erst mal was zu Essen gemacht. Heute gab's Reis mit
indischer Sauce und Spiegelei. Der Kocher wurde widerrechtlich im Zelt
betrieben und hat für eine kurzfristige Hitzewelle gesorgt. Kurze Zeit
später habe ich fest gepennt. An dieser Stelle möchte ich noch ein paar Gedanken zum Thema 'Wild
Campen' in Schottland anfügen. Es ist richtig, das es überall in
Schottland erlaubt ist frei zu Campen - man muss allerdings schon
recht erfindungsreich sein wenn es darum geht einen Platz zu finden -
die Felder sind oft ummauert oder hoch umzäunt und die Tore fest zu,
so das man seinen Plundern schon rüberwerfen müsste um da zu Campen -
abgesehen davon stehen überall Tiere rum - Kühe und Pferde sind so
erkundungsfreudig das sie auch schon mal ein Zelt zerlegen können -
was Schafe so drauf haben möchte ich gar nicht erst ausprobieren. Natürlich kann man auch bei einem Bauern Klingeln und fragen ob man
bei ihm Campen darf - es muss halt nur eine Klingel montiert und
jemand Zuhause sein. Vielleicht fehlt mir die nötige Geduld, aber ich
bin nicht in Schottland unterwegs um endlos um Bauernhöfe auf der
Suche nach deren Bewohnern herumzuhopsen. Es macht schon den Eindruck
das subtile Zeichen signalisieren sollen was die Leute hier von der
offiziellen Regelung mit dem Zelten halten. Da passt mein Eindruck zu
dem Küstenabschnitt für die heutige Nacht nahtlos ins Bild. Aber ich
hatte ja mein Plätzchen gefunden...