BLOG Müller unterwegs

Hallo!
In diesem Blog werde ich von meinen Reiseaktivitäten berichten. Fast alle meine Reisen mache ich mit dem Rad. Wer wissen möchte was Müller in seiner Abwesenheit so erlebt, sollte hier immer mal wieder vorbei schauen.

Hallo!
in this blog I will write about my traveling activities. I am doing most of my journeys by bicycle. Maybe you want to be up to date, knowing what Müller is doing when not at home. So this is the right address to be up to date...

St. Andrews -> Tentsmuir Point -> Sayport -> Dundee

Der Campingplatz kurz von Dundee entpuppte sich als ein bisschen
zugig. Ein kontinuierlicher Wind vom Meer schnappte sich alles was er
kriegen konnte um es in eine entfernte Ecke des Platzes zu wehen. Sein
erstes Opfer sollte das Pop-Up-Zelt sein, das, kaum das es stand, auch
gleich über den Platz rollte. Ganz ohne Heringe geht es also doch nicht. Als Frühstück haben sich inzwischen Oatcakes etabliert - diese Kekse
sind gut zu transportieren, schmecken neutral und machen schnell satt
- dazu gab es heute morgen eine Tütensuppe.

Dann packte ich meine Sachen zusammen und liess mich den Berg nach St.
Andrews herunterrollen. Wahrscheinlich war es eine gute Entscheidung,
gestern Abend nicht erst in dem Ort nach einer Unterbringung zu
suchen. Das ist hier schon ordentlich touristisch. Der Ort verfügt über eine als Ruine vorhandene Kathedrale die eine
wichtige Rolle bei der Christianisierung Schottlands hatte und einen
schönen Hafen. Außerdem ist er Universitätsstadt und so wie es
aussieht das Epizentrum des Golf-Sports in Schottland. Entlang des
Strands erstreckt sich ein Golfplatz gigantischer Ausmaße.

Den umrundete ich von der Landseite her mit dem Rad und folgt der
Landschaft entlang der Küste nach Tentsmuir Point, einem
Naturschutzgebiet mit Bewaldung bis ans Meer auf einer riesigen Dünung
und einem endlos langen, flachen Sandstrand. Gerade dieser Wald hat
schon etwas urzeitliches, zwischen lichtem Baumbestand (meist Fichten)
wächst ein dichter Teppich aus grossen Farnen und Schachtelhalmen.

Der Weg führt durch diesen Wald zum Firth of Tay und folgt dessen Ufer
zur rücke hinüber nach Dundee. Auf dem Weg dahin hatten sich
wohlmeinende Menschen ein paar nette Barrieren einfallen lassen damit
auch ja keine Autos, Motorräder - und vor allem keine Liegeräder auf
dem Radweg fahren können. Eine der Barrieren war so gut gebaut das ich
mein gesamtes Gepäck abnehmen musste um dann das Rad hindurch zu
bugsieren.

Der Weg zur Brücke führt durch ein etwas einsam wirkendes Wohngebiet
und ein Industriegebiet auf verschlungenen Wegen zum Fussgänger- und
Fahrradübergang in der Mitte der Brücke. Selbstmörder haben es hier
etwas schwer sich ins Meer zu stürzen ohne vorher überfahren zu
werden. Auch wenn das ganze Bauwerk den Charme der einfachen
Zweckarchitektur der achtziger atmet, so hat der Überweg in der Mitt
schon was Tolles. Außerdem ist die Brücke nach Dundee hin konstant
abschüssig. Ich konnte mich bequem rollen lassen. Über dem Meeresarm
zog sch derweil der Himmel immer mehr zu und es kühlte auch zusehends
ab. Auf der Seite von Dundee verlässt man als Radfahrer die Brücke
über einen automatischen Lift in dem die nette Computerstimme mit
einen süßen schottischen Akzent die Türbewegungen und die Etagen
ansagt - warum gibt's so was nicht daheim?

Als ich aus dem Aufzug raus kam goss es in Strömen - irgendwas macht
dieser Lift am Wetter. Eigentlich wollte ich ja noch weiter, habe mich
dann aber zum Überlegen kurzfristig in einer Fisch'n Chips-Bude
eingenistet. Das mit dem Regten wurde alles nicht besser - auf dem Weg
in die Stadt bin ich an einem B&B vorbei gekommen, dem Aabalree Guest
House. Als ich dort auf Verdacht schellte stellte sich heraus das ich
Glück hatte - sie hatten noch ein Einzelzimmer frei und dann noch zum
Sensationskurs von 26 Pfund. Man hat mir beim Abtakeln meines Rades
geholfen, das Rad durfte über Nacht im Hausflur stehen damit es nicht
weg kommt und die Gepäckteile die ich nicht auf dem Zimmer benötigte
durften hinter der Kellertür auf mich warten - toll!

Bei dem Sensationspreis durfte ich nun mit allem rechnen - aber ich
konnte ja froh sein das ich ohne große Recherche gleich ein Plätzchen
gefunden hatte. Das Zimmer war einfach aber freundlich eingerichtet.
Das Haus selbst musste früher mal ein Hotel gewesen sein - das könnte
aber gut 100 Jahre her sein. Jetzt jedenfalls sind die Sanitären
Anlagen modernisiert oder neu eingebaut und die Zimmer haben auch eine
Modernisierung erfahren. Die Betreiber hatten es für nötig gehalten
alle Dinge, so gut es geht, gegen Mitnahme zu sichern. Anscheinend
logierte ich in der Gegend Dundees wo man alles anschrauben muss damit
es nicht weg kommt - beim Verlassen des Hauses fordert einen auch ein
Schild auf das man unbedingt darauf achten soll das die Haustür auch
ins Schloss fällt wenn man draußen ist. Dafür liegt es aber schön
zentral - wenn man bei der Wetterlage davon sprechen konnte. Ich hatte
mir vor genommen eine kleine Erkundungstour durch das Zentrum zu
machen, was bei dem ordentlich strömenden Regen eine Blödsinnsidee war
- ich strandete letztlich in einer Kaffeebar mit WLAN, wo ich meine
emails verschicken konnte und nach einem Milchkaffee mit einem mal
unglaublich müde wurde - ich hätte es eigentlich anders erwartet und
strebte wieder meinem B&B entgegen um eine Runde zu pennen - fast
währe ich unterwegs eingeschlafen...

Ich war fest entschlossen, wenn ich jetzt schon an einem Samstag Abend
in einer schottischen Metropole wie Dundee fest sitze, das ich dann
wenigstens auch ein bisschen ausgehen sollte. Also hatte ich mir den
Wecker auf 21:00 gestellt und trabte nach einem Besuch der Dusch noch
mal in den Regen hinaus. Es verschlug mich in einen Laden namens
Klozet, in dem ich um 22:00 in einen entschlossene Partystimmung
hinein geriet. Zwei Wochen ohne leute Musik auf den Ohren bescherten
mir erst mal einen Kulturschock - ich hatte ganz vergessen wie laut es
in einem Club sein kann. Das Publikum des Ladens war - wie die
Thekenmannschaft selbst - zum Feiern fest entschlossen. Der Schote an
sich scheint ein großer Karaokefan zu ein, denn es drängte alle
Beteiligten wiederholt zu den Mikrofonen. Es fiel mir ein bisschen
schwer auszumachen wer hier arbeitet und wer Gast ist. Ich selbst
wollte nicht singen - da währe wahrscheinlich auch geschäftsschädigend
gewesen. Das Publikum war locker und aus allen Altersklassen und Geschlechtern
gemischt - man war wegen der Ankündigung einer Bühnenschow, der
'Sister of Tutu' gekommen, die sich dann als eine hockkarätige Ein- Transe-Travestishow entpuppte. Das Publikum wurde anarchisch in die
Show mit einbezogen und war willig sich in die Nummer hinein ziehen zu
lassen. Es war ein ziemlicher Spaß bis ich dann um ein Uhr in mein
mBett im B&B fiel.