BLOG Müller unterwegs

Hallo!
In diesem Blog werde ich von meinen Reiseaktivitäten berichten. Fast alle meine Reisen mache ich mit dem Rad. Wer wissen möchte was Müller in seiner Abwesenheit so erlebt, sollte hier immer mal wieder vorbei schauen.

Hallo!
in this blog I will write about my traveling activities. I am doing most of my journeys by bicycle. Maybe you want to be up to date, knowing what Müller is doing when not at home. So this is the right address to be up to date...

Sonntag, 09.07.: Clausthal-Zellerfeld und die Tanne

Als ich auf dem Platz ‚Oberste Innerste‘ meine Sachen zusammen packte lag der Ort noch weitgehend im Tiefschlaf. Ich habe es heute zwar nicht weit aber mir winkt das erste Foto-Ziel. Also möchte ich keine Zeit verlieren. Zur Sicherheit noch mal frisches Wasser gefasst und los gestrampelt.

Nicht weit von dem Platz kam ich an einem ‚Christlichen Zentrum‘ vorbei - hier haben sich die Evangelikalen in einem ziemlich stattlichen Gebäude eingenistet. Interessanterweise steht oben an der Landstraße nur noch der hinweis auf die ‚Flambacher Mühle‘ und nicht etwa der zu einem ‚Christlichen Zentrum‘. Von jedem gefunden werden möchte man dann doch nicht.
Nach 20 Minuten war ich in Clausthal-Zellerfeld angekommen. Gestern Abend fühlte sich das noch unendlich weit an. Das Ziel des Tages heisst ‚Sprengstoff-Fabrik Tanne‘
Man hatte diese Produktionsstätte in aller Heimlichkeit im Vorfeld des zweiten Weltkriegs im Harz angelegt. Die Gebäude der Fabrik haben Dächer die die Gebäudestruktur verschleiern und sind zudem noch bewachsen, so das man sie mit der Technik der damaligen Luftaufnahmen nicht hätte sehen können. Der Ort war nicht zufällig gewählt. Der Harz war mit den damaligen Bombern für die Alliierten nicht zu erreichen gewesen, genauer: die Flugzeuge hätten nach der Bombardierung eines Ziels im Harz nicht genug Sprit gehabt um wieder zurück zu fliegen.
Die Produktion an Sprengstoff war enorm und die Arbeitstaktung für die Zwangsarbeiter hoch. So kam es hier zu einer verheerenden Explosion die mehrere Gebäude schwer beschädigte. Mit dem Näherrücken der Front an Deutschland wurde gegen Ende des Krieges die Fabrik dann doch bombardiert.


Das Werk ‚Tanne‘ liegt an einem Industriegebiet bei Clausthal-Zellerfeld und ist umzäunt. meine Fahrradroute würde übrigens quer über das Gelände weiter zum nächsten Ziel führen - das lässt interessante Erlebnisse in den nächsten Tagen befürchten. Ich habe mir ein lauschiges Plätzchen für mein Rad gesucht und mich mit der Fototasche auf die Suche nach einem Durchschlupf gemacht. Es gab eine ausgeleiterte Stelle im Zaun durch die auch ein minder begabter Fotokünstler mit seiner Ausrüstung durch passt. Dann stapfte ich mit meinen Sachen durchs Unterholz. Es dauerte nicht lange, da stand ich schon vor den ersten Gebäuden. Sie ließen an Bruchigkeit nichts zu wünschen übrig. Ich habe über drei Stunden auf dem Gelände verbracht - quasi hinter jedem Baum stand ein neuer Betonklotz, mit Fichten bewachsen und tat so als wenn er nicht da sei.
Es gibt einen Bereich der so aussieht als wenn da mal die Explosion stattgefunden hat. Eine der Hallen ist hier teilweise eingestürzt, der Rest als Trümmer in der Umgebung verstreut. Das ganze Gelände ist von üppiger Vegetation überzogen - Haldenbegrünung oder eben Unterholz mit dicken Moos-Schichten, Die wilden Erdbeeren sehen hier besonders verführerisch aus. Man sollte sie aber nicht pflücken denn das Gelände ist hochgradig mit Giften aus der Sprengstoffproduktion belastet und hat der Gemeinde eine unerwartet großes Grundwasserbelastung hinterlassen. Wie es aussieht sind Teile der Gebäude nach dem Krieg weiter genutzt worden bzw. werden auch heute noch durch Industrie genutzt. Besonders süß war da eine der Baute, als Wohngebäude in DDR-Manier Fassadendekoriert - bombensicher Wohnen kann auch so aussehen…
Auch hier war es nur eine Illusion, das ich mich auf einer umzäunten Ansammlung von bruchigen Gebäuden allein aufhalten würde. Es machte so den Eindruck als wenn die halbe Welt unterwegs sei um Bekannten die Bauten zu zeigen oder den Hund zu lüften. Wo die sich wohl über den Zaun geschmissen haben?
Ich, jedenfalls konnte mich wieder gepflegt unter dem Zaun durch schieben und ein Wiedersehen mit meinem Reisemobil feiern. Meine Beine geben mir schon den ganzen Tag zu verstehen das sie mal ne Pause brauchen - ich steuere den Campingplatz an den ich eigentlich schon gestern Abend hätte erreichen wollen.So übernachte ich heute also bei Camping Prahljust, ganz nobel mit Wamrwasser-Hallenbad, Sauna, so viel Duschen wie ich nur essen kann, ner Steckdose neben meinem Zelt, und, und, und… die Besatzung des weitläufigen Platzes steht diametral zu der von letzter Nacht. Hier möchte niemand autark einen alternativen Lebensstil leben…

Samstag, 08.07.: Stadtoldendorf - Wangelstedt - Einbeck - Hohnstadt - Echte - Badenhausen - Oberste Innerste

Die Nacht war unerwartet regenfrei. Da ich mit dem Mammut-Park von meinem Weg abgewichen bin und ohnehin eine neue Route notwendig gewordem war um direkt die Punkte meines Interesses anzusteuern habe ich heute Morgen vor dem Restaurant auf dem Gelände das Internet für Recherche und anderen Kram genutzt und bin danach erst los gezockelt.

Das mobile Büro ist da wo ads WIFI strahlt

Es begann gleich mit lustigen Überraschungen - die Route zur Landstraße sollte mich über den Truppenübungsplatz zur Landstraße führen. So fand ich mich erst mal auf ausgeschlagenen Wegen voller Schlammlöcher und gigantischer Pfützen zwischen diversen Geländewagen wieder. Ich hab’s versucht, sportlich zu nehmen und kämpfte mich mit meinem, so gar nicht für Gelände geeigneten Gefährt um die unüberwindbaren Stellen herum in Richtung normaler Wege. Als ich das endlich geschafft hatte gab es nur noch eine Schranke zu überwinden, dann sah der Weg wieder aus wie man sich Wege im Allgemeinen so vorstellt.


Teils über Wirtschaftswege, teils über Landsttraße ging es durch die hügelige Landschaft weiter. Die lang gestreckten Steigungen ließen sich gut überwinden und danach kam ja auch immer eine Gefällestrecke auf der ich Geschwindigkeits-mäßig eine Menge raus holen konnte.
In Einbeck traf ich auf ein offenes Intersport-Geschäft - ich nutzte die Gelegenheit um nach Fahrradhandschuhen zu fragen. Der Besitzer des Ladens musste mich leider enttäuschen - so etwas würde er nicht führen, denn es gäbe ja ein Fahrrad-Geschäft in der Stadt. Er beschrieb mir den Weg und ich machte mich in die Richtung auf die Socken aus der ich gerade gekommen war. Als ich am Ziel ankam konnte ich feststellen das der Laden vor einer halben Stunde zu gemacht hatte. Also, doch keine neuen Handschuhe für Hendrik :-/
Im Supermarkt noch ein paar Lebensmittel-Vorräte ergänzt und weiter ging es. Das rauf und runter vom Vormittag hatte sich inzwischen in ein überwiegendes rauf verwandelt.

In Badenhausen machte ich daher in einer schattigen Bushaltestelle Rast. Die Hütte dient der Dorfjugend als stiller Briefkasten - oder vielleicht doch eher als offener Briefkasten, denn das Geschreibsel ist natürlich für jeden zu lesen der sich da aufhält.

Von da aus führte mich meine Route über einen Wirtschaftsweg in den Wald auf einen Berg hoch - und zwar nur hoch über etwa sechs Kilometer bis auf eine Höhe von 540 Metern. Um eine solche Steigung elegant durch zu Radeln fehlte mir irgendwie die Kondition. Meine gefahrenen Strecken verkürzten sich zusehends bis auf Etappen von etwa 100 Metern. Dann musste ich Verschnaufpausen einlegen. Im Gebüsch neben dem Weg warteten die Pferdebremsen auf mich um bei jeder Pause ihr unverhohlenes Interesse an meiner Person zu bekunden. Ich konnte gar nicht so viele Erschlagen wie sich überall auf meinem Körper ansammelten. Das machte die Pausen meist kürzer als ich gut gefunden hätte.

Die Steigung zog sich gefühlt endlos weiter und nach jeder Wegkurve ging es immer noch weiter hoch. Drei Stunden nach Badenhausen erreichte ich in der Dämmerung endlich den höchsten Punkt. Auf ein paar Hinweisschildern war er als die Kaysereiche angekündigt worden. Ich befand mich in dichtem Fichtenwald und konnte mir eine Eiche irgendwie nicht an diesem Ort vorstellen. Die Stelle war ein regelrechter Rastpunkt mit Bank und Tisch - die Gelegenheit, eine Pause zu machen. Jemand hatte begonnen ein Tipi zu errichten - es war leider noch nicht fertig, sonst hätte ich da sofort mein Nachtlager bezogen. Die besagte Eiche musste ich ein bisschen suchen - sie steht ein wenig verlassen zwischen den Fichten eingeklemmt. Eine Informationstafel teilte mir mit das sie zu Ehren eines Herrn Kayser gepflanzt wurde der sich sehr für die Entwicklung der Wanderwege in der Gegend verdient gemacht hatte. Der Baum sei übrigens erst im dritten Anlauf überhaupt angegangen da Eichen in solchen Höhen in der Regel nicht wachsen -Ach!


Endlich kam das lang ersehnte Gefälle. Die ersten Rehe hopsten in der Dämmerung vor mir über den Weg. Ob ich mein heutiges Ziel noch erreichen könnte - ich fühlte mich viel zu fertig um noch weiter zu fahren. Ein Paar mit Hund machte mich darauf aufmerksam das gar nicht weit ein Campingplatz sei. Da solle ich es mal versuchen. Das macht doch Hoffnung!
Der besagte Campingplatz entpuppte sich eher als wilde Dauercamper-Anlage mit alten Wohnwagen und allerhand selbst gezimmerte Bauten. Es erinnerte mich doch sehr an das Camp des Hambacher Forst. Es gab dort ein altes Zechengebäude das jetzt noch von den Naturfreunden genutzt wird. Zwei alternativ aussehende Leuten bewirtschaften das Ding - sie haben einen Garten angelegt in dem sie gerade Gemüse ernteten. Von ihnen erhielt ich die Erlaubnis, für eine Nacht mein Zeit aufzuschlagen und konnte Wasser tanken.
Hier oben, so erzählten sie mir, würden sie und die anderen Leute auf dem Platz ein autarkes Leben versuchen. Wenn ich wollte, gäbe es im Aufenthaltsraum des Hauses auch Internet und Zugang zu einer Toilette. Eine Dusche hättte es aber nicht. Da müsste ich mein Glück schon in einem der zahlreichen Stauseen versuchen.
Ich suchte mir ein Plätzchen für mein Zelt und machte mir nur noch schnell was zu Essen bevor ich Pennen ging.

Auf dem Platz herrscht eine wirklich entspannte Stimmung in paradiesisch-entspannter Atmosphäre.Ganz anders auf meinen zerbissenen Beinen, übersäht von zahlreichen schwellungen der Bremsenbisse und den Abdrücken ihrer erstaunten GesichterMein Navi wies den Ort als ‚Oberste Innerste‘ aus - was es auch immer damit meinte…

Freitag, 07.07.: Beverungen-Höxter-Holzminden-Stadtoldendorf

 

Dann haben wir noch schnell versucht auch mir Internetzugang in Ihrer Wohnung zu ermöglichen und mit unseren Bemühungen den Router abgechossen - für mich der Zeitpunkt, meine Reise unauffällig fortzusetzen. Es war ja bereits zwölf.
Erst ging en angenehm an der Weser entlang. Zwischen Beverungen und Holzminden traf ich auf mehrere Eisenbahnbrücken Richtung Osten die durch die Teilung Deutschlands überflüssig geworden waren. Sie stehen, nach allen Regeln der Kunst verrostet, untätig in der Gegend herum. Anscheinend hat nach dem Mauerfall niemand den Wunsch verspürt, diese Strecken wieder zu eröffnen.

 


In Höxter suchte ich mir einen Supermarkt um mich mit Lebensmitteln für den Abend einzudecken. Dabei kam ich an ein Denkmal zu Ehren der Gefallenen des ersten Weltkriegs. Interessanterweise war das Denkmal anscheinend vor ein paar Jahren aufwändig renoviert worden. Die Tafeln, die die Namen der Toten zeigen sollten sind allerdings so leer als wenn da nie ein Name gestanden hätte.

Wär mal interessant, zu wissen warum die Namen getilgt wurden.
In Holzminden verließ ich die Weser und bog Richtung Osten ab. Die Ausläufer des Teutoburger Walds boten mir langgezogene Steigungen (welche Freude !). Inzwischen sind die Beine besser an die Steigungen gewöhnt. Ich hoffe das das NOCH besser wird denn im Harz wird es wohl so richtig Berg werden.


Als ich in Stadtoldendorf ankam war es fünf Uhr Nachmittags - ich suchte auf der Ortsübersicht nach einem Campingplatz - und fand sogar einen. Ein bisschen neben meiner Route im Hinterland des Orts ist auf einem ehemaligen Truppenübungsplatz der Campingplatz ‚Mammut‘.
Für sehr günstig fand ich dort einen Platz für mein Zelt und sogar Strom.
Eigentlich ist der Campingplatz und vor allem das restliche Gelände ein Resort für Leute sie mit ihrem SUW mal so richtig im Schlamm versaufen wollen. So fühlte ich mich mit meinem Rad ein bisschen als Fremdkörper zwischen zahlreichen Geländewagen und sogar Militär-Lastern…
In den umliegenden Bergen hingen Gewitterwolken und versprachen einen Guss wie gestern Abend. Ich baute zügig meine Zelt auf und habe das erste mal sogar Heringe verwendet - schließlich will ich ja heute Nacht nicht weg fliegen…

Donnerstag 06.07.: Dahl-Herbram-Neuenheerse-Wilebadessen-Niesen-Natzungen-Dalhausen-Beverungen-Bad Karlshafen

Man kann nicht nur mitVögeln ins Bett gehen, nein, man kann auch mit ihnen aufstehen. Zum Bespiel wenn sich die komplette Besatzung der umliegenden Büsche darauf verlegt, das Zelt neben dem Weizenfeld bei Sonnenaufgang zu beschimpfen.
Ignorieren half nicht. Also zimmerte ich mir ein Frühstück aus den vorhandenen Sachen und packte meine Sachen zusammen.
Meine Wasservorräte waren ziemlich am Ende und ich hoffte auf einen Supermarkt in Dahl. Dort gab es einen ‚Frisch-Kauf‘. Ein kleiner Supermarkt der sehr familiär geführt wird. Alle Kunden und Mitarbeiter sprachen sich mit Vornamen an - bis, natürlich, auf mich. Einen Moment habe ich darüber nach gedacht, den Leuten meinen Namen zu verraten, es aber dann doch bleiben lassen und ledigleich einen Sixpack Wasser erstanden.
Den habe ich dann auf Trinkflasche und Thermoskanne verteilt und so da Rad schlagartig sechs Kilo schwerer gemacht. Kunden des Ladens nahmen an meinem Rad und meinem Treiben mit Sprüchen wie ‚das sieht aber nach einer großen Reise aus‘ und Ähnlichem Anteil.
Ich habe ein bisschen gefragt wie das denn mit den Bergen in Richtung Beverungen aussehe und leider übereinstimmend die Antwort bekommen das da wohl Berge seien.
Und ob da Berge waren. Das erste mal seit langem hatte ich mit Steigungen zu kämpfen die mich in regelmäßigem Abstand zu Pausen am Straßenrand zwangen. Ich tat dann immer so als wenn ich die Landschaft betrachten würde oder es neben der Strecke interessante Blumen gäbe…
Für die nächsten Zwei Stunden ging es ausschließlich bergauf und das getankte Wasser wanderte schnell in meinen Körper und über die Haut wieder heraus. Dann ging es endlich eher Eben weiter - ich musste mich auf einer Art Hochebene befinden. 

Als ich gegen zwölf Rast auf einer Bank vor einem Haus in Nethe machte, waren schon drei Liter verbraten und ich musste die Flasche wieder auffüllen. Direkt dahinter kam noch mal eine Etappe mit Steigungen - eigentlich ein gutes Training wenn man in den Harz fahren will…
Nach der Höhe kam aber endlich eine Zeit lang gestreckter Gefällestrecken auf denen ich meine bisherigen Schleichfahrten ausgleichen konnte. Mit teilweise bis zu 50 kmh bretterte ich die Wege herunter um dann schwungvoll die sich anschließenden, kurzen Steigungen zu nehmen. Der Tag begann Spaß zu machen. Plötzlich war auch Beverungen ausgeschildert. Der Weg zu Ariane war nicht mehr weit. Entlang der Weser, an einem malerischen Atomkraftwerk vorbei fahrend hatte ich Gelegenheit, badenden Kühen zuzusehen. Dann war ich am Ziel.
Ariane ist vor kurzem umgezogen und lebt noch sehr aus dem Karton - aber die Dusche geht!
Für Morgen ist Regenwetter angesagt - Abends hat das schon mal mit einem gewaltigen Gewitter als Vorgeschmack angefangen. Unter beeindruckendem Geknalle sind Massen von Wasser vom Himmel gestürzt. Kurze Zeit nach Beginn des Unwetters hat die Sirene am Rathaus geheult. Ich habe den Ton einer solchen alten Luftschutz-Sirene seit meiner Kindheit nicht mehr gehört - und so wie sie sich anhörte stammt sie aus genau dieser zeit. Sie rief die freiwillige Feuerwehr zum Einsatz. Hoffentlich ist nicht der Blitz in eines der historischen Gebäude der Stadt eingeschlagen.

05.07.: Bergkamen-Hamm-Lippstadt-Paderborn

Etappe eins Richtung Harz soll mich heute bis nach Paderborn führen. Kurz nach acht schiebe ich das Rad vor die Tür und mache mich auf den Weg.
Die heutige Route wird Ihnen präsentiert von GOOGLE-Maps und führt mich, wie soll es auch anders sein, auf einem bisher noch unbekannten Weg zum Kanal bei Lünen. Dann geht’s den Kanal entlang bis kurz hinter Hamm. Den Kanal entlang treffe ich das eine oder andere Kohlekraftwerk und immer mal wieder sinnlos in der Landschaft stehende Brückenköpfe im Stil des frühen 19. Jahrhunderts. Die Gegend muss damals wesentlich feuchter gewesen sein als heute.


Aktuell gibt es eine Baustelle am Radweg die es unmöglich macht bis nach Hamm zu kommen. Natürlich gibt es Baustellenschilder wenn man aus Richtung Lünen kommt aber da keine Umleitung angegeben ist und mir auch immer wieder Radfahrer entgegen kamen ging ich davon aus das da auch ein Durchkommen sei. Kurz vor Ende des etwas heruntergekommenen Wegstücks stehen dann Betonelemente die den Weg versperren. Ein schmaler Weg führt an einem steilen Hang drum herum zu einem Geländer das zwar teilweise zerstört ist, wo man aber doch alles drüber heben muss um weiter zu kommen. Mir blieb nichts anderes übrig als die gesamte Beladung des Rades abzubauen und einzeln um die Barriere herum zu tragen. Zum Schluss dann noch das nackte Rad. Eine tolle Nummer die wirklich zu Begeisterung verleitet. Wer aktuell aus Lünen Kommend den Radweg Richtung Hamm fährt sollte nach Möglichkeit auf der rechten Seite des Kanals fahren, oder, wenn doch auf der linken Seite unterwegs, nach dem Industriehafen Hamm bei der pompös im nichts stehenden, weissen Brücke über den Kanal auch die rechte Seite wechseln. Die Brücke hat eine Auffahrt für Räder.
Das erspart einem Überraschungen wie meine.
Mittagspause in einem Park in der Nähe des Jahn-Stadions - da gibt es schattige Bänke in der nähe der Saline.
Dann ging es weiter Richtung Paderborn. Eine Weile folgt der Weg noch dem Kanal Richtung Lippstadt. Dann geht es auf Bundesstraßen und Seitenwegen weiter. Vor Paderborn halte ich Ausschau nach Campingplätzen, finde aber keine bzw. keine Hinweisschilder. Viel zu schnell bin ich in Paderborn und entscheide mich, hinter der Stadt nach einem Platz zu suchen. Ich zeige nach etwas über 100 Kilometern inzwischen deutliche Anzeichen von Abgeschlafftheit.
Ein Gespräch mit einer Frau, die ihren ältlichen Hund ausführt, macht wenig Hoffnung. Hinter der Stadt gibt es absolut keine Campingplätze.
Ich hoffe auf eine Bauern bei dem ich mein Zelt auf die Wiese stellen kann. Dann finde ich aber hinter einer dichten Hecke ein wirklich schönes Plätzchen neben einem Getreidefeld. Da habe ich dann mein Lager aufgeschlagen.
Es wurde höchste Zeit - mit der Erschöpfung bekomme ich zunehmend Probleme das Rad zu balancieren. Noch mehr Steigungen hätte ich beim besten Willen nicht mehr geschafft.
Morgen werde ich bei Ariane in Bad Karlshafen schlafen und hoffe doch sehr auf eine schöne Dusche. Heute bleib nichts, als mich abzureiben und frische Sachen anzuziehen.


So schön die gefundene Ecke auf den ersten Blick auch erschien - sie liegt anscheinend an einer der Hauptverkehrs-Straßen für Landmaschinen. In enger Taktung fuhren Trecker und Mähdrescher an meinem Platz vorbei - ich hatte nicht bedacht das die Erntesaison begonnen hat. Bis spät in die Nacht donnerten die Teile vorbei und ich bekam ein bisschen Angst dass sie sich auch noch über das Weizenfeld her machen würden neben dem ich gerade kampierte.
Ich hatte Glück und irgendwann ließ der Verkehr auch nach so das ich nicht ständig wieder wach wurde.

Meet Your Maker

Wo ich achon mal in Amsterdam bin mache ich mit meinem Rad einen Ausflug zu Optima Bikes. Die sitzen in Beverwijk, westlich von Amsterdam. Quasi trifft heut mein Fahrrad seinen Erzeuger.

Auf dem Weg zu Optima Bikes

In einem netten Gespräch konnte ich ein paar Informationen über mein Rad bekommen die ich so bisher nirgens finden konnte.
Mein Rad hat die erste Rahmenform der Orca-Serie und ist spätestens 2014 gebaut worden - also mindesten 13 Jahre alt. genaueres könnte ich erfahren wenn ich die Rahmennummer ablesen könnte, die ist aber von der Lenkerhalterung verdeckt
Wichtige Ersatzteile sind immer noch verfügbar da sie bei den nachfolgenden Entwicklungen meist unverändert verwendet wurden. Das macht doch Hoffnung auf ein paar weitere Jahre Fahrspaß...

Es gab auch viel Fachsimpelei - zum beispiel darüber warum es veränderungen in der Konstruktion gab oder warum inzwischen andere Typen aus dem Orca hervorgegangen sind. Die Gründe konnte ich alle bestätigen - fahre ich doch andauernd mit ihnen herum. Natürlich hätte ich auch gleich ein neues, viel schöneres Liegerad kaufen können, aber aus diversen Gründen wird es wohl noch eine Weile bei dem aktuellen Modell bleiben. Aber wer mal in den Niederlanden ist und sich einen Showroom mit wirklich gut designten Liegerädern ansehen möchte:


Ich bin dann weiter zur Küste gefahren - dort ist eine Schleusenanlage mit Stauwehr die das Land trocken hält und den Schiffsverkehr nach Amsterdam ermöglicht. Mein Weg führte mich an einem Stahlwerk vorbei - es gehört zum Mittal-Imperium.

Die Schleusenanlage ist inzwischen ein bischen in die Jahre gekommen. Die Bauten sind zwar stilistisch sehr schön, für die aktuellen Schiffe aber nicht mehr geeignet. daher wird dort zur Zeit an einer neuen, größeren Anlage gearbeitet.
Außerdem gibt es dort auf einer Vorgelagerten Insel ein Fort aus den 20ger Jahren das ähnlich den Forts der Maginot-Linie ist. Von den Niederländern gebaut haben es die Deutschen nach der Besetzung der Niederlande in die Befestigung des Westwalls integriert.

Nach dem Ausflug in die Vergangenheit konnte ich feststellen das sichHalteschraube für den Sitz nicht mehr im Gewinde greift und das im Nackenbereich des Sitzes die Fiberglas-Schale ausgerissen ist. Grad war ich noch bei der Erstazteil-Quelle, und nun das!
Also habe ich meine Pläne geändert und bin mit der Bahn nach Dortmund zurück um dort die nötigen Reparaturen durch zu führen. Zum Glück ließ sich alles leicht und billig lösen so das ich nach einer Übernachtung in meinem eigenen Bett weiter richtung Osten aufbrechen konnte.
 

Parallelwelten

In Amsterdam kann man Sonntags einkaufen gehen, So auch wir. André und Marcel brauchten noch Bekleidung für eine Party am nächsten Wochenende und schleppten ich einfach mit. Übrigens hat man von der obersten Etage von H&M einen beeindruckenden Blick auf den vor dem Laden liegenden Platz.


Wir haben auch noch zwei Ausstellungen besucht. Eine war im XXX und zeigte beeindruckende Arbeiten von Serrano und Fotografien von Wendt. Den zweiten muss man nicht unbedingt kennen, er hat aber bedeutende Arbeiten in den 30ger Jahren des letzten Jahrhunderts geschaffen in denen er alles ausschöpft was mit der damaligen Technik eben möglich war. Er hat in Indonesien gelebt und gearbeitet. Er war der Landessprache mächtig und hatte so einen ganz anderen Zugang zur einheimischen Bevölkerung als andere Europäer. Mit seinen Fotos Indonesischen Alltagslebens schuf er Zeitdokumente von einem Thema geschaffen mit dem sich damals niemand so recht beschäftigt hat. Gezeigt wurden durchgängig Originale, die für ihr Alter in beeindruckend gutem Zustand sind.

Fotograf: Wendt


Die Person Wendt war weitgehend in Vergessenheit geraten bis die Fotografien eher zufällig beim Räumen eines Dachbodens entdeckt wurden.
Dann gab es noch eine Ausstellung in der Melkweg Expo - ‚Costa Mediteranea‘ von Annegien van Doorn. Die Fotografin hat sich für ein paar Tage in die Parallelwelt eines Kreuzfahrtschiffes begeben und mit ihren Fotos phantastische, aber auch oft vom Einrichter ungewollt, abstruse Arrangements festgehalten.

Annegien van Doorn unterwegs in Parallelwelten

Tolle Arbeiten zu ‚Parallelwelten‘ aber auch dazu wie anders ein Fotograf die Welt sehen kann…

Happy Cycling is Save Cycling - oder wie es mich zum Naked Bike-Run verschlug

Dieses Jahr soll es in den Harz gehen - Amsterdam liegt da ja geradezu auf dem direkten Weg. Das ist geradezu DIE Gelegenheit am Naked Bike Run teil zu nehmen.

Der Ursprung dieser Wahnsinnstat lag in einem leichtsinnigen Schriftwechsel mit meinem Freund Marcel aus Amsterdam, der mir von der jährlich stattfindenden Demonstration schrieb und meinte, das das doch wa für uns beide zum Mitmachen sei. Ohne weiter Nachzudenken habe ich dieser Idee zugestimmt und kam fortan nicht mehr aus der Nummer raus.

Mit Beginn der Reiseperiode rollte ich also mit meinem alten Killerwal mit einem Zwischenstop in Arnheim nach Amsterdam.

Das Optima Orca bei einer kleinen Pause auf dem Weg nach Amsterdam

Das Wetter war eher feucht und kühl und ich fragte mich schon auf dem Weg in die Stadt ob das mit der Teilname an einem Ausflug, nackt auf einem Fahrrad so eine gut Idee war. Der Gedanke hielt sich dann auch bis zum Samstag, den 1.7., dem Tag an dem es stattfinden sollte. Marcel und ich spachen einander regelmäßig Mut zu unserem Unternehmen zu - es schwang aber auch so eine Art Unterton mit das man es eigentlich auf hätte abblasen können. Aber keiner von uns beiden gab sich die Blöße und so kam es so wie es kommen sollte - wir fanden uns bei bewölktem Himmel zusammen mit André, Marcels Mann, noch angezogen am Startpunkt der Demo, dem Park Frankendael ein.

Es half nichts - wir mussten unsere Sachen ausziehen und uns von André noch ein bisschen mit Körperfarbe dekorieren lassen. Dann ging es los! Etwa 80 andere Mitfahrer radelten unbekleidet, oder weitgehend unbekleidet für zwei Stunden durch die Amsterdamer Innenstadt.

Wir konnten uns während der Veranstaltung nicht den Eindruck verdrängen das nichtt bei allen mitgliedern der Veranstaltung die eigentlche politische Botschaft, 'Gebt uns sichrere Radwege, denn wir haben den Gafahren des Autoverkehrs nichts entgegen zu setzen als unseren nackten Körper', nicht wirklich der Grund für die Teilname war.

Es war doch mehrheitlich eher eine Demonstration von überzeugten Nudisten die die seltene Gelegenheit nutzten um sich der Amsterdamer Bevölkerung zu präsentieren:

Uploaded by willemtelable on 2017-07-01.

Der World naked Bike Ride in AMsterdam - eine Demo für sichere Radwege, das Recht auf Nacktheit oder auch auf das Recht, so auszusehen wie man will...

Es gab verhältnismäßig viele Männer auf der Demo - nur vier Frauen haben sich mit uns auf den Weg gemacht. Trotz meiner Zweifel an der Absicht einiger Teilnehmer wurde bei den vier Stops auf dem Weg die verstörte Bevölkerung in Gespräche über den Sinn der Demo verwicklet und die Aktion positiv aufgenommen.

Wir hatten auf dem Ride eine Begegnung mit einem Studenten aus Tokio der zusammen mit einem Beaknnten auf dme Weg durch Europa in die Veranstaltung geraten war. Sie waren beide auf Leihrädern unterwegs. Sein Freund fuhr anfangs angezogen mit dem Tross, wurde aber während der ersten Etappe von einem Engländer in der Demo über den Sinn und die Notwendigkeit der Nacktheit aufgeklärt. Das musste ihn überzeugt haben, denn er passte sich beim ersten Stop dem Rest der Truppe an.

Wir radelten lautstark klingelnd durch die Stadt, es gab viele Selfies mit den Radlern und ein paar unentwegte wurden im Vondelpark, wo alles endete nicht müde, sich weiter den Menschen Dort für bizarre Gruppenfotos zur Verfügung zu stellen bis jemand von der Sicherung kam und sie ermahnte, sich doch jetzt mal wieder anzuziehen, denn die Demo sei nun vorbei ;-)

Wieder korrekt angezogen machten wir uns durch die inzwischen sonnige Stadt auf unseren Rückweg. Eine Stadt, die eigentlich nicht der Ort ist an dem man für mehr Radwege demonstrieren müsste. Da könnte ich mir Dortmund als deutlich geeigneter vorstellen.

Inzwischen war die Sonne raus gekommen und Einheimische wie Touristen bevölkerten reichtlich die Radwege auf unserer Strecke. Für viele der Urlauber ist ein Bescuh in der Stadt auch das erste mal in ihrem Leben die Gelegenheit, überhaupt einmal in ihrem Leben unter realistischen Alltagsbedingungen Rad zu fahren. Nicht nur deshalb hat die Stadt eine Kampagne gestartet die Den Menschen eine Idee davon geben möchte wie sich ein Radfahrer in der Stadt verhalten sollte:

Let the Bike Instructor guide you through the potential pitfalls of cycling in Amsterdam, and soon you'll be cycling just like a local! Go to www.iamsterdam.com/bikeinstructor to find out more about cycling in Amsterdam. Cycling in Amsterdam can sometimes feel like a bit of a minefield to the uninitiated.

Happy Cycling is Save Cycling - Amsterdam bemüht sich um 'Verkehrsanfänger' :-)

EIn in den NIederlanden bekannter Fernsehmaoderator hat sich in dem Film als Medium für die Botschaft hergegeben und es gibt sogar eine Website die über die Regeln für den Straßenverkehr und Dinge die man als Radfahrer in der Stadt wissen sollte, informiert.

Das Ganze passiert nicht ohne einen ernsten Hintergrund - es kommen jedes Jahr reichlich Menschen in Amsterdams Starßenverkehr ums Leben weil sie sich in der Mehrzahl absolut sorglos und ignorant gegenüber den Verkehrsgegebenheiten verhalten. Eine große Spezialität der hiesigen Radfahrer ist das Fahren ohne Licht bei völliger Dunkelheit - es lebe das Risiko! Inzwischen gibt es in der Dämmerung sogar Polizeikontrollen für Radfahrer um auf die Notwendigkeit von Beleuchtung aufmerksam zu machen.

Ab nach Hause

Unser Rückflug sollte kurz nach Zwei gehen - genug Zeit für einen entspannten Start in den Tag. Oder zum Beispiel um seinen Koffer zu packen. Meiner zeigt aktuell leichte Tendenzn zu Übergewicht und Schließ-Unwilligkeit. Die Situation ließ sich dann aber doch mit einem ausgeklügeltem Pack-Schema und einem Hosengürtel lösen.

Unser letztes Frühstück mit den köstlichen Sachen vom Drei Kulturen Buffet - ich habe mich in der Woche sehr daran gewöhnt.

Wir durften unser Gepäck bis zu unserer Abreise im Hotelzimmer lassen und nutzen die verbleibende Zeit um noch ein mal zum Creek zu fahren. Dubai hat uns um diesen Meeresarm herum am besten gefallen. Eva konnte sich das letzte mal mit der Textil-Mafia über Schals unterhalten - ich glaube, sie ist letztlich mit fünf davon nach Hause geflogen.

Eva und die Schal-Mafia - toller Stoff! Kann man mit der Hand Waschen und mit der Maschine - sogar Trockner - echt Kaschmere ;-)

Wir wollten noch mal mit dem Wassertaxi fahren - inzwischen sind wir regelrechte Profis darin. Da wurde uns ein neues Abzock-Modell präsentiert: 'die exklusive Rundfahrt mit dem Wassertaxi'. Ein geschäftstüchtiger Mensch hatte in uns das nach touristischer Romantik dürstete Paar etndeckt und offerierte uns einen halbe Stunde Wassertaxi Fahren für den Sonderpreis von 250 Dirham. Unsere Beteuerungen, das wir nur auf die andere Seite des Flusses wollten hatten keinen Wert - wir waren DIE Besetzung für die Rundfahrt. Wir zeigten uns desinteressiert, was den Preis schrittweise auf 30 Dirham sinken ließ. Letztlich verzichteten wir auf die exklusive Verlockung und schaukelten für 1 Dirham pro Nase rüber auf die andere Seite des Creek. Bei dieser Fahrt sieht man eigentlich alles Wichtige was es vom Creek aus zu sehen gibt. Mir gefällt besonders die Lebendigkeit auf dem Wasser - alles was schwimmen kann ist auf dem Wasser scheinbar planlos und todessüchtig unterwegs - ein buntes, lebendiges Durcheinander.

Ich glaube, der Granatapfelsaft im Café auf der anderen Seite hat uns zeitlich in die Bedruille gebracht - oder war's die Metro ab Baniyas Square die uns mit quälend vielen Halts in die Nähe unseres Hotels brachte? Schnell zum Hotel gestürmt und das Gepäck geschnappt - ein Taxi gechartert und zum Flughafen gebraust - oder was man sich unter Brausen so vorstellt. Die Straßen Richtung Flughafen waren verstopft und unser Taxifahrer gab alles ohne das wir ihn danach gefragt hatten. Besonders beeindruckend fand ich auf dieser Fahrt die diagonalen Wechsel von einer Seite der sechsspurigen Autobahn zur Anderen. Wirklich schneller waren wir dadurch nicht...

Am Flughafen angekommen stellte sich dann heraus das das Kredikarten-Terminal im Taxi kaputt war. Dirhams gab's keine mehr - glücklicherweise akzeptierte unser Taxifahrer auch Euro. Ich bin mir sicher das das ein Trick war um den Fahrpreis nach oben zu korrigieren aber wir wollten nur noch so schnell wie möglich zum Checkin-Schalter.

'oh, sie sind aber spät - ob wir sie da noch mit nehmen können...?' stellte man dort fest - der Mensch am Schalter versuchte mit dem Terminal zu telefonieren ob das bei uns noch Sinn macht - es war erst nach zehn Minuten möglich eine Verbindung da hin zu bekommen. Vielleicht war das unser Glück, denn als er die Wartezeit erwähnte wurden unsere Koffer eingecheckt - zusammen waren unsere Gepäckstücke haarscharf bei 40 Kilo, dem zulässigen Gesamtgewicht.

Wir wurden ermahnt gaaanz schnell durch die Secutity zum Terminal zu Laufen da unser Flug bereits beim Boarden war. Das wir es eilig hatten hat die Leute bei der Secutity nicht weiter gestört. Als ich ohne Metallteile und Schuhe durch den Dedektor ging alarmierte das Teil - sehr hartnäckig, immer wieder - das Implantat in meinem linken Arm war wohl das Problem - anscheinend kann so ein Gerät dann doch Titan finden. Man entschied sich das ich genau der richtige Kandidat für einen Test auf Sprengstoffe sei. Wir sahen vor unserem geistigen Auge schon unseren Flieger abheben während ein wichtig aussehender Mensch mit Testpapier an mir herum wischte um es dann in ein Testgerät zu packen. Wenig überraschend war ich dann doch Sprengstoff-frei und wir hasteten weiter durch ein schier unendlich langes Terminalgebäude in dem viele Boutiken und Bistros dafür sorgten das zahllose Menschen die es nicht so eilig hatten wie wir nach Kräften im Weg herum torkelten - es hatte etwas von einem Jump-and-Run Game, den Hindernislauf zu absolvieren. Als wir an unserem Terminal ankamen - natürlich dem Allerletzten in dem Bau -  wurde unser Bereich gerade eingecheckt - na, wenn das kein Timing ist...

Dieses mal saßen wir ganz hinten im Flugzeug - ich hatte einen Fensterplatz der einem mehr bietet als den Blick auf die Tragflächen. Beim Start gab's noch mal einen kurzen Blick auf den Flughafen und Dubai - dann verschwand alles unter der Wolkendecke.

Ob es jetzt an unserer Sitzposition lag oder an den hefigen Böen beim Start - das Flugzeug wackelte ganz ordentlich. Während des Flug haben wir jede Korrektur-Bewegung überdeutlich gespürt - es hatte etwas von Achterbahn. Auf unserem Weg nach Düsseldorf gab es streckenweise klare Sicht auf Gebirgslandschaften, vermutlich im Iran. Das Schattenspiel von Schnee und Bergen war faszinierender als das Entertainment in der SItzlehne vor mir.

Die Landung in Düsseldorf kam schneller als ich sie erwartet hätte - aus Prinzip mit lautem Rumpeln und Zick-Zack-Gelenke auf dem Rollfeld. Sonntag abends um halb acht bietet der Düsseldorfer Flughafen einen eher verlassenen Eindruck - und scheint deutlich überlastet das Gepäckaufkommen einer voll beladenen A380 zu bewältigen - wir haben erst mal entspannt ne Stunde auf unser Gepäck gewartet. Als es dann kam waren bei meinem Koffer zwei Rollen abgerissen - das war wohl seine letzte Reise. Kalter Wind und Regen begrüsste uns - es ist schön wieder in dem dunklen, kalten Land zu sein das wir unsere Heimat nennen.

Die liebe Seefahrt

18.02.
Der Todesmut kennt keine Grenzen - wir sind mit einem der Wassertaxi zu dem Ufer des Creek gefahren an dem die Dhaus anlegen. Die Schiffchen bringen einen ziemlich nah an den Anleger. Die teilweise schon recht alten Handelsschiffe am Anleger haben in drei Reihen fest gemacht. Sie sehen sich in der Machart und Größe alle recht ähnlich obwohl sie sowohl mit Holzkiel als auch mit Metallkörper gebaut sind. Die Ladung wird von Hand gelöscht bzw. geladen. Wir kamen mit ein paar der Kapitäne und Arbeiter ind Gespräch. Die Schiffe bringen meist Gewürze und Stoff aus dem Iran und kehren mit Gebrauchs- und Luxusgütern wie Kühlschränke oder Fernsehern wieder in den Iran zurück. Die Mannschaft besteht aus einem Kapitän und fünf Matrosen und eine Überfahrt dauert 24 Stunden. Uns wurde angeboten, wir könnten doch mit kommen, aber wir hatte heute ja schon was anderes vor. Vielleicht war es ja auch nur Eva die die Menschheit dazu bewog sie doch gleich mit nehmen zu wollen oder zumindest mit ihr zusammen fotografiert zu werden. Interessantes Detail - heute hatte ich auch Fotofreunde.


Was in den Dreissiger Jahren in den deutschen Badeorten der Fotobär ist heute Eva in Dubai. Ich durfte auf eines der Schiffe drauf um mal zu gucken - es ist schon erstaunlich das ein Schiff mit so wenig Tiefgang so hartnäckig Hochsee-tauglich ist. Aber was weiss ich schon von Seefahrt..?
Ich hatte noch versucht aus einem der Kapitäne die Zuladung der Schiffe heraus zu bekommen. Er wusste nicht zu sagen wie viel Gewicht das Schiff laden kann - die Antwort war: ‚wenn die Linie am Wasser ist dann ist das Schiff voll beladen‘ - aha!
tatsächlich haben alle diese Schiffe zwei umlaufende Markierungen - eine ist bei leerem Schiff an der Wasserlinie und eine ist etwa einen Meter unterhalb der Bordwand. Das sind also keine schmückenden Elemente sondern die Markierungen die man braucht um das Schiff zu beladen.
Wo wir schon mal auf der Seite waren sind wir auch noch über den Gewürz-Souk gegangen wo übrigens auch Schals verkauft werden, wovon sich Eva ausgiebigst überzeugen durfte.


Auch ich war heute in Sachen Textilien unterwegs - ich hatte mich gestern vom Portier im Hotel briefen lassen wie ich wohl an die Bekleidung komme die die Inder und Pakistani auf den Straßen tragen. Nachdem wir mit em Wassertaxi wieder zurück gefahren waren machten wir uns auf die Suche nach einem Geschäft das mir einen Pakistani Pathani verkaufen würde.
Man braucht schon ziemlich Hartnäckigleit beim Durchfragen - je nach Laden gab es Auskünfte wie: ‚das ist kein Kleidungsstück sondern die Bezeichnung für die Afghanen‘, oder ‚werden sie hier nicht finden, nehmen sie doch…‘
Dann kam aber ein Laden für Stoffe in dem alles sehr schnell anders wurde. Ich stellte die übliche Frage nach dem Pathani und bekam zu hören das ich in dem Laden den Stoff aussuchen könne und der Schneider um die Ecke mir dann einen Schneidern könne - wahrscheinlich sogar bis zum nächsten Tag. Es stellte sich heraus das sowohl Stoffe als auch die Dienstleistung des Schneiderns erstaunlich günstig ist. Pro ‚Schlafanzug‘ aus Baumwolle liegt man bei umgerechnet ca 60 Euro- natürlich nicht als Schlafanzug sondern als Sommerbekleidung in der Dortmunder Nordstadt. Der Passende Schneider war nicht sofort gefunden - der Erste der in den Laden kam konnte nur Frauenbekleidung aber der zweite konnte auch Männersachen.

Wir tigerten um den Block in die Schneiderwerkstatt wo ich vermessen wurde - die genaue Form des Oberteils wurde anhand einer Modezeitschrift und einer Zeichnung in meinem Notizbüchlein geklärt und man wollte die Kleidungsstücke bis zum Abend ins Hotel bringen - das hätte ich nicht erwartet!
Eigentlich hätten wir heute Nachmittag mit einem Guide einen Ausflug in die Wüste gemacht um den Sonnenuntergang zu sehen, Kamele zu reiten, Quad zu fahren, Beduinen zu Grillen und was man sonst so in einer Wüste machen kann. Der hat aber heut Morgen wegen ‚komischem Wetter‘ abgesagt - es hatte in der Nacht geregnet - also richtig! So richtig das das Wasser den ganzen Tag überall in großen Pfützen stand.


So sind wir dann kurzentschlossen vom Pyramidenhotel mit dem altbekannten Big-Bus Unternehmen zu der Wüstentour aufgebrochen. Eva konnte auf dem Panoramadeck während der Fahrt ihren neuen Schal ausprobieren und ich ließ mir einfach so alles um den Kopf wehen. Der Wind hatte den Staub aus der Luft gewaschen und uns eine neue, aber auch irgendwie vertraute Fernsicht beschert - Hochhäuser eben…


Man fährt it dem Bus gut 20 Minuten bis man zu dem Ort kommt wo die Kamele wohnen. Vorher sieht man schon eine ganze Weile Zaun neben der Fahrbahn. Tatsächlich gehört er zu dem Areal auf das der Bus einbiegt. Dort ist ein Gebäude das sich irgendwo zwischen zwischen den Historischen Gebäuden in Dubai und Ritterfestung bewegt. Darin und davor befinden sich die unvermeidlichen Mitbringsel-Läden mit ihren verhandlungsfreudigen Betreibern und ein Bereich mit Restaurant-Bestuhlung. Es riecht nach Petroleum - jemand versucht mit reichlich Brandbeschleuniger einen Grill zu entzünden. Vor dieser Kulisse befindet sich auch ein Zelt an dem Jemand in Beduinenbekleidung mit einem Falken posiert und eine Station wo man über ein Treppchen auf zwei mehr oder eher minder
gut gelaunten Kamelen Platz nehmen kann um sich von einem Afghanen im Beduinenkostüm auf den Tieren im Kreis führen lassen kann. Während der einminütigen Tour nimmt die Fotografin die ich auch schon auf der Aussichtsterasse des Burj Khalifa gesehen habe Fotos von den Reitern auf - hier heisst der Fotobär also Kamel.

Ich wollte mir nicht die Albernheit eines solchen Ritts und den Kamelen nicht mein Gewicht auf ihrem Trip in die Hospitalisierung antun. Die beiden Helden im Dienste des Tourismus wirken schon recht indigniert. Das vordere Kamel macht jedes mal unwillige Geräusche und lässt sich gleich mehrmals bitten bevor es eine weitere Runde macht. Daran kann auch nicht ändern das der Betreuer der Tiere wirklich nett mit den beiden um geht. Die Kamele tragen einen gehäkelten Mundschutz - sicher damit sie sich nicht erkälten...

Ein drittes Kamel liegt ein bisschen abseits vom Geschehen und macht einen sehr entspannten Eindruck - es lässt sich gerne Streicheln. Als der Andrang der Kamelreiter nach lässt nimmt der Betreuer die Häkelhäubchen vom Kamelmund ab. Dass führt dazu das sich zwischen mir und dem Kamel ein Kuscheldiskurs entspannt den wir uns auch nicht von den Dillettanten stören lassen die auch mal Kamel Anfassen wollen.

Der Versprochene Sonnenuntergang in der Wüste findet aus Organisatorischen Gründen für uns eher auf der Fliucht in einem Doppeldeckerbus statt. Man hätte auch die Gelegenheit gehabt gegen ein Entgeld an einem Grilldinner in der Wüste teil zu nehmen und entsprechend erst später zurück zu Fahren. Es ist heute ungewöhnlich kalt und der Geruch von Brandbeschleuniger zieht immer noch durch die Luft - wir haben den hastigen Aufbruch bevorzugt...

Auf dem Heimweg konnten wir noch die recht stattliche Anhäufung von Bauschutt bewundern der sich in der Randzone Dubais inzwischen gebildet hat. Eigentlich komisch das da niemand einfällt was man mit dem Zeug besser anstellen könnte anstatt sich einen Berg vor die Haustür zu bauen...

In der Gegend unseres Hotels haben wir einen Grillimbiss aufgesucht - als Exotenpärchen haben wir Vorsugssitzplätze im Familienraum angeboten bekommen. Im ersten Stock hatten wir zu echt tollem Essen einen guten Blick auf die Straße.

Nach dem Essen gab es noch ein Shopping-Ereignis - bei einem Fahrradhändler um die Ecke habe ich einen Lastenrad-Ständer Marke 'Atlas' erstanden. Ganz entgegen des Klischees von Dinger aus Dubai trägt er weder Strass noch Glitzer.

Abends ist im Hotel tatsächlich der Patani angekommen - ab jetzt weht ein Hauch von Pakistan durch mein Leben.

Triumph der Technik

17.02.
Freitag ist in Dubai - wie in allen muslimisch geprägten Ländern - ein Feiertag. In der Moschee gibt es eine ausführliche Andacht und wahrscheinlich wird hier - wie bei uns am Sonntag - niemand Arbeiten.
So hatten wir uns den Wecker auf 10:00 gestellt und waren in freudiger Erwartung aufs lange Ausschlafen ins Bett gegangen. Wir haben heute den ersten Termin um 11:00.
Der Traum vom geräuschfreien Vormittag sollte ein Traum bleiben. Die Baustelle schläft nie - auch nicht an Feiertagen.

Okay, vielleicht war es heute auf der anderen Straßenseite etwas leiser und ein paar Arbeiter weniger unterwegs.
Zum Ausschlafen fest entschlossen sind wir trotzdem bis zehn im Bett geblieben, dann ein bisschen frisch gemacht und ein taxi gerufen. Heute Morgen war noch mal Dekadenz angesagt. Eva hatte uns für ein Brunch im Burch al Arab eingebucht.
Es ist gar nicht so leicht in das Gebäude rein zu kommen. Erst nach der Prüfung unserer Anmeldungsbestätigung wurde die Strassensperre am Wachhäuschen im Boden versenkt und wir konnten über den Damm zum Haus rüber fahren. Menschen die keinen Besuch in dem Bau gebucht hatten mussten sehen wie sie am Checkpoint das Selfie mit dem segelförmigen Hochhaus hin bekamen.
Einer der Portiers öffnete für Eva die Wagentür - dann rotierten wir durch die großzügig gebaute Drehtür in das Foyer und standen auf schallschluckendem Teppich. Ein Rausch aus Farben, Ornamentik und Goldkanten erwartete uns - eine Welt in der selbst die Hinweis-Schilder für den feuchten Boden vergoldet sind - unsere Putzfrau im Krankenhaus währe begeistert.
Mittelpunkt des Foyers ist ein Springbrunnen in dem die Wasserstrahlen fangen spielten - er stellte auch so ziemlich das einzige Geräusch.


Wir passierten das Foyer und erreichten nach einer Ladenpassage den Aufzug zum Restaurant. Es ist in etwa 200 Meter Höhe in den ‚Tragflächen‘ des Gebäudes untergebracht.
Dort erwartete uns eine bunte Gesellschaft und gut 20 Meter opulentes Buffet das wenig zu wünsche offen ließ - was soll ich drüber sagen? - wo man hin sieht, alle tot!
Wir gaben uns große Mühe unser Essverhalten dem doch recht opulenten Preis für das Brunchvergnügen anzupassen. Na, ja, es ist ja der Wille, der zählt…
Das Gebäude zittert und schwankt die ganze Zeit fast unmerklich - es ist so gebaut das es die Windbelastung schwingend aufnimmt und die Böden sind so aufgehängt das sie die Bewegungen kompensieren. Es ist schon irritierend wenn man nicht einzuordnen weiss woher die kleinen Schwankungen des Bodens kommen oder warum Dekoelemente grundlos wackeln. Ganz ohne das man was merkt lässt sich das wahrscheinlich nicht lösen. Die wechselnden Winde in an der Küste sind schon ziemlich stark.


Trotz der vielen großen Fenster gibt es heute keine Aussicht - zum einen sind die Scheiben von außen verstaubt und zum anderen ist es heute sehr diesig. Es macht die Anmutung als befänden wir uns in einer Wolke, es handelt sich aber eher um Sandstaub.
Gegen 14:30 näherten wir uns dem Ende des gebuchten Aufenthalts am Luxusbuffet und wälzten uns zurück aufs Festland um etwas weniger nobel als auf dem Hinweg mit dem Bus 88 zum Deira City Centre, einer Mall zu fahren.


Von der Bushaltestelle war in dem Dunst das Hotel kaum zu erkennen obwohl wir vielleicht 500 Meter davon entfernt standen.
Wir wollten uns am Abend eine Filmvorführung im 4d-Kino antun und wollten die Karten schon mal vorab einsammeln kommen - hätte ich im Kino die Bestätigung auf dem Handy gehabt währe das wohl auch so passiert. Da ich an der Stelle etwas unorganisiert war konnten wir uns nur schon mal über die Lage des Kinos informieren - der Rest wurde auf den späten Abend vertagt.
So wurde erst mal der Punkt ‚im Hotelzimmer herummodern‘ umgesetzt - das war auch mal nötig.
Kurz nach zehn Uhr Abends saßen wir dann im 4d-Kino und geben uns dem epochalen Werk ‚John Reed 2’ in 4d-Technik hin. Ich weiss nicht zu sagen was schlimmer war - der Film ist ein Baller- und Prügel Streifen ohne weiteren Anspruch an eine vielschichtige Handlung und würde jeden knapp postpubertären Jüngling in Verzückung versetzen - dummerweise passen weder Eva noch ich auf diese Personenbeschreibung. Die 4d-Technik ist nach meiner Wahrnehmung eine totale Albernheit. Die Sitze hoben, drehten, kippten und wackelten was das Zeug hielt - konnten aber nicht den Eindruck vermitteln das man dadurch besser in die Action im Film eintauchen kann. Ab und zu wurden wir mit Wasser besprüht und die Gerüche die man uns an bot wirkten künstlich und nicht zu den jeweiligen Szenen passend. Bei den Schiessereien wurde uns Luft rechts und linke an den Ohren vorbei gepustet - das sollte wohl vorbeifliegende Projektile darstellen. Abgesehen davon haben unsere Sitze auch noch gequietscht. - ein ziemlicher Klamauk der von der Handlung des Films ablenkt - wenn der Film überhaupt eine Handlung gehabt hätte von der man hätte ablenken können. Ich werde ich Zukunft solche Technik meiden und gehe doch lieber Oldscool ins Kino - ich vermute mit Eva sieht das ähnlich aus.
Wir kamen so spät aus dem Kino das die Metro nicht mehr fuhr - also wieder mal Taxi. Auch in Dubai sind die Taxifahrer in der Nacht ohne Ortskenntnis - man fühlt sich fast wie Zuhause. Der Mann hat uns einfach sein Smarphone nach hinten gereicht damit wir im Google Navigator die Hoteladresse eingeben und von da ab ging’s ganz flüssig - man muss sich nur zu helfen wissen…

Guldur, Gonsuum und Luggsuss

16.02.

Heute haben wir uns mal den Wecker gestellt um eher wach zu sein als die Bauarbeiter von gegenüber - sieben Uhr! Ein echter Hammer für Urlaubsverhältnisse.

Als das Handy radaute währe ich fast gestorben - überflüssig zu erwähnen das auf der anderen Straßenseite natürlich schon nach Kräften gewerkelt wurde.

Das Rennen haben wir also schon mal nicht gemacht - aber dafür konnten wir rechtzeitig genug in der Al Jumeira Mosschee zum kulturellen Austausch erscheinen. Donnerstags um zehn Uhr gibt es dort eine Einführung für alle an religiösen Bräuchen der Muslime Interessierten.

Neben der Moschee gibt es noch dasBegegnungszentrum im Heritage Village in dem man sich an allen Tagen außer Freitag auch für Brunch, Mittagessen und Abendbrot à la Saudi einfinden kann (nach Voranmeldung) um die lokalen Bräuche und Speisen kennen zu lernen
Wir allerdings warteten dort mit einem Tässchen Tee in der Hand zwischen knapp 80 anderen Interessierten aller Nationalitäten auf den Beginn der Führung.
Sie beinhaltete den Ablauf der Vorbereitungen auf das Gebet - so kam ich endlich mal zu gewaschenen Füßen - und einer Erklärung bzw. Demonstration was es mit dem Ruf desMuezzin, mit dem Inhalt des Gebets auf sich hat, warum auf welche Weise wie oft gebetet wird und was es mit dem Freitag auf sich hat. Außerdem gab es die Gelegenheit Fragen zu stellen von denen auch keine unbeantwortet blieb - auch nicht die Unbequemen, welche die Themen Terror und Selbstmordattentäter berührten.
Man vertritt hier die Einstellung das nur eine Öffnung für die Fremden für das Kulturverständnis sorgt das man gerne vermitteln möchte - ich denke so könnte das klappen und es sicher auch eine Idee für unsere Kirchen daheim sich informativ gegenüber der Bevölkerung zu öffnen.

Ich kann jedem den es hier her verschlägteinen Besuch der verschiedenen Zentren für kulturelles Verständnis empfehlen. Es ist ein angenehmes Erlebnis und man ist von den verschiedenen Gastgebern ausdrücklich aufgefordert auch die unangenehmen Fragen zu stellen.


Danach ging's mit dem Bus zum Fischmarkt wo wir uns von geschäftstüchtigen Händlern acht, neun, fünf, ach, besser sechs oder eben und letztendlich siebenFische für siebzig, nein, fünfzig Dirham (dank Evas Hartnäckigkeit in der Verhandlung verkauft wuren. Dann noch mal zehn fürs Ausnehmen und weitere 11 für die Zubereitung in einer Fischbude gleich beim Markt.

Frischer geht's nicht - und leckerer wahrscheinlich auch nicht. Wir hätten uns Besteck mit bringen sollen denn die hiesige Methode, alles mit der rechten (sauberen) Hand zu Essen erfordert schon ziemlich Übung und Finger mit Astbestbeschichtung.

Weil der Platz so schön ist sind wir danach mit der Metro zur Station Al Ghubaiba. Dort ist nahe beim Creek ein Restaurant mit Blick aufs Wasser das super Eistee mit Aussicht auf den Fluss und kühlendem Wind vom Wasser bietet. Da haben wir eine Runde abgehangen um anschließend heraus zu finden das gar nicht weit davon weg im ehemaligen Haus des Scheichs Said bin Maktum ein noch viel schöneres Café ist - da war die Lust auf Kaffee aber schon verflogen.

Neben dem Café gibt es in dem Haus auch Kunstausstellungen und ehemalige Einrichtungsgegenstände und Gebrauchsartikel aus dem Leben des 1958 verstorbenen Scheichs.

Kurz ins Hotel und grob unsere Kadaver renoviert, dann gings, hopps, wieder in die Metro und zur Station Union und von da zu Fuss zum Creek wo am Ufer das Restaurantschiff lag auf dem Eva eine Tour mit Sterne-Menü gebucht hatte - sie hat heute ja Geburtstag.

Wir bekamen einen Fensterplatz von wo aus wir eine gute SIcht auf's Ufer hatten während die Kellner uns und die anderen Gäste mit allerlei Kleinigkeiten bespassten die nicht dringend dafür gemacht waren um ausgehunderte Menschen satt zu bekommen, dafür aber verdammt gut schmeckten. Dazwischen gab es immer wieder Zeit ins Freie zu gehen und die Sicht aufs Ufer und das Treiber der Wasserbusse auf dem Creek zu beobachten. Währenddessen gondelte das Schiff mit betonter Langsamkeit ein mal den Creek rauf und dann wieder runter.

Was im Hotel an uns vorüber ging ließ sich auf dem Schiff nicht verhindern - sie hatten heraus bekommen das Eva Geburtstag hat und überfielen sie mit einem Törtschen und dem dazu üblichen Absingen der international für diese Anlässe benutzten Lieder durch die anderen Gäste. Glücklicherweise gab es gleich drei Geburtstgskinder an Bord was die Anteilnahme etwas verteilte.

Halb elf gingen wir wieder von Bord und konnten mit Verwunderung fest stellen das sich die Uferpromenade in eine Freizeitveranstaltung verwandelt hatte. Menschen aller Nationalitäten - Einheimische und Gastarbeiter hingen zusamen am Ufer ab, spielten Fussball auf der Wiese vor der Stadtverwaltung oder machten Rudeltänze - ich hätte das so locker und so durchmischt hier nicht erwartet.

Mit einem Wasserbus - einem der vielen kleinen, von altersschwachen Dieselmotörchen Geräusch- und Abgasintensiv angetriebenen Bötchen fuhren wir mit zehn anderen Menschen über den nächtlichen Creek ans andere Ufer. Macht ziemlichen Spass - man sollte nur nicht seinen Sicherheitsbeauftragten dabei haben, dann könnte es weniger schön sein - wir waren (fast) ohne Angst unterwegs und haben es genossen. Vielleicht machen wir es in den kommenden Tagen noch mal am Tage wo die Chance auf einen Zusammenstoß mit einem anderen Schiff viel größer ist...

Als wir ins Hotelzimmer zurück kamen konnten wir fest stellen das auch hier ein Geburtstagsbeauftragter unterwegs ist - man hatte einen Schokoladenkuchen im Zimmer ausgesetzt - wie lieb. Unser aktueller Zustand ließ uns dieses Präsent erst mal in den Kühlschrank schieben und ins Bett fallen.

So wie wir es sehen sollen...

15.2.

Es stand eine ganze Zeit drohend im Raum, heute sollte es so weit sein: wir kauften uns eine Karte für eine Big Bus Tour - einem von mehreren parallel konkurrierenden Unternehmen die versprechen das sie einem alle tollen Sachen der Stadt zeigen würden. Ein drei-Tage-Spaß versprach weiterhin freien Eintritt in vielerlei Attraktionen der Stadt. Über Kopfhörer kann man sich während der Fahrt in zehn Sprachen mit Informationen zu den Sehenswürdigkeiten füttern lassen.
Wir haben während des Tages die drei zur Verfügung stehenden Routen so kombiniert das wir quasi nach überall hin kommen.
Was soll ich sagen - man kommt tatsächlich überall hin, und das auf ganz besondere Art:
Recht zügig und schaukelnd wie ein Kamel mit Schwerpunktproblemen kann man sich auf dem Aussichtsdeck des Doppeldeckers den Wind, respektive den Dunst von Hunderten von Autos und LKWs ums Hirn wehen lassen.
Eine wirkliche Fotogelegenheit bietet sich vom Bus aus nicht. Da alle Fahrgäste oben sitzen schaukelt die Karre ordentlich und bevor man den richtigen Blickwinkel auf eine Aussicht hat steht da plötzlich eine Brücke, ein Rudel Palmen oder ne Plakatwand dazwischen und der Traum vom Foto ist vorbei.


So erhaschten wir kurze Blicke auf irrwitzige oder auch einfach nur glänzende Architektur, reichlich Strassenrampen und anmutige Baustellen in unterschiedlichen Stadien der Fertigstellung.
An entscheidenden Stellen könnte man auch aussteigen und Sehenswürdigkeiten besuchen. So wurden die wesentlichen Sehenswürdigkeiten abgearbeitet und man kam nicht vom rechten Kurs ab.
Wir haben uns auf der Palmeninsel das 'Lost Chambers' Aquarium angetan. Toll anzusehen und auch für optisch Minderbegabte leicht zu entdeckender Fischbesatz. Frei nach dem Motto: 'wenn nur genug im Becken drin sind können sie sich auch nicht mehr verstecken'.
Das Design der Räume war toll und auch die Aquarien waren super anzusehen. Ich kenne zu wenige Fische persönlich um einzuschätzen ob denen auf der anderen Seite der Scheibe das Spaß macht - die auf meiner Seite fandens toll.


Auf jeden Fall kann man so ganz gut einen Tag verbringen. Wir hätten für den Heimweg von der Palmeninsel mal besser die Metro nehmen sollen. Irgendwie hatten wir uns vom sicheren Sitzplatz im Bus täuschen lassen und sind voll in den Feierabend-Stau geraten. Massenparken auf dem Highway mit der Option auf Stickoxyd-Vergiftung - tolle Sache! Dauerte auch nur eineinhalb Stunden.
Da half dann auch die Dudelnusik und die sich Teletubby-artig wiederholenden Informationen aus dem Kopfhörer nicht mehr weiter. Ich habe den Tag übrigens gelernt das Datteln ein super Mitbringsel für die Lieben Daheim sind und wegen dem Steuersatz von null Prozent alle Leute gern hier sind und arbeiten und man speziell in den Malls an denen wir abgeladen wurden unglaublich günstige Schnäppchen machen kann. Als wir den Bus endlich verlassen konnten bluteten meine Ohren.

Diesen Abend beehrten wir einen Chinesen der in einem Hotel in unserer Nähe untergebracht war. Zur Begrüssung gab's erst mal einen Valentinstag-Schocker - anscheinend läst man die Herzchen-nd-Blumen-Deko hier gern mal so lange stehen bis sie sich von selbst kompostiert.

 

Chinesisch Essen heisst hier in der Gegend geschmacklich schon ma was ganz anderes als in Deutschland - ich denke, es handelt sich um eine lokale Spielart von 'Chinesischer Geschmack für Indien ;-)'

Wir konnten auch lernen wie hier in Dubai Prostitution funktioniert: Mann trifft sich mit der zukünftig kurzfritigen Dame des 'Herzens' in einem Restaurant in einem Hotel mit ordentlich Sternen (das aktuelle hatt fünf). Beide Parteien geben sich Mühe in einem nach Arbeitsessen aussehenden Gespräch zu demonstrieren wie begehrenswert sie sind ohne das sich das Umfeld unangenehm berührt vor kommt. Der Kandidat in dieser Situation machte einen tendentiell eher ausgehungerten Eindruck während die Kandidatin ohne Frage die deutlich bessere Präsentation her gab... Währen die Beiden sich handelseinig geworden hätte er in dem Hotel ein diskretes Zimmer für die beiden gemietet. Heute Abend fing er in bemüht freundlicher Lockerhait wieder heim und sie checkte noch kurz was sich in ihrem Handy so tut bevor sie nach irgendwo hin weg flatterte...

Die teuersten Datteln der Welt

14.02.

14.02
Heute ist Valentinstag - wer es nicht wusste hat es spätestens zum Frühstück bemerkt. Die Kellner ließen es sich nicht nehmen alle Damen im Speisesaal mit roten Rosen zu beschenken - auch wir blieben nicht verschont - also Eva.
...ach, die Romantik...

Heute: Bus fahren zum historischen Zentrum!

Im Bewusstsein totaler Kontrolle haben wir einen Bus bestiegen - um uns erst mal zu verfahren. Wir sind in einen indisch dominierten Bezirk ausgestiegen und machten den restlichen Weg zu Fuß. Man wartet auf die Busse zwar nur ca 10 Minuten aber die Distanzen sind aktuell erstaunlich kurz.
Am Creek angekommen haben wir das Dubai Museum besucht - mit drei Dirham Eintritt das bisher preisgünstigste Vergnügen. Das Museum kommt nach heutigen Maßstäben etwas altbacken daher, gibt aber einen sehr guten Überblick über die wirtschaftliche und kulturelle Entwicklung der Stadt.


Da ich die Berechtigungen für den Besuch des Burj Khalifa, des aktuell höchsten Turms der Welt, im Hotel hatte liegen lassen sind wir vom Museum aus zu Fuß zum Hotel zurück. Unser Weg führte uns durch ein von Indern und Pakistanis dominiertes Gebiet. Mit den Fotos dazu könnte ich auch behaupten ich hätte Bombay besucht...


Nach einer kurzen Pause im Hotel ging's dann mit der Metro zur Dubai Shopping Mail in die auch das Burj Khalifa integriert ist.
Die Mall und ihre Zugangssperre neigen zu dezenter Weitläufigkeit. Uns drohte die Zeit weg zu laufen um die unsere Ausdrucke gegen die Express-Tickets zu tauschen. Das Office bzw der Zugang zum Burj Khalifa liegt etwas versteckt im Kellergeschoss...


Endlich die Tickets in der Hand schleuste man uns in eine nobel eingerichtete Wartezone von der aus es zur Aussichtsplattform im 148. Stock gehen sollte. Wir bekamen Kaffee mit Kardamom und die wahrscheinlichst teuersten Datteln der Welt gereicht während uns ein Guide routiniert Wissenswertes zum Turm erzählte.

Warten darauf das es endlich los geht...


Lustig waren die Reaktionen unserer Mittäter auf den Kaffee - um es mal so zu sagen: sie kamen nicht unbedingt aus Kulturkreisen in denen Kaffee in unaufgehübschter Form getrunken wird...
Zehn Minuten dauerte die Einführung, dann wurden uns die Kaffeetassen geklaut. Unser Aufzug wartete - wir mussten Platz für einen Schwung neuer Höhensüchtiger machen.
So zog nicht zum letzten mal ein Trupp Premiumkarten-Inhaber an einer Wolke neidvoll blickender Normalkarten-Inhaber vorbei in den silberglänzenden Aufzug. Mit 18 Meter pro Sekunde ging's zur 124. Etage - damit niemand in die panischen Gesichter der anderen Mitfahrenden blicken müsste würde der Aufzug verdunkelt und Filme projezziert die uns mit der Wunderwelt des Burj Khalifa bezauberten. Dann ging's an neidvoll blickenden Normalsterblichen mit einem zweiten Aufzug hoch zur Premium-Plattform in die 148. Etage.
Diensteifrige Servicekräfte erwarteten uns mit Softdrinks, Datteln und Pralinen.
Von hier ab hatten wir freien Auslauf und durften so lange wie wir wollten aus den Festern und vom Aussenbereichder Aussichtsplattform (eigentlich auch hinter Glas) den Sonnenuntergang mit Blick auf Dubai Geniessen und Fotografieren.


Die Scheiben in der Höhe sind ziemlich scheckig und da die Fensterputzer drei Monate brauchen um ein mal alle Scheiben des Baus zu reinigen brauchten wir heute nicht auf Rettung hoffen. Wer sich also nicht nur in unterschiedlichsten Posen vor der Skyline ablichten lassen wollte sondern auch die Aussicht selbst mit nach Hause nehmen wollte müsste sich etwas Risikobereitschaft zeigen. Es gibt eine Lücke zwischen den Scheiben. Mit etwas Glück passen Objektiv oder Kamera da durch und die dreckigen Scheiben sind kein Problem mehr. Wieviele Fotoapparate, Handys in Tablets wohl aus fast ein Kilometer Höhe zu Boden segeln?
Aber was tut man nicht alles für eine irgendwie doch beeindruckende Aussicht?

Auch auf dem Weg nach untn stapften wir fröhlich an Menschen vorbei deren Blicke eigentlich hätten töten sollen - in einen nur für uns wartenden Aufzug. Grad eben macht Luxus Spaß...
Nach Sonnenuntergang gabs dann unten am Turm noch die Dubai-Fountain zu bestaunen - eine Wasserorgel modernster Machart - ich hab's für die Romantik-Begeisterten mal gefilmt...

Die Dubai Fountain tanzt zu arabischen Rhytmen - mal was Romantisches ;-) Dubai Fountain featuring a romantic water show


Nach so viel Romantik haben wir den Abend in einem pakistanischen Schnellimbiss bei uns um die Ecke ausklingen lassen. Das essen war toll und das Personal von Eva begeistert. Es gab so gut wie keinen Mitarbeiter in der Bude der sie nicht wenigstens ein mal gesehen haben wollte - ich sollte mir mal für den Fall der Fälle einen Preis für sie Überlegen und wie ich die Kamele wohl in den Koffer bekomme...

Vielfältige neue Freunde


13.02.
Heute ist alles unter Kontrolle - Evas Handy ist geladen und google läuft. Wir arbeiten hart daran in der für uns weitgehend uniform erscheinenden Architektur Orientierungspunkte zu finden um den Weg zur Metro zuverlässig zu schaffen.
Unser Weg führt uns zur Station Palm Dirah, wo der Fisch- und Gemüsemarkt bzw -Souk ist. Die Stimmung dort war enorm und Eva könnte feststellen das sie eine geradezu unwiderstehliche Wirkung auf Fischhändler hat.

Eva hat ein unwiderstehliche Wirkung auf Fischhändler...

Nach einem kleinen Obsteinkauf sollte es zum öffentlichen Strand gehen - aufgrund gewisser Orientierungslosigkeit nahmen wir uns ein Taxi. Der Fahrer meinte das der allernächste Strand geschlossen sei und gurkte mit und bis zum Bur al Arab, das für die nächsten Stunden unseren malerischen Hintergrund bilden sollte.
Dort mischen sich alle Nationalräten, gut bewacht von den Coastguatds.
Ein Spaß unter den Badegästen Ist die Fütterung der Möwen und Tauben so das man sich mit ihnen zusammen fotografieren kann. Heut findet diese Aktion direkt neben meinem Kopf statt.

Eine Begegnung mit Hendriks gefiederten Freunden am öffentlichen Strand von Dubai

Nach dem Strandbesuch suchten wir in der Nähe des Bur al Arab nach einer Bushaltestelle und wurden tatsächlich fündig. Ein Bus der uns auf seinem Weg zu einer metrostation bringen sollte ließ auch nicht lange auf sich warten.
Im Bus gilt - wie in der Metro auch - Geschlechtertrennung. In der vorderen Hälfte sind die Frauen. Hinten dürfen die Männer sitzen.

Damit ich nicht so allein bin hat sich Eva entschlossen die einzige Frau in der Männersektion zu sein.die Fahrt mit dem Bus war ne tolle Sache - nicht wegen der gefühlten zehn Kilometer Schönheitskliniken entlang der Küstenstraße sondern vor allem wegen der Wohnquartiere durch die wir gegondelt sind.

Wandgestaltung in einem Wohnviertel in Dubai

Hier offenbarte sich das nicht zur Repräsentation gebaute Dubai mit reizvollen Motiven und einem beruhigenden Eindruck von Normalität.
Bei der anschließenden Fahrt mit der Metro nutzte Eva schamlos die Geschlechtertrennung aus - im Frauenabteil ist es einfach nicht so drängelig und meist sogar ein Sitzplatz frei. Ganz anders in der Jungs-Sektion...
Die Entspannung im Whirlpool auf dem Hoteldach entwickelt sich so langsam zu einer dekadenten Gewohnheit.
Abendessen gab es heute beim libanesischen Libanesen um die Ecke und nach einem Einkauf hoch interessanter Fruchnektare in Dosen haben wir auf dem Dach den Tag verarbeitet, dieses Fruchzeugs durch probiert und beschlossen das wir das nie wieder kaufen brauchen...

Hier ist alles anders

12.02.17

Erfrischender Baustellenlärm beendete unsere viel zu kurze Nacht - was? Erst vier Uhr Morgens???
Nein, das Handy wähnte mich immer noch in Berlin und hatte sich nicht auf die lokale Zeit umgestellt. In Wirklichkeit war es schon kurz nach sieben und die Welt außerhalb unseres Zimmers war schon richtig in Schwung gekommen.
Sowas haben wir dann auch versucht.
Kurz nach acht konnte man uns gewaschen und angezogen am Frühstücksbuffet bewundern.
Wohl wegen des aus allen Nationalitäten gemischten Publikums kann man hier aus so ziemlich allem wählen was man in Dubai, Pakistan, Indien oder auch in Europa zum Frühstück essen kann. Mir hat’s ja besonders das warme Gemüse an getan das die Indische Sektion zu bieten hat. Und natürlich kann man auch indisch zubereiteten Tee bekommen - toll!
Schnell noch einen Touristenplan an der Rezeption gezockt und los gehts zu unserem ersten Ausflug in die Metropole.
Wie sich schon bald heraus stellen sollte kein wirklich einfacher Ausflug. Man hat sich hier darauf beschränkt die Straßen zu numerieren und unser Touristenplan war jetzt auch nicht das Gelbe vom Ei.
Wie Christoph Kolumbus, der für seine Amerika-Entdeckung auch nur eine schlecht gemalte Indienkarte zur Verfügung hatte stolperten wir mit einer groben Sehenswürdigkeitenkarte durch die Straßen auf der unser Stadtbezirk nicht drauf war.

Trotz dieser widrigen Umstände fanden wir eine Metrostation und bekamen es nach mehreren Versuchen sogar gebacken eine Karte zu kaufen und sie mit Geld aufzuladen.
Dann ging es in die Metro - wir hatten beschlossen mal die Strecke abzufahren - so viele Stationen hat es hier ja nicht... …stimmt so unheimlich viele Stationen sind es wirklich nicht - aber dafür liegen sie weit auseinander. ein gute Stunde lang bestaunten wir die weitläufig angelegte Architektur und die vielstspurige Autobahn parallel der Bahnstrecke. und die gelegentlich auch sehr phantasievoll zusammen gerotteten Hochhauskomplexe. Im Wesentlichen muss man sagen: Dubai ist eine wirklich lange Stadt - viel länger als breit, glaube ich.


Nach eine Stunde Gondelei waren wir in der Nähe der Dubai Marina und beschlossen auf eine Strecke umzusteigen die uns näher an die Küste bringt.
Hier waren sie dann - die pompös bis verspielt wirkenden Hochhäuser die in der Gegend standen als wären sie wie Pilze aus dem Boden geschossen. Innerhalb kürzester Zeit musste dieser Stadtbezirk entstanden sein - bzw. war dieser Stadtbezirk dabei zu entstehen. Zwischen gut bewohnten Türmen wurden im Rohbau befindliche Hochhäuser zusammen gezimmert und Fundamente für neue Komplexe ausgehoben. Teilweise waren auch schon im unteren Teil der Häuser Wohnungen bewohnt während oben drüber alles noch im Rohbau war..

Hier wird schon mal gewohnt während drum herum noch feste gebaut wird.


An dieser Stelle sollte ich auch etwas zu unserer Baustelle vor dem Hotel sagen - Es wird überall in der Stadt nach Kräften an Häusern gebaut und umgebaut - wer die Ruhe und Beschaulichkeit eines kleinen Urlaubsorts an de See erwartet wird hier nicht so wirklich Glück mit der Unterkunft haben. Das Geräusch dieser Stadt ist das allgegenwärtige Brummen der Klimaanlagen gepaart mit dem Geräusch von Pumpen, Generatoren, Kühlaggregaten und was man auch sonst immer mit einem Verbrennungsmotor - bevorzugt einem Diesel - betreiben kann. Hier ist Arbeit kein Geheimnis - jeder kann sie hören - und auch riechen. Der Bausektor boomt eben.


An der Marina gab es den bisher wohl teuersten Cappuccino meines Lebens und dann haben wir uns unter Tinnitusgefahr unseren Weg zum Strand gebahnt. Einmal ein bisschen die Küste entlang laufen und die Brise genießen. Eindeutig eine der schöneren Küsten - alles tipptopp mit glattem Sand, schönen Strandliegen und alles vor der Kulisse einer Wand aus Hochhäusern die ihren Bewohnern Meeresblick bietet.

Matina Beach an der Dubai Medina


Der Strand war übrigens auch lang - besonders weil sich nicht wirklich Gelegenheit bot entlang unserer Strecke mal eben wieder zwischen den Hochhäusern durch zu kommen. Es gab wenig begehbare Lücken und wenn, dann war genau da ein Hotel und man durfte nur als eingebuchter Gast da durch.
Allein unserer langjährigen Expeditionserfahrung ist es zu verdanken dan wir diesen Strand noch mal lebendig erlassen konnten und nach einer nochmals einstündigen Bahnfahrt auch wieder im Stadtteil unseres Hotels an kamen.
Nur noch ein bisschen in den namenlosen Straßen verlaufen und wir konnten uns aus unseren verschwitzten Sachen pellen. Abends hatten wir noch einen Termin im Zentrum für kulturelle Verständigung und wollten uns noch ein bisschen entspannen.
Auf dem Dach des Hotels gibt es einen kleinen Pool und Strandliegen. Da haben wir uns eine halbe Stunde in den Whirlpool gelegt - angewandte Dekadenz…
Die Idee, anschließend mit dem Taxi zu dem Zentrum zu fahren hat sich ein bisschen gerächt - in der Bestätigungsmail für die Veranstaltung war keine Adresse angegeben und unser Taxifahrer kannte das Zentrum nicht - tolle Wurst…
So konnte er uns nur grob in der Gegend abkippen und wir fragten uns lustig durch kreuz und quer durch die historische Architektur bis wir dann - gerade noch rechtzeitig - zu dem kulturellen Dinner mit Scheich und der Möglichkeit zu kritische Fragen zu stellen eintrafen.

Das Kulturelle Abendessen - hier während eines Erdbebens aufgenommen


Unser Scheich war leider indisponiert und ließ sich durch eine ‚Scheichin‘ vertreten die uns mit den Regeln der hiesigen Gastfreundschaft und dem Ablauf eines Essens vertraut machte und uns dann zu unseren kritischen Fragen befragte. Ich mach jetzt mal nen Bogen um die ganzen Details aber nach Ende des Abends hätte ich sofort nach Dubai übersiedeln können - so schön und plausibel hat sich das alles angehört.
Ich hoffe, ich bekomme zuhause noch die ganzen Argumente zusammen wenn mich mal einer danach fragt…
Da wir schon mal im historischen Kern der Stadt waren haben wir noch einen Spaziergang am Creek gemacht und sind in den Souk für Bekleidung, Stoffe und Tant geraten. Um ein Haar währe ich zum Beduinen mutiert…

 

 

Die Sache mit dem Trip nach Dubai

Heute geht es also los auf die für mich unzutreffenste Reise meines bisherigen Lebens. Ich fliege mit Eva nach Dubai. Es ist weniger der Umstand das ich mit Eva reise als das Reiseziel an sich.
Von selbst währe ich nie auf die Idee gekommen da hin zu fahren. Das ich jetzt in einem A-380 sitze und den Vereinigte Arabischen Emiraten entgegen schwebe hat mir, bzw. uns Evas Vater eingebrockt.

Auf dem Flug nach Düsseldorf...


Er hatte für Eva und sich, wie er es immer nannte,  eine Luxus-Reise gebucht. Als er das tat war er bereits vom Lungenkrebs angezählt - leider hatte er den Zeitpunkt der Reise so spät gewählt das er bereits vor drei Monaten seine letzte Reise antrat.
Eva hatte sich zu seinen Lebzeiten gegen die Reise gestäubt - als es aber daran ging sie aufzukündigen kam in ihr das Gefühl auf das sie eine Verpflichtung hätte auch ohne ihn zu fahren. Quasi an seiner Stelle das zu erleben was ihm nicht vergönnt war.

Machs gut. kleiner Koffer


Tja, und dann gab es noch den freien Platz bei dieser zwei-Personen-Veranstaltung. Jetzt bin ich also Evas Vater und fliege für eine Woche an einen Ort wo das Licht für Fotografie feindlich hell ist und wo man viele Dinge nicht fotografieren sollte - es sei denn, man hofft auf eine Urlaubsverlängerung mit SM-Komponente…

So sieht Reisefreude aus


Es verspricht also spannend zu werden - ich habe mich für diesen Trip für einen ‚Fallback‘ entschieden und die Film-fressenden Begleiter eingepackt. Die Gelegenheit für das eine oder andere Sandkorn zu einer tragenden Rolle bei einer Kamerasäuberung zu kommen, aber auch der Grund weswegen viele Zeugnisse dieser Reise erst nach meiner Heimkunft, Entwicklung und Scan der Filmstreifen hier Eingang finden können.
Vielleicht ein Grund für den Einen oder Anderen hier noch ein zweites mal vorbei zu Schauen.

Nach einem wahrlich luxoriösen Flug von sechs Stunden landete der Flieger gegen halb ein Uhr Morgens Ortszeit in Dubai international Airport. Der Pilot ließ es sich nicht nehmen nach dem Kontakt mit der Landebahn im Zickzack zu bremsen - echter Nervenkitzel nach jeder Menge Entertainment und Stewardessenbespassung.

Ich habe Wall-E für mich entdeckt

Noch eine Kleingkeit in einem recht weitläufigen Flugplatz verlaufen und eine zügige Taxifahrt zum Hotel - jetzt liege ich auf einem Bettchen in einem klimatisierten Zimmer - draußen ist es so warm das ich mich erst mal von meiner Jacke getrennt habe...

 

 

Dinge die ohne linke Hand nicht ganz so gut gehen

Tja, wie's der Zufall so wollte ist vor einem Monat in meinem Atelier die Leiter unter mir zusammen gebrochen - vermutlich fand sie mich zu fett...

Der Sturz aus knapp 3 Meter Höhe bot mir die Möglichkeit mir den linken Unterarm zu brechen. Mein Bekanntenkreis bedauert es sehr das ich statt eines kleidsamen Gipses auf dem jeder unterschreiben kann eine Platte an den gebrochenen Knochen gesetzt bekam.

Deko die keiner sieht - die Platte in meinem linken Unterarm

Leider bin ich trotz der Operation aktuell nicht gut einsetzbar und daher musste auch die diesjährige Fotosafari durch Deutschlands Osten (dieses mal die untere Hälfte) komplett flach fallen - ich kann mit der Hand wohlwollend eine Tasse Kaffee halten aber Fahrrad fahren geht so gar nicht.

So verbringe ich jetzt mehr Zeit beim Pysiotherapeuten und mache albern anzusehende Bewegungsübungen mit meiner Hand...

14.08.2015 - Isenbüttel - Hannover - Minden: 125 Kilometer

Der schattige Baum unter dem ich gestern Abend mein Zelt aufschlug ist auch der Schlafplatz vieler sehr großer Vögel die eine recht agile Verdauung haben. Dementsprechend sah das Zelt und die darauf zum Trocknen ausgelegte Wäsche auch aus. Das Zelt habe ich mit viel Wasser vor dem Zusammenpacken abgewaschen. Der Wäsche ist mit herkömmlichem Handbetrieb nicht mehr zu helfen. In der Nacht war der eine oder andere Regenschauen nieder gegangen, am Zustand meines Zeltes gemessen aber wohl nicht der Rede wert. Für heute ist uns viel Hitze und Sonne versprochen und zur Nacht der große Showdown mit einer ordentlichen Gewitterfront. Es macht nicht den Eindruck als wenn ich dem aus dem Weg gehen könnte denn meine Reichweite pro Tag führt mich auf dem Heimweg auf jeden Fall in die Schlechtwetterzone. Mir hat das heiße Wetter der letzten Tage ein bisschen zu schaffen gemacht. Die Kopfschmerzen von gestern Abend sind Inder Nacht zwar vergangen aber eigentlich sollte ich mal nen Tag Pause machen. Nun ist es aber so das ich Montag von meinen Kollegen erwartet werde. Also habe ich die Wahl zwischen zwei Tage noch mal so richtig ran klotzen und dann den Sonntag groggy erleben oder es etwas gesetzter anzugehen. Lösung zwei wurde es dann: ich fahre heute über ganz normale Strassen und Radwege nach Minden und nehme ab dort der RegionalExpress nach Oberhausen. Da muss ich bis Dortmund nicht umsteigen. Durch kleine Bauerndörfer über Radwege und Alleen fahre ich durch eine Gegend die sich äußerlich nicht vom ehemaligen Osten unterscheidet. Kurz vor Hannover treffe ich noch mal auf den Mittellandkanal - dort ist die Hindenburg-Schleuse. Na, dann habe ich ja doch auf den letzten Drücker nich ein Wasserbauwerk zu sehen bekommen. Ich fahre noch weiter bis Minden wo ich meinen Zug rechtzeitig erreiche. Wieder in der Stadt machen ich und meine kleine Spedition noch einen Abstecher ins Fink bevor ich meine Sachen in die Wohnung schaffe und zur Abwechslung mal in meinem eigenen Bett schlafe...

Von meiner IBM 72 gesendet

13.08.2015 - Kilometer - Wolfsburg - Isenbüttel: 100 Kilometer

Wild Campen auf dem Damm des Mittellandkanals hat, zumindest bei Ersttätern, so seine Qualitäten. Gestern Abend hatte ich nach dem Aufbau des Zelts ein paar Momente wo ich dachte das gleich die Polizei kommt und ich einpacken darf. Insgesamt drei Radfahrer haben über den Damm auf mein Zelt zu gehalten und sind in dem Moment wo sie mich sahen schlagartig umgekehrt und hastig weg geradelt. Passiert ist in der Nacht zum Glück nichts. In der Nacht ist ein mal ein Auto langsam am Zelt vorbei gerollt - außer das ich von dem Geräusch wach würde ist aber nichts gewesen. Als ich heute morgen meine Sachen einpackte ist die Wasserschutzpolizei gelangweilt an meinem Zeltplatz vorbei getuckert - ich muss wohl damit leben das ich nicht von Interesse bin. Der Radweg entlang des Mittellandkanals hat so seine speziellen Qualitäten. Er ist fast durchgängig geschottert und lässt sich ganz gut fahren - in der Hauptsache ist er eben. Aber eben nur wenn man ihn auch findet. Die Wege die den Mittellandkanal begleiten sind teilweise nur auf einer Seite angelegt und haben immer wieder Unterbrechungen wenn Betriebe direkten Zugang zum Kanal brauchen. So steht man immer wieder unvermittelt vor dem Problem die Fortsetzung des Wegs zu finden ohne das man so recht weiß, wie. Entlang des Kanals wimmelt es nur so von possierlichen Informationstafeln die herausstellen wie sehr man den Biotopenschutz beachtet und was es in der Gegend für tolle Tiere gibt. Es gibt auch immer wieder Fahrradständer die, wie es scheint, ohne Sinn in die Gegend gepflanzt wurden. Aber Wegweiser die einem bedeuten wo es weitergeht und wie man da hin kommt, nein die gibt es nicht. So trifft man auf dem Radweg am Mittellandkanal viel Radfahrer mit unsicheren Gesichtern und kann meist auch nicht viel zur Lösung beitragen. Vielleicht sollte ich sagen das ich trotz der Widrigkeiten Wolfsburg erreicht habe. Leider darf man mit dem Rad nicht in die Autostadt - nun, wenn ich nicht darf dann will ich auch nicht. Mein Eindruck vom Durchfahren: Wolfsburg hängt von Volkswagen in einem Maß ab wie es Bochum von Opel nie getan hat. Ich verließ die Stadt entlang des Kanals (habe den Radweg natürlich noch ein mal verloren) und versuchte hinter der Stadt einen Campingplatz zu finden. Leider sind entlang des Kanalradwegs keinerlei touristische Hinweise angebracht - er ist halt nicht wirklich als Radweg gedacht. Ich habe letztlich ein Pärchen auf einer Bank gefragt das mir den rettenden Tipp mit dem Campingplatz am Tankumsee in Isenbüttel gab. Dafür müsste ich ein Stückchen den Elbe-Seitenkanal entlang, habe dort aber schnell und unkompliziert ein Plätzchen für mich und meine vom Schotter am Mitzellandkanal völlig ergraute Ausrüstung gefunden.

Von meiner IBM 72 gesendet