BLOG Müller unterwegs

Hallo!
In diesem Blog werde ich von meinen Reiseaktivitäten berichten. Fast alle meine Reisen mache ich mit dem Rad. Wer wissen möchte was Müller in seiner Abwesenheit so erlebt, sollte hier immer mal wieder vorbei schauen.

Hallo!
in this blog I will write about my traveling activities. I am doing most of my journeys by bicycle. Maybe you want to be up to date, knowing what Müller is doing when not at home. So this is the right address to be up to date...

Wie war das noch mal in Lauscha?

Vier Wochen habe ich mich in Thüringen herum gedrückt. in einer Stadt die man noch nicht mal leicht findet wenn man es darauf an legt. In einer Gegend in der der Straßenbau sich große Mühe gibt, komplette Orte von der Zivilisation abzuschneiden und die sich durch noch viele, weitere Eigenarten auszeichnet.

Was hat mich eigentlich dort hin gebracht? Angefangen hat das alles letzten Herbst bei Kommunistens auf dem Pressefest in Wischlingen in der Kunsthalle. Da hat mich der Mann in der Nachbarbucht angesprochen ob ich mich mit meinen Panorama-Bildern nicht für ein Stipendium der Goetheschule in Lauscha bewerben möchte. Sie hätten dort viele verlassene Orte die nur auf mich warten würden…

Und so kam es dann auch: Ich hab mir ne schöne Bewerbung raus geschraubt, die Unterlagen eingeschickt und tatsächlich bin ich genommen worden. Mitte Mai fand ich in das enge Tal in dem sich die verschindelten Häuser dich aneinander gedrängt am Berg hoch robben und machte mir Gedanken wie ich meinem Ruf als Lost Places Fotograf gerecht werden könnte. Eigentlich nichts einfacher als das, wenn bereits in der direkten Nachbarschaft bereits ein attraktives, leise vor sich hin verrottendes Bahnhofsgebäude nur darauf wartet nur entdeckt zu werden…

Hätte eigentlich laufen können wie immer wenn ich irgendwo in der Gegend mit meiner Kamera auftauche: Anpirschen, rein gehen, Fotos machen und wieder raus. Müller aufs Rad und weg…

Allerdings hatte ich kein Fahrrad dabei und an ‘weg’ war schon mal gar nicht zu denken. Ich bin nicht von hier und jeder der ich hier sieht weiß auf den ersten Blick: ‘der Typ ist nicht von hier und will wer-weiß-was’. Von ‘unauffällig’ konnte bei mir wirklich nicht die Rede sein.

Was ich die vier Wochen in Lauscha gemacht habe wäre mit Sicherheit nicht möglich gewesen wenn die Leute im Umkreis der Goetheschule nicht so zutraulich gewesen wären. Sie haben mir bei so manchem Sterni Geschichten aus Lauscha erzählt, mir eigenartige Kartenspiele beigebracht und mir Orte gezeigt die ich ohne ihre Hilfe nicht gefunden hätte und sie haben sich sogar dazu bereit erklärt in meinen Fotos das Modell zu markieren.

Rückblickend war’s wie in einem Paradies für Fotografen: Alles fussläufig erreichbar, Menschen die sich gern mit mir getroffen haben und sich jede Menge Hintergrund. Als die vier Wochen vorbei waren hätte ich durchaus noch länger bleiben können. Aber das stand schon die nächste Künstlerin in den Startlöchern. Dieses Mal ist es eine Glaskünstlerin - sie passt irgendwie besser in eine Gegend die von Glashandwerk geprägt ist wie kaum eine Andere. Ich glaube, wie wird mit einem ähnlich positiven Eindruck aus diesem Ort weg gehen müssen wie ich.

Hier werden die Wochentage nach Eis-Sorten benannt, Freitags ist Wurst-Tag und im Penny am Ortseingang sprechen sie eine Sprache die ich nicht verstehe - außer sie unterhalten sich mit mir. Hier gibt es den einzigen ewigen Weihnachtsbaum in Thüringen, Autos werden grundsätzlich mit untergelegtem Bremskeil geparkt und bis auf den Schiefer ist hier fast alles aus Holz - also, bis auf das Glas und die Sachen die sie hier daraus machen. Und sie machen es wirklich überall - im Wald, auf dem Berg, im Tal und praktisch überall in den Häusern - jeder macht irgendwas mit, für oder aus Glas. Es ist der Grund warum es Lauscha überhaupt gibt, es ist bestimmend für seine Vergangenheit, die Gegenwart und sehr wahrscheinlich auch seine Zukunft. Vielleicht konnte ich mit meiner Flachware einen Beitrag für den Ort liefern und vielleicht erinnern sich die Leute hier noch eine Weile an mich - ich für meinen Teil werde mich jedenfalls noch länger an meine Zeit in Lauscha erinnern.

Mein soziales Umfeld hat sich seit meiner Rückkehr an meine Geschichte über Glas, Schiefer und Thüringen gewöhnt - ich gelte inzwischen als Fachmann für die Verarbeitung von Sand und Pottasche. Mal sehen, wie lange sie das noch aushalten…

Leute, wenn Ihr drüber nach denken solltet, Euch mit einer abgelegenen, aber sehr interessanten Gegend auseinander zu setzen - zögert nicht. Da gibt es viel zu entdecken. Und eine schöne Bleibe für die Gastkünstler haben sie auch.

Mir hat es jedenfalls viel Spaß gemacht.