BLOG Müller unterwegs

Hallo!
In diesem Blog werde ich von meinen Reiseaktivitäten berichten. Fast alle meine Reisen mache ich mit dem Rad. Wer wissen möchte was Müller in seiner Abwesenheit so erlebt, sollte hier immer mal wieder vorbei schauen.

Hallo!
in this blog I will write about my traveling activities. I am doing most of my journeys by bicycle. Maybe you want to be up to date, knowing what Müller is doing when not at home. So this is the right address to be up to date...

12.08.2015 - Klein Kreuz - Brandenburg - Parey - Niegripp - Rothensee: 100 Kilometer

So toll die mir gut bekannte Couch in Brandenburg auch immer ist - wir müssten uns wieder voneinander los reißen und ich weiter fahren. Einen Teil der Strecke kenne ich schon vom Hinweg. Durch Brandenburg hindurch geht es bis kurz vor Gentin. Dort biege ich Richtung Parey ab wo ich auf den Elbe-Radweg möchte. An der Abzweigung Richtung Parey Schleuse mache ich eine kurze Rast - schließlich habe ich ja noch die Äpfelchen von den Bäumen auf dem Campingplatz bei Eberswalde. Wie ich da so kauend sitze sehe ich zwei Radwanderer die den Weghoch gefahren kommen. Sie wollen von mir wissen wie man am besten nach Magdeburg kommt. Als ich den Elberadweg vor schlage gibt es lange Gesichter. Die beiden kommen gerade von der Schleuse und konnten fest stellen das fast der gesamte Radweg wegen Sanierungsarbeiten am Damm gesperrt ist. Die Fähre die sonst hier in der Nähe auf das andere Ufer setzt fährt wegen Niedrigwasser nicht - so ist also der benutzbare Radweg auf der anderen Uferseite nicht erreichbar. Also heißt es für uns alle an dieser Stelle: schön die Strasse entlang Richtung Magdeburg. Kurz hinter Parey komme ich auf einer Brücke über den Havelkanal mit einem Mann ins Gespräch der mir hilfreiche Tipps gibt wie ich am besten ohne Umwege zum Schiffshebewerk bei Magdeburg komme. Wenn ich schon mal dort sei sollte ich auf keinen Fall die Doppel-Sparschleuse und die Trogbrücke auslassen. Wie sich herausstellt führt mich mein Weg zwangsläufig an allen drei Sehenswürdigkeiten vorbei. Ich schau mir eine Schleusung bei der Doppelsparschleuse an, fahre anschließend entlang des Mittellandkanals über die Trogbrücke - hier kreuzt der Mittellandkanal die Elbe mit dieser speziellen Brücke für Schiffe. Danach komme ich noch am Schiffshebewerk Rothensee vorbei. Leider ist hier der Betrieb für heute eingestellt. Nur in der benachbarten Schleuse sind noch Schiffe unterwegs. Schade eigentlich - dieses Schiffshebewerk arbeitet wie das in Henrichenburg mit Schwimmkörpern unter dem Trog. Henrichenburg ist leider funktionsuntüchtig. Es währe schon spannend ein solches Hebewerk mal in Aktion zu sehen. Für mich soll's wohl nicht sein. Ich fahre weiter bis die Sonne untergehen will und baue am Ufer des Kanals bei Kilometer 315 mein Zelt auf.

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11.08.2015 - Niederfinow - Eberswalde - Berlnau - Berlin- Klein Kreuz: 120 Kilometer

Was auf anderen Campingplätzen die Weck-Müllabfuhr ist auf dem Campingplatz Niederfinow der übellaunige, einsame, heisere Hund der ab Punkt sieben Uhr seinen Leuten hinterher bellt. Ob ganz- oder halbtags kann ich nicht sagen, schließlich hatte ich mir für heute eine ordentliche Tour vorgenommen. Wenn es mir gelingt ein mal auf die andere Seite von Berlin zu kommen winkt mir Andreas' Couch anstelle meines Zeltes mit der Isomatte - und das Beste: ich müsste sie noch nicht mal aufbauen! Mit ordentlich Wasser als Trinkreserve machte ich mich auf die Socken. In Eberswalde traf ich nich mal kurz einen Supermarkt und könnte das Wasser mit etwas Limo aufhübschen. Dann ging es über Radwege Richtung Berlin. Die Beschilderung zwischen Eberswalde und Bernau ist recht interessant. Hier muss ein Ortskundiger am Werke gewesen sein. Für Ortsfremde ist die Beschilderung ohne Fahrradkarte quasi nicht benutzbar. Kurz hinter Eberswalde war Bernau auf einem Radwegweiser angezeigt. Gleich auf dem nächsten war Bernau verschwunden und es wurden nur noch die nächstgelegenen Ortschaften angezeigt. Wenn man nicht sehr genau weiß welche Ortschaften auf dem Weg nach Bernau liegen ist man mit einer niedrig auflösenden Karte aufgeschmissen. Meine ADAC-Karten, eher als Notnagel gedacht haben sich da als ziemlich unbrauchbar erwiesen. Bis Bernau bin ich letzten Endes nach Himmelsrichtung gefahren. Ab da gab es eine Beschilderung nach Berlin Mitte, sehr bald nur noch Mitte (vielleicht die Mitte von überhaupt Allem?). Dieser Weg führt im Rechteckmuster durch die Randzonen Berlins bis zum Zentrum. Man bekommt viel Wohnarchitektur der östlichen Stadtanteile geboten - der Weg ist aber sicher ein Drittel länger als der direkte Weg über Strasse - aber eben auch netter, teilweise durch total verlassene Zonen und durch Parks geleitet. Ich sollte so meine Probleme haben, Mitte wieder zu verlassen. Es gab keine Beschilderung Richtung Potsdam und Himmelsrichtungen wollten auch nicht so recht klappen. Nach einer Pause in einem netten Strassencafé habe ich meine Navigation auf das Handy umgestellt. Darauf läuft die TomTom-Software, die mich sicher an mein Ziel geleiten sollte - oder so ähnlich. Durch die Hitze war auch die Hose schweißnass. Das Handy war auf der Halterung fürs Garmin auf dem Holm zwischen meinen Beinen. Jedesmal wenn einenFaltendes schwitzigen Hosenbeins auf das Display kam würde lustig im Menü herumgesprungen. Auf meinem weg nach Klein Kreuz suchte meine Hose in unbeaufsichtigten Momenten fleißig neue Routen heraus oder kaufte für mich auch schon mal im
TomTom-Onlineshop ein paar Extras ein - es war zum Mäuse Melken! Trotz der Bemühungen meiner Hose, mich ans andere Ende der Welt zu schicken habe ich dann doch um kurz vor neun nach zehn Stunden Fahrzeit Klein Kreuz und die Couch meiner Träume erreicht. Auf mich wartet eine Tüte bleierner Schlaf...

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11.08.2015 - Niederfinow - Eberswalde - Berlnau - Berlin- Klein Kreuz: 120 Kilometer

Was auf anderen Campingplätzen die Weck-Müllabfuhr ist auf dem Campingplatz Niederfinow der übellaunige, einsame, heisere Hund der ab Punkt sieben Uhr seinen Leuten hinterher bellt. Ob ganz- oder halbtags kann ich nicht sagen, schließlich hatte ich mir für heute eine ordentliche Tour vorgenommen. Wenn es mir gelingt ein mal auf die andere Seite von Berlin zu kommen winkt mir Andreas' Couch anstelle meines Zeltes mit der Isomatte - und das Beste: ich müsste sie noch nicht mal aufbauen! Mit ordentlich Wasser als Trinkreserve machte ich mich auf die Socken. In Eberswalde traf ich nich mal kurz einen Supermarkt und könnte das Wasser mit etwas Limo aufhübschen. Dann ging es über Radwege Richtung Berlin. Die Beschilderung zwischen Eberswalde und Bernau ist recht interessant. Hier muss ein Ortskundiger am Werke gewesen sein. Für Ortsfremde ist die Beschilderung ohne Fahrradkarte quasi nicht benutzbar. Kurz hinter Eberswalde war Bernau auf einem Radwegweiser angezeigt. Gleich auf dem nächsten war Bernau verschwunden und es wurden nur noch die nächstgelegenen Ortschaften angezeigt. Wenn man nicht sehr genau weiß welche Ortschaften auf dem Weg nach Bernau liegen ist man mit einer niedrig auflösenden Karte aufgeschmissen. Meine ADAC-Karten, eher als Notnagel gedacht haben sich da als ziemlich unbrauchbar erwiesen. Bis Bernau bin ich letzten Endes nach Himmelsrichtung gefahren. Ab da gab es eine Beschilderung nach Berlin Mitte, sehr bald nur noch Mitte (vielleicht die Mitte von überhaupt Allem?). Dieser Weg führt im Rechteckmuster durch die Randzonen Berlins bis zum Zentrum. Man bekommt viel Wohnarchitektur der östlichen Stadtanteile geboten - der Weg ist aber sicher ein Drittel länger als der direkte Weg über Strasse - aber eben auch netter, teilweise durch total verlassene Zonen und durch Parks geleitet. Ich sollte so meine Probleme haben, Mitte wieder zu verlassen. Es gab keine Beschilderung Richtung Potsdam und Himmelsrichtungen wollten auch nicht so recht klappen. Nach einer Pause in einem netten Strassencafé habe ich meine Navigation auf das Handy umgestellt. Darauf läuft die TomTom-Software, die mich sicher an mein Ziel geleiten sollte - oder so ähnlich. Durch die Hitze war auch die Hose schweißnass. Das Handy war auf der Halterung fürs Garmin auf dem Holm zwischen meinen Beinen. Jedesmal wenn einenFaltendes schwitzigen Hosenbeins auf das Display kam würde lustig im Menü herumgesprungen. Auf meinem weg nach Klein Kreuz suchte meine Hose in unbeaufsichtigten Momenten fleißig neue Routen heraus oder kaufte für mich auch schon mal im
TomTom-Onlineshop ein paar Extras ein - es war zum Mäuse Melken! Trotz der Bemühungen meiner Hose, mich ans andere Ende der Welt zu schicken habe ich dann doch um kurz vor neun nach zehn Stunden Fahrzeit Klein Kreuz und die Couch meiner Träume erreicht. Auf mich wartet eine Tüte bleierner Schlaf...

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10.08.2015 - Mescherin - Schwedt - Hohensaaten - Eberswalde: 84 Kilometer

Hätte mir jemand gesagt das heute morgen der Aufweck-Müllwagen vorbeikommt, ich hätte den Campingplatz gestern nicht gelobt. Sämtliche Versuche, doch noch ein bisschen länger zu schlafen sollten fehl schlagen weil ab dem Moment quasi der gesamte Campingplatz geschlossen aufstand und zu rumoren anfing. An der Frühstücks-Bank habe ich mich noch mit einer anderen Radreisenden unterhalten wie denn die Route weiter nach Süden sein könnte. Ab heute muss ich mit 'klassischer' Navigation weiter fahren weil ich mit dem defekten Netbook dem Garmin auch keine Routen mehr übertragen kann - die letzte übertragene Route endet hier in der Nähe in Garz. Der Oder-Neiße-Radweg soll recht gut ausgeschildert sein; ich lasse es auf einen Versuch ankommen. Ich muss mir ohnehin Gedanken über meine weitere Route machen. Wenn ich noch weiter Richtung Süden fahre werde ich Dortmund in der mir zur Verfügung stehenden Zeit nicht erreichen. Ich müsste dann mit der Bahn nach Hause fahren, was je nach Startpunkt mehrmaliges Umsteigen mit einem unhandlichen Fahrrad und einer Menge Gepäck bedeutet. Also werde ich heute dem Oder-Radweg bis Hohensaaten folgen. Dort zweigt ein Kanal nach Eberswalde ab. In den kommenden Tagen werde ich über Berlin dann nach Hause Radeln. Die untere Hälfte Ostdeutschlands muss ich mir wohl für später aufsparen. Der Oder-Radweg ist tatsächlich ziemlich gut ausgeschildert. Nur in den Ortschaften kann es passieren das man den Weg verliert - sooo viele Wegweiser haben sie dann dich nicht aufgestellt. Aber es ist ja so weit klar so die Oder ist und so findet sich der Weg immer wieder. Nachdem der Weg anfangs schön bewaldet verlief dürfte ich bis Hohensaaten 30 Kilometer bei Sonne und brütender Hitze der Oder folgen. wenn ich bis jetzt nich nicht braun geworden sein sollte, bietet sich jetzt de Gelegenheit. Gut das ich den Wassertank voll gemacht habe denn der Weg trifft wenig Ortschaften Wo man etwas einkaufen könnte. Also transpiriere ich mein Wasser in die Umgebung während mich die Bremsen in der Gegend als 'Essen auf Rädern' verstehen - es gibt viele Tote... Entlang des Weges gibt es regelmäßig Unterstände die Schutz vor der Sonne bieten. Leider ist es nicht immer möglich die Sehenswürdigkeiten auf der anderen Seute des Ufers zu besuchen weil einige der Brücken über den Kanal wegen baulicher Schäden gesperrt sind. Bis Hohensaaten fuhr ich fast nur über super Untergrund. Der Abzweig nach Eberswalde zog dann noch mal alle Register dessen was nicht Spass macht. Dieses mal gab es sogar was Neues: kurz vor der Schleuse Eberswalde gab es eine Schleuse über die man das Rad herüber tragen muss. Super Sache - alles Gepäck abbauen und übers Treppchen schleifen, dann das Rad hinterher und auf der anderen Seite die Sachen wieder dran basteln. Dauert alles in allem nur eine halbe Stunde in brütender Hitze mit Gebüschen voller Bremsen - ich freu mich auf mehr! Kurz danach kommt das Schiffshebewerk Eberswalde das eine Höhe von 60 Metern überbrückt. Ich habe mir die Zeit genommen den Betrieb anzusehen. Es ist schon imposant zu sehen wie so riesige Massen bewegt werden. Das Bauwerk aus den vierziger Jahren des letzten Jahrhunderts stößt allerdings an seine Kapazitäten. Deswegen wird gleich daneben ein neuen Schiffshebewerk errichtet. Der Campingplatz ist noch mal fünf Kilometer weiter am Ende des Orts Niederfinow gelegen. Der Empfang war herzlich und ich habe ein schönes Plätzchen gefunden. Man kann dort direkt in einem Fluss baden oder auch Kanus ausleihen. Der ganze Campingplatz ist von Obstbäumen bestanden.

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09.08.2015 - Bellin - Ahlbeck - Glashütte - Löcknitz - Krackow - Mescherin: 80 Kilometer

Am Haff war es heute Nacht sehr windig und ich bin mehrmals von Blitzen wach geworden. Es hat aber weder gedonnert noch geregnet. morgens hatte der Wind alle Wolken vertrieben und die Sonne macht vom Himmel. Und gleich noch eine gute Nachricht: eine ehrliche Haut hat meinen Kompaktkamera in der Jugendherberge Prora abgegeben. Die macht jetzt dort in der Rezeption noch ein bisschen Urlaub bis ich da ein frankiertes Päckchen geschickt hin habe. Jetzt muss ich nur noch in dieser Gegend eine Post finden... Wie man vielleicht an der Aufzählung der heutigen Etappenziele feststellen kann, ich bewege mich aktuell von Metropole zu Metropole. Oder um es mal etwas deutlicher zu sagen: hier ist nicht viel los und es wird in absehbarer Zeit auch nicht viel mehr los sein. Die erste Hälfte meines Weges führte mich durch dichtes Waldgebiet. Über weite Strecken war ein schmaler, geschotterter Weg als Radweg ausgewiesen. Der war gut zu fahren und war oft völlig überwachsen, man konnte nichts weiter sehen als den grünen Tunnel mit der schmalen Schotterpiste. Währen mir nicht andauernd andere Radfahrer entgegen gekommen, ich währe mir nicht sicher gewesen ob dieser Weg überhaupt ein Ziel hat. Bei Glashütte wurde die Gegend lichter und auch wieder hügeliger. Die Orte auf meinem Weg wirkten wie ausgestorben. Kaum jemand auf der Strasse und die Hälfte der Häuser zum Verkauf angeboten und/oder unbewohnt. Ich hoffte tapfer auf eine Gelegenheit wo ich was essen könnte aber unter diesen Umständen war da nichts zu machen. Das liegt sicher nur daran das Sonntag ist... Es gibt hier riesige Getreidefelder die jetzt abgeerntet werden. Überall werkeln Mähdrescher und fahren Traktoren die gleich mehrere Anhänger voller Weizen ziehen. In Krackow dann die Sensation: ein offenes Eiscafé! Es war zwar brechend voll aber ich könnte mir einen Platz an einem Tisch mit einer anderen Radreisenden erobern. Wir fachsimpelten über unsere Strecken und über schöne Campingplätze. Ich konnte ihr da den Platz in Bellin empfehlen der auf ihrer Strecke lag und auch sehr Hundefreundlich ist - sie reiste mit ihrem Hund für den sie extra einen Anhänger am Rad hatte. Auf ihre Empfehlung hin endet meine Strecke heute in Mescherin auf dem dortigen Campingplatz. Der Ort liegt kurz vor der Polnischen Grenze und erstreckt sich 2,5 Kilometer entlang der Oder. Hier bekomme ich auch den Einstieg in den Oder-Neiße-Radweg Richtung Süden.

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08.08.2015 - Katschow - Usedom - Karnin - Ueckermünde - Bellin: 74 Kilometer

Heute Nacht waren meine Träume von schlechten Diskorhythmen und bierseligen Gegröle untermalt. Es hat auch sein Gutes wenn man sich den Tag über verausgabt hat. Dann bekommt man so was nich mit. Aktuelll habe ich eine kleine Pechsträhne. Gestern hat sich mein Netbook verabschiedet. Leider kann ich bis ich Zuhause bin keine Panoramen berechnen. Die Bilder muss ich dann einfügen wenn sie auf dem heimischen Rechner erstellt sind - ich bitte um Geduld. Außerdem kann ich mich nicht wirklich gut über Facebook weiter verbreiten da der kleine Rechner die Passwörter für meine Accounts dort mit ins Jenseits genommen hat. Also, wenn einer von Euch sich berufen fühlt die tagesaktuellen Blogeinträge über Facebook zu teilen - nur zu! Ich freu mich drüber. Seitdem ich auf Prira war vermisse ich auch die Kompaktkamera mit der ich auf die Schnelle und im Fähren Bilder geschossen habe. Eine Revision meiner Fahrradtaschen ergab das sie tatsächlich weg ist. Ich habe eine hoffnungsvolle Mail an die Jugendherberge in Prora geschickt - vielleicht hat sie ja dort jemand gefunden UND abgegeben. In der Nacht hatte es ordentlich gestürmt und gewittert. Diverse Schauer waren auf dem Campingplatz nieder gegangen und auch heute morgen war die Dache irgendwie noch nicht vorbei. Es setzte immer wieder zu kurzen Regeneinlagen an. Einen Moment spielte ich mit dem Gedanken dich einen Tag länger zu bleiben und mal so richtig auszupennen - da setzte die Partycombo an, die Onkelz-Liedrsammlung abzunudeln. Vielleicht doch ein guter Zeitpunkt seine Sachen zu packen. Als ich mit Sack und Pack den Zeltplatz verließ begann die Stimmung gerade zu kippen; man muss ja nicht alles mit machen... Es ging in Richtung Usedom (die Stadt, nicht die Insel) a wie schon gewohnt über etwas zu enge Bundesstraßen immer in Tuchfühlung mit dem reichlichen Verkehr. Anscheinend war heute so was wie ein Abreisetag denn der Verkehr begann sich bereits drei Kilometer vor Usedom zurückzustauen. Leider war ich mit meinem Rad darin gefangen und machte eine Stunde lustig Stop n Go bis Usedom in Sicht kam. Ich entschloss mich, kurzfristig die Kirche anzusehen und dabei über Weg-Alternativen nachzudenken. Es gab da diverse Radwegweiser - unter anderem einen der auf eine Fahrrad-Fähre in Karmin hin wies - das ist vielleicht die Lösung um dem Autoverkehr und dem Stau aus dem Weg zu gehen. In Karmin gibt es noch ein Brückensegment das einsam im Strom steht. Keine Ahnung warum man es nicht auch mit weg gesprengt hat als der Rest der Brücke beseitigt wurde. Früher war dieser Teil eine Zollstation für Schiffe von und nach Polen. Ganz In der Nähe setzt die Fahrradfähre über. Auf der anderen Seite angekommen habt es weiter nach Ueckermünde. Anfänglich dürfte ich mich noch über hügelige Dünungen kämpfen. Dann wurde das Gelände völlig flach. Mein Weg führte mich durch Felder die bald abgeerntet werden müssen und durch ausgedehnten Nutzwald. Hier war ich auf der Bundesstraße richtig allein. Anscheinend ist das nicht so recht die bevorzugte Urlaubsgegend. Meine Reise endet heute in Bellin. Hier gibt es einen Campingplatz direkt am Haff und die Zelte müssen auf dem Strand direkt am Wasser aufgebaut werden. Einmal Zelten mit Blick auf's Wasser - toll! Das Wetter war heute von immer wieder kehrenden kleinen Regengüssen und feuchter Schwüle im Wechsel durchsetzt. Der Himmel ist mit schwarzen Wolken behangen und das Haff hat heute ordentlich Wellengang. Vielleicht löst sich das ja heute Nacht...

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07.08.2015 - Peenemünde - Karlshagen - Zinnowitz - Heringsdorf - Aalbeck - Korswandt: 61 Kilometer

Kultur versaut einem den Kilometer-Schnitt. So oder so ähnlich würde ich das nennen was mir heute passiert ist. Ich habe mir vor meiner Abfahrt in Peenemünde das Technische Museum angesehen. Die Ausstellung befasst sich mit der Raketenforschung im Dritten Reich und deren Auswirkungen. Neben den technischen Entwicklungen die letzten Endes den Grundstein für die Raumfahrt legen sollten werden auch die Menschen beleuchtet die in diesem Projekt beteiligt waren. Welcher Antrieb die Planer der Raketen buchstäblich über Leichen gehen ließ und wie sie weitgehend unbehelligt nach dem Krieg Karriere machten. Wo sich die Technik der V2-Rakete bei den Siegermächten wieder fand, welches Schicksal den Zwangsarbeitern blühte und was es für Auswirkungen auf die Bewohner der Insel hatte. Nicht zuletzt wirken die enormen Umweltverschmutzungen die das Projekt mit sich brachte noch heute nach. Übrigens wurden die Lohnarbeiter in Peenemünde gemessen an der damaligen Kaufkraft auf dem Niveau von geringfügig Beschäftigten entlohnt - soviel zu der Aussage 'allen hatten Arbeit'. Sicher sind Aussagen zur aktuellen Beschäftigungssituation nur zufällig ähnlich. Ich finde das Konzept der Ausstellung gut weil sie sich eben nicht nur mit faszinierender Technik befasst sondern auch mit der Schizophrenie die hinter der Entwicklung der Raumfahrt steckt. Ein Radweg der in Karlshagen endet führt an verschiedenen Einrichtungen und Bauten vorbei die zu der Heeresversuchsanstalt gehörten und inzwischen freigelegt und mit Erklärungen Versehen wurden. Vieles von dem Gelände ist nach wie vor Sperrgebiet und kann wegen Kampfmittelbelastung nicht begangen werden. Mit Karlshagen lasse ich die Geschichte der deutschen Raketenforschung hinter mir und folge dem Verlauf der Küste Richtung Polen. Dieser Küstenabschnitt hat sich anscheinend deutlich auf den gehobenen Tourismus ausgerichtet. Je näher ich an Heringsdorf heran kam desto gepflegte schaute alles aus der Wäsche. Aber auch die Radwege wurden besser - so viel besser das ich mit einem Rutsch über Anklam hinaus bis nach Polen durch gefahren bin a mit einem mal sahen die Verkehrsschilder so anders aus. Ich schlug einen Bogen zurück nach Deutschland und machte mich auf die Suche nach einem Campingplatz den ich dann kurz hinter Korswandt fand. Der war wohl schon in der DDR in Betrieb und man hatte es streng vermieden die Ausstattung seitdem zu verändern. Okay, die sanitären Einrichtungen sind neu aber alles andere wirkt so wie vor der Wende - sogar die Gäste sind dem Platz seit Jahrzehnten treu. Bis auf, ja bis auf die zahlreichen Zeltchen die überall in die Lücken gekeilt sind und von zahlreichen, vergnügungssüchtigen jungen Menschen bevölkert werden. An der Küste findet dieses Wochenende ein Musikevent statt der alle hier hin gelockt hat. Im Kontrast zu den älteren Dauercampern wabert rhythmische Diskomusik über den Platz und deutlich angeheiterte Menschen unterhalten sich lauthals über alle die wichtigen Themen die sie bewegen aber außer ihnen wirklich niemand hören will. Egal - auch für mich würde ein Plätzchen für mein Zelt gesucht und ich war froh, untergekommen zu sein. Auch die halbe Stunde Warten bei den Duschen um mir das Klebrige vom Körper abzuwaschen war kein Problem. Als ich mein Zelt aufschlug erwarteten mich darin ein paar schlecht gelaunte Ohrenkrabbler die ich wohl im Peenemünde mit eingepackt hatte. Ich entließ sie in die Freiheit und sie hatten nichts Eiligeres vor als wieder ins Zelt zu kommen. Eine Nacht voller rhythmischer Musik erwartet mich - ich habe leider zu tief geschlafen...

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06.08.15 - Greifswald - Lubmin - Wolgast - Penemünde: 75 Kilometer

Bevor ich Greifswald verlasse, möchte ich doch noch den Dom anschauen. Auf dem Weg in die Altstadt komme ich an einem schon lange geschlossenen Kino vorbei - und die Tür ist offen. Davor ist eine kleine Baustelle die das Kino als Lager für die benötigten Materialien nutzt. Ich frage ob ich mal rein kann und sie meinen, 'die Tür ist offen...' und zucken mit den Schultern. Drinnen bietet sich mir ein Bild gepflegten Verfalls. Im Vorraum gibt es einen massiven Wasserschaden so das die Decke abgestützt werden musste. Der Saal ist in einem Anbau hinter dem Haus und die Sitztribüne aus Holz ist durch eine undichte Stelle im Dach quasi komplett verrottet. Schade das ich so für das Foto keine Zentralperspektive einnehmen kann. Die Schließung des Kinos muss über zehn Jahre her sein weil im Foyer offensive Werbung fürs Cinestar mit dem Bild von Schweinchen Babe hängt. Der Dom von Greifswald ist zur Zeit in der Renovierung. Deswegen könnte ich nur einen Teil der alten Decken- und Wandmalereien ansehen. Ich verlasse Greifswald Richtung Wolgast. Obwohl ich eine Route gewählt habe die mich laut Karte nah an der Küste führt sehe ich hauptsächlich Felder und Fichtenwald. Die Gegend hat sanfte Hügel und immer mal wieder auch Radwege - die Route ließ sich angenehm fahren. Ich kam am ehemaligen Kernkraftwerk Greifswald vorbei, einem Reaktor von Tschernobyl-Typ der inzwischen komplett abgebaut und entsorgt ist. Ich war kurz nach der Wende mal hier. Damals verlief entlang der Strasse eine dicke Fernwärme-Leitung vom Kraftwerk nach Greifswald und schon weit vor den Gebäuden war Sperrgebiet. Heute habe ich aus Nostalgiegründen ein Foto geschossen. In Wolgast haben sie einen schönen Hafen mit ein paar maritimen Museumsstücken und eine futuristisch wirkende Hebebrücke. Von Wolgast bis Penemünde war das Gelände sehr flach - das Rad lief immer schneller dem heutigen Ziel entgegen. Gleich neben dem ehemaligen Raketenversuchszentrum ist ein Campingplatz wo ich unter kam.

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05.08.2015 - Thiessow - Göhren - Putbus - Garz - Zudar - Greifswald: 82 (60) Kilometer

In der Nacht hatte es zu Stürmen begonnen und es kam immer wieder zu kräftigen Schauern. Trotzdem ich bei meinem Wurfzelt nicht die Heringe und Verzurrungen angebracht hatte sondern nur in den Ecken von innen mein Gepäck abgelegt hatte hat die Kiste gut gehalten und Das Wasser ist da geblieben wo es hingehört - nämlich draußen in den Sachen die ich nach dem Duschen zum Trockenen aufgehängt hatte :-/
Da ich mir heute was Schönes gönnen wollte - eine Fahrt mit dem rasenden Roland - konnte ich meine nun zwei mal gewaschene Wäsche nicht wie sonst auf meinem Gepäck zum Trocknen drapieren. Ich stopfte sie erst mal zum Zelt in die Hülle damit sie nicht in der Bekleidungstasche Dummheiten anrichten.

Die Lokomotive 'Rasender Roland' beim Umsetzen an die Zugspitze


Ich bin zeitig genug vom Campingplatz gekommenum indem ersten durchgehenden Zug nach Puttbus einen Platz für mich und mein Fahrrad zu bekommen. Der Rasende Roland ist eine Schmalspurbahn mit Dampflocks die nun seit über 100 Jahren auf Rügen verkehrt. Als Lokomtiven kommen hier wahre Kraftpakete zum Einsatz - die Maschinen mit vier bis fünf angetriebenen Achsen sind gut für den Einsatz in der, wie wir inzwischen wissen, sehr hügeligen Gegend. Die Betitelung ist ein wahrer Euphemismus - die Spitzengeschwindigkeit dieser Züge dürfte bei etwa vierzig Stundenkiometer liegen - mehr ist mit den kleinen Rädern nicht zu machen - die Geräuschentwicklung lässt das alles aber wesentlich schneller klingen...
Ich mag diese russigen Veranstaltungen irgendwie sehr gern. Dampflocks haben so ein tolles Arbeitsgeräusch - sie machen aus ihrer Anstrengung kein Geheimnis.
Die Fahrt in dem Zug ist der Grund für die zwei Distanzen für heute. AbPutbus binich dannwieder aus eigener Kraft gefahren und habe die speziellen Reize Rügens noch ein mal in vollen Zügen genossen.
Nicht, das ich meckern möchte, aber bie den Radwegen Rügens drängt sich doch sehr der Eindruck auf das sie von Menschengeplant sind die nicht selbst Rad fahren und das das vornehmliche Ziel ist das die Radfahrer nicht auf den zu engen Landstraßen zwischend den Autos herumschlingern.
Nun sind diese Radwege in der Konsequenz doch recht speziell. EIn Radweg neben einer Bundesstraße kann sich jederzeit in Luft auflösen und den Radfahrer in den Autoverkehr zwingen, der einer Bundesstraße in NRW vom Verkehr her alle Ehre macht. Diese Straßen sind dann auch als Radwege ausgeschildert, will heißen: das ist dann auch so gemeint.
Es gibt auch Radwege die durch die Felder führen und jederzeit an irgendeinem Punkt die Lust verlieren können weiterhin Radweg zu sein - sie entschließen sich dann für eine Zweit-Karriere als Wanderweg oder Trampelpfad.

Auf Tuchfühlung mit dem Sand - ein besonderer Spass


Solche Wege variable Deckbeläge: Teer, Betonplatten vom Typ 'Transitstrecke', Schotter, von wohlmeinenden Landwirten eingebrachte Ziegelsteine, Fließsand oder auch Schlamm (beide Letzteren in ordentich dick)
Ichhabe keine Probleme damit über Bauer Walters Ackerwege zu fahren - wenn ich vorher weiss das es darauf hinauslaufen wird. Es macht mir auch nichts aus Wahnsinns-Steigungen oder -Gefälle meistern zu müssen wenn die Hinweise dieser Wege darüber Auskunft geben. Genau so gern lasse ich mich von LKW ins nächste Gebüsch kegeln - hat ja was von Zuhause...
...Aber zu behaupten das Rügen eine Fahrrad-freundliche Insel ist halte ich für gewagt - es sei denn damit ist gemeint das die Bewohner der Insel Fahrräder nicht beschimpfen...
Nun bin ich allein unterwegs und muss die Konsequenzen solcher interessanten Wegeplanung alleine ausbaden. Ich kann für Eltern mit Kindern auf Kinderrädern oder in Fahrradanhängern solche Radtouren nicht empfehlen. Die Gefahr das die Technik der Räder versagt oder das Kind die Kontrolle über sein Rad verliert ist auf diesen Wegen sehr groß. Einen Anhänger kann man in dem Treibsand und auf den Wirtschaftswegen mit den Betonplatten-Spuren schlicht nicht bewegen - er versäuft oder läuft ungünstig als Bremser in der Spur. Die Mitfahrer im Anhänger bekommen jeden Schlag ab ohne ihn vorahnen zu können - und es ist alle 2 Meter ein neuer Schlag.

Der natürlich Lebensraum der gefürchteten Spurrille


Heute hate ich Betonplatten die durch breite Diagonal-Rillen das Rad mit jeder Platte neu zum Rand zwangen - ähnlich wie Straßenbahnschienen. Danach gab es Sand und Schlamm bis 20 cm Tiefe und tolle Pfützen - wobei die Pfützen noch das undramatischste waren. Solche Wege verlangen einem derartig viel Konzentration ab das man die schöne Landschaft schlicht nicht wahrnehmen kann.
Als ich an der Fähre in Zudar ankam sah mein Rad aus als wenn ich in Schlamm gebadet hätte.

Ein Schlumpf im Schlamm...

Auf den letzten Metern dort hin wurde ich von einem Radwanderer aus Dortmund Eichlinghofen eingeholt - das machen also Dortmunder in ihrem Urlaub. Bis zur Fähre fachsimpelten wir über das Radreisen mit Tourenrad oder Liegerad und was einem so auf Rügen passieren kann - ich bin froh das ichnicht als Einziger solche EIndrücke habe.
Unsere Wege trennten sich auf dem Festland - er wollte auf den nahen Campingplatz und ich noch bis nach Greifswald. Der Radweg vom Anleger nach Greifswald ist im Wesentlichen die alte Bundesstraße. während der Autoverkehr über eine parallel verlaufende Schnellstraße donnert kann der Radfahrer von Welt zusammen mit ein paar Anliegern die Reize einer von großen Kastatien beschatteten mit ordentlichem Kopfsteinpflaster belegten Straße genießen. Das Pflaster ist aktuell in einem so guten Zustand das es im Vergleich zu den Buckelpisten auf Rügen eine wahre Wohltat ist - ich konnte gut mit meinem Schiff 20 Stundenkilometer erreichen und den wenigen Schlaglöchern bequem ausweichen.
Nachmitags um halb vier war ich an der Jugendherbege angekommen - vermutlich der letzten auf meiner Reise - hatte mich etwas renoviert und war auf dem Weg in die Altstadt. Nach meinem Spaziergang durch die Stadt kann ich sagen: man kann sich hier wohl fühlen. Der Tipp der Herbergs-Rezeption mit einem Besuch des Alten Hafens war wirklich gut.

04.08.15 - Prora - Binz - Sellin - Baabe - Thiessow: 42 Kilometer

Die Möwen auf Prora sind ziemlich laut. Ich muss mal die der Leitung der Jugendherberge darauf ansprechen... Ich wollte vor meiner Abfahrt noch das Informations- und Dokumentationszentrum Prora besuchen das neben der Jugendherberge in einem unrenovierten Teil des Gebäuderiegels untergebracht ist.

Das Dokumentationszentrum Prora

Sie bieten dort eine Führung über das Gelände an die ich wahr nahm. Als der heute Weltkrieg begann war für den Gebäudekomplex Baustopp. Zu dem Zeitpunkt standen 4,5 Kilometer lang die Häuser für die Unterbringung der Urlauber im Rohbau. Die Gemeinschaftsjäuser waren nur teilweise als Fundamente angelegt. Eine geplante Veranstaltungshalle für 20.000 Menschen und die Uferpromenaden/Anleger für die KDF-Schiffe waren nie begonnen worden. So wurden die Gebäude nur teilweise als Lazarett genutzt und gegen Ende des Krieges für die Unterbringung von Flüchtlingen. Nach dem Krieg wollte man die Häuser wieder beseitigen und hatte auch schon mit der Sprengung eines Gebäuderiegels begonnen als der Kalte Krieg begann und man die militärische Nutzbarkeit der Gebäude erkannte.

Zuerst war dort die Kasernierte Volkspolizei stationiert - als die Armee in der DDR gegründet wurde verwandelte sich die Volkspolizei in die NVA. Anfänglich waren dort Panzer und Artillerie für Training und Manöver stationiert. Da man sie schweren Geräte aber nur über das Nadelöhr Rügendamm von der Insel herunter bekam wurden die Einheiten so verlegt das sie grenznaher waren. Diverse Einheiten waren dort stationiert - unter anderem Kampfschwimmer und andere Spezialeinheiten die in den Ruinen trainierten. Später waren dort auch die Bausoldaten stationiert - als die Zahl derer die den Dienst mit der Waffe verweigerten so stark anstieg das man sie nicht mehr gut in Zuchthäuser stecken konnte würde dieser 'Ersatzdienst' geschaffen wo die Verweigerer in militärischen Bauprojekten eingesetzt wurden. Der Standort entwickelte sich zu einer Keimzelle des Zivilen Widerstands da dort Andersdenkende aus der ganzen DDR konzentriert wurden.

Viele Menschen die die Wende mit gewaltfreiem Widerstand herbei führten waren zuvor als Waffenverweigerer in Prora stationiert. Ach der Wende wurde Prora entmilitarisiert und die Gebäude standen eine ganze Zeit lang leer. Jetzt wird in den noch erhaltenen Gebäuden wird nun fleißig renoviert und umgebaut. Während die Jugendherberge noch umfangreiche Denkmalschutz-Auflagen erfüllen musste geht man es auf der neuen Baustelle deutlich lockerer an. Hier entstehen Eigentum-Appartments für den gehobenen Bedarf - der aktuelle Quadratmeterpreis liegt bei ca. 6000 Euro. Die Süddeutsche titelte: 'hier wird ein Baudenkmal der Nazi-Ideologie durchgentrifiziert' - und tatsächlich maulen die Bewohner der schon fertigen Appartements bereits herum das da Leute an 'ihrem' Strand herumliegen und versuchen den Badegäste den Zugang zum Strand zu verweigern . Die Sache hat Potential...

Währenddessen beklagt das Informationszentrum  dasdie öffentliche Hand die Renovierung des Gebäudeteils verschleppt in dem das Dokumentationszentrum seine Arbeit tut. Es hat den Anschein das man damit liebäugelt auch dieses Geböude zu verkaufen. Übrigens sind auch die gesprengten Ruinen für ordentlich Geld verkauft worden - dieses mal an ein Konsortium in Lichtenstein - wenn der Profit winkt geht plötzlich alles... Der Tag war schon ordentlich voran geschritten als ich mich auf den Weg nach Thiessow machte. Ich hatte mich zuvor noch im Dokumentationszentrum nach einem Radweg in die Richtung erkundigt - bis Binz sollte er ganz schön sein, dann aber nicht mehr so toll. Die Auskunft war sehr richtig. Was genau 'nicht mehr so toll' heißt habe ich dann herausfinden können. Der Weg von Binz nach Sellin führt über einen ziemlichen Hügel auf dessen Spitze zur Belohnung das Jagtschloss Granitz thront. Bis da hin gilt es aber gute zwei Kilometer Steigung im Bereich um 20% zu überwinden. Es gab unterwegs immer mal wieder Wegweiser die konkurrierende Wege nach Sellin anboten, eine Radfahrerin aus der Gegend versicherte mir das sie alle über den Gipfel führen. Der Hügel ist ein Biosphärenreservat, die Vögel wollten sich heute aber nicht zeigen. Der Abstieg hatte auch seine Qualitäten. Während es von Binz aus noch geteert hoch ging gab es jetzt Kieselsteinpflaster, Schotter und feinen Sand im bunten Wechsel und auch gerne gemischt bei 20% Gefälle - der Sand auch gern so dick das die Reifen komplett einsinken. So froh ich war das ich nicht diese Steigung nach oben genommen hatte, so mulmig war mir bei dem Gedanken das mir das schwer beladene Rad beim Abstieg abschmiert. Zum Glück ist nichts passiert. Mit mir haben auch Familien mit kleinen Radanfängern und Kinderanhängern ihr Glück versucht - beneidet habe ich sie darum nicht. Der restliche Weg war landschaftlich sehr schön - ich hatte vor gehabt Hühnengräber zu besuchen die es dort geben sollte. Mangels Ausschilderung habe ich sie nicht gefunden. Als ich in Thiessow auf dem Campingplatz ankam war der eigentlich voll ausgebucht. Einen Radreisenden wollten sie aber nicht wegschicken. Es fand sich für mich und mein Zelt ein lauschiges Plätzchen zwischen Toilettenhaus und Kinderspielplatz. Wegen dem zweiten habe ich viele Wörter lernen können die ich bisher noch nicht kannte, deren Anwendung aber eher schwierig ist - Reisen bildet ;-)

Von meiner IBM 72 gesendet

03.08.2025 - Stralsund -> Prora (Rügen) : 67 Kilometer

Wenn am Abend zuvor auf dem Jugendherbergs-Gelände feste gefeiert wurde (und es wurde überall feste gefeiert) dann hat man morgens um sieben die Kantine fast für sich allein. Ein unverstellter Weg zum Buffet und herrlich depressive Ruhe - toll! Die Herberge liegt sieben Kilometer von Stralsund entfernt. Ein gut ausgeschilderter Radweg führt in die Altstadt. Bevor ich über den Rügendamm fahre gönne ich mir noch ein bisschen Stralsund am morgen. Ich besuche die Marienkirche und St Nikolai. Beide sind Beispiele für die Backsteingotik - und sie waren offen :-) In beiden Kirchen kann man sehen das sich die Baumeister ihrer Sache nicht so sicher waren bzw. Das in der Zeit zu der die Kirchen gebaut wurden auch schon mal das eine oder andere gotische Gotteshaus eingestürzt ist. So sind in den Rundbögen hölzerne Zugelemente eingebaut worden. Sie sollten anscheinend verhindern das sich der Bogen durch sein eigenes Gewicht auseinander drückt.

Stralsund, Alter Markt und St. Nikolai

In St. Nikolai gibt es ein Kuriosum: unter der Orgel hängt ein vertrockneter Katzenhai. Er war bei einer Flut bis auf den Marktplatz vor der Kirche gespült worden. Man nahm das falls als Anzeichen und hat ihn in die Kirche gehängt.

Wenn man mit dem Rad nach Rügen will führt der Weg immer noch traditionell über den Rügendamm. Wenn man dort angekommen ist und glücklich den Radweg gefunden hat der Richtung Osten der Bundesstraße folgt kann man sehr komfortabel mit dem Rad fahren. Das aber nur bis Samten -'dann ist Schluss mit dem eigenen Weg. Bis kurz vor Prora habe ich mich schön mit dem Verkehr auf der hoffnungslos überfüllten Bundesstraße herum geschlagen - oder den Verkehr sich mit mir, es kommt ganz auf den Blickwinkel an. Rügen gilt als fahrradfreundliche Insel und die von mir gewählte Strecke ist auch als Radweg beschildert. Bei dem Verkehr auf der Strasse hat es aber eher etwas mit Kamikaze zu tun denn mit Fahrspass. In Bergen habe ich noch neue Bremsklötze für meine Scheibenbremse erstanden - wie sich beim Austausch am anderen morgen heraus stellte war der Kauf auch dringend nötig. Die Situation im Laden war lustig. Ich wusste den Namen meiner Bremse nicht (irgendein Frauenname) und die alte Dame die mich bedient hat vertrat nur ihren Sohn der gerade unterwegs war. Ich durfte dann im Sortiment fei wählen und wir hatten viel Spass dabei. Die Frau hat sich richtig gefreut das es nich Leute gibt die mit dem Rad weite Reisen unternehmen und hat mir noch viel Glück auf meinem Weg gewünscht.

Nun, ich habe die Jugendherberge in Prora jedenfalls glücklich erreicht und habe mich für den Zeltplatz eingecheckt. Die Herberge liegt in einem sanierten Teil das ehemaligen 'Kraft durch Freude' Erholungsheims das nie als solches genutzt wurde. Ich wollte mir die restlichen Gebäude mal ansehen und habe mir die Füße am Strand vertreten. Erstaunlicherweise wird in den restlichen Blöcken der Anlage feste gebaut und renoviert. Was ist da denn nur im Gange? Heute werde ich dieses Rätsel nicht mehr lösen können. Dafür ist der Strand dort sehr schön und wird auch von vielen Leute genutzt. Ich habe noch einen netten Klön-Abend mit der Truppe aus dem Nachbarzelt gehabt bevor ich pennen ging.

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02.08.2015 - Demmin - Langenfelde - Grimmen - Stralsund: 61 Kilometer

Die Nacht im Hotel in Demmin - war eine typische Nacht im Hotel. Ich habe die Handtücher mal auf dem Halter hängen lassen. Wenn ich das nächste mal komme nehme ich sie noch mal.
Im Foyer gibt es verschiedene Ausfertigungen von Fotografien von Angela Merkel mit der Hotel-Crew. Sie soll hier schon an die zehn mal logiert haben - just heute Nacht war sie aber nicht da. Deswegen gibt es in diesem Blog auch kein Bild von mir und ihr ;-)
Zuerst mal galt es, die Kosten für's Hotelzimmer übers Frühstücksbuffet wieder rein zu holen - ich glaube es ist mir nicht ganz gelungen. Dann die Hühner satteln und auf nach Stralsund - dort hatte ich vorsorglich ein Bett für den heutigen Abend vorgebucht.
Über Langenfelde führte mich mein Weg nach Grimmen. Der Ort besitzt eine alte Kirche im Stil der Backsteinarchitektur. Und nicht nur weil Sonntag ist und gerade die Messe fertig ist ist diese Kirche offen. Die Küsterin versicherte mir das es der Gemeinde ein Anliegen sei, die Kirche offen und zugänglich zu halten. Ich hatte alle Zeit der Welt mich mit der Architektur zu beschäftigen.

St. Marien ist das älteste erhaltene Gebäude von Grimmen und datiert auf das 13. Jahrhundert zurück. Sie wurde bis ins 19. Jahrhundert immer und immer wieder umgebaut und ist heute evangelisch.
Am Ortsausgang von Grimmen fand ich die Ruine einer ehemaligen landwirtschaftlichen Handelsgenossenschaft - leider rieseln die Gebäude munter vor sich hin...
Ab da wurde die Gegend zunehmend flacher.

Tannenbaumverkauf ein Saisongeschäft? - nicht in Mecklenburg und Umgebung...

Außer einem wirklich außergewöhnlichen Weihnachtsbaumverkauf ist nicht mehr viel passiert und - bumms - war ich schon in Stralsund. Die Jugendherberge liegt ein bisschen außerhalb und ich entschloss mich statt eines Ausflugs in die Stadt doch einfach ein bisschen in der Sonne am Strand meine Hühnerbrust zu grillen. Morgen würde mich mein Weg sowieso durch die Stralsund führen.

Sonnenuntergang mit Blick auf Stralsund


01.08.2015 - Burg Stargard - Neubrandenburg - Tezlin - Lebbin - Altentreptow - Demmin: 64 Kilometer

Die Jugendherberge in Burg Stargard war voll ausgebucht - das konnte ich besonders beim Frühstück merken. Im Speisesaal ging es zu wie auf einem Bahnhof.

Die Jugendherberge in Stargard


Das Bahnhofs-Feeling blieb auch beim Beladen dea Rads weil heute für  viele der Gruppen Abreisetag war. Ich ließ den Trubel hinter mir und radelte Richtung Neubrandenburg.
Gleich am Ortseingang steiß ich auf die Gedenkstätte Dreieichen.

Die Gedenkstätte Dreieichen

Ein Mahnmal für die Verbrechen der Nazis und der Soviets. Die Entstehung des Lagers ist angewandter Zynismus - die Jüdin Olga Marzahn wurde ihres Grundbesitzes enteignet um darauf das Lager zu errichten. Als die Rote Armee das Lager erreichte wurden die noch lebenden Häftlinge in ihre Heimat geschickt. Dann nutzen die Soviets das Lager bis 1958 um Verdächtige zu inhaftieren und ggf. in die Sovietunion zu deportieren. Bis 1970 wurde das Lager und die verschiedenen Massengräber als Gedenkstätte erhalten und gepflegt, war aber nie für die Öffentlichkeit zugänglich. Dann ist der Ort zunehmend verfallen. 1989 begann man mit der Rekonstruktion des noch Vorhandenen und machte das ehemalige Lager für die Öffentlichkeit zugänglich.

Auch heute noch kommen Menschen um zu trauern

Es ist auch heute noch Anlaufstelle für Menschen die ihren Verstorbenen nachtrauern auch wenn so richtig viel weder vom Lager noch von den Gräbern erhalten ist.
Neubrandenburg selbst hat beeindruckende Plattenbauten, ein schönes Stadttor und zwei Kirchen die mit zu den Beispielen für Backsteingotik gelten - in der Einen war heute ein Konzert, weswegen man nicht rein durfte und die andere war schlicht abgeschlossen - schade,

das Stadttor von Neubrandenburg

ich hätte die Architektur gerne von drinnen gesehen. Aktuell bewege ich mich auf der Route der Backsteingotik. Vielleicht habe ich ja im nächsten Ort mehr Glück.
In Tezlin traf ich zwei brütende Störche mitten im Ort und ein Dorf weiter, in Lebbin habe ich ein hübsches Bauernhofcafé aufgetan. Es ist von der Straße her ausgeschildert und hat in den Ferien täglich 14-19 Uhr offen - sonst Mittwochs bs Sonntags von 14-19 Uhr. Es gibt dort tollen Kuchen und einen ordentlichen Kaffee. Zu finden: Dorfstraße 14, Kontakt: 03961-212861

Tezlin und seine Störche


Nach wie vor ging es lustig auf und ab - der nächste größere Ort war Altentreptow - am frühen Nachmittag wirkte es verschlafen aber es gibt dort eine Backsteinkirche mit einem sehr hoen Dach - das lässt auf eine interessante Kuppel hoffen. Leider ist auch sie verschlossen ohne Hinweise wie man denn hinein kommen kann. Heute ist nicht der erste Tag wo ich vor verschlossenen Kirchen stehe die teilweise aufwändig renoviert wurden um sie der Öffentlichkeit zu erhalten. Ich bin der Erhaltung solcher Denkmäler gegenüber grundsätzlich dankbar, frage mich aber was das für einen Sinn haben soll wenn man nicht rein kommt. Ich kann mir nicht vorstellen das das die Intention der Renovierung war.
Heute hatte ich etwas Probleme eine günstige Übernachtungsmöglichkeit zu finden. Ich hielt in der Gegend vor Demmin Ausschau nch einem netten Fleckchen im Wald aber der Boden war dort sehr feucht und es wimmelte überall von Pfützen mit faulig riechenden Wasser die sich bei näherem Hinsehen als Mückorama entpuppten - also wieder zurück auf die Straße und weiter suchen. Allerdings ging mir dabei die Energie aus - so blieb ich letzten Endes erschöpft im Hotel in der Hansestadt Demmin hängen. Das muss das nächste mal besser klappen!

31.07.2015 - Zehndenik - Tornow- Himmelpfort - Stargard: 75 Kilometer

Ich habe geschlafen wie ein Stein - vielleicht auch wie zwei Steine...
Als ich Morgens aus meinem Zelt schaute habe ich erst mal eine Entenfamilie in Panik versetzt - meine Schuhe waren noch da. in paar Meter weiter hatten Reisende ihre Schuhe vor der gemieteten Hütte stehen lassen - die waren jetzt über die Wiese verstreut - ein Werk von Evil Biever ;-)

Die Restauration und ension 'Alte Ziegelei' in Zehndenik


In der Annahme das ich heute weiter dem Kanal folgen würde machte ich mch auf die Socken. Schon bald sollte sich zeigen das ich die Havel vorerst das letzte mal gesehen habe. Mein Weg führte mich in hügeliges Gelände.
In Tornow machte ich einen kurzen Zwischenhalt.

die Dorfstraße in Tornow

Nicht, das der Ort irgendwas besonders Besonderes zu bieten gehabt hätte, aber die Ortsdurchfahrt wollte ich mal stellvertretend für viele andere Örtchen in dieser Gegend fotografiert haben.

die alte Dorfkirche in Tornow

Außerdem gab es dort eine nett verfallene Dorfkirche, die leider verschlossen war. Wenn einer von Euch mal in der Gegend ist und den Bau von drinnen sehen möchte: mail an: kirchetornow@aol.com
Über parallel zur Bundesstraße angelegte Radwege führte mich mein Weg von dort weiter nach Himmelpfort. Der Ortsname geht auf eine Klostergründung durch Zisterzienser im 14. Jahrhundert zurück. Geblieben ist davon heute unter anderem das Postamt des Weihnachtsmanns in dem er sitzt und alle Briefe beantwortet die man ihm so schreibt...

Ein Badesee bei Himmelpfort - dem Ort wo der Weinhachtsmann wohnt


Sie haben aber auch einen schönen Badessee und der Ort liegt an einer Draisinenstrecke auf der eine Menge Leute auf solchen Vehikeln unterwegs waren - ich blieb mal meinem Vehikel treu. Der Radweg führte durch dichten Fichtenwald und hatte das Zeug zur Berg- und Talbahn. Gefühlt aber eher eine Bergbahn...
Nach der Ortschaft Lychen, in der übrigens 1902 die Reisszwecke durch den Uhrmacher Johan Kirsten erfunden wurde, war Schluss mit netten Radwegen - es ging über Bundesstraße weiter. Der offizielle Radweg führte über nicht wirklich verschlafene, recht enge Straßen die zwar schön anzusehen sind aber ziemlich von LKW frequentiert werden.

Eigentlich hübsche Landstraßen in Mecklenburg

So sehr es mich auch freut das der Handel in der Gegend anscheinend floriert, die Anwesenheit von mir und meiner fahrbaren Schrankwand in der Gegend war für die Trucker eine ziemliche Herausforderung.

Immer und immer wieder hörte ich hinter mir die Druckluftbremsen dieser schweren Fahrzeuge zischen; einige Male dachte ich bei dem Geräusch das ich ein Loch im Reifen hätte. Es waren aber immer Sattelschlepper die geduldig hinter mir her krochen um auf ihre Chance zum Überholen zu hoffen. Es war mir in diesen Situationen meistens nicht möglich auf den Rand neben der Straße zu fahren da beim Ausbau der Strecke anscheinend viele Leitplanken dringend mal verbaut werden mussten. Die Landstraßen in der Gegend der Mecklenburgischen Seenplatte sind stramm eingehegt...
Bis heute ging ich in der Annahme das diese Gegend flach sei und tief gelegen ist - dem ist aber nicht so. Es ist vielmehr eine Hochebene die durch locker eingewürfelte Hügel bestimmt wird.

Viele Seen habe ich bisher übrigens noch nicht gesehen - ohne das Navi hätte ich von ihrer Existenz nichts gewusst denn sie sind meist hinter dichtem Baumbestand verborgen.
Ich hatte mir für heute vorgenommen tapfer in die Pedale zu treten, egal was kommt und erst ab 17:00 nach einem Platz für die Übernachtung zu suchen. Auf die Art und Weise konnte ich im endlosen Auf und Ab alle verfügbaren Gänge des Rades ausprobieren.

Ich war gerade in die Ortschat Stargard (nicht verwechseln mit dem von der Firma Scotch vertriebenen Schutzfilm Starguard®) eingerollte als ich ein Hinweisschild zu einer Jugendherberge las. Es war genau 17:00 - na, wenn das kein Zufall ist!
In der Herberge hatten sie noch genau ein Bettchen frei - das ist jetzt meins! Ich habe die Ehre in der ehemaligen Zivi-Stube zu nächtigen - lustig im Hochbett.
Nachdem ich mich geduscht un hergerichtet hatte wollte ich dann doch noch ein bisschen in Kultur machen und machte mich daran die Burg Stargard zu besuchen. Gut, das ich das zu Fuss tat und nicht mit dem Rad. Die Burg liegt - wie sollte es auch anders sein - auf einen hohen Berg der nur über einen steilen Weg bezwungen werden kann der mit einem Pflaster aus unterschiedlich dicken, tendentiell aber eher sehr dicken, Kieselsteinen belegt ist. Da werden sich die Pferde aber früher schön bedankt haben wenn sie da eine Kutsche hoch ziehen sollten. Die Burg ist teilweise eine Ruine und ihr Inneres wurde gerade für eine größere Festivität her gerichtet, Deswegen sind leider keine Bilder vom Inneren möglich - ich bin jetzt kein ausgewiesener Bierwagen-Fan...

Burg Startgard in, äh, Stargard


Die Anlage selbst ist die einzige erhaltene mittelalterliche Höhenburg in Norddeutschland. Ihr Bau wurde 1236 begonnen und sie ist seitdem unterschiedlichen Nutzungen unterworfen gewesen - unter anderem nach dem 2. Weltkrieg als Schule, dann als Jugendhergerge und jetzt noch als Hotel.
Nach einem Zwischenstopp bei einem arglos am Wegesrand herumlungernden Italiener bin ich in mein 'Hotel' um mich dem einen oder anderen Zivi-Traum hinzugeben - gute Nacht!

30.07.2015 - zehnter Tag - von Sachsenhausen an den Havelkanal bis nach Zehdenick - 50 Kilometer

Der Himmel begrüsste mich heute morgen grau - es war trocken. Vielleicht das richtige Wetter zum Besuchen der Gedenkstätte. Ich ließ meine Taschen im Zimmer und fuhr mit dem Rad herüber.

Das ehemalige Wohnhaus des Lagerverwalters - jetzt Begegnungsstätte und Jugendherberge

Wenn man in der Jugendherberge Sachsenhausen wohnt hat man das Privilleg durch ein Tor mit Zahlencode eine Abkürzung zur Gedenkstätte zu haben. Ich war so früh dort das noch so gut wie keine Leute unterwegs waren. Man kann sich mit oder ohne Audioguide auf dem Gelände frei bewegen und die verschiedenen Stationen anschauen.

Das Eingangsgebäude des Lager Sachsenhausen von der Lagerseite her gesehen

Ein Grossteil der Gebäude sind nicht mehr vorhanden. sie sind in dem Gelände durch geschotterte Felder gekennzeichnet. Man kann in den stehen gebliebenen und teilweise rekonstruierten Baracken Wissenswertes zur Entstehung und Geschichte des Lagers erfahren, die Bedingungen unter denen die Häflinge leben mussten, die Verflechtungen mit der Industrie, von den medizinischen Versuchen und von der Vernichtungsmaschinerie. Nicht zu vergessen auch die Geschichte des Lagers nach der Befreiung - wie alle Alliierten haben auch die Russen das Lager für ihre Zwecke zu nutzen gewusst.

Wansmalereien im Keller der Küchenbaracke des Lager Sachsenhausen

Aus der Zeit stammen auch die frisch restaurierten Wandmalereien im Keller der Küchenbaracke. Sie zeigen unter anderem Werke des Trickfilmzeichners Fischer-Kösen der als Mitarbeiter der UFA nach dem Krieg unter Verdacht geraten war. Sein Markenzeichen waren Gegenstände mit Gesichtern. Das Bild ganz rechts zeigt 'die Musterung der Mohrrüben' - es verbildlicht  die Untersuchung der Gefangenen darauf ob sie sich für den Arbeitseinsatz in den Lagern Sibiriens eignen
Man ist viel unterwegs wenn man das Lager erkundet. Die Anlage ist so weitläufig das man gut drei Stunden herumlaufen kann wenn man sich nicht zu tief mit den Themen befasst. Wenn man dann auf der Schautafel sieht das das Lager zu Ende des Krieges die dreifache Ausdehnung seiner heutigen Erscheinung hatte wird einem bewusst wie gross die Vernichtung an diesem Standort angelegt war.
Mich hat persönlich sehr betroffen das ein Grossteil der Menschen die hier medizinische Versuche aller Art an den Häftlichgen durchgeführt haben nach ihrem Unwesen dort recht unbehelligt und auch erfolgreich Karrieren in Medizin und Wirtschaft gemacht haben. Einige sind wohl angeklagt oder verurteilt worden - ihre Strafen sind, wenn sie überhaupt welche bekamen, nach kurzer Zeit wieder ausgesetzt worden.
Ich kam ziemlich erschlagen wieder in der Herberge an. Am liebsten hätte ich mich noch mal hin gelegt aber der Weg muss ja weiter gehen. Auch wenn ich die offizielle Zeit fürs Auschecken überschritten hatte musste ich keinen weiteren Tag Aufenthalt bezahlen - fein!

Also wieder die Schen and Rad geschnallt und in die Pedale getreten.

Um auf den Ostsee-Radweg zu gelangen musste ich von Sachsenhausen aus eine ganze Zeit lang in der Gegend herumgurken bis ich endlich wieder auf Kurs kam. Es gab in meiner Fahrrichtung anscheinend keine durchgehenden Straßen. Die Gegend nördlich von Oranienburg hat viele kleine, in den Fichtenwald eingebetteten Dörfchen deren Straßenverläufe  nicht unbedingt erkennen lassen wo es am besten wieder raus geht.

Als ich endlich auf den Ostsee-Radweg traf war das Landschaftsprogramm schlagartig ein anderes: er führt den Havelkanal entlang.

Der Havelkanal

Das Gelände ist flach und man hat die ganze Zeit Blickauf das beruhigende Gewässer und die Bötchen die darauf unterwegs sind. Der Radweg ist als Radstraße ausgebaut und es sind eine Menge Radfahrer auf ihm unterwegs. Ich traf sogar zwei Liegerad-Fahrer und auch eine Familie die ich tags zuvor noch in Sachsenhausen in der Herberge getroffen hatte.
Für heute endet meine Fahrt in Zehdenick, wo ich einen schönen Platz für mein Zelt direkt am Kanal gefunden habe.
Kleiner Tipp vom Besitzer der Wiese: keine Schuhe draussen stehen lassen weil sie sonst von den Bibern geklaut werden - Schuhfetischisten also...

29.07.2015 - Neunter Tag - Kleinkreuz bis Sachsenhausen: 70 Kilometer

Irgendwann muss alles Ausruhen ja mal ein Ende habe - heute geht es Weiter. Meine Reise soll mich jetzt an die Ostseeküste führen.

Die Sachen mussten wieder eingepackt  und ans Rad gebastelt werden. Zum Abschgied hat mich Andreas noch an den Badesee geführt  - den wollte er mir die ganze Zeit schon zeigen.

Ein Badesee bei Kleinkreuz

Dann gab's noch ein Abschiedsfoto und ich setzte mich in Bewegung. Ich wollte auf den Ostsee-Radwanderweg kommen der vom Alexanderplatz in Berlin Mitte über Stralsund bis auf Rügen führt. Ich hatte wenig Lust darauf mich mit meiner fahrbaren Schrankwand durch den Berliner Stadtverkehr zu quälen und entschloss mich zu einem Bogen außen herum.

Ich würde auf ihn in Liebenwalde treffen - um dort hin zu gelangen würde ich über Behnitz und Nauen fahren.
Auf dem Weg nach Behnitz wurde ich durch Wälder und Allen geführt die von Eichen dominiert sind. Zwischen den Bäumen war es eher kühl und der Wind machte es noch ein bisschen kälter. Für den Nachmittag war Gewitter und Sturm versprochen worden.
Für die aktuelle Route hatte ich den Radroutenplaner Brandenburg verwendet - die Route ist recht angenehm zu fahren - teilweise aut Radwegen neben der Bundesstraße, teilweise über Feld- und Wirtschaftswege. Eine Spezialität in Ostdeutschland sind Wirtschaftswege deren Fahrspuren aus Betonplatten gelegt sind - die haben deutliche Stoßkanten und vermitteln einem auf dem Rad das altbekannte Transitstrecken-Feeling...
Nach der Betonmplatten-Piste kam ich am Landsitz von Herrn Borsig in XXX vorbei. Abgesehen davon das es eben sein Ladsitz war hat er sich zu Zeiten des NS-Diktatur dort mehrfach mit Leuten aus dem Widerstand getroffen. Der Komplex ist aufwändig renoviert und ist mit seinen Parkanlagen Bestandteil der Brandenburger BuGa.

Der Landsitz des Industriellen Borsig in Behnitz


Nauen widerum beeindruckt durch ein paar herausstechende Gebäude - natürlich angemessen renoviert. Ich habe dort Rast gemacht und mich in einem Café mit einer Kundin an meinem Tisch darüber ausgetauscht - leider ist der Immobilienbestand in der zweiten Reihe nicht so umfasend aufgehübscht worden - sprich: es bröselt. Auch in dieser Gemeinde fehlt es an Menschen und dan Geld.

Das Rathaus in Nauen


Hinter Nauen kam ich durch ein Gebiet das extrem zahlreich mit Windrädern bestückt ist. Ich hatte bisher nie so viele von den Dingern auf einem Haufen gesehen - ob damit die 'Verspargelung' der Landschaft gemeint ist?

Windpark bei Nauen


Ab 15:00 zor es sich zusehends zu und der Wind wurde böiger. Eine zeit lang haben mich die Regenwolken in Ruhe gelassen, aber dann bin ich doch in einen Schauer geraten. Zum Glück konnte ich mich unter einem Vordach vor dem Wetter schützen. Als ich weiter fuhr hat es nur noch sanft genieselt - und wie der Zufall es wollte offerierte mir die Routenplanung einen jetzt sadig-schlammigen Feldweg als meine offizielle Route - Bei der hohen Radlast ein echter Spaß. Zum Glück ist das Rad nirgendwo abgerutscht oder eingesunken so das ich den Weg zwar langsamer aber sicher passieren konnte.
Nachdem es in Liebenwalde entgegen den Auskünften meiner Landkarte doch keine Jugendherberge geben sollte hatte ich mich bereits darauf eingestellt diese Nacht wieder im Zelt zu verbringen. Als ich gegen Abend Lebensmittel einkaufte merkte ich das mit der Regennässe auch die Kälte in meinen Körper kroch - vielleicht doch besser ein festes Dach über dem Kopf? Ich hatte unterwegs immer wieder Schilder gesehen die den Weg nach Oranienburg wiesen - die Dinstanz war inzwischen unter zehn Kilometern. Da habe ich noch mal in meinem Handy geschaut ob es nicht dort auch einen Herberge gäbe - und... Bingo!
Im Ortsteil Sachsenhausen gibt es neben der KZ-Gedenkstätte eine Jugendherberge und sie haben auch noch ein Bettchen für mich frei. Zügig machte ich mich auf den Weg dort hin. Ein Plätzchen war noch für mich noch frei. So fand ich in der ehemaligen Villa der Lagerleitung des KZ Sachsenhausen einen Schlafplatz. Wo ich sowieso schonmal da bin werde ich mir die Gedenkstätte morgen vor meiner Abfahrt ansehen.

 

26.07.2015 - sechster Tag - von kurz vor Burg bis Brandenburg: 63 Kilometer

Die Nacht war regnerisch, windig und ziemlich kühl - mein Standort war irgendwie ungeschcikt gewählt da die Fichten sich ordenbtlich im Wind hin und her gebogen haben. Zum Glück haben sie mein Zelt nur mit reichlich Tannenzapfen und nich mit Schlimmerem beworfen. Ich hätte aber auch keinen schlaueren Standort finden können - es gibt in der Gegend entweder Fichtenwald oder nichts - und im freien Feld währe bei den Windverhältnissen mindestens genau so dämlich gewesen, außerdem hätte man das Zelt in der flachen Landschaft meilenweit gesehen.

Sieben Uhr morgens wurde ich vom Meckern der Spechte wach - sie hatten mich als Fremdkörper entdeckt. Um ihnen zu beweisen das ich auf das Gezeter hin tatsächlich verschwinde packte ich meine Sachen aufs Rad und machte mich auf den Weg nach Brandenburg. Die ganze Gegend schlief noch. Ich hoffte das ich in Burg ein Frühstück finden würde - als ich eine Stunde später dort eintrudelte konnte ich feststellen das da noch alles schläft - also weiter Richtung Genthin...

Auch in der Gegend von Burg und Genthin ist die B1 weitgehend als Allee angelegt.

Auf der Strecke lagen reichlich Aststücke, Tannenzapfen und andere Dinge die Bäume schon mal fallen lassen können - anscheinend war das heute Nacht ein ziemlicher Sturm. Kurz vor Genthin hbe ich in einem Dorf ein Storchennest mit jungen Störchen gesehen - die haben den Sturm ganz gut überstanden. Sie sahen so derartig aus dem Ei gepellt aus das ich im ersten Moment dachte sie seien aus Plastik - bis einer von ihnen seinen Kopf drehte...

Junge Störche kurz von Gentin

Erst in Gentin sollte ich wirklich was zu Essen finden. Zuvor hatte ich in dem Ort aber noch einen Begegnung mit einer anderen Radreisenden die als Transportvariante gewählt hatte, ihre Sachen in einer Alukiste auf einem Anhänger zu transportieren. Wir fachsimpelten ein bisschen über die Vor- und Nachteile der verschiedenen Transportarten und über die zu fahrenden Strecken - sie war auf dem Weg nach Hamburg. Das besagte Frühstück war dann eine Mischung aus übrig gebliebenem Wurstbrötchen vom Morgenverkauf und einem Stückchen Kuchen in einer Bäckerei in Gentin - guten Kaffee gabs da auch.

Der Marktplatz von Gentin leidet hier unter einer leichten Laola-Welle - das kann mein Reisebegleiter nicht besser rechnen...

Frisch zu Kräften gekommen machte ich mich auf den Weg nach Brandenburg wo man mich eigentlich schon seit Tagen erwartete. Rechts und links der Strecke tauchten immer mehr oder minder große Gewässer auf und der Boden war jetzt deutlich sandig - weit konnte es nicht mehr sein.

Kurz vor Brandenburg - es gibt jetzt viel Gewässer

In Brandenburg selbst gab es einen interessanten Wechsel zwischen Betonplatten-Wegen und Kopfsteinpflaster - ja nachdem wie historisch der gefahrene Abschnitt gerade war. Außerdem hat Brandenburg eine Schmalspur-Straßenbahn mit derartig breiten Rinnen in der Spur das da auch locker ein Mountainbike-Reifen drin verschwinden kann - da war besondere Obacht geboten.

Im alten Zentrum von Brandenburg kam ich an einer Kirche vorbei die mich irgendwie doch sehr an Bremen erinnerte. Ich muss noch raus kriegen wie die heisst und wer der Herr neben dem Portal ist.

Von hier aus war es nur noch ein kurzer Weg nach Kleinkreuz, meinem heutigen Reiseziel und Verschnaufpunkt für die nächsten zwei Tage.
 Um zwei Uhr Nachmittags hatte ich es endlich da hin geschafft. Ich war froh jetzt mal meinen Beinen etwas Erholung geben zu können.

Hier eine kleine Galerie von meiner Ankunft - wie zerfleddert ich in der Einfahrt aussehe, Mein Zelt im Garten und wir abends beim Lagerfeuer. Es gab eine Menge zu Quatschen und wir sind erst spät ins Bett gekommen...

 

 

 

Fünfter Tag - Von Königslutter bis kurz vor Burg: 80 Kilometer

Für die Nacht war für Deutschland Unwetter und Sturm vorher gesagt worden. In der Tat wurde ich mitten in der Nacht auch von Blitz und Donner geweckt. Der Wind rauschte ordentlich im Nussbaum und es sah so aus als wenn es gleich ungemütlich würde. Es hat in der Folge aber nur ein bisschen geregnet. Die Unwetter sind anscheinend weit an meinem Standort vorbei gezogen - der Lärm des Donners hat aber auch schon gereicht um mich zu beeindrucken.

Ich wurde in der Früh von Zwitschern der Schwalben geweckt - die Kollegen waren also schon wieder bei der Arbeit. Ich habe mich dann auch daran gemacht meine Sachen wieder in die Taschen und ans Fahrrad zu bringen und das Zelt zusammen zu legen. Auf dem Hof selbst war noch alles still - wenn man mal von der Anlage absieht die die geerntete Gerste kühlt. Ich wollte mich gerade daran machen in den Tag aufzubrechen, da hatte mich mein Gastgeber entdeckt und bot mir noch einen Abschiedskaffee an - wer kann da schon 'nein' sagen...?

Es kam noch ein kleiner Plausch darüber auf wie man am schlauesten nach Helmstedt fährt und was ich mir drigend auf meinem Weg über die ehemalige Grenze anschauen solle.

Mit dem Wunsch, ich möge gut behütet unterwegs sein wurde ich in den Tag entlassen - das war bis jetzt der herzlichste Aufenthalt auf meiner Reise.

Die Universität in Helmstedt

Nachdem ich den Tipp dazu bekommen hatte wurde in Helmstedt natürlich die Universität besucht - ihres Zeiches die erste evangelische Universität Deutschlands angesehen. Sie hat in Lauf der Geschichte leider an Bedeutung verloren und dient heute als Volkshochschule - leider war sie zum Zeitpunkt meines Besuchs leider geschlossen.

Ich habe in dem Ort noch ein Frühstück/Mittag eingelegt und bin dann weiter zum ehemaligen Grenzübergang geradelt. Interessanterweise führt der Weg dahin über die Auffahrt zu A2 - es ist schon ein lustiges Gefühl mit einem Fahrrad auf einer Autobahnauffahrt Anlauf zu nehmen um dann kurz vor der Autobahn in die Einfahrt zum Zoll abzubiegen.

finde den Fehler im Bild ;-)

Das ist jedenfalls der Weg wenn man zum ehemaligen Grenzübergang kommen will - er führt direkt auf den Autobahn-Rastplatz Helmstedt. Heute machen da viele LKW Rast und erledigen ihre Zollformalitäten - die Fahrer haben mich und mein Rad die ganze Zeit neugierig beugt.

La voûte des mains

Man darf des Rastplatz Helmstedt nicht mit der Gedenkstätte Marienborn verwechseln. Auf dem Rastplatz steht heute zwischen den LKW das Kunstwerk 'La voûte des mains' (die Wölbung der Hände) des französischen Künstlers José Castell als Andenken an die Deutsch-Deutsche Wiedervereinigung. Sonst ist da eigentlich nichts was an die Vergangenheit erinnert.

Marienborn ist ein paar Kilometer weiter östlich, zwar direkt an der Autobahn gelegen, aber tatsächlich nur über eine Bundesstraße zu erreichen. Für mich bedeutete das: durch bemerkenswert hügeliges Gelände manövrieren bis ich endlich angekommen war. Man könnte fast den Eindruck bekommen das der Grenzübergang seinerzeit absichtlich in so unwegsames Gelände gelegt wurde.

An der Gedenkstätte Marienborn angekommen kann man sich auf der Anlage weitgehend frei bewegen. An den Gebäuden sind Tafeln mit Erklärungstexten zur ehemaligen Funktion der Stationen und kleine Texten dazu wie das damals in der Realität ausgesehen hat. Einige der Gebäude kann man auch begehen und in einem Haus ist auch eine permanente Ausstellung zur Entstehung der Grenze und der Entwicklung der Grenzsicherung und welche Blüten das alles getrieben hat, bewundern.

Die Passkontroll-Halle in Marienborn

Mich hat besonders die Halle berührt in der sich früher die Autos für der Personenkontrolle stauten - als junger Mensch habe ich unter diesem Dach ein paar bange Momente gehabt und auch Dinge gesehen die einem aus heutiger Sicht abstrus vorkommen.

In den Gebäudeh hängt immer noch der Geruch von braunkohlenbasierten Aromaten und Kunststoffprodukten - er ruft bei mir augenblicklich mulmige Erinnerungen wach. Es ist schon komisch wie dominant ein solcher Geruch nach über 25 Jahren noch immer in einem Gebäude stecken kann und welchen Einfluss er auf Erinnerungen aus einer längst vergangene Zeit hat.

Apfel- und Birmbaumallee entlang der B1

Nach dem Besuch in Marienborn ging's weiter nach Mageburg. Die B1 ist auf der Strecke viel von Alleen aus Obstbäumen gesäumt die aktuell ihr Obst lustig auf die Straße fallen lassen - sicher eine Auswirkung des nächtlichen Sturms denn die Äpfel und Birnen sind noch gar nicht reif. Überhaupt ist es heute sehr windig. Der Himmel ist voller dicker Wolken die ordentlich Regen versprechen aber sie ziehen alle um mich herum. Ich habe während des Tagen nur ein paar Spritzer abbekommen. Am wichtigsten aber: es ist Rückenwind! Der Weg fiel mir heute leichter als sonst.

Bis Brandenburg komme ich durch viele Orte in denen ein sonderbares Nebeneinander von völlig verfallenen und aufs hübscheste renovierten Häuser versammelt sind. Es sind wenig Leute auf der Straße. Außer Autos und ein paar Radfahrern habe ich niemanden gesehen.

Meine Einfahrt nach Magdeburg - das Wetter verschlechtert sich...

Bei meiner Einfahrt nach Magdeburg hatte sich der Himmel aber dann deutlich mehr zugezogen - es sah nach baldigem Regen aus. Ich steuerte das Stadtzentrum an um mich um eine Unterkunft zu kümmern. Leider hatte die Jugendherberge kein Bett mehr frei - und auch sonst gab sich die Stadt voll und ausgebucht. Also fuhr ich ohne Bleibe wieder aus der Stadt heraus.

Das ich keine Unterkunft fand hat mich schon ein bisschen gefuchst denn ich hätte mir die Stadt gerne noch ein bisschen angesehen. So aber entschied ich mich beim Discounter noch etwas Lebensmittel zu schießen, meine Getränkevorräte zu ergänzen und weiter in Richtung Burg zu radeln. Je mehr Kilometer ich heute mache desto eher bin ich morgen in Potsdam bei Andreas, einem Freund der mir für ein paar Tage Verschnaufgelegenheit bieten wird. Als es Dämmerte war ich etwa 10 Kilometer aus der Stadt heraus und schaute rechts un links der Straße nach einem Gehölz etwas von der Straße zurück gesetzt das ich gut mit meinem Rad erreichen konnte und in dem ich wahrscheinlich das Zelt aufschlagen kann. Ich fand eines in einem lichten Fichtenwäldchen. Schnell habe ich meine Unterkunft aufgebaut - es hatte sich mehr und mehr zugezogen undhatte sich schnell abgekühlt. Die Taschen in den Ecken des Zeltes ersparen mir die Heringe. Heute bleibt ie Küche kalt - der Waldboden ist überall von trockenem Material bedeckt das brennen würde wie Zunder wenn ich hier meinen Benzinkocher starte. Kurze Zeit später fing es an zu regnen - das hatte ich gerade noch mal rechtzeitig geschafft...






Vierter Tag - Hildesheim > Königslutter: 94 Kilometer

Wer denkt das man Zuglärm mit Ohrenstöpseln erfolgreich bekämfen kann befindet sich auf dem Holzweg. Die Bahnstrecke neben der sich mein Schlafplatz befand war nahezu minütlich von Zügen befahren und jedes mal wenn einer vorbei zog wackelte und vibrierte die Erde. so habe ich eine recht unruihige Nacht hinter mich gebracht und bin heute morgen sehr zeitig aufgebrochen. Frühstück fiel etwas spartanisch aus - ich hoffte das ich im nächsten Ort eine offene Bäckerei finde.

Schon nach wenigen Kilometern kam ich an Schloss Marienburg vorbei - und an einem Erdbeerstand dessen Personal mich nachdrücklich darauf hin wies das heute der letzte Verkaufstag währe - danach würde es hier nie wieder Erdbeeren geben...

Schloss Marienburg

So kam es das das heutige Frühstück eher frugal bestimmt war - es gab Erdbeeren satt denn schließlich sollten es ja die letzten auf diesem Erdball sein.

Dann folgte ich weiter dem Radweg Richtung Hildesheim. Niedersachsen hat genau wie NRW einen Online Radroutenplaner. Obwohl das Layout sich ähnlich wie bei dem für NRW gibt war ich anfänglich von der Site enttäuscht. man kann bei Niedersachsen nicht auswählen ob man über Radwege, durch schöne Landschaft oder eben auf kürzestem Weg über Straßen geführt werden will. Wenn man aber Zwischenziele eingibt die an Straßen liegen dann führt einen der Routenplaner Niedersachsen über eine Kompromiss-Strecke - in meinem Fall entlang der B1 und über Radwege die parallel zur B1 verlaufen. (die B1 ist teilweise als Schnellstraße ausgebaut und auf diesen Abschnitten für Radfahrer nicht befahrbar.) Die Meinungen dazu was ein Radweg ist lassen in Niedersachsen auch schon mal eine 20 Zentimeter breite Sandpiste Karriere machen aber in NRW bekommt man dafüt gern mal ne Treppe in seinen Kurs mit eingebaut - da tun sie sich alle nichts,,,

Gegen elf Uhr war ich in Hildesheim - die Erdbeeren hatten sich als nicht die optimalste Grundlage für einen Start in den Tag herausgestellt und ich war froh das just an meiner Strecke eine Gastronomie war die mit Frühstück warb und offen hatte. Die offizielle Frühstückszeit war zwar schon vorbei aber ich durfte mich an dem noch aufgebauten Rest-Buffet bedienen "sie dürfen alles aufessen was da noch steht..."

Dieses attraktive Angebot konnte ich leider nicht voll ausschöpfen :-( Ich habe mir noch ein Brötchen für Unterwegs geschmiert und die Gelegenheit genutzt meine Route bis Helmstedt weiter zu planen.

Die Landschaft entlang dieser Strecke ist hügelig und landwirtschaftlich geprägt - aber wirklich sehr schön wenn man sie einfach an sich vorüber ziehen lassen kann.

Als ich in Königslutter eintrudelte war es kurz vor sechs - kurz noch beim Supermarkt die Getränkevorräte ergänzt und einen Einheimischen nach Unterkünften gefragt. Campingplätze gibt es nicht in der näheren Umgebung, aber man habe wohl einige Hotels. Das Online-Buchungsportal beschied mir das aktuell die Preise für ein Zimmer in der Stadt bei 60€ anfängen - ich entschied mich das ich weiterradeln würde und in Hinterland nach einem Platz zum Schlafen suchen würde.

Gleich der nächste Ort, Rottdorf, versprach gute Chancen auf ein Plätzchen Wiese. Also kurvte ich durch den Ort und fragte bei Leuten an deren Grundstücke ein geeignetes Wiesenstück grenzt an ob ich dort für die Nacht mein Zelt aufschlagen könne. Die Ergebnisse dieser Anfragen waren eher frustran. DIe meisten wohnten zur Miete und konnten keine solche Entscheidung fällen. Der Rest hatte unverholen keine Lust auf ein Zelt in ihrem Vorgarten. mit teilweise offenem Mißtrauen wurde ich beobachtet ob ich denn nun auch wirklich wieder aus der Einfahrt verschwinde - eine eigenartige Stimmung...

Ein ANwohner gab mir einen Hinweis auf ein Wiesenstück auf dem immer wider Leute zelten würden - man müsse nur den Besitzer fragen. Alle Menschen die an die betreffende Wiese angrenzten waren aber nicht Besitzer der Wiese und als ich endlich dessen Wohnhaus fand war da niemand zuhause. Über eineinhalb Stunden hatte ich für nichts verplempert.

Ich radelte weiter, fest entschlossen mich ins nächste attraktive Gebüsch zu schlagen. Da kam ich an einem einzeln gelegenen Landgut vorbei - ich versuchte noch mal mein Glück - und dieses mal hatte ich welches! Der Besitzer des Hofs meinte das ich bei ihm mit einer solchen Frage genau richtig sei und das er mich heute mit meinem Rad auf der B1 gesehen hätte. Im Endefekt hatte ich einen hübschen Zeltplatz mitten auf dem Hof direkt unter einem schönen Nussbaum. Ich konnte ein Bad nutzen und in der Schlachtküche des Hof mein Essen kochen. Nach der langen Suche war das echt eine Erlösung. Ich war bald fest eingeschlafen.